Wenn es darum geht, elastische Stoffe wie Jersey, Sweat oder andere Strickmaterialien zu säumen, landet man irgendwann in seiner Nähkarriere vielleicht bei folgender Überlegung: Soll ich in eine spezielle Covermaschine investieren oder reicht mir die Verwendung der Zwillingsnadel an meiner Nähmaschine aus?
In diesem Blogbeitrag möchte ich die Unterschiede zwischen einer Covermaschine und der Zwillingsnadel mal genauer unter die Lupe nehmen. Ich werde die Funktionsweise, die Vorteile und Nachteile sowie die Anwendungsbereiche beider Techniken beleuchten. Vielleicht hilft Euch dieser kleine Überblick bei Eurer persönlichen Entscheidung.
Funktionsweise
Zwillingsnadel
Eine Zwillingsnadel wird auf einer herkömmlichen Nähmaschine verwendet und besteht aus zwei parallel angeordneten Nadeln. Sie erzeugt auf der Oberseite der Naht zwei parallele Geradstiche, während auf der Unterseite ein dehnbarer Zickzack-Stich entsteht, der die beiden Oberfäden verbindet.
Covermaschine
Eine Covermaschine ist speziell dafür entwickelt, professionelle Säume auf elastischen Stoffen zu nähen. Sie verwendet bis zu drei Nadeln gleichzeitig und erzeugt auf der Oberseite der Naht parallele Geradstiche. Auf der Unterseite entsteht eine verschlungene Naht, die sich ideal mit dem Stoff dehnen kann.
Vorteile und Nachteile
Zwillingsnadel
Vorteile:
- Deutlich günstiger als eine Covermaschine.
- Kann auf der normalen Nähmaschine verwendet werden – es braucht keine extra Maschine
- Bietet eine ansprechende Saumnaht für viele Projekte.
Nachteile:
- Nicht so dehnbar wie eine Covernaht, was bei starker Beanspruchung zum Reißen der Fäden führen kann.
- Rückseite eignet sich nicht als Zierstich
Covermaschine
Vorteile:
- Die Naht hat eine sehr professionelle Optik auf Ober- und Unterseite
- Sehr hohe Dehnbarkeit
- zuätzlicher Kettenstich mit nur einer Nadel
- Rückseite kann als Zierstich verwendet werden.
- Verarbeitung von Bauschgarn möglich
Nachteile:
- Anschaffungskosten
- Benötigt extra Platz im Nähzimmer.
- Einfädeln und Einstellen können anspruchsvoller sein.
- Maschine ist ein reiner Spezialist und ersetzt keine Nähmaschine und auch keine Overlock
Anwendungsbereiche
Zwillingsnadel
- Perfekt für Gelegenheitsnäher, die ab und an elastische Stoffe säumen möchten, ohne in teure Ausrüstung zu investieren.
- Kleinere Projekte: Säume an T-Shirts, Sweatshirts, Leggings
Covermaschine
- Besonders geeignet für Nähbegeisterte, die regelmäßig und viel mit elastischen Materialien arbeiten
- Ideal für T-Shirts, Sportbekleidung und andere Kleidungsstücke, die eine dehnbare und haltbare Saumnaht erfordern.
- Zusätzlich dekorative und dehnbare Ziernähte an Projekten
Entscheidungshilfe
Wann reicht vielleicht eine Zwillingsnadel aus?
- Wenn man nur ab und zu näht und hauptsächlich Webware verarbeitet
- Wenn wenig Platz für eine zusätzliche Maschine ist
- Wenn man eine budgetfreundliche Lösung sucht
Wann kann sich eine Covermaschine lohnen?
- Wenn man häufig und leidenschaftlich näht und gerne mit elastischen Stoffen arbeitet
- Wenn man Wert auf eine sehr hohe Nahtqualität legt, die zudem optisch besonders ansprechend ist.
- Wenn man in eine spezialisierte Maschine investieren möchte.
- Wenn man Freude daran hat, eine neue Maschine und ihre Technik kennenzulernen
Fazit
Eine Covermaschine bietet professionelle, dehnbare und stabile Nähte, ist jedoch teurer und etwas komplexer in der Handhabung. Eine Zwillingsnadel ist eine kostengünstige und einfache Alternative, die für viele Projekte ausreichend, jedoch weniger dehnbar und stabil ist.
Hilfreiche Tipps zur Verwendung der Doppelnadel findet Ihr übrigens in meinem Beitrag “Säume mit der Zwillingsnadel – so gelingt es garantiert”
Egal welche Methode, beide bieten gute Möglichkeiten, elastische Stoffe ansprechend und funktional zu verarbeiten. Für was man sich letztendlich entscheidet, ist eine Frage des persönlichen Anspruchs und der Nähvorlieben, aber auch von verfügbarem Platz und Budget.
Ich und meine b62 Cover
Ich selber habe Jahrzehnte mit der Zwillingsnadel glücklich genäht. Aber nun lässt die bernette 62 AIRLOCK mein Schneiderherz hüpfen. Sie bietet mir den Tick Professionalität, der die Kleidung aus elastischen Stoffen für mich perfekt macht. Ich möchte sie absolut nicht mehr missen.
Hier findet Ihr einen Beitrag, in dem ich die Maschine näher vorstelle und von den ersten Schritten an der Cover erzähle :
Neuzugang im Nähzimmer- meine Bernette Covermaschine
Nun bin ich aber neugierig: Seid Ihr Team Zwillingsnadel oder Team Cover?
Und warum habt Ihr Euch für das eine oder das andere entschieden?
Ich freue mich auf Eure Antworten!
Liebe Grüße aus dem Nähzimmer
Euer Schneiderherz Ute
Ich bin seit 6 Monaten stolzer Besitzer einer B 42 Coverstitch, da ich ausschließlich Unterwäsche nähe. Mit der Zwillingsnadel hatte ich hier nur semi-professionelle Ergebnisse. Gerade bei den Höschen ist die Dehnbarkeit der Beinausschnitte von großer Bedeutung, da hier der richtige Sitz entscheidet, wie ich mich fühle. Auch die Belastbarkeit der Nähte ist hier ein wichtiger Faktor, den ich mit der Zwillingsnadel so nicht annähernd erreiche. Ich bin sehr froh, daß ich hier nicht lange gezögert habe und mich gleich für eine Cover entschieden habe.
Ich habe eine Covermaschine und benutze sie trotzdem nicht. Ich gehöre zum Team Zwillingsnadel, obwohl ich viel Kleidung nähe, auch dehnbare. Der Platz, das Einfädeln und die Handhabung der Coverlock sind es meines Erachtens nicht wert.
Oh wie schade, dass Deine Covermaschine nicht rund läuft. So ist es mir vor über 12 Jahren mit einer Kombimaschine (Overlock/Cover) gegangen. Die overlockte toll, das Covern klappte nicht und so habe ich dann einfach wieder zur Zwillingsnadel gegriffen.
Mit meiner neuen Solo Cover Bernette 62 bin ich jetzt sehr zufrieden- sie ist easy einzufädeln, das Handling klappt gut und somit hat sie sich einen Platz im Nähzimmer verdient.
Liebe Grüße
Ute
Ganz klar Cover! Die Möglichkeiten sind wesentlich vielfältiger als mit der Zwillingsnadel. Die Nähte sind immer flach und es bilden sich keine “Wülste” wie oftmals mit der Zwillingsnadel. Der Preis der bernette 62 erleichtert auch die Überlegung Anschaffung ja/nein.
Ich habe bis jetzt nur eine Overlock-Coverlock-Kombi-Maschine, die mir mein Mann vor vielen Jahren geschenkt hat. Da sie schon immer SEHR zickig war (auch direkt nach dem Service), habe ich sie sie nie viel benutzt. Gerade vor ein paar Wochen wollte ich sie zum smoken mit dem Kettenstich verwenden. Kann ich vergessen, sie näht nur einzelne Stiche mit Elastikfaden, dann ist es wieder aus. Dann bleibe ich halt bei der Zwillingsnadel für die Säume…(Frust).
Liebe Janika,
auch ich hatte eine Kombimaschine (12 Jahre lang) und auch ich habe gefrustet das Covern damit aufgegeben. Das Overlocken lief super damit. Und für Säume habe ich die Zwillingsnadel genommen. Nun habe ich ja zwei getrennte Maschinen und ich bin sehr glücklich. Die Bernette Cover ist angenehm unaufgeregt und unkompliziert.
Moin moin, vielen lieben Dank für Deine Erklärungen. Die Infos sind für mich sehr hilfreich, da ich Anfänger auf diesem Gebiet bin. Nicht das Nähen ansich, aber alles, was mit dehnbaren Nähten zu tun hat. Für mich stellt sich nur die Frage, ob dann nicht die Anschaffung einer Overlook-Maschine sinnvoller wäre, als eine Covermaschine. Da die Covermaschine ja, wie Du schreibst, ein reiner “Spezialist” ist.
Das ist richtig. Eine Overlock ist allerdings auch “ein Spezialist”, Du kannst damit nicht auf Flächen nähen. Overlock und Cover ergänzen sich einfach perfekt. Speziell dann, wenn Du viel und oft mit dehnbaren Stoffen nähst.
Liebe Jutta,
ja, Du hast vollkommen Recht. Die Reihenfolge der Wichtigkeit ist nach meiner Meinung:
Start mit einer guten, soliden Nähmaschine. Danach sollte dann ergänzend eine Overlockmaschine folgen. Und erst dann macht eine Cover Sinn (oder man näht elastische Säume weiterhin einfach mit der Zwillingsnadel und der normalen Nähmaschine)
Für mich sind Nähmaschine und Overlock unverzichtbar. Die Cover ist einfach ein wunderbares Sahnehäubchen zusätzlich.
