Vor einem Monat kündigte ich hier im BERNINA blog die Ausstellung von Gabi Mett “Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden” im Tuchmacher Museum Bramsche an, die inzwischen unter grosser Beachtung eröffnet wurde und bis zum 8. September 2024 läuft. Besuchen und sehen kann ich sie zu meinem grossen Bedauern leider, leider nicht, aber ich habe wieder einmal ein Gespräch mit Gabi geführt, die mir auch die Ausstellungsfotos für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Danke schön!

Tuchmacher Museum Bramsche
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Blick in die grosse Eingangshalle mit “Lange Wege 1-3”
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Gabi Mett, für die nach ihrem Studium an der Universität – Gesamthochschule Essen feststand, dass sie mit textilen Materialien und textilen Techniken arbeiten will, hat sich über die Jahre – neben ihrer Arbeit als Dozentin für textiles Gestalten und Autorin von Fachbüchern – zur führenden Textilkünstlerin in Deutschland entwickelt, die auch international höchstes Renommée geniesst. Seit vierzig Jahren setzt sie sich mit den Möglichkeiten der Textilgestaltung auseinander, lotete verschiedenste Techniken und Materialien aus.

Gabi Mett: Zauberspruch, Zwischen den Zeilen, Wenn er erzählen könnte (v.l.n.r.)
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Ihr Werk zeichnet sich durch einen eigenen Stil, eine eigene Handschrift, eine eigene Sprache aus, die ihre Themen interpretieren und ihre Arbeiten auszeichnen. Sie verwendet seit Langem sehr gern gebrauchte Stoffe und Textilien, die sie in neue Kontexte stellt und auch Papier ist zu nennen, wenn sie mit Nadel, Faden, Pinsel, Stift, Perlen oder gefundenen Objekten zu Werke geht.

Ausstellungsansicht
“Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Bibliothek der Erden mit getrockneten Pigmenten und Gefässen
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Bibliothek der Erden mit getrockneten Pigmenten und Gefässen
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Zeichen der Erde 1 und 2
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Ein Hauch von Erde
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Gabi Mett, die das Textile als ein überzeugendes, immer wieder neu erprobtes künstlerisches Ausdrucksmittel begreift, – wie sie in ihrem Katalog “Unter meinen Füßen” schreibt – das man bis in die Anfänge der Menschheit zurückverfolgen könne, hatte sich schon lange auf die Suche nach einer universellen Bildsprache des Menschen gemacht. Sie studierte sowohl textile Ausdrucksweisen indigener Völker als auch alte Textilien und es entstanden schon früher Arbeiten mit dem Thema Kult und Kultur seit Beginn der menschlichen Entwicklung.

Gabi Mett: KULT-UR 1
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Für eines ihrer neuesten Projekte ging sie nun zurück auf prähistorische, meist steinzeitliche Höhlenmalereien, die in verschiedenen Teilen der Welt entdeckt wurden. Warum und wie die Maler vorgingen, darüber rätselt man. Aber es steht fest, womit die imposanten Malereien ausgeführt wurden: Verwendet wurden z.B. Erdfarben wie Ocker, Rötel, Kreide oder auch Holzkohle, also eine eingeschränkte Farbigkeit. Auch Gabi Mett reduzierte bewusst ihre bildnerischen Mittel, verwendet seit Jahren bevorzugt Schwarz, Weiss, Rot und Naturtöne verbunden mit dem Wunsch nach Einfachheit und Klarheit.

Ausstellungsansicht
“Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Erdkarten 1-9
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
2021 begann die Künstlerin Erden aus ihrer Umgebung zu sammeln und zu katalogisieren und entwickelte eine individuelle und ortsbezogene Farbpalette als Ausgangspunkt für Malerei auf Stoff und Papier, passend zu ihrem Konzept der Reduktion. Sie griff zurück auf die sehr einfachen Verfahren, die unsere Vorfahren wohl angewendet haben, die Gestein und Erde zerrieben und mit einem Bindemittel zu Malfarbe vermischten.

Gabi Mett: Lange Pfade
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Projektkarte
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Gabi Mett setzte sich Regeln, die z.B. besagten, dass sie Erden nur dort entnehmen möchte, wo sie zu Fuss hingelangt, nur maximal fünf Löffel, dokumentiert mit drei Fotos vor Ort. Diese fanden Eingang in den bereits erwähnten Katalog, begleitet von Fotos, die bei der weiteren Verarbeitung im Atelier entstanden. 30 Doppelseiten, 30 Farbtöne, subtile Farbtöne, aber doch unterschiedlich, da 30 verschiedene Farbpigmente dafür verantwortlich sind, die im Katalog und in der Ausstellung in 30 Glasfläschchen zu sehen sind.

Ausstellungsansicht mit “Lebenskarte”
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Lebenskarte
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Mit Beginn des Projekts hatte Gabi im Sinn, sowohl eine Projektkarte als auch eine Karte mit den Fundstätten zu gestalten. Durch die täglichen Spaziergänge in ihrer Heimatstadt entdeckte sie Orte, die ihr schon immer wichtig waren, neu. Sie spürte die Verbundenheit und den Schutz der Heimat immer mehr. Dies brachte ihr ein Tipi vor Augen und so integrierte sie das Schnittmuster eines Tipis und viele Begebenheiten aus ihrem Leben in die Karte, so dass eine Lebenskarte entstand, die weit über das Projekt hinausweist.
Neben Experimenten mit verschiedenen Bindemitteln, wie z.B. Quark, Eigelb oder Sojamilch und den dadurch erzielten Ergebnissen auf Stoffproben, stellt der Katalog noch weitere Bearbeitungsschritte aus den Bereichen Fotografie und Druck vor. In der Ausstellung ist dies komprimiert zusammengefasst in den Tischvitrinen zu sehen.

Vitrine mit Proben, Auszeichnungen und Experimenten
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Vitrine mit aus der digitalen Bearbeitung von Fotogrammen (Cyanotypie) und Fotos der Aussiebungen entwickelten Stempeln
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Erdzeichen 1 und 2
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Das Augenmerk der Besucherinnen und Besucher wird sich jedoch auf die daraus entstandenen Werke richten, wie z.B. auf die drei “Langen Wege”, die in der Eingangshalle so schön zur Geltung kommen. “Es passt hundertprozentig zu mir”, meint Gabi, die sehr zufrieden ist mit der Ausstellung ihrer Werke im Tuchmacher Museum Bramsche, das mit dem Ausstellungswunsch auf sie zugekommen war. Gabi ist voll des Lobes, wie die Museumsleute auf ihre Wünsche eingegangen sind und sie unterstützten.

Gabi Mett: Lange Wege 1-3
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Gabi Mett: Grosses Erdzeichen 1
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto: Gabi Mett, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt
Und auch die Ausstellungseröffnung, in Form eines Gesprächs zwischen der Museumsleiterin, Kerstin Schumann, und der Künstlerin, Gabi Mett, war nicht nur für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher faszinierend, die anschliessend noch Gelegenheit zum eigenen Austausch mit Gabi hatten. Die Erkenntnis, dass Einschränkung auch Befreiung sein kann, dass Reduktion die Konzentration auf das Wesentliche richtet, konnte ebenso nachvollzogen werden wie die emotionale Feststellung, dass man sich manchmal einfach nicht von geliebten alten Handarbeiten trennen kann. Es war ein solch schöner Abend, dass viele Besucherinnen und Besucher sich mit dem Vorhaben verabschiedeten, nochmals wiederzukommen, um die Ausstellung ein zweites oder drittes Mal zu sehen. Einfach wunderbar!

Einladungskarte
Ausstellung “Gabi Mett. Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden”, Tuchmacher Museum Bramsche 2024
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt
Der im Beitrag erwähnte Katalog “Unter meinen Füßen” ist leider ausverkauft. Laut Rücksprache mit Gabi Mett kann eine Online-Version davon über ihre Website direkt bei ihr käuflich erworben werden. Zu beachten ist, dass darin keine Abbildungen der Werke enthalten sind, die in der Ausstellung präsentiert werden.
***
Info:
22. Juni – 8. September 2024
Gabi Mett
Resonanzen. Textile Wege – vernähte Erden
Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Deutschland
www.tuchmachermuseum.de
www.gabi-mett.de
Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der Website des Veranstalters besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.
Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.
Alle Fotos: soweit nicht anders angegeben © Gabi Mett, die sie freundlicherweise für den Artikel zur Verfügung stellte – vielen Dank!
Vielen Dank für diesen Beitrag. Dank auch an die Künstlerin, die ihre Bilder zur Verfügung stellte, sodass es fast ein Austellungsbesuch wurde. Herzlichen Dank.
halli hallo margit,
ganz herzlichen dank zurück!
fast ein ausstellungsbesuch – das sagst du ganz richtig. aber die besuche von vielen, vielen ausstellungen haben mir immer wieder gezeigt, dass auch die schönsten fotos das original leider nicht ganz ersetzen können. also, wenn es dir möglich ist, gilt meine empfehlung: vor ort live alles, vielleicht auch aus verschiedenen blickwinkeln zu betrachten und auf sich wirken zu lassen – das ist das beste!
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,danke für diese umfangreiche Berichterstattung. Es ist Dir gelungen, meine Intentionen und Ergebnisse toll zu präsentieren.liebe Grüße Gabi
halli hallo liebe gabi,
1000 dank an dich zurück! freut mich sehr zu lesen. ohne deine initiative und gespräche mit dir wäre es mir vielleicht nicht gelungen. bei der nächsten gelegenheit sehr gerne wieder 🙂
weiterhin viel erfolg mit dieser grossartigen ausstellung und alles gute.
beste grüsse
gudrun