Die schöne Jahreszeit naht mit schnellen Schritten und damit auch die Fahrradsaison. Es ist sehr ungemütlich, auf einem feuchten Fahrradsattel die Fahrt anzutreten. Daher zeige ich Euch heute, wie Ihr einen Bezug nähen könnt, um Euren Fahrradsattel während des Parkens vor Regen und Feuchtigkeit zu schützen.
Noch ein kleiner Tipp: Wer es besonders warm und kuschelig auf dem Fahrradsattel mag, kann dieses Modell auch aus Plüsch oder Kunstfell herstellen und während der Fahrt “tragen”. In diesem Fall sollte der Bezug beim Parken natürlich wiederum abgenommen werden, damit er während der Standzeit nicht feucht wird. Alternativ könnt Ihr einen wetterfesten Bezug drüber stülpen.
Es gibt also unzählige Möglichkeiten, diese Anleitung für die eigenen Bedürfnisse passend umzusetzen.
Materialbedarf
Für einen Sattelbezug benötigt Ihr:
- Stoffrest z. B. wetterfester Stoff, Outdoor-Stoff, beschichtete Baumwolle, etc. | daraus schneidet Ihr inkl. Nahtzugabe (s. auch übernächsten Abschnitt)
- 1-mal Satteloberteil (Teil 1) laut Schnittmuster (hierfür benötigt Ihr ca. 25 x 30 cm Stoff)
- 1-mal Sattelseitenteil (Teil 2) 76 x 8 cm
- Die Zugaben sind bereits enthalten (s. Anleitung)
- ca. 35-55 cm Gummiband, je nach Dehnfähigkeit es Bandes | Details siehe Anleitung
- wetterfestes Garn z. B. XTREME PRO von Mettler
Was ist XTREME PRO?
XTREME PRO ist Mettlers neues Hochleistungsgarn für extreme Bedingungen! