Kreative Artikel zum Thema Quilten

BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch

In der Orgelfabrik in Karlsruhe-Durlach läuft derzeit die Ausstellung “BILD UND OBJEKT“, die einen Querschnitt durch das Werk von Ursula Rauch (* 1944) präsentiert.

Was für ein wunderbares Wiedersehen mit einer von mir sehr verehrten Künstlerin und ihrem Werk! Hatte ich Ursula schon vor vielen Jahren kennen und schätzen gelernt und eine ihrer Arbeiten bei der von mir kuratierten und organisierten Ausstellung “Zeichen der Zeit“ (2012 – 15) mit freundlicher Unterstützung von BERNINA zeigen dürfen. Just “Das Herz der Finsternis“ ziert nun auch jetzt das Ausstellungsplakat.

Ausstellungsplakat “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Eine Einladung des OrgelFabrikVereins nahm die mit ihrer Familie in Weingarten bei Karlsruhe lebende Künstlerin gerne an, um die Räumlichkeiten mit ihren Bildern und Objekten zu füllen. Hier fallen sofort ihre grossformatigen textilen Arbeiten ins Auge, aber auch ganz frühe Werke, bei denen sie Probestücke zusammennähte, sind zu entdecken.

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Lange haben die schwarzen Frauen geschwiegen
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Die Macht der Tradition, Detail
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Die Büchse der Pandora
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Der Blick der Besucher bleibt auch auf den Tischen mit kleinen Keramiken hängen, Präsentationen einer Vielzahl von weiblichen Büsten, neueste Arbeiten von Ursula Rauch, und ein Stockwerk höher wandert der Blick auch über hölzerne Stelen und einzelne Objekte, die anmuten, als seien sie aus den textilen Arbeiten entsprungen, um ein Eigenleben zu führen.

Ursula Rauch: Keramikbüsten
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Das Herz der Finsternis
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Ihre Stoffbahnen sind bedeckt mit gemalten, gestickten, genähten und ausgeschnittenen Zeichen, die charakteristisch sind für die Formensprache Ursula Rauchs. Sie habe mehrere “Alphabete“ entwickelt, erzählte mir die Künstlerin einst bei einem meiner Atelierbesuche. Ihre Figuren, Zeichen und Formen durchliefen eine Entwicklung, eine Art Mutation: Menschliche Figuren, Tiere, Pflanzen, Werkzeuge, ja auch Waffen entspringen ihrer künstlerischen Arbeit.

Ursula Rauch: Das Herz der Finsternis, Voodoo, Liebe und Tod (v.l.n.r.)
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Paradiesgarten
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Durch ihren Vater, den freischaffenden Künstler Robert Rauch, wird Ursula schon früh vertraut mit Arbeitsweisen der freien und angewandten Kunst. Während des Studiums der Grafik, Malerei und Kunsterziehung in den 1960er/70er Jahren lernt sie textiles Material als Gestaltungsmittel kennen, das für Jahrzehnte ein von ihr bevorzugter Werkstoff blieb – und dies lange bevor sich hierzulande eine Patchwork-/Quiltszene etabliert hatte oder sie an der inzwischen gegründeten Heidelberger Textil-Biennale mit viel Erfolg teilnahm. Parallel dazu entstanden jedoch auch Collagen aus Papier oder Objekte aus Holz, Metall, gefundenen Dingen, die sie teils in ihre textilen Werke einarbeitete.

Ursula Rauch: Auf dem Rücken eines Tigers in Tränen (li), Für Frauen ist kein Platz im Himmel (re)
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Das Zusammenspiel verschiedener Materialien und Techniken kennzeichnet das Werk von Ursula Rauch, wird ebenfalls zum Charakteristikum. Patchwork, Applikation und Schichtungen, Ausschneiden und Freilegen von Stofflagen, ähnlich der Molatechnik, stehen neben Malerei, Batik- und Druckverfahren. Additive Verfahren wendet sie auch bei ihren hölzernen Stelen und keramischen Objekten an.

Ursula Rauch mit Stab der Illusionen
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Sonnenfrau und Schlangentor
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Auf ihren Reisen, etwa nach Indonesien, Peru oder nach Afrika kommt sie mit Volkskunst und Volkskultur in Kontakt – wichtige Quellen inhaltlicher und formaler Anregungen für das eigene Schaffen. Sie reduziert ihre eigenen Formen und Symbole und gelangt bis zur Abstraktion, Plastisch-Gegenständliches wird vereinfacht und stilisiert. Grafische Formen treten hinzu, Perspektive und Bildraum lösen sich auf, die Beschäftigung mit der Rolle der Frau in diesen exotisch anmutenden Kulturkreisen bleibt ihr Hauptthema.

Ursula Rauch: Mann mit Bauch
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: sex plus eins (li)
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Viele ihrer Symbole, die wir vor allem auf ihren textilen Werken entdecken, stehen für die Weiblichkeit, viele erinnern an messerartige Formen. Das ist durchaus beabsichtigt. Ursula Rauch thematisiert hier schwerpunktmässig die Beziehung zwischen Mann und Frau, wobei sie sich insbesondere mit Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt. Dabei weist sie auch den von ihr gewählten Techniken wie Aufschneiden, Aufschlitzen, Zerreissen oder Zusammensetzen eine inhaltliche Bedeutung zu, wenn sie Unterdrückung, Verletzung, Deformation oder Verstümmelung von Frauen thematisiert.

Ursula Rauch: Afrika – unsere Antike? (Keramik)
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ausstellungsansicht “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

 

Ursula Rauch: Art. 2 Abs. 2 Grundgesetz
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Vor einiger Zeit hat sie ihr Nähatelier aufgegeben, sich aber nicht vom künstlerischen Schaffen abgewandt. Unter ihren Händen sind die zauberhaften kleinen Keramikbüsten entstanden, ein Œuvre wunderbarer Schönheiten, weiblich, wie kann es anders sein, jede anders, jede individuell, eine weitere Facette in ihrem reichhaltigen und kraftvollen gesamten Œuvre – lebensbejahend und charmant. Und sie sind käuflich zu erwerben, wie schön!

Ursula Rauch: Keramikbüsten
Ausstellung “BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch“, OrgelFabrik Durlach 2024
Foto: Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin

Ebenso sind ein Katalog und ein Heft zur Ausstellung erhältlich.

Leider ist die Ausstellung nur noch bis zum 7. Juli 2024 geöffnet. Bleibt auf eine Verlängerung zu hoffen, die ich hier selbstverständlich bekannt geben würde.

Auch interessant:

Mein Bericht über die Ausstellung gleichen Titels “Ursula Rauch – Bild und Objekt“ im Jahr 2010 in Karlsruhe

Meine Berichte über die Ausstellung “Zeichen der Zeit“, z.B. in der Galerie der Alten Tuchfabrik, Esch-Sauer, Luxemburg, 2013 oder in der Textilsammlung Max Berk, Heidelberg-Ziegelhausen, 2014 oder in der Ev. Stadtkirche, Karlsruhe, 2015

***

Info:

15. Juni – 7. Juli 2024

BILD UND OBJEKT // Ursula Rauch

OrgelFabrik Durlach
Amthausstrasse 17 – 19
76227 Karlsruhe

www.orgelfabrik-verein.de

Öffnungszeiten:
Do/Fr: 15 – 19 Uhr
Sa/So: 14 – 18 Uhr

Eintritt frei

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der Website des Veranstalters besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Alle Fotos: © Dr. Wolfgang und Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin. Vielen Dank!

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Kommentare zu diesem Artikel

2 Antworten

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  • Barbara Monteiro-Russ BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Ooooooh sooo schade, dass der Artikel erst heute erscheint (8.Juli 24) Ich wäre sooo gerne an die Ausstellung gereist. Bewundere Ursula Rauch seit langem, habe  aber leider noch nie eine Ausstellung sehen können :(((Danke für den informativen und inspirierenden Beitrag.Barbara Monteiro-Russ

    • Gudrun HeinzBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo barbara,

      danke sehr für deine zeilen. manchmal legt einem das schicksal solche steine in den weg, dass man einen bericht nicht früher in den blog stellen kann; so erging es mir diesmal. leider. daher ist es halt nur eine nachbetrachtung geworden, tut mir leid. bitte nicht ärgern. der artikel selbst erschien immerhin am 3. juli 2024, nur der newsletter, der wurde halt leider erst heute verschickt (worauf ich allerdings keinen einfluss habe).

      beste grüsse

      gudrun

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