Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Nikolett von “Schwalbenliebe” – mit E-Book-Verlosung

Nikolett ist die kreative Seele hinter Schwalbenliebe – einem Modelabel, das für Vintage-Charme und handgefertigte Details steht. Mit ihrer Leidenschaft für die Mode der 50er-Jahre und einer tiefen Verbundenheit zur weiblichen Silhouette entwirft sie Schnittmuster, Accessoires und Anleitungen, die ebenso funktional wie stilvoll sind. Dabei geht es ihr nicht nur um gutes Design, sondern auch darum, Handwerk und Detailtreue in der Schnittmusterbranche zu fördern und für jede Frau zugänglich zu machen.

Nikolett ist immer da, um andere zu motivieren und zu inspirieren, ihre eigenen Nähprojekte mit Freude und Begeisterung zu verfolgen. Schwalbenliebe ist mehr als nur ein Label – es ist Nikoletts Vision von Mode, die Geschichte erzählt, Frauen inspiriert und die Freude am Nähen für alle zugänglich macht. Diese Frau scheint einfach endlos viel Drive und guten Geschmack zu haben. Wo kommt das her und kann man das lernen? Wir wollten es genau wissen und haben nachgefragt – die Antworten findet ihr im Interview.

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Achtung, es gibt eine grossartige Gewinnchance: Unter allen Leserinnen und Lesern, die einen Kommentar unter dem Beitrag hinterlassen, gibt es drei E-Books  von “Schwalbenliebe” zu gewinnen. Nutzt die Gelegenheit, euch kreative neue Nähideen zu sichern! Alle Informationen findet ihr weiter unten.

Interview mit Nikolett von “Schwalbenliebe”

Liebe Nikolett, erzähl mal, wer bist du und was machst du?
Hej, velkomin in meiner Welt. Ich bin Nikolett – unter uns Schwalben und Freunden auch ‚Nikkes‘ genannt. Ich bin die eine, die auf der Party im Petticoat steht, fast immer ein Bouquet im Haar trägt, viel und laut lacht und dich zu Neuem motiviert. Ich bin auch die, die im Outdoor-Look mit den Huskys durch den Matsch spaziert, einen kleinen Mini-Selbstversorgerhof mit Garten und Hühnern hat und im privaten Bereich mit einem Potpourri an Leidenschaften aufwartet. Ich bin seit der Gründung 2001 das Gesicht von Schwalbenliebe, einem Modelabel, das dir Schnittmuster mit Vintage-Flair an die Hand gibt und dafür sorgt, dass Handwerk und Detailliebe einen Platz in der Schnittmusterbranche haben. Ursprünglich als Grafiklabel gestartet, verbinde ich heute Beruf und Berufung in der Gestaltung von Mode unter dem Brandnamen Schwalbenliebe. Mit einer Vorliebe für die 50er-Jahre und die weibliche Silhouette entwerfe ich Schnittmuster, Accessoires, Anleitungen und Plotterdateien mit dem Fokus, gutes Design mit einem Hauch von Vintage für jede Frau zugänglich zu machen. On top habe ich im April 2024 meinen eigenen Nähpodcast in Eigenregie an den Start gebracht, um Fachwissen zu vermitteln – gemixt mit der Freude am schönsten Hobby der Welt.

Warum velkomin? Hast du einen besonderen Bezug zu Island?
Island ist einer meiner zwei Herzensorte. Es gibt keinen vergleichbaren Ort. 

Wie würdest du dein Angebot zusammenfassen?
Meine Schnittmuster sind sehr weiblich und detailreich gestaltet. Immer um die Ecke gedacht und mit einem liebevollen Blick auf uns Frauen – denn wir verdienen Bekleidung, die uns umschmeichelt. Meine Anleitungen dürfen als eine Art Einladung zu einer Auszeit verstanden werden. Sie sind grafisch aufwendig gestaltet und inhaltlich so aufgebaut, dass sie nicht nur Freude beim Lesen bereiten, sondern auch bei schwierigen Schritten klar und bildlich den Weg zum fertigen Nähwerk weisen. Es ist eine Freundschaft, die ich mit meinem Know-how und meiner
Leidenschaft für das Handwerk anbiete.

