Handschuhe sind für viele Kostüme unerlässlich, aber sie zu nähen ist wirklich frustrierend. Deswegen wird diese unliebsame Arbeit oft bis zum Schluss hinausgezögert, aber mit dieser Anleitung lernt Ihr, wie Ihr gemütliche Handschuhe völlig stressfrei nähen könnt! So kann die nächste Con kommen.
Hey ich bin Zwillingsnadel und habe viel zu kleine Hände für die meisten gekauften Handschuhe. Deswegen musste ich über die Jahre einfallreich werden, und mir eine Technik überlegen, womit ich passende Handschuhe für jedes meiner Kostüme nähen konnte. Zum Glück steht mir meine treue bernette 79 Yaya Han Edition zur Seite, die beim Anblick von Jersey nicht ins Schlottern gerät, sondern wie Butter durch den Stoff näht.
Handschuhe nähen – für jede Größe und in jeder Länge
Material
- Wasserlöslicher Markierungsstift
- Scharfe Schere
- Stecknadeln
- Stoffkleber
- Nähgarn in passender Farbe zum Stoff
- Als Stoff: Stretch Stoffe wie Jersey (bei mir war es ein Romanit Jersey)
- Papier und Stift zum Schnitt erstellen
Schnitt erstellen
Da wir alle unterschiedliche Hände haben, liegt es nur nahe, dass manchen Leuten gekaufte Handschuhe nicht passen. Zum Glück könnt Ihr Euch euren eigenen Schnitt machen, passend für jede Hand. Dazu legt Ihr die Hand mittig auf ein Stück Papier, die Finger so weit wie möglich voneinander abgespreizt. Anschließend zeichnet ihr einmal mit einem Stift drum herum.
Jetzt müssen wir den Schnitt noch etwas anpassen. An den rot markierten Stellen fügt Ihr ein klein wenig Weite hinzu, ähnlich meiner Zeichnung. Denn der Handballen und auch das Armgelenk ist oft etwas breiter und braucht deswegen zusätzliche Weite.
Diesen Schnitt schneidet Ihr jetzt aus, ich habe meine direkt auf ein Stück Pappe übertragen, so ist es stabiler, denn diesen Schnitt verwende ich sehr oft.
Schnitt aufzeichnen und Stoff vorbereiten
Als Nächstes legt Ihr den Stoff doppelt, also in den Bruch. Legt den Handschuhschnitt darauf und achtet dabei darauf, dass der Stoff so im Fadenlauf liegt, dass er vom Daumen zum Zeigefinger dehnfähig ist.
Jetzt zeichnet Ihr einmal ohne Nahtzugabe um den Schnitt herum. Verwendet dazu den wasserlöslichen Stift. Fixiert die Stofflagen anschließend mit Nadeln wie abgebildet. Schneidet den Handschuh einmal großzügig aus, die Nahtzugabe wird später erst zurück geschnitten. Für die Verarbeitung an der Maschine ist der zusätzliche Stoff sehr hilfreich.
An die Maschine, fertig, los!
Nun geht es auch schon an die Verarbeitung. Ihr fangt an einem Ende am Handgelenk an. Und hier ein wichtiger Tipp: Nutzt am besten einen schmalen Zick-Zack-Stich mit kurzer Sticklänge (Bsp.: 1,1 Stichbreite, 0,8 Stichlänge). Dieser bleibt flexibel, und so brechen Euch die Nähte nicht auf, wenn Ihr die Handschuhe anzieht.
Jetzt näht Ihr behutsam auf der Markierungslinie entlang, über die erste Fingerkuppe hinweg bis zum blau markierten Bereich.
Jetzt wechselt Ihr vom Zick-Zack-Stich auf den kurzen Geraden Stich und näht behutsam bis zur Kante, lasst die Nadel im Stoff, dreht diesen, näht 3 Stiche horizontal, lasst die Nadel erneut im Stoff, dreht diesen und näht weiter der Markierung entlang den nächsten Finger hinauf (siehe Grafik).
Nachdem Ihr wieder den blauen Bereich verlassen habt, wechselt Ihr wieder auf den Zick-Zack-Stich, um so die Finger möglichst dehnfähig zu vernähen.
So vernäht Ihr den gesamten Handschuh. Wann immer Ihr zum blauen Bereich kommt, wechselt Ihr auf den geraden Stich, ansonsten verwendet Ihr den Zick-Zack-Stich. Kommt Ihr an eine scharfe Ecke, näht Ihr die, wie auf der Grafik erklärt, einen kleinen Bogen. Den Eingriff für die Hand lasst Ihr natürlich offen.
Nähte sichern und Ausschneiden
Bevor Ihr jetzt die Nahtzugabe zurück schneidet, kommt auf jede Ecke ein großzügig verstrichener Tropfen Stoffkleber. Diesen bringt Ihr auf Vorder- und Rückseite an und lasst den Kleber anschließend gut durchtrocknen.
Jetzt erst schneidet Ihr den Stoff recht knappkantig zurück. Dafür eignet sich eine scharfe Schere.
Bei den Ecken der Finger muss man auf besondere Weise einschneiden. Hier zwickt Ihr die Nahtzugabe bis zur Naht 2 mal ein, jeweils einmal in jede Ecke. Dabei bloß nicht den Faden kappen.
Umstülpen und fertig!
Wenn Ihr jetzt den Handschuh umstülpt habt Ihr es auch schon geschafft!
Sollten die Ecken Eurer Finger so aussehen, habt Ihr noch nicht tief genug in diese Ecken eigeschnitten.
Also noch einmal umdrehen und nochmals vorsichtig nachschneiden. Dann sollte es schön glatt und ohne Falten fallen.
Am Ende könnt Ihr die Handschuhe noch kurz nass machen, damit alle Markierungen vom Stift verschwinden. Nach dem Trocknen verdienen die Handschuhe etwas Liebe mit dem Bügeleisen und fertig sind Eure eigenen passenden Handschuhe.
Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Trick die Angst vor Handschuhen nehmen. Ich bin gespannt, was Ihr daraus zaubern werdet.
Bis bald,
Eure Zwillingsnadel
Hallo Zwillingsnadel, ich stelle mir gerade vor, nach der Anleitung ein (oder mehrere) Paar Pflege-Handschuhe für die Nacht zu machen. Wenn man die kauft, sind sie nach der ersten Wäsche eingelaufen. Die Pflegecreme braucht aber eine gewisse Waschtempertur. Also: vorgewaschenen Stoff verwenden und genießen! Danke für die klasse Anregung!
Hallo Zwillingsnadel, ist es auch vorteilhaft statt Zick-zack- Stich für die Dehnbarkeit – mit Covernaht die Handschuhe zusammen nähen?Freundliche Grüße Franzi
Hallo Zwillingsnadel! So habe ich auch schon ein paar mal Handschuhe für meine Kinder genäht – beim letzten Mal eher ein Notfall-Produkt, es war so langsam Saisonende und die alten Handschuhe haben nicht mehr gepasst oder waren kaputt.Ich habe (beim letzten Mal) den Dreifach-Geradstich verwendet, das hat ganz gut funktioniert und bei den (leider wenigen) Tragegelegenheiten auch gut gehalten.Auf jeden Fall aufpassen, dass es nicht zu eng wird (das war das Problem bei meinen allerersten Versuchen).Als Abschluss taugt ein normales Bündchen ganz gut (zumindest bei den Kindern 😉 als Erwachsener muss man schauen, was gefällt). Danke und liebe GrüßeMiegge