Liebe Grüße
Ute
Seit ich eine Coverlockmaschine habe, benutze ich meine Zwillingsnadeln fast gar nicht mehr, jedenfalls ganz bestimmt nicht zum Säume nähen. Außerdem kann die Coverlock wunderschöne Ziernähte machen und, wenn nur eine Nadel eingesetzt wird, den Kettenstich, den man auch in gekauften Jeans findet und mit dem auch ganz normale Nähte genäht werden können. Mit diesem Stich habe ich ganz bewusst auch einmal einen Hosensaum genäht, wo ich Sorge hatte, dass das Hosenbein jetzt vielleicht zu kurz ist. Notfalls hätte die Saumnaht einfach aufgeriffelt werden können. DAS ist allerdings auch das Problem bei Covernähten. Wenn z. B. bei Sweatshirtstoff die Verschlingung der Fäden nicht klappt, fehlt im Vergleich zur Nähmaschine nicht nur ein Stich, sondern die Naht riffelt auf. Liebe Grüße!
” Wenn man Wert auf eine sehr hohe Nahtqualität legt, die der von industriell gefertigten Kleidungsstücken entspricht. “Über diese Aussage muss ich lauthals lachen, egal, ob hochwertig und teuer oder billig/ preiswert: in allen Fällen sind Nähte und Verschlüsse meist schlampig und mit “heisser” Nadel verarbeitet.Der Artikel zum Vergleich Zwillingsnadel vs. Covermaschine ist allerdings gut und sicher für viele hilfreich. Zur Dehnbarkeit einer Zwillingsnadelnaht: unbedingt die Unterfadenspannung lockern und Wichtig! die ursprüngliche Fadenspannungposition markieren oder alternativ eine zweite Spulenkapsel verwenden. Die kostet nicht die Welt und ist immer noch preisgünstiger als die Anschaffung einer Covermaschine. Ich selbst nutze beide Möglichkeiten, abhängig vom Stoffmaterial und der von mir gewollten Optik
Liebe Kerstin, ja leider ist industriell gefertige Kleidung oftmals heißer Nadel entsprungen- besonders schlimm finde ich die Schrägzüge bei gekauften Shirts an den Säumen, die vom Zuschnitt im verzogenen Maschenlauf herrühren. Aber es gibt auch tadellose Nähte- die finden sich aber seltenst bei FastFashion. Ich werde den Satz mal anpassen. Danke für den Hinweis.
Woe lustig, da folge ich dir schon länger und habe mir nie Gedanken über dein, technisches Nähzubehör, gemacht. Ich selbst habe bereits die 2. Covermaschine. Die erste hat mir mein Mann geschenkt, aber da die ein Zicklein war, habe ich sie selten genutzt. Dann habe ich mir eine Covermaschine gekauft, die schlicht alle Fadenspannungen, selbst einstellt….seither bin ich Team Cover!!! Aber meine Bernina B770 ist mein “Lieblingsmaschinchen”.Liebe GrüßeCoco
Nachdem ich vor ein paar Jahren das Material Viskosejersey entdeckt habe, gab es in meinem Nähzimmer neben einer Nähmaschine eine Overlock. Ich war begeistert von den dehnbaren Nähten – aber die Säume und vor allem die Halsausschnitte mit der Zwillingsnadel waren suboptimal und ich wollte auch die perfekt haben. Also habe ich seit drei Jahren eine Coverstitch und bin total glücklich damit. Seit kurzem habe ich begonnen, Slips damit zu nähen. Auch das klappt nach ein paar „Übungsmodellen“ sehr gut!
Mit dehnbaren Stoffen und Zwillingsnadeln hat sich mein Nähalltag viele Jahre begnügt. Seit vergangenem Jahr ist eine Covermaschine eingezogen. Nun macht das Nähen mit dehnbaren Stoffen noch mehr Spaß.
Ich bin eindeutig Team Cover. Aus dem Grund, weil ich sehr viel mit dehnbaren Stoffen arbeite und ich mit den Säumen mit der Zwillingsnadel einfach nicht glücklich war. Ich habe keine reine Covermaschine. Ich nähe immer zuerst alles was mit Overlock genäht werden muss, danach wird schnell umgestellt und weitergenäht. Mit der Zeit ist das Umstellen Routine geworden und braucht keine Anleitung mehr. Ich wünsche dir viel Spass mit deiner Covermaschine. Gruss Gaby
Darf ich fragen welche Maschine du verwendest?
Team Coverstitch. Ich habe aus Platzgründen eine Kombimaschine und baue um. Manchmal lästig, aber die Ergebnisse sind sensationell!
Viel Freude bei deiner Cover!
Ich habe die L890 und bin totalhappy damit. Tshirt nähen für meinen sohn(24) ganz ohne nähmaschine. Wenigstens hier keine probleme. Die stoffbeschaffung ist meistens die grössere schwierigkeit. Stoffe für männer sind rar