Wann und warum hast du dieses Label und die Online-Kanäle geschaffen?
In meiner Zeit als junge Grafikerin brauchte ich einen Spielplatz für meine kreativen Ideen, da es im Arbeitsalltag oft mehr um die Umsetzung und Einhaltung von Kundenwünschen ging. So entstand das Berliner Grafiklabel Schwalbenliebe schon 2001, um mir eine gewisse Freiheit und Identität zu geben. Ich bin Schwalbenliebe. Das fühlte sich schon damals richtig an. Für Grafikaufträge brauchte ich anfangs noch keinen Shop, aber eine kleine Webseite hatte ich bereits. Erst 2015 wurde aus der normalen Seite ein richtiger Shop, der mit Inhalten gefüllt wurde und
damit den Grundstein für ein Onlinebusiness legte. Schwalbenliebe ist mittlerweile 23 Jahre alt – also fast so alt wie ich, wenn man davon ausgeht, dass ich für immer 28 Jahre bleibe 😉

Woher der Name?
Als Tattoo stand die Schwalbe für die Liebste im Heimathafen und war oft auf der Hand des Matrosen zu finden – als kleiner Reminder. Sie ist eine der troysten Gefährten und soll mich, in Hinblick auf diese Bedeutung, immer wieder daran erinnern, dass ich im ‚Hafen’ warte und für meine Prinzipien einstehe. Ich also in erster Linie mir selbst troy bleiben muss. Dafür braucht es Mut und Liebe. Genau diese Pfeiler sind oft die richtige Antwort bei Problemen. Und wer sich selbst nicht mag, kann andere Menschen nicht lieben. So einfach. Aus diesem Grund gibt
es für Schwalbenliebe zwei Maxime: Sei mutig & troy.

Warum sagst du troy? Was hat es damit auf sich?
Troy ist ein Wortspiel aus Treue & Loyalität. Zwei große Wörter die in troy eine liebevolle und nicht so staubige Alternative bekommen.

Du hast mit einem Grafiklabel gestartet und es zu einem Modelabel weiterentwickelt. Wie kam es dazu? 
Man könnte meinen, dass es in Berlin anno 1999 als Weltstadt schon eine Fülle an Rockabella-Bekleidung gab. Natürlich existierten vereinzelt kleine Läden, wie gegenüber vom Tiki Heart am Görli, aber die geneigte Rock’n’Rollerin musste sich anderweitig behelfen. Der Flohmarkt am Boxi und der Mauerpark waren mein zweites Zuhause. Von dort habe ich nicht nur eine ganze Einrichtung im Stil der 50er-Jahre nach Hause geschleppt, sondern auch das ein oder andere Fundstück für meinen Kleiderschrank. Die logische Konsequenz war, dass ich die fehlerhaften Schätze und Überbleibsel meiner Oma reparieren musste und meine eigene Bekleidung nähte. Dabei blieb es lange Zeit, bis ich nach einigen Jahren in der Werbung- und Gamebranche entschied, meiner Berufung zu folgen. Nähen kann man sich über Jahre und stetiges Üben aneignen, aber das Hintergrundwissen muss man wirklich hart erlernen. Es heißt pauken. Also lernte ich Konstruktion – richtig oldschool, mit Papier, Stift und viel Mathe, obwohl ich nie besonders gut in Mathe war. Doch hier gelang es mir problemlos, alles auf den Punkt zu bringen.

Wie ging es dann weiter?
Am Ende habe ich all mein Wissen über Konstruktion, meine Wissbegierde und mein Können als Grafikerin zusammengeführt. Herausgekommen ist eine One-Woman-Show, die aus meinem Können und ohne äußere Hilfe entstanden ist. Und noch immer lerne ich dazu – und das furchtbar gerne. Momentan schlägt meine Reise noch einen liebevollen Seitenweg ein. Ich habe vor einer Weile ein zweites Label gegründet: Vintage Hus. Es soll den Teil meines Schaffens zeigen, der über das Nähen hinausgeht. Hier dreht sich alles um Nachhaltigkeit, Kreativität und ergänzende Themen.

Deine Schnittmuster sind käuflich zu erwerben – wie sehr ist das Nähen für dich Hobby, wie sehr Beruf?
Uhhh, das ist mein wunder Punkt. Es bleibt so wenig Zeit, dass ich oft sehr neidisch auf die vielen tollen Näherinnen im Netz schaue. Ehrlicherweise habe ich einfach sehr, sehr viele Hobbys, die einen Ausgleich zu meinem Traumjob schaffen. Das sind hauptsächlich mein Garten, das Brotbacken, meine Hühner, das Drechseln und die Leidenschaft für ein nachhaltiges Zuhause. Dieser Ausgleich gibt mir aber so viel, dass ich mich JEDEN Tag auf meine Arbeit freue. Und wenn ich etwas mehr nähe, anstatt Backend-Arbeiten am Mac zu managen, ist meine Freude umso größer. Dann zelebriere ich jeden Stich. Nähen macht mich also noch sehr glücklich.

Wie hat sich Deine Leidenschaft für das Nähen entwickelt?
Durch das an die Hand nehmen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich meiner Mama im Nähzimmer zusah, in dem immer der riesige Weihnachtsbaum stand. Das war wie Magie! Zuerst war es nur ein Stück Stoff, und wie durch Zauberhand wurde daraus ein Rock, auf dem eine Sonne appliziert war. In unserem kreativen Zuhause war es in vielen Bereichen einfach sich auszutoben – ohne Beurteilung oder Fehlersuche. Einfach machen. Das habe ich kultiviert. Wenn mich etwas interessiert, auch abseits meiner Berufung Nähen, probiere ich es einfach aus. Mein
neuestes Ding ist das Seife-Sieden. Was sich durch all meine Leidenschaften zieht, ist das Herstellen – es bereichert mein Leben ungemein.

Was macht dir am meisten Freude daran, wenn du Retro-Mode nähst? 
Das ist für mich Retro-Mode: Detailreichtum und sehr durchdachte, strukturierte Nähvorgänge. Ich liiiiebe unfassbar aufwendige Projekte! Je detailreicher ein Nähwerk ist, desto mehr gehe ich darin auf. Alte Nähtechniken zu verwenden und diese im Vorfeld zu recherchieren, bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Abseits von der Verarbeitung steht für mich jedoch die Optik ganz klar im Vordergrund. Mein Herz hüpft bei der femininen Mode aus den 40er- und 50er-Jahren. Weiblichkeit auf eine so edle und starke Weise – Schnittführungen, die das Beste herausholen. Stoffe und Designs in einer unvorstellbaren Qualität, und das alles für die „Prêt-à-porter“ – also für die ganz normale Frau von nebenan. Darüber verliere ich mich oft und würde am liebsten Mäuschen in einer Schneiderei aus dem Jahr 1956 spielen, um zu sehen, wie die Näherinnen im Hinterzimmer ihre Kunst ausüben.

Auf deiner Website schreibst du, dass ihr Schnittmuster nach dem Credo „design or die“ entwerft. Bist du so kompromisslos? 😊
Das Credo ist seit 2001 dasselbe. Es steht für: Entweder du machst es richtig geil – oder läßt es. Also ja, bin ich schon. Aber nie mit anderen. Und wenn ich so darüber nachdenke, auch ich trage ab und zu eine Jogginghose. Da würde sich der liebe Karl wohl im Grab umdrehen. Nein, Spaß beiseite. Ich würde sagen, dass das, was ich mache, ehrlich gemeint ist. Ich möchte der Kundin unbedingt ein gutes Produkt übergeben und es so gestalten, dass sie nach der Fertigung glücklich ist. Im besten Fall hat sie das Gefühl, als hätten wir es zusammen genäht – dass ich sie an die Hand genommen und motiviert habe. Als hätten wir wirklich einen Tag miteinander verbracht und ich hätte zu vermeintlich kleinen Fehlern ein liebevolles “Ist doch nicht schlimm” gesagt. Also ja zu kompromissloser Liebe für meinen Job und Respekt an meine Kundinnen und deren Hingabe, aus meinen Ideen ein Meisterwerk zu kreieren.

Worauf legst du bei der Herstellung deiner Schnittmuster besonders wert?
Verarbeitung, Technik, Nachhaltigkeit – und die Herausforderung für die Näherinnen. In allen Bereichen gibt es etwas zu lernen, und ich versuche bei jedem Schnittmuster, ein Element einzubauen, das einen besonderen Kniff vermittelt oder Wissen weitergibt.

Uns sind die schönen Stoffe und Materialkombinationen deiner Werke aufgefallen. Wie gehst du bei der Stoffauswahl vor? Worauf achtest du generell bei den Materialien?
Danke für das Kompliment. 😉 Mein Herz schlägt für dunkelbunte Stoffe, vor allem solche, die an das Kalocsa-Muster, welches aus meiner Heimat Ungarn kommt, angelehnt sind. Was die Qualität angeht, habe ich mich auf einige wenige Produzenten festgelegt, denen ich auch sehr troy bleibe. Ein gutes Beispiel ist “Atelier Brunette” – die Stoffe überzeugen durch Farbechtheit, Herkunft und Verarbeitungsfreundlichkeit, was für mich die entscheidenden Parameter sind. Wenn ich mit Originalen aus alten Zeiten arbeite, nutze ich oft eine Brennprobe, um die Stoffzusammensetzung zu analysieren. Unterm Strich muss der Stoff mir gefallen, sich gut auf der Haut anfühlen und die Vision des Entwurfs transportieren können. Eine Faustregel gilt auch bei mir: Ist der Schnitt wild, darf der Stoff schlichter sein.

Gibt es eine besondere Stoffart, mit der du am liebsten nähst? 
Es sind die festen Stoffe, die mich meisterlich glänzen lassen. Wollstoffe für Mäntel, feste Webware – diese Materialien durch Abnäher, eine durchdachte Schnittführung und präzise Verarbeitung so zu formen, dass sie sich dem Körper anpassen, das ist für mich die wahre Herausforderung.

Du entwirfst Schnittmuster, Accessoires, Plotterdateien, bist Bloggerin und Näherin, betreibst eine Nähschule und so vieles mehr… Wie schaffst du es, all diese Rollen unter einen Hut zu bringen?
Phew. Ehrlich? Keine Ahnung. Ich mach mir darüber keine Gedanken und bin liebevoller zu mir geworden, wenn ich mal etwas nicht schaffe.

Wir haben gelesen, dass du ein Buch über Vintage-Mode planst. Wie ist es dazu gekommen, wann erscheint das Buch, was wird es beinhalten?
Es gibt einen Zettel, den ich, glaube ich, mit zwölf Jahren geschrieben habe. Heute würde man das wohl als Bucketlist bezeichnen. Natürlich hatte ich als kleiner Pimpf keine Ahnung von so einer Liste, aber darauf stehen ein paar Ziele, die ich gerne teile: “Ich will einen großen Garten haben, wie Oma. Ich will heiraten, in Island. Ein Buch schreiben.” Einen Garten habe ich, und er ist sogar der meiner Oma, nur von mir neu gestaltet. Auch habe ich geheiratet – auf Island, in Reykjavik. Logische Schlussfolgerung: Ich muss mal aus dem Pott kommen und das Buch zu Ende schreiben. Es wird ein Buch geben, dass als eine Art Kompendium dienen soll. Du hast eine Frage zu einer alten Verarbeitungstechnik? Die findest du in meinem Buch. Du möchtest ohne Blabla & Selbstbeweihräucherung, aber in modernem Stil, ein paar Fakten von der Pike auf lernen? Genau das wird mein Buch vermitteln. Da ich ein Tausendsassa bin und neben meinen vielen Leidenschaften auch noch zwei Kinder, einen Ehemann und ein Haus und Huskys habe, ist es ein liebevolles Nebenprojekt. Der Vorteil ist, dass ich es im Selbstverlag herausbringe. Ich bin also mein eigener Chef und weiß eins: Wenn es herauskommt, wird es jede Leserin von Herzen mögen und verstehen, warum es nicht “auf der schnellsten Maschine” getippt wurde.

Du bist Host des Nähpodcasts & hast deine erste Season hinter dir. Welche Learnings hast du daraus gezogen und wie kommt man als Gast in deinen Podcast?
Der zusätzliche Berg an Arbeit, passend zu einem wohltemperierten Podcast, ist enorm und man muss es wirklich wollen, sonst wird das nichts. Durchziehen – und das möglichst ohne Abhängigkeiten. Bleib vor dem Mikro so, wie du bist. Verstell dich nicht. Lach, wenn dir nach Lachen ist, und sei nachdenklich, wenn du es fühlst. Mein Hauptlearning ist jedoch: Ich kann alles schaffen, sogar einen Podcast in Eigenregie aufsetzen. Ohne großes Management, ohne Cutter, ohne einen Provider, der mir alles fertig serviert. Und das ist wirklich ein großartiges Gefühl, das mich direkt in die zweite Season starten lässt. Es stehen 10 Aufnahmen im Kalender mit einer tollen Gästin, die nicht nur vom Fach ist, sondern für mich auch eine private Bereicherung ist. Da ich in meinem Podcast über das Nähen spreche, ist das Thema quasi gesetzt. Wer also eine gute Zeit mit mir erleben möchte und etwas zu erzählen hat, kann sich sehr gerne bei mir melden und ohne Scheu anklopfen. Vielleicht möchte ja BERNINA mal aus dem Nähkästchen plaudern?

Danke! Ich leite die Frage und Einladung gerne bei uns in die Runde 😊. Hast Du ein absolutes Lieblingsmodell unter all deinen Schnittmustern?
Flokis Jakka. Ein Cardigan für jeden Tag. Für einen YEAH!-Auftritt – bequem, feminin und besonders, ohne dabei aufdringlich “Hier” zu schreien.

Was fasziniert dich besonders an den 50er-Jahren?
Plump jesagt: Dit war noch Mode! Vor allem die Schnittführung war sehr weiblich, nicht monoton und formlos. Extras wurden als Einheit entworfen, und auch kleine Designelemente fanden ihren Platz auf einem Nähwerk. Taschen an Kleidern zum Beispiel wurden so unterschiedlich gestaltet, dass es eine enorme Bandbreite an Varianten gab. Es war nie einfach nur eine Eingrifftasche – immer etwas Besonderes. Durch die industrielle Entwicklung wurde plötzlich viel mehr möglich. Eine treibende Kraft war sicher auch, dass Modeschöpfer – egal auf welchem Niveau – in der Nachkriegszeit mehr Freiheit hatten, und durch die industriellen Errungenschaften, auch im Hinblick auf die Stoffherstellung, konnten sie noch kreativer arbeiten. Es war nicht nur zum Tragen gedacht, sondern richtige Bekleidung. Das ist wohl, was die 50er-Jahre für mich so hell glänzen lässt.

Welches war das anspruchsvollste Modell, welches du bisher genäht hast?
Es ist die Grete, mein Vintage-Mantel aus einem wundervollen Wollgemisch. Unglaublich viele Einzelteile und Schritte, die perfekt aufeinander aufbauen. Aber das Endergebnis lohnt sich so sehr, dass ich nicht eine meiner vier Gretchens hergeben würde.

Was ist das Schönste am Selbermachen?
Dieses Gefühl von Zeit- und Sorglosigkeit. Dass am Ende des Prozesses etwas aus meiner Hand entstanden ist. Ein gewisser Stolz und diese zufriedenen Seufzer und das immer wieder bestaunen, streicheln, essen, anziehen und im Innern wissen: Das hab ich ganz alleine hergestellt und niemand auf dieser ganzen Welt hat das selbe.

An welchem Nähprojekt arbeitest du momentan? Dürfen wir was davon sehen?
An meiner ersten Homewear-Kollektion für mein Label VintageHus by Schwalbenliebe arbeite ich gerade. Bequem, leicht zu nähen, aber mit einem Twist – ohne den kann ich ja nicht. Für jede Frau tragbar und so gestaltet, dass die Teile nach und nach zu einer Capsule Wardrobe werden und damit den nachhaltigen Ansatz als Hauptziel haben.

Deine drei wichtigsten Tipps für alle, die ins Nähen einsteigen wollen?
Erstens: Im Best Case startest du mit einer Freundin, die schon etwas Übung hat und vielleicht auch eine Maschine besitzt. Fehlt dir eine Freundin, dann werde ich sie sein. Schnapp dir einen Anfängerschnitt aus meinem Repertoire, versuche, dir eine Bernina zu leihen, und lass dir bei allem Zeit. Zweitens: Wie man sich bettet, schläft man. Dieser Spruch lässt sich gut auf das Nähen übertragen. Ich lege jedem Anfänger ans Herz, weniger Gadgets anzuschaffen, dafür aber auf Qualität bei der Wahl von Material und Werkzeug zu achten. Das wirkt sich nicht nur auf das Nähwerk aus, sondern auch auf die Freude am Nähen. So beugst du Frustration und Fehlinvestitionen vor, was am Ende glücklich macht. Drittens: Sei nicht zu streng mit dir. Dein neues Hobby darf dich durchaus herausfordern, aber vor allem soll es dir einen Ausgleich bieten und dich stolz, glücklich und wissbegierig machen – und am besten zum Dauer-Grinsen bringen. 

Welche anderen grossen Leidenschaften hast du neben dem Nähen?
Mein Zuhause “Vintage Hus” steht für Gärtnern, nachhaltiges Leben, Selbstversorgung und eine große Prise “Hygge. Ich backe seit zwei Jahren mein eigenes Sauerteigbrot, dörre, stelle Essig her und versuche, so gut es geht, nachhaltig zu wirtschaften. Ich würde sagen: Das ist meine große Passion neben dem Nähen. Wenn es die Zeit zulässt, drechsle ich sehr gerne und bereite die Renovierung des Gartenhauses vor, was in Zukunft meine Wirkungsstätte für Schwalbenliebe und Vintage Hus wird.

Gibt es etwas, dass du anderen Näherinnen mit auf den Weg geben willst? 
Trau dich, deine kreativen Ideen auch jenseits von Erwartungshaltungen umzusetzen. Unterscheide zwischen einem liebevollen, guten Rat und bloßem Nörgeln. Lass dir von niemandem die Freude an deiner Arbeit nehmen und sei stolz auf deine Werke. Gib immer ein Fünkchen Liebe weiter, und du wirst es tausendfach zurückbekommen – sei es in Form eines Kompliments oder einer Hilfestellung. 

Wohin soll deine persönliche kreative Reise noch gehen?
Meine Vision für die nächsten zwei Jahre ist es, neue Märkte mit meinen Schnittmustern zu erreichen. Meinem Credo getroy ein paar lang gewünschte Schnitte umzusetzen und mit neuen Gesprächspartnerinnen und -partnern den Podcast weiter zu führen. Privat möchte ich mich weiterbilden und meine Leidenschaft für nachhaltiges Leben mit Fachwissen stärken. Ein Imkerkurs wäre mein Wunsch und ich möchte so gerne einen Goldschmiedekurs mit meiner Mama machen. Und lesen. Ich nehme mir wieder vor, mehr zu lesen. Das ist ja auch eine kreative Reise – die Fantasie.

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, du nähst mit BERNINA. Stimmt’s? Magst du deine Maschinen? 🙂
Eine durchaus valide Frage. Ich führe eine Beziehung mit BERNINA. Sie ist sehr solide und liebevoll. Für meine umfangreichen Arbeiten liebe ich meine Smilla, eine BERNINA 590 . Sie näht sauber und zuverlässig und schenkt mir mit ihren tausend Füsschen – ich liebe Füsschen – breitgefächerte Optionen und vernäht alles sauber bis zum Ende eines Projekts. Die passende Stickeinheit hat schon einige Designs gezaubert, wobei ich im Vergleich zu Profis an der Stickmaschine natürlich ein „Big L“ bin. Die Stickeinheit hatte bisher keinen Namen, was ich hiermit nachhole und sie auf den Namen Smi taufe. Meiner Familie gehört auch die Overlockmaschine L 460 an, und sie ist seit Jahren eine verlässliche Begleiterin. Was ich an dieser BERNINA so unglaublich schätze, ist, dass sie, beim Wechsel des Füsschens und der Anpassung der Grundeinstellungen, ein komplett anderes Stichbild erzeugt, das sich perfekt für andere Zwecke eignet – eine absolute Ergänzung für Smilla. Ihr Name lautet Big Bertha. Weil sie so “dick” ist.

Image of BERNINA 590.

BERNINA 590

Computergesteuerte Maschine zum Nähen, Quilten und Sticken ✓ Länger unterbrechungsfrei nähen dank der Riesenspule ✓ Müheloses Vernähen unterschiedlichster Materialien ✓

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… und natürlich hast Du auch Vintage-Schätzchen, nicht wahr?
Ja, die die letzte feste Beziehung führe ich mit einer BERNINA Record 530-2. Ein Must-have für alle, die Nähmaschinen aus einer anderen Ära zu schätzen wissen. Vom Sound bis zum Stichbild und den für die 60er-Jahre schon reichlich vorhandenen Optionen – sie ist meine Wahl für schwere Stoffe und Paper Piecing. Das Besondere an dieser Maschine: Sie hat nur grob vorgegebene Stichlängen, die man während des Nähens mit einem Hebel verändern kann. Sie läuft sehr präzise und ist damit oft meine Zweitmaschine, die immer eingefädelt bereitsteht. Und mal ehrlich: Ich liebe sie, weil sie vom alten Schlag ist. Sie klingt nach Kindheit, nach einer echten Maschine aus Metall, und sie ist herrlich schwer – und das muss so sein. Zur Not könnte ich sie selbst auseinandernehmen und warten, was bei der 590 schon fast einen neuen Berufszweig in meinem Lebenslauf bedeuten würde. Um also auf die Frage zurückzukommen: Ich nähe mit BERNINA. Das ist quasi etwas Festes. So für immer.

Gibt es ein Zubehörteil, das du besonders magst?
Simple as it is: ICH LIEBE DICH Knopflochfuss #3. Danke, dass es dich gibt! Du mein liebstes Füsschen.

Image of Knopflochfuss # 3.

