Wenn Ihr Jersey, Sweat und andere elastische Stoffe säumen möchtet, dann ist die Zwillingsnadel ein wirklich tolles Werkzeug. Nahezu jede Nähmaschine kann mit dieser speziellen Nadel nähen und die richtige Handhabung ist leicht zu erlernen. Ich habe in meinem Nähleben unzählige Meter Saum mit der Doppelnadel gesteppt und möchte Euch mit diesem Beitrag die Angst vor der Zwillingsnadel nehmen. Wenn Ihr nämlich folgende Tipps und Tricks von Anfang an beachtet, dann steht schönen Säumen nichts im Wege.
Tipp 1: Anleitung der Nähmaschine beachten
Lest die Anleitung Eurer Nähmaschine sorgfältig durch, bevor Ihr mit der Zwillingsnadel arbeitet. Meist findet sich ein extra Kapitel mit maschinenspezifischen Anweisungen zu dem Thema, die Euch helfen, Probleme zu vermeiden und optimale Ergebnisse zu erzielen.
Bei meiner BERNINA 570 QE (NEW) kann ich über das Display die verwendete Nadel und Stichplatte eingeben. Dann verhindert die Maschine, dass ich versehentlich die falsche Nadelposition wähle und die Zwillingsnadel bricht, weil sie neben das Stichloch trifft.
Tipp 2: Die richtige Zwillingsnadel verwenden
Für elastische Stoffe empfiehlt es sich, eine Stretch-Zwillingsnadel zu verwenden. Diese Nadel ist speziell für dehnbare Stoffe und hilft dabei, eine saubere, gleichmäßige Naht zu erzielen, die sich mit dem Stoff mitdehnt. Meine Lieblingsnadel ist die von Schmetz 130/705 H-S ZWI mit 4 mm Nadelabstand. Dieser Abstand passt auf die meisten Zickzackmaschinen und kommt von der Optik sehr nah an professionelle Coverstiche.
Tipp 3: Das richtige Einfädeln
Für das Nähen mit der Zwillingsnadel braucht Ihr zwei Oberfäden. Wenn Ihr keine zwei Garnrollen in der passenden Farbe habt, könnt Ihr einfach eine Unterfadenspule füllen und diese als Oberfaden verwenden. Nutzt den zweiten Garnrollenhalter Eurer Maschine und achtet darauf, dass die Fäden gut und gleichmäßig ablaufen können, ohne zu haken. Ein hochwertiges Markengarn, wie z.B. das nachhaltige Universalnähgarn Seracycle von Mettler sorgt für hervorragende Nahtelastizität und vermeidet Fadenriss.
Um ein Verzwirbeln der Fäden zu verhindern, fädelt den ersten Faden im Fädelweg RECHTS der Spannungsscheibe bis zur Nadel und anschließend den zweiten Faden LINKS davon.
Bei meiner BERNINA z.B. ist die Spannungsscheibe dort, wo die Spitze der Pinzette hinzeigt.
Tipp 4: Immer eine Probenaht nähen
Eine Testnaht mit dem Originalstoff ist unerlässlich. Nur bei einem Probelauf mit dem Projektstoff könnt Ihr beurteilen, wie sich die Einstellungen auf das Ergebnis auswirken.
Elastische Säume mit der Zwillingsnadel werden immer von der rechten Stoffseite genäht. So entstehen oben die parallel verlaufenden Stichlinien und auf der Unterseite bildet sich der Zickzack, der dafür sorgt, dass die Naht sich mit dem Stoff dehnen kann und nicht reißt.
Wenn Ihr die Probenaht näht, achtet unbedingt darauf, dass Ihr sie auf doppelt gelegtem Stoff und im richtigen Fadenlauf macht- also quer zur Masche, so wie auch am späteren Kleidungssaum.
Tipp 5: Langsam und gleichmäßig nähen
Achtet beim Nähen darauf, dass ihr nicht zu flott näht. So habt Ihr eine bessere Kontrolle und gebt der Maschine Zeit, den optimalen Stich zu bilden. Außerdem verhindert Ihr ärgerlichen Nadelbruch, wenn Ihr immer schön langsam und vorsichtig näht.
Tipp 6: Optimale Stichlänge einstellen
Für ein schönes Stichbild hat es sich für mich bewährt, die Stichlänge zu erhöhen. Ein zu kleiner Stich kann Jersey & Co unnötig dehnen, was zu welligen Säumen führt. Ich nähe gern mit Stichlänge 3,5 mm. Aber auch noch größere Stichlängen sind möglich. Probiert aus, welche bei Eurer Maschine passt.
Tipp 7: Nähfußdruck anpassen
Auch ein zu hoher Nähfussdruck kann den Stoff unschön dehnen. Reduziert den Nähfußdruck, wenn das bei Eurer Maschine möglich ist. Das sorgt für ein glattes Ergebnis.
Tipp 8: Feinjustierung Fadenspannung vornehmen
Die Fadenspannung spielt eine entscheidende Rolle beim Nähen mit der Zwillingsnadel. Deshalb ist die Probenaht so wichtig. Dick oder dünn, jeder Stoff kann andere Ansprüche an die Spannung haben. Experimentiert mit verschiedenen Fadenspannungen, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Im optimalen Fall liegt der Stoff schön flach und es entsteht keine Wulst zwischen den Nadeln. Der Unterfaden bildet einen gleichmäßigen Zickzack. Der Stoff lässt sich problemlos dehnen, ohne dass Fäden reißen oder aber den Stoff zusammenziehen.
