Kreative Artikel zum Thema Sticken

Kreativ sticken – Stickmuster für Spezialeffekt-Stickfolie anpassen

Als ich die Stickserie „The Imaginary Menagerie II“  bei OESD gesehen habe, insbesondere die Schere und die Bananen, hatte ich eine kreative Explosion im Kopf. Ich sammle Scheren (und besitze bereits 168 Stück!). Die ultra-coole Schere musste also definitiv her! Alle anderen Motive in der Serie sind wunderschön, aber die Bananen sind der absolute Hit!

Die Stickmuster sind perfekt, wie sie sind, aber ich bin ein Spielkind und möchte immer was anderes oder mehr mit einem Muster machen. Ich wollte unbedingt die coole Banane mit Stickfolie als Spezialeffekt auf ein Jersey-Shirt sticken. Ich musste das Stickmuster also auf meinem Bedarf anpassen.

Die Schere habe ich mir ebenso für Stickfolie angepasst und auf ein T-Shirt gestickt.

Darf ich Stickmuster nach Bedarf anpassen?

Das ist eine ewige Diskussion bei den Stickmusterherstellern und in den Sozialen Medien. Viele Solo-Designer erlauben gar keine Änderung an der Stickdatei. Generell wird keine Änderung in den AGBs erlaubt, weil viele Kunden wenig Ahnung haben, was man ändern kann und muss; diese erzielen dann schlechte Resultate und bewerten den Designer schlecht. Das ist für kleine Firmen schädlich und sehr aufwändig zu handhaben.

Wenn also in den AGBs steht, dass man nichts ändern darf, bitte zunächst beim Designer nachfragen und anständig sein und misslungene Ergebnisse nicht auf den Designer schieben!

Grössere Firmen wie OESD liefern oft die A-Grad-Rohdaten im ART- und EMB-Format und erlauben jegliche Änderungen ohne Anfrage. Hier gilt es natürlich aber auch, dass man es sich selbst zuzuschreiben hat, wenn man selber nach Änderungen etwas „vermasselt“ hat. Es versteht sich auch von selbst, dass man Kombinationen, die man aus mehreren Dateien erstellt hat, nicht als eigene Muster ausgeben darf.

Warum Stickmuster anpassen?

Ihr habt ein tolles Stickmuster gekauft, dieses ist aber einen Tick zu gross oder zu klein für das Projekt? Das Muster ist relativ dicht, Ihr möchtet es aber gerne auf Jersey oder Kunstleder sticken? Ihr liebt das Muster und möchtet es gerne auch mit Spezialeffekt-Stickfolie (Mylar) für einen extra Glitzereffekt sticken? Das Muster würde supercool mit dem dicken Garn zum Aufbürsten (Lana von Madeira oder Filaine von Sulky) aussehen?

In allen diesen Fällen würde man ein Muster anpassen wollen. Natürlich muss man sich hier ein wenig auskennen. Wenn Ihr mutig seid, probiert einfach ein wenig aus! Wusstet Ihr, dass viele Änderungen, zum Beispiel der Stichdichte, bereits an der BERNINA Stickmaschine vorgenommen werden können? Wo ist Euer Handbuch? Zwinker.

Grad-A-Stickmuster nach Bedarf anpassen

Was ich an den qualitativ hochwertigen Dateien von OESD sehr mag ist, dass man dabei oft eine ART- und EMB-Datei bekommt. Das ist die Grad-A-Rohdatei mit allen Vektorinformationen drin.

Somit kann man in der Sticksoftware jeden Stich nach Belieben anpassen und ändern. Dies bedeutet, dass ich die Sticharten und Sticheigenschaften passend zum Projekt ohne Qualitätsverlust anpassen kann. Wenn ich also ein Motiv auf ein spezielles Material sticken möchte, kann ich die Stichdichten und Stickunterlagen anpassen, damit mein Muster auf dem gewählten Material absolut perfekt ausstickt. Das gleiche gilt, wenn ich das Motiv mit dicken oder sehr dünnen Garnen sticken möchte. Ein weiterer Vorteil einer Grad-A-Stickdatei ist, dass man das Muster um mehr als 20% verkleinern oder vergrössern kann. Ich kenne kaum einen anderen Stickmusteranbieter neben OESD, der die Rohdateien beim Kauf mitgibt!

Stickmuster für Spezialeffekt-Stickfolie anpassen

Spezialeffekt-Stickfolie ist eine spezielle Polyesterfolie mit Chamäleon-Effekt.

Muster, die mit dieser Folie gestickt werden, müssen eine geringere Dichte haben und idealerweise auch keine Unterlagstiche. Die Stickmuster, die mit dieser Folie gestickt werden, sehen so aus, als ob man mit Metallicgarnen gestickt hätte. Die Folie ist natürlich waschbar und kann auf Konfektionsartikeln benutzt werden.

So geht es:

Ich öffne die ART-Datei in der BERNINA Sticksoftware 9 (hier die Banane) und schaue mir die Sticheigenschaften an. Es sind drei Flächen mit Steppstich. Diese möchte ich für das Sticken mit Stickfolie ändern. Hierbei gehe ich davon aus, dass Ihr die Grundlagen der Sticksoftware beherrscht. Wenn Ihr ein Anfänger seid, schafft Ihr solche Änderungen auch, müsst aber bestimmt in den Menüs länger suchen. Wie immer empfehle ich sehr, Sticksoftwarekurse zu besuchen. Mittlerweile gibt es bei BERNINA auch tolle Kurse online – schaut mal hier im Creative Center rein.

Image of BERNINA Sticksoftware 9.

BERNINA Sticksoftware 9

BERNINA Sticksoftware 9 in zwei Versionen erhältlich ✓ DesignerPlus bietet umfangreiche, neue Stickfunktionen ✓ Creator enthält alle wichtigen Basis-Werkzeuge ✓ Per Upgrade von Creator auf DesignerPlus wechseln ✓ Zahlreiche neue Funktionen ✓ Mit WiFi-Funktionalität ✓

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Ich möchte hier bei Sequenzen 1 bis 3 Stickfolie unterlegen. Die letzte Sequenz (Umrandung) lasse ich, wie sie ist. Die Objekte haben die Dichte 0,45, was Standard für Vollstickmuster mit Tatami-Stich ist.

Damit die Folie durchscheinen kann, muss die Dichte signifikant reduziert werden. Ich setze die Dichte bei den Objekten 1 bis 3 auf 0,90. Das kann in einem Schritt oder einzeln erfolgen. Ich wähle alle drei Sequenzen an und setze die Änderung in einem Schritt um.

Die Software kalkuliert die Stiche um. Jetzt kann man die Unterlagestiche sehen, was unschön ist und weshalb diese ausgeschaltet werden sollten. Sequenzen 1 bis 3 sind angewählt, dann klicke ich auf “Effekte”.

Unter Effekte > Unterlage schalte ich die Unterlagen aus und klicke auf „Anwenden“.

Die Stiche sehen jetzt ein wenig komisch aus, weshalb ich noch die Kantentransportstiche dazu schalten werde.

Dazu sind Sequenzen 1 bis 3 sind angewählt. Unter Effekte > Andere > Kantentransportstiche schalte ich die Kantentransportstiche einfach dazu und klicke auf „Anwenden“.

Jetzt sehen die Stiche schön glatt aus.

An sich bin ich fertig und kann das Muster jetzt mit Stickfolie sticken. In der Stickansicht kann ich allerdings sehen, dass in der zweiten Sequenz (Punkte) einige Linien zu sehen sind und die digitalisierten Verbindungsstiche durch die Reduzierung der Stichdichte sichtbar sind.

Die Verbindungslinien lösche ich einfach. Bei einer normalen Stichdichte sind diese Verbindungstiche super, weil sie die Fadenschnitte reduzieren. Weil die Folgesequenz im Original auch eine normale Dichte hat, werden diese Stiche abgedeckt. Bei der reduzierten Dichte für die Stickfolie werden diese Stiche sichtbar sein, v.a. weil sie teilweise quer zu den Steppstichen in Sequenz 3 verlaufen. Dies bedeutet, dass es durch das Löschen der Verbindungstiche einige extra Fadenschnitte geben wird. Da das hier gewollt ist, ist das ok so.

Diese Stiche kann ich einzeln anklicken und löschen – oder viel schneller arbeiten und die „Objekte anzeigen“-Ansicht im Farbfilm öffnen und alle Stiche mit gedrückter STRG/CTRL-Taste anwählen und mit einem Klick löschen.

Hier sehen wir keine Verbindungsstiche mehr und können das Muster jetzt mit der Spezialeffektstickfolie sticken. Speichert das Muster unter anderem Namen ab, damit das Original nicht verloren geht!

In diesem Video könnt Ihr zusätzlich mitverfolgen, wie ich die hier beschriebenen Änderungen in der Software vorgenommen habe:

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Muster mit Spezialeffektstickfolie sticken

Ich habe mir für mein Shirt zu der Banane einen lustigen Trapunto-Schriftzug digitalisiert. Es ist schwer, den Glitzer zu fotografieren, aber mein Shirt ist ein echter Hingucker.

Da ich dabei keine Fotos gemacht habe, werde ich Euch hier das Sticken des Musters anhand eines Patches zeigen. Wie man Patches erstellt könnt Ihr hier (Klick) nachlesen.

Statt auf SUM-Material oder auf Stickfilz zu sticken, habe ich hier auf Spinnvlies 50 gestickt. So kann ich einen sehr weichen Patch komplett ohne andersfarbigen Rand erstellen, denn die kleinen Ränder vom Spinnvlies kann ich zusätzlich mit einem Textil-Filzstift anmalen, womit der Rand absolut unsichtbar bleibt.

So geht es:

Grundmaterial (hier Spinnvlies 50) einspannen und Spezialeffektstickfolie auflegen. Wenn Ihr direkt auf ein T-Shirt stickt, bleiben die Schritte gleich. Folie gegebenenfalls mit einem Heftstich sichern.

Alle Farben einfach sticken.

Spezialeffekt-Stickfolie abreissen. Bei einem Shirt seid Ihr jetzt fertig! Ich arbeite aber einen Patch.

Projekt aus dem Rahmen nehmen und zwei Lagen BSN-Folie auf der Rückseite aufbügeln.

Motiv mit einer sehr kleinen Zugabe ausschneiden und die gegebenenfalls sichtbaren Ränder mit einem Textilmarker anmalen. Textilmarker sind nach einer Bügelfixierung waschbar.

Der Patch kann jetzt überall aufgebügelt werden.Hier könnt Ihr sehen, dass mein Patch keinen sichtbaren Rand hat. Es ist also fast wie FSL (Free Standing Lace) ohne eine FSL-Datei. Finde ich super cool!

Hier habe ich eine andere Banane aus der Stickserie genauso gestickt und auf einer Jeansjacke aufgebügelt.

Hier habe ich das Muster von 15 x 16,5 cm auf 7 x 8 cm verkleinert und ebenso als Patch gestickt. Die Ergebnisse sind perfekt! Weil ich die Rohdatei der Banane hatte, hat die Software die neuen Stiche absolut perfekt neu kalkuliert und die Qualität hat sich nicht verändert. Bei einer konvertierten Datei (EXP, PES, VIP etc.) kann man in der Regel nicht mehr als 20% vergrössern oder verkleinern. Toll, oder?

Ich wünsche Dir viel Spass beim Spielen!

Kasia

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschritten
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: BERNINA Sticksoftware, BSN Folie, Spezialeffekt Stickfolie, Spinnvlies 50, Stickgarne
Verwendete Produkte:
BERNINA 700
BERNINA 700
BERNINA Sticksoftware 9
BERNINA Sticksoftware 9

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