Knopflochfuss # 3

Der Knopflochfuss # 3 ist die erste Wahl für das einfache Anfertigen von Knopflöchern mit und ohne Garneinlage. Auch zum Kräuseln mit Garn ist er optimal.

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Fun facts

Hast du einen Näh-Tick?
Bügeln & das richtige Nähfüsschen. Biste Queen, wenn du diesen Rat folgst.

Soundtrack zum Nähen?
Music saves life. Also natürlich habe ich eine Playlist parat.

Was liest du gerade?
Ein Fachbuch zur Seifenherstellung – was soll ich sagen, es ist halt die Wahrheit! Und ein Klassiker der isländischen Weltliteratur: Die Islandglocke von Halldór Laxness, der übrigens den Friedensnobelpreis für Literatur erhalten hat. Dieses Buch habe ich in einer Büchertelefonzelle gefunden, und darüber bin ich mehr als glücklich.

Dein Lieblingsort?
Min Hús & Island. 

Wofür gibst du unnötig Geld aus?
Uh… ich bin bekannt als Gadget-Nikkes. Aber nur – ehrlich – im Bereich Küche. Du willst etwas herstellen und fragst dich „HOW!?“? Ich habe das passende Gerät. 

Lieblings-Podcast?
Baby Got Business! Absolut mein Favorit. Ich hab ihn schon unter der Feder von Tijen Onaran geliebt und werde ihn weiterhin auch mit Ann-Katrin Schmitz lieben. Und mit aller Bescheidenheit, ich mag meinen eigenen Podcast auch sehr gerne. #dernähpodcast. Er verkörpert sehr gut und zeigt, wer ich hinter dem Label bin.

Ordnung oder organisiertes Chaos?
Ordnung à la Sternzeichen Jungfrau. So sieht das aus: Alles hat penibel seinen Platz. Dann startet das Projekt, und aus der sehr soliden Designerin wird für diese Phase eine Restewerferin, eine Raupenschupserin und eine chaotische Person. Das Chaos wird nach dem Projekt noch einen Tag lang zelebriert, um dann mit Leidenschaft wieder alles aufzuräumen.

Wie gross ist dein Stofflager?
Vergleichsweise klein, würde ich behaupten. Nachhaltigkeit beginnt ja schon bei der Stoffwahl, und ich verarbeite gerne herausragende Qualität. Ich nutze ressourcenschonende Mittel wie Deadstock-Fabrics und greife durchaus auf Fundstücke aus dem Secondhand zurück.

Hose oder Rock?
Im Alltag Highwaisthose & schöne Jeans und für “a bissl mehr Weiblichkeit” die schönen Röcke und passendes Schuhwerk.

Wenn Du unendlich Zeit hättest, was würdest du anpacken?
Ein Tinyhouse auf Rädern, um ganz Skandinavien zu bereisen.

Näh-Motto?
Wear your values. Ein Sinnbild für das präzise Messen und sorgfältige Verarbeiten, aber auch für die Werte, die hinter dem Nähen und dem bewussten Konsum im Kontext der Modeindustrie stehen.

Mit welchen drei Personen (lebend oder tot) würdest du gerne einen Nähtag verbringen?
Mit meiner Uroma die 99 Jahre wurde und Schneiderin war. Mit Vivienne Westwood und Björk – das sind meine Heldinnen. Wobei, für einen kleinen Plausch könnte auch Christian Lacroix vorbeischauen. 

Wem hast du zuletzt ein Kompliment gemacht?
Meinem sehr lieben Ehemann. Klingt schräg, is aber so.

Welches war das schönste Kompliment, das du erhalten hast?
“Mauseschwänzchen, bleib so gerade, wie du bist.” 2018. Das hat mir meine Oma drei Tage vor ihrem Tod geschenkt. Mehr geht nicht.

Schönstes Näherlebnis bisher?
Meine Mäntel. Sie haben mich schon beim Verarbeiten so glücklich gestimmt, dass ich sie oft nur anschaue und staune.

Was kannst du besonders gut?
Menschen motivieren und an sie glauben.

Was ist dir völlig egal?
Prestige und Protz. Man punktet bei mir mit Menschlichkeit.

Grösste Nähkatastrophe bisher?
Es gibt ja nur Herausforderungen, und man darf nicht vergessen: Es ist nur ein Stück Stoff. Wenn es mal nicht gelingt, wird es beim nächsten Mal besser und schöner. Also nein, im Schwalbennest gibt es keine wirklichen Fails!

Auftrennen oder «passt schon»?
10000% Auftrennen, neu starten und Zeit investieren.

Stoffe waschen vor dem Nähen oder nicht?
Waschen. Zum einen, um die Produktionsrückstände aus dem Material zu entfernen, und zum anderen, um möglichen Veränderungen im Stoff vorzubeugen.

Wo willst du unbedingt noch hin?
Von Herzen gerne möchte ich auf die Färöer-Inseln & alle Wasserfälle auf Island sehen. Alle – und das sind einige.

Dein Shopping-Geheimtipp für Nähfans (offline)
Wer hätte es gedacht: Flohmärkte, Second-Hand-Shops und Omas Kleiderschrank – die beste Wahl!

Dieses Nähzubehör muss noch erfunden werden:
Eine Schere mit einem kleinen Lichtlaser seitlich, der die eingestellte Nahtzugabe ausleuchtet.

Clips oder Nadeln (welche)?
Nadeln und bei einigen Projekten Clips. Nadeln möglichst lange mit Glasskopf. Und wichtig: kaputte, schräge und angeditschte sofort entsorgen.

Grösste Nähsünde, die man begehen kann?
Sich keine Zeit für sein Nähwerk zu nehmen, wäre ein Fehler. Es sollte die Behandlung bekommen, die es verdient. Das Werk, das man erschafft, hat einen so hohen Wert, dass es sich lohnt, sauber einzuzeichnen, zu pinnen und vor allem zu bügeln.

Haben deine Nähmaschinen Namen?
Selbstverständlich! Über meine Maschine habe ich bereits Filme gedreht. Sie werden von mir geliebt und hofiert.

Sprichst du mit ihnen? Was sagst du ihnen?
Das bleibt bitte unter uns: Ja. Sätze wie: “So, zack jetzt legen wa ma los”, ‚”Altaaaa, mach doch jetzt nicht so’n Scheiss” oder aber auch “Nah, soo ein geiles Teil!”


Mehr erfahren über Nikolett

Weitere Informationen über Nikolett von Schwalbenliebe findet ihr auf ihren Social-Media-Kanälen.

Webseite: schwalbenliebe.com

Instagram: instagram.com/schwalbenliebe

TikTok: tiktok.com/@schwalbenliebe

Pinterest: pinterest.de/schwalbenliebe

Facebook: facebook.com/schwalbenliebe

YouTube: www.youtube.com/@schwalbenliebe


Verlosung von drei E-Books

Zusammen mit Nikolett dürfen wir drei E-Books aus dem Sortiment von “Schwalbenliebe” verlosen. Die Teilnahme ist ganz einfach: Nutzt die Blog-Kommentarfunktion und teilt uns bis am 11. Dezember 2024 mit, warum Ihr unbedingt ein “Schwalbenliebe”-Projekt realisieren wollt. Damit hüpft Ihr automatisch in den Lostopf. Wir wünschen viel Glück! 🍀🐞

Teilnahmebedingungen für die Verlosung

Die Zustimmung zu diesen Bedingungen ist Voraussetzung für die Teilnahme auf dem BERNINA Blog.

An der Verlosung nehmen alle Personen teil, die bis am 11.12.2024 um 23.59 Uhr, einen Kommentar unter diesem Beitrag hinterlassen haben.

Mitarbeitende von BERNINA sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

Die Ziehung der Gewinnerinnen findet nach dem 11.12.2024 per Losentscheid statt. Die Gewinnerinnen werden anschliessend innerhalb von sieben Tagen per E-Mail benachrichtigt. Wir haften nicht für den Nichterhalt oder die verspätete Zustellung der Benachrichtigung.

Falls eine Gewinnerin oder ein Gewinner nicht in der Lage oder nicht berechtigt ist, den Preis anzunehmen, übernehmen wir keine Garantie dafür, dass ein alternativer Preis oder Ersatz angeboten werden kann. Der Gewinn kann nicht bar ausgezahlt werden und der Anspruch auf den Gewinn kann nicht abgetreten werden.

Wenn auf die Mail-Benachrichtigung über den Gewinn innerhalb von 7 Tagen keine Antwort eingeht, verfällt der Gewinn.

Wir behalten uns das Recht vor, dieses Gewinnspiel jederzeit zu unterbrechen, zu beenden oder Ablauf und Regeln zu variieren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Verwendete Produkte:
BERNINA 590
BERNINA 590
Knopflochfuss # 3
Knopflochfuss # 3

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