Hier seht Ihr zwei optimale Testnähte Oberseite:
Und hier nochmal die Rückseite. Der Zickzack sorgt dafür, dass sich die Naht mit dem Stoff dehnen kann und nicht reißt
Falls man über das regulieren der Oberfadenspannung bei einer Bernina mit B-9 Greifer nicht weiter kommt, dann findet sich hier ein toller Tipp, wie man die Unterfadenspannung anpasst, ohne an der Kapsel zu schrauben: Spule locker einfädeln
Tipp 9: Stabilisator verwenden
Wenn die Optimierung der Maschineneinstellungen noch nicht das gewünsche Ergebnis bringt, dann könnt Ihr einen Stabilisator verwenden, um das Verziehen oder auch das Einrollen des Stoffes zu verhindern. Ideal ist hier das aufbügelbare „Nahtband Flexibel“ von Freudenberg. Dieses Hilfsmittel gibt dem Stoff mehr Stabilität und macht das Nähen sehr viel einfacher und präziser. Es ist bi-elastisch, dünn und trägt nicht auf.
Tipp 10: Verwendung eines Obertransportfußes
Solch ein Obertransportfuss # 50 optimiert das Nähen von elastischen Stoffen, weil er zusätzlich zu den unteren Zähnen der Maschine, das Material auch von oben transportiert. Ein Ausdehnen wird so zuverlässig verhindert.
Wenn Ihr die optimale Einstellung für Eure Stoff/Maschinenkombi gefunden habt und Ihr mit dem Stichbild und der Elastizität der Zwillingsnaht zufrieden seid, dann könnt Ihr Euer Kleidungsstück säumen.
Meine Extratipps für Euch
Ich bügle und stecke die Säume von Shirt & Co grundsätzlich. Dazu nutze ich gern meine Saumbügelhilfe (Eine DIY-Anleitung findet Ihr hier: KLICK) Ich lege die Saumzugabe so breit um, dass die Naht immer satt auf zwei Lagen Stoff läuft. Ich lege die Nahtzugabe nur einmal um- ein “Einschlag/Umschlag-Saum” würde viel zu dick werden und unschön auftragen.
Anschließend fixiere ich den Saum mit langen Nadeln, die ich quer einstecke – und zwar so, dass das Nadelköpfchen unten über den Saum herausragt. Diese Nadeln sorgen dafür, dass sich die Stofflagen auf keinen Fall verschieben können und somit keine häßlichen Schrägzüge entstehen, wie man sie so oft bei Kaufshirts sieht.
Beim Steppen der Zwillingsnaht arbeite ich dann immer bis kurz vor eine quergesteckte Nadel. Nun kann ich die Stecknadel bequem am Köpfen greifen und herausziehen, bevor ich weiternähe.
Mit der Zwillingsnadel bitte nicht über Quernadeln nähen, nur so bleibt die Naht gleichmäßig und die Gefahr von Nadelbruch wird minimiert.
Abschließend schneide ich mit einer Applikationsschere die überschüssige Nahtzugabe dicht an der Zickzacknaht ab.
Zum Schluss noch einmal schön glatt bügeln und fertig ist der Saum!
Ich hoffe, meine Tipps sind beim nächsten Nähprojekt hilfreich für Euch und falls jemand noch weitere Anregungen zum Thema “Säume mit der Zwillingsnadel” hat- gerne her damit!
Liebe Grüße aus dem Nähzimmer!
Euer Schneiderherz Ute
Sehr schöne Anleitung! Frage: Ist die verwendete Stichplatte die übliche? Ich habe eine 475 QE.
Liebe Cornelia,
ja- die normale Stichplatte ist perfekt. Wichtig nur- nicht versehentlich Zickzack einstellen.
Liebe Grüße
Ute
Das waren gute Tipps, bei mir ist das ein Glücksspiel mit der Zwillingsnadel.Mal geht alles gut u.dann wieder zickt sie rum ,z.B lässt sie Stiche aus meistens die rechte Nadel.Qualitätsgarn u.Schmetz Zwillingsnadel bringen keinen Erfolg. Kann nur weiter probieren LG
Dir kann ich nur zustimmen. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob es am Stoff liegt. Am Garn liegt es nicht. Runde Säume am Ausschnitt gelingen oft nicht. Ich greife dann auf kleine Zickzackstiche mit normaler Nadel zurück. Eine Covernähmaschine möchte ich trotzdem nicht. Darin hat mich der Beitrag bestärkt. Deshalb vielen Dank.
So viele hilfreiche Tipps! Hätte ich diese alle vor vielen Jahren bereits gekannt, hätte ich mir viel Ärger erspart, anstatt ratlos meine gewölbten Saumnähte anzuschauen, die dann später bei irgendeiner Bewegung rissen… Auch wenn ich inzwischen eine Coverlock besitze, freut es mich zu erfahren, wie diese Probleme gelöst werden können. Vielen Dank! Ursula
Der Text hätte auch von mir stammen können 😉 auch ich habe es nie ganz zufriedenstellend hinbekommen und es ist relativ schnell gerissen. Und nun, dank Covermaschine, bleibt die Zwillingsnadel in der Kiste…
Trotzdem vielen Dank für die vielen Tipps! Vielleicht gibt es ja irgendwann mal wieder einen Grund für die Zwillingsnadel und dann kann man es hier nachlesen.