Zur Zeit ist meine Nähzeit knapp bemessen – zum Glück gibt es auch Quiltprojekte, die sich etwas schneller umsetzen lassen. Daher möchte ich Euch heute die Nähanleitung für einen “schnellen Babyquilt” vorstellen, der sich an einem Tag nähen und quilten lässt, denn in diesen Zeiten brauche ich ein schnelles Erfolgserlebnis!
Das Material für einen schnellen Babyquilt
Der Babyquilt wird aus Stoffstreifen genäht:
- Die Anzahl der Streifen beeinflusst die Länge des Babyquilts.
- Die Stoffbreite, aus der die Streifen geschnitten sind, bestimmt die Breite des Quiltes.
Ich möchte Euch hier vorrangig die Nähweise für einen solchen Babyquilt vorstellen, daher könnt Ihr in Eurem Stoffvorrat stöbern, was sich dort findet.
Meinen Babyquilt hier habe ich aus 8 Stoffstreifen genäht: sie sind 15 cm breit und sind 150 cm lang.
Das ergibt einen Babyquilt von ca. 110 x 110 cm.
Wenn Ihr “normale” Patchworkstoffe mit einer Breite von 44″ / 110 cm nehmt, wird der Babyquilt entsprechend schmäler, ca. 95 cm breit. Idealerweise verwendet Ihr eine gerade Anzahl von Streifen, also 6, 8, 10 oder 12 Streifen.
Ansonsten benötigt Ihr:
- Rückseitenstoff entsprechend der Größe Eures Babyquilts
- Vlies (Batting) – ich habe hier das 277 Cotton von Vlieseline verwendet, da es beim Quilten eine schöne Textur ergibt und nur 150 breit liegt – ausreichend für meine Quiltgröße.
- Stoff für die Einfassung / das Binding
Vorbereitungen für den Babyquilt
Als erstes messt die Breite Eurer Streifen aus. Bei mir sind es 15 cm. Evtl. habt Ihr eine Streifenrolle in Eurem Vorrat, die 5″ breit ist – es funktioniert mit allen Breiten, Ihr müsst nur wissen, wie breit Eure Streifen seid. Messt diese also aus.
Als zweites: putzt und ölt Eure Nähmaschine, tauscht evtl. die Nähnadel. Eure Maschine wird es Euch danken!
Richtet Eure Maschine folgendermaßen ein:
- Geradstich, kleine Stichlänge (1,8mm)
- Geradstichplatte (wer hat)
- Einfädeln eines zum Stoff passenden Garns, ich nehme gerne das Mettler Silk Finish Cotton 50 in einem “neutralen” Grau
- Patchworkfuss # 97 oder Rücktransportfuss mit transparenter Sohle # 34 – wichtig ist, dass Ihr IMMER denselben Nähfuss und damit IMMER dieselbe Nahtzugabe beim Zusammennähen des Quilttops verwendet
Das Zusammennähen der Streifen für den Babyquilt
Und nun starten wir mit dem Nähen:
In einem ersten Schritt werden die Streifen rechts auf rechts an der langen Seite zu einem großen Streifentop zusammengenäht. Dazu sortiert Ihr die Streifen in der von Euch gewünschten Anordnung.
Ich wollte zwischen den Streifen keine zu harten Farbübergänge. Daher habe ich die Streifen farblich nicht bunt gewürfelt, sondern auf sanfte Übergänge geachtet. Der erste und der letzte Streifen des Streifentops sollten auch in dieses Schema passen – hier bei mir grau und altrosa.
Bei diesem Projekt ist prinzipiell die Nahtzugabe frei wählbar. Wichtig ist nur, dass Ihr für das Zusammennähen des Tops IMMER denselben Nähfuss und IMMER dieselbe Nahtzugabe nehmt.
Näht die Streifen mit dem gewählten kleinen Stich an der langen Seite zusammen, bis alle Streifen zusammengenäht sind. Bei mir sind es diese acht Streifen in sanften Farbübergängen.
Im nächsten Schritt näht Ihr den ersten Streifen an der langen Seite an den letzten Streifen an, so dass sich eine Art Tunnel / Ring ergibt. Ich nähe also den grauen Streifen und den altrosa Streifen an der langen Seite zusammen.
Ich habe versucht, diesen Ring auf dem folgenden Bild abzubilden.
Nun wird noch gebügelt:
Zuerst bügelt Ihr die Nähte ein, d.h., mit dem Bügeleisen wird über die Naht gebügelt.
Im zweiten Bügelschritt werden die Nahtzugaben zusammen auf eine Seite gebügelt, immer abwechselnd nach oben und unten:
Auseinanderschneiden des Streifentops für den Babyquilt
Der nächste Schritt erfordert gute Vorbereitung und etwas Mut: wir schneiden in vertikaler Richtung Streifen. Dazu legt Ihr Euren Stofftunnel flach gelegt vor Euch hin. Die langen Stoffstreifen liegen aufeinander, die eben genähten langen Nähte liegen parallel aufeinander. Die Webkanten zeigen bei mir als Rechtshänder nach rechts.
Nun wird mit einem langen Lineal und dem Rollschneider die rechte Seite begradigt. Achtet darauf, dass die Schnittlinie im rechten Winkel zu den bisherigen Nähten liegt und wirklich alle Webkanten auf dieser Seite abgeschnitten sind.
Nun dreht die Schneidematte / das Streifentop, so dass Ihr waagrecht schneiden könnt.
Nun werden Streifen über die komplette Tunnelbreite abgeschnitten. Die Streifenbreite ist dieselbe, wie auch Eure ursprünglichen Streifen hatten, bei mir also 15 cm:
So schneidet Ihr das komplette bisherige Streifentop zu solche Streifen:
Evtl. ist es nötig. dass Ihr zwischendurch die Schneidelinie wieder begradigt, d.h. in einen korrekten 90 Grad Winkel bringt. Achtet unbedingt darauf, dass die Streifen in der korrekten Breite geschnitten sind.
Ich habe insgesamt neun Streifen aus dem Streifentunnel geschnitten, später für den Quilt aber nur acht verwendet. So wurde der Babyquilt quadratisch – das könnt Ihr aber je nach Eurer Vorliebe frei wählen.
Das Zusammennähen des Quilttops für den Babyquilt
Damit nun das Quilttop entstehen kann, ist es notwendig, dass bei jedem Streifen eine Naht aufgetrennt wird. Startet bei einem Streifen und trennt eine Naht auf – ich bügle diese auch gerne etwas aus.
Legt den dadurch entstandenen langen Streifen vor Euch hin.
Wenn Ihr wie ich ein Muster wollt, bei dem die Quadrate immer eins “weiter” rutschen, legt den nächsten Tunnelstreifen entsprechend neben den langen Streifen hin und trennt bei diesem Streifen die entsprechende Naht auf – bei mir nun die Naht zwischen grau und hellgrün.
Legt diesen zweiten Streifen neben den ersten und weiter geht es mit dem dritten Streifen.
Legt den dritten Tunnelstreifen so hin, wie Ihr das Muster wollt und trennt entsprechend die Naht auf:
So wird nun Streifen um Streifen nebeneinander gelegt (hier ist die Ansicht um 90 Grad gedreht).
Ich habe nun noch etwas umsortiert, da ich die rosa Streifen etwas dominant fand – ich wollte nur je vier rosa Streifen diagonal in einer Reihe.
Zusammennähen des Quilttop für den Babyquilt
Jetzt geht es ans finale Zusammennähen des Quilttops: Die eben angeordneten Streifen werden an ihren langen Seiten zusammengenäht.
Auf dem Bild seht Ihr, dass durch das wechselseitige zur Seite Bügeln der Nahtzugaben diese an den Nahtkreuzungen in unterschiedliche Richtungen zeigen.
Wenn Ihr nun also die Streifen rechts auf rechts legt, “rasten” die Nahtzugaben an der Nahtkreuzung ein – im englischen nennt man dies “nesting seams”.
Steckt Euch auf der langen Nahtstrecke den Anfang, jede Nahtkreuzung und das Nahtende – dann könnt Ihr die Strecke zügig nähen und haltet die Nahtzugabe korrekt ein.
So näht Ihr nun den ersten Streifen an den zweiten Streifen.
Und weiter gehts:
Auf diese Weise näht Ihr immer weiter Streifen an. Ich habe insgesamt acht Streifen aneinandergenäht.
Die Nähte werden zuerst wieder eingebügelt…
… und dann auseinander gebügelt, damit nachher das Quilttop schön flach ist.
Das Quilttop ist fertig!!
Das Babyquilt-Sandwich
Nun ist das Quilttop des Babyquilts fertig und muss noch gequiltet werden. Zuerst erstellen wir das Quiltsandwich, stapeln also Rückseite, Vlies und Quilttop aufeinander.
Schneidet im Vorfeld den gut gebügelten Rückseitenstoff und das Vlies so groß zu, dass beide jeweils ringsum ca. 5 cm größer als das Quilttop sind. Dann klebt mit Kreppband den Rückseitenstoff – die rechte Seite zeigt nach unten – auf einer ausreichend großen Fläche (Fußboden, Tisch,…) auf.
Darauf legt Ihr nun das Vlies faltenfrei auf. Ich streiche es gut nach allen Seiten aus.
Darauf legt Ihr nun das Quilttop mit der rechten Seite nach oben und streicht es auch gut auf der Fläche aus. Wie in einem Sandwich sind nun die drei Lagen aufeinander gelegt
Ich verwende zum Verbinden der drei Lagen gerne Sprühkleber, Quiltsicherheitsnadeln sind aber auch eine gute Wahl.
Zuerst rollt Ihr eine Seite des Tops bis zur Hälfte auf.
Dann rollt Ihr das Vlies ebenso ein und sprüht den Kleber auf.
Vorsichtig rollt Ihr nun zuerst wieder das Vlies an seinen Platz – faltenfrei ausstreichen! Wenn Ihr nicht-permanenten Sprühkleber verwendet, was ich Euch empfehle, könnt Ihr gut korrigieren.
Nun die sichtbare Vlieshälfte einsprühen und das Quilttop drüberstreichen.
Nun wird die andere Hälfte ebenso verbunden: zuerst das Vlies, dann das Top einrollen. Zuerst den Rückseitenstoff besprühen, dann das Vlies wieder ausrollen; dann das Vlies einsprühen und das Top drüber ausrollen. Wenn alle drei Lagen gut miteinander verklebt sind, könnte Ihr das Sandwich vom Untergrund abnehmen und es geht ans Quilten!
Das Quilten des Babyquilts
Der Babyquilt kann auf unterschiedliche Weisen gequiltet werden. Ich habe welche einfach schon gequiltet, in dem ich im Nahtschatten, d.h, auf den Nähten zwischen den Quadraten, gequiltet habe. Dafür lassen sich auch wunderbar Zier- bzw. Quiltstiche verwenden. Diese findet Ihr bei Eurer BERNINA Nähmaschine im entsprechenden Ordner.
Für diesen Quilt habe ich den Kreisruler aus dem Essentials Formschablonen-Set verwendet.
Die Quiltruler aus den neuen Rulersets sind auf der Rückseite so beschichtet, dass sie gut auf dem Stoff haften und nicht extra beklebt oder besprüht werden müssen.
Das Kreisrulerset besteht aus ineinander passenden Ringen, die man mit einem Klebestreifen auf der Oberfläche in der benötigten Größe zusammenklebt. Zum Quilten habe ich das neue Silk Finish Cotton 40 auf der 1.000 m Spule verwendet – und bin total davon begeistert, da es wunderschöne Quilttnähte ergibt. Hier habe ich noch überlegt, ob beige oder grau – schlussendlich habe ich mich für den Grauton entschieden, der sich wunderbar zu allen Farben fügte.
Da ich bei diesem Quilt auf ein korrektes Inchmaß beim Zuschnitt verzichtet habe, habe ich einen der blauen Klebestreifen auf dem Ruler so befestigt, dass er auf der Nahtlinie liegt und ich genau von Nahtkreuzung zu Nahtkreuzung mit dem Verstellbarer Rulerfuss mit Schlitz #72S quilten kann – also unter Beachtung des 1/4″-Abstandes.
Von der Mitte aus habe nun jeweils am Kreisruler entlang von Nahtkreuzung zu Nahtkreuzung gequiltet.
Hier seht Ihr, wie der blaue Streifen entlang der Nahtlinie aufliegt und der Rulerfuss an der Nahtkreuzung startet.
Am Rand des Quilt achtet darauf, dass der Bogen nicht genau an der Kante endet, sondern 1/4″ davor! Es kommt ja noch eine Quilteinfassung drumrum und der Bogen sollte vollständig zu sehen sein.
Die ersten Quiltnähte sind fertig!
Das Quilten ging flott voran – meine Q20 war eine treue Begleiterin.
Außenrum habe ich auch noch die Teilbögen gequiltet – wichtig ist dabei, dass die Ecke “frei” bleibt, also der Rulerfuss genau in der Ecke Platz hat.
Auf der Rückseite ist das Quiltmuster gut zu sehen.
Und so wurde mein Quilt zügig fertig. Hier fehlt nur noch das Binding. Wie ich dieses nähe, findet Ihr in meinem Beitrag “Das Binding an einen Quilt nähen”.
Ideen für Variationen
Der Babyquilt auf dem folgenden Quilt ist aus 10 Stoffstreifen genäht. Sie haben auch eine Breite von 15 cm; jeder Stoff wurde zwei Mal verwendet. Hier habe ich mit einem Zierstich im Nahtschatten gequiltet.
Der maritime Quilt auf dem nächsten Bild besteht aus 10 verschiedenen Stoffstreifen. Er ist mit geraden Nähten im Nahtschatten gequiltet.
Weitere Variationen erhält man, wenn man Stoffstreifen in unterschiedlichen Breiten verwendet und das Streifentop in unterschiedlich breite Streifen schneidet. Zusätzlich lassen sich die geschnittenen Streifen nicht nur wie eine Treppe anordnen, sondern man kann sie in einem “Auf und Ab” anordnen. Dies ergibt dann sogenannte Bargello-Quilts. Auf meinem Blog “Nähzimmerplaudereien” beschreibe ich in einem Artikel, wie ich einen solchen genäht habe.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Ausprobieren dieser Technik – ich liebe, wie schnell sich damit ein einfacher Babyquilt nähen lässt. Mein quadratischer Quilt ist tatsächlich an einem Tag fertig geworden!
Liebe Grüße
Ines
Guten Morgen, liebe Inesvielen Dank für die anschauliche Anleitung. Ich nähe Babyquilts ähnlich. Ich füge lediglich die auf hellen Quadraten applizierten Buchstaben des Namens mit ein, dass er diagonal über den Quilt zu lesen ist. Weil das Applizieren einfacher ist, wenn ich die jeweiligen Stoffquadrate unter der Maschine frei bewegen kann, habe ich dafür bisher immer alle Quadrate einzeln ausgeschnitten, ehe ich sie zusammen nähte. Es müsste doch viel einfacher sein, wenn ich nach deiner Methode erst alle Streifen aneinander nähe und nur an den jeweiligen Stellen zusätzlich auseinander trenne, wo das Buchstabenquadrat eingefügt wird.Akkurater wird es sicherlich auch. Vielen Dank für diese Inspiration.Liebe GrüßeChristiane
Liebe Christiane,
ja, entweder noch zusätzlich trennen und dann das Buchstabenquadrat einfügen oder auf den Streifen den Buchstaben applizieren (also bevor die Streifen zum Top zusammengenäht werden). So ein Streifen wäre zumindest etwas handlicher beim Applizieren als das komplette Top.
Deine Babyquilts sind sicher ein tolles Geschenk zur Geburt!!
Liebe Grüße
Ines
Vielen Dank für die ausführliche und anschauliche Anleitung! Das Quiltmuster des quadratischen Quilts finde ich perfekt dafür!
Danke liebe Ingrid! Einem meiner Söhne war das runde Muster auf den Quadraten zuviel – mir gefällt es aber auch sehr! Aber es muss kein Rulerquilting sein – gerade Nähte im Nahtschatten oder beiderseits der Nähte sind auch schön.
Liebe Grüße
Ines
Vielen Dank für die tolle Anleitung von Anfang bis Ende, liebe Ines. Wirklich eine schöne Idee für einen Babyquilt und so schön variabel, wie auch die anderen Versionen gezeigt haben. Die Technik wird bei mir sicher auch bei Gelegenheit zum Einsatz kommen. Viele Grüße Stephanie
Liebe Stephanie,
danke! Die Technik ist wirklich dankbar – und lässt sich auch gut von Anfängern nähen. Manche meiner Kursteilnehmer haben damit schon einen Quilt genäht und sind fertig geworden!
Liebe Grüße
Ines
Danke für diese detailreiche Anleitung. Das macht Mut es auszuprobieren!Gruß Mariel
Gerne! Es macht wirklich Spaß, einen Quilt in dieser Technik zu nähen – man erspart sich das Schneider der Quadrate und die vielen kleinen Nähte.
Liebe Grüße
Ines
perfekt für mich pragmatischem faultierchen.. 😉
Dann nicht wie ran an die Nähmaschine, liebe Petra!
Liebe Grüße
Ines