Kreative Artikel zum Thema Nähen

Bettwäsche nähen aus Seide auf der BERNINA L 890

Auf meiner letzten Reise in den Oman habe ich mir zwei traumhafte Seidenstoffe mitgebracht. Mein Plan: Edle Bettwäsche nähen! Heute zeige ich Euch Schritt für Schritt, wie ich bei diesem Projekt vorgegangen bin, das ich ohne Schnittmuster realisiert habe. Ihr erhaltet wichtige Tipps und lernt, wie man beim Nähen mit einem so hochwertigen, aber auch ungemein glatten Stoff tolle Resultate erzielt.

Meine Bettwäsche nähe ich mit der BERNINA L 890, einer Overlock-Cover-Kombimaschine, und wähle die Sicherheitsnaht. Im Folgenden erfahrt Ihr im Detail, mit welchen Einstellungen ich das tricky Material gemeistert habe. Wir lernen, wie eine Overlocker zu denken. 😊

Image of BERNINA L 890.

BERNINA L 890

Die L 890 ist die revolutionäre Overlock/Coverstich-Combo und perfekt geeignet zum Verarbeiten aller Fäden und Stoffe, speziell von hochelastischen und gestrickten Stoffen. Mit One-Step BERNINA Lufteinfädler ✓ Intuitive Bedienung per Touchscreen ✓ Schnell, präzise & leise ✓ Hergestellt von BERNINA ✓ Zu 100% in der Schweiz konzipiert und entwickelt ✓ 

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Abmessen der benötigten Stoffe

Ich schlafe gern unter einer riesigen Bettdecke. Ob allein oder zu zweit, ist irrelevant – ich wickle die Decke gern um mich herum. Darum schlafe ich unter einer 220 x 240 Zentimeter großen Decke. Schon das Ausrechnen des Stoffes hat mich auf der Reise beim Stoffkauf kurz Nerven gekostet. Ich kann ja auch nicht mal kurz etwas nachkaufen, darum bringe ich lieber etwas zu viel als nur 20 Zentimeter zu wenig mit nach Deutschland.

Zuerst habe ich mir auf meinem iPad mithilfe einer simplen Exceltabelle eine Vorlage gebaut:

Ein Kästchen steht für 10 Zentimeter Bettdecke. So habe die benötigte Stoffmenge errechnen können.

Ich habe mich entschieden, die Rückseiten der Kissen gleichfarbig zu gestalten. So kann ich beide in Taupe, aber auch beide in Rosa nutzen.

Die Seide zuschneiden

Der Zuschnitt war ziemlich abenteuerlich. Die Seide war so dermaßen glatt, dass sie immer wieder vom Tisch gerutscht ist.

Ich hab dann Stoffbeschwerer von Schnittenliebe eingesetzt, diese großzügig auf der Seide verteilt und mit dem Rollschneider zugeschnitten. Hätte ich mit der Schere geschnitten, wäre beim leichten Anheben die Seide immer wieder verrutscht. Mit dem Schneider ging es einigermaßen.

Eine Freude war das jedoch nicht, aber das kennen wir alle: Bis der Stoff ausgesucht ist, das Schnittmuster in der richtigen Größe vor uns liegt und alles zugeschnitten ist, sind die ersten Stunden „Nähen“ schon vergangen. 

Bettwäsche nähen aus Seide – Nadel und Garn 

Nach dem Zuschnitt habe ich mir die Frage gestellt, welche Nadel und Garne ich am besten nutze.

Ich habe mich für die Sicherheitsnaht entschieden, das heißt, ich nähe mit der rechten Nadel im Overlockbereich und der rechten Nadel im Coverbereich. Ich würde also gern 2 unterschiedliche Nadelsysteme nutzen. Mit der EL-Nadel im Overlockbereich (natürlich ohne SUK) kann ich zwar nähen, aber die Naht ist glatter und gleichmäßiger in der Seide, wenn ich eine Microtex-Nadel einsetze. Microtex ist einfach perfekt für glatte feine Stoffe, und damit auch für meine Seide.

Außerdem nutze ich glattes Stickgarn von Smart Thread. Das kann ich auch zum Nähen nehmen, denn es ist etwas reißfester als andere Stickgarne. Ob ich das für Bekleidung, die belastet wird, nutzen würde, kommt darauf an – aber hier in der Bettwäsche erfüllt es, was es soll: leicht sein, meine Naht nicht beschweren und reißfest genug für Bettwäsche sein.

Meine Konen stehen wie folgt:

Auf dem Covergreifer das Rot, auf der Covernadel das Rosa, und die mittleren Konen verteilen sich auf die 3-Faden Overlocknaht.

Im Overlockbereich verwende ich eine 70er-Microtex-Nadel, im Coverbereich eine 80er ELx.

Eine Besonderheit gibt es in dieser Konstellation: Wenn man auf einer Overlock- oder Kombimaschine mit einer 70er-Nadel näht, sollte man nie die höchste Geschwindigkeit wählen. Warum? Weil die 70er-Nadel dann leicht zu flattern anfangen kann. Das könnte bewirken, dass die Nadel auf die Stichplatte aufschlägt. Da ich bei der L 890 die Geschwindigkeit regulieren kann, ist das überhaupt kein Problem. Und da ich den hochwertigen Stoff in erster Linie schön und glatt und nicht schnell vernähen möchte, hab ich alle Zeit der Welt.

Die erste Naht

Meine Naht sieht nach dem ersten Versuch ein wenig seltsam aus. Der Anfang ist zusammengezogen und die Restnaht irgendwie auch. Man sieht es deutlich an den einzelnen Stichen:

Als erste Einstellung hatte ich mich hierfür entschieden – da hat schon mal irgendetwas nicht geklappt;

Den Differential habe ich erstmal in den Bereich genommen, in dem der Stoff auseinander gezogen wird. Das ist bei sehr dünnen Stoffen relativ häufig der Fall.

Die Maschine verstehen

Okay. Jetzt muss ich mit Logik rangehen, denn die Maschine, so hochtechnisiert sie sein mag, kann mir hier nicht weiterhelfen. Ich muss etwas verändern, denn das, was ich möchte, stellt sie nicht automatisch ein. Egal wie weit ich mit der Covernadelspannung heruntergehe – die Naht zieht sich zusammen und es sieht ähnlich aus wie auf dem Bild oben!

Das Zusammenziehen kann unterschiedliche Ursachen haben:

  • Der Differential kann falsch eingestellt sein
  • Eine Spannung kann falsch eingestellt sein
  • Mehrere Spannungen können falsch eingestellt sein
  • Die Stichlänge kann zu eng sein oder auch zu hoch

Ich muss mich also herantasten.

Ich lockere erst die Overlockfäden. Dann lockere ich den Covergreifer. Beides bewirkt, dass ich die Garne weniger straff in die Naht bekomme. Aber keine der beiden Möglichkeiten bringt den Durchbruch. Ich stelle dann den Differential aus dem unteren Bereich auf den gleichmäßigen Transport, denn meine allerersten Nähte haben sich auch immer mal wieder gewellt im unteren Diff-Bereich. Ich weiß, die Lösung liegt vor mir. Quasi ganz knapp außerhalb meines Sicht- und Denkfeldes.

Den entscheidenden Punkt und das Finale der Naht bringt letztlich eine Einstellung, die mir als Warnung von der Maschine ausgeworfen wird: ein komplettes Lockern des Covernadelfadens.

Hier sieht man deutlich, dass ich im Differential im gleichmäßigen Transport bin und das alle Fäden gelockert sind. Man sieht, dass ich die Stichlänge gelockert habe – man sieht aber auch das dicke Ausrufezeichen an der Covernadel. Und das schauen wir uns jetzt mal genauer an!

Um herauszufinden, was mir die Maschine damit sagen möchte, tippe ich unten auf das Fragezeichen. Das ist eine tolle Möglichkeit, der Maschine Fragen zu stellen. Nachdem ich das Fragezeichen angetippt habe, tippe ich auf das Symbol, zu dem ich eine Frage habe, in diesem Fall das Ausrufezeichen.

Jetzt liefert mir die Maschine die folgende Erklärung:

Hier soll deutlich darauf hingewiesen werden, dass ein zu starkes Lockern der Nadelspannung dazu führen kann, dass eine Naht sich öffnet. Wir werfen aber nun einen kurzen Blick auf die Naht, um zu sehen, dass alles absolut glatt liegt und sich wirklich nichts auseinanderzieht. Die Naht ist super!

Hätten wir eine Naht in einem festen Stoff, der immer wieder einem starken Zug ausgesetzt ist, wäre das eine falsche Einstellung. Genau darauf möchte die Maschine hinweisen. Diese Einstellung würden wir aber in festem Stoff gar nicht benötigen, da dieser sich nicht so zusammenziehen würde wie meine Seide.

Hätten wir einen dehnbaren Stoff, der immer wieder gestretcht wird, wäre die Einstellung ebenfalls falsch. Wir würden diese Einstellung in dehnbarem Stoff aber gar nicht wählen, denn auch dieser würde sich nicht zusammenziehen unter normaler Spannung.

Was ich damit sagen will: Diese Einstellung ist für diese Seide perfekt, denn sie macht in diesem Stoff und in diesem Projekt eine glatte, tolle Naht.

In anderen Projekten mit anderen Stoffen kann diese Einstellung passen – oder auch nicht. Genau darum predige ich immer wieder: Verstehe Deine Maschine und die Hintergründe von Fadenspannung, dann hast Du es in jedem Projekt einfacher.

Ich verlinke hier gern mal ein kleines Freebie dazu, das noch mehr Einblick in die Tiefen der Fadenspannung gibt:

Grundlagen der Fadenspannung

Stiche in die Maschine speichern

Da ich mir noch einen zweiten Stoff mitgebracht habe – gleiches Material, andere Farbe – möchte ich meine Einstellungen auf meiner Maschine speichern. Ich tippe auf mein kleines Herzchen am rechten Rand:

Danach entscheide ich, was ich machen möchte, denn die Maschine weiß ja nicht, ob ich diesen Stich speichern möchte oder mich plötzlich für das Nähen eines bereits eingespeicherten Stiches entschieden habe. Ich tippe auf das “Abspeichern”-Symbol:

Danach weise ich meinem Stich einen Platz zu. Ich kann einen Stich überspeichern oder einen neuen Speicherplatz wählen.

Nun benötigt mein neuer Stich natürlich noch einen Namen, denn ein Schulungsleiter aus einem anderen Leben hat mal gesagt “was man nicht findet, das hat man auch nicht!”. Guter Mann.

Wenn ich fertig bin, muss ich das der Maschine mitteilen.

Da ich auch noch andere Dinge wie Stichbreite etc. einstellen kann, muss ich auch das folgende Fenster speichern. Dies muss ich beim Aufrufen des Stiches, wenn ich ihn das nächste Mal nähen möchte, wieder manuell einstellen.

Und so kann ich beim nächsten Projekt mit gleichem oder ähnlichen Stoff einfach in meinen Speicher schauen und habe sofort alle Informationen beisammen, um diese Einstellungen nicht erneut austüfteln zu müssen.

Ecken und Kanten

Ebenfalls sehr wichtig war bei meinem Projekt, dass ich keine Stecknadeln verwendet habe, sondern Klammern. Stecknadeln würden Löcher hinterlassen. Und am Allerwichtigsten ist, so denke ich, dass ich den Kniehebel nutze. Dieser hat es mir ermöglicht, beide Hände am Stoff zu lassen, den Nähfuß anheben zu können und alles richtig zu positionieren. Die Seide war so unfassbar glatt, dass ich mir Noppen an der Maschine gewünscht hätte, an denen der Stoff ein wenig Grip bekommt. 😊

Um die Ecken sauber zu bekommen, habe ich mich entschieden, in der feinen Seide nicht um die Ecke zu nähen, sondern gerade herauszunähen und gerade wieder anzusetzen. Die überstehenden Fäden habe ich anschließend sauber vernäht.

Reißverschluss mit der BERNINA L 890

Den Reißverschluss habe ich am Ende auch noch mit der L 890 eingenäht. Ich habe hier den normalen Nähfuß verwendet. Es ist ein Endlos-Reißverschluss. Da diese immer sehr flach sind, ging das ganz problemlos. Die Zähnchen habe ich unter den nicht eingesetzten Covernadeln laufen lassen. So konnte die eingesetzte Covernadel richtig sauber direkt neben dem Reißverschluss laufen – das Ergebnis ist perfekt.

Ich bin total begeistert, denn für den nahenden Sommer ist diese Bettwäsche perfekt. Mit der L 890 und dank des Preises, den ich für die Seide im Oman bezahlt habe, konnte ich mir ein Stück bezahlbaren Luxus ins Schlafzimmer holen.

Ich freue mich total. Welche Erfahrungen habt ihr denn mit so feinen Stoffen gemacht? Ich bin gespannt und freue mich schon auf mein nächstes Projekt.

Eure Manu

Verwendete Produkte:
BERNINA L 890
BERNINA L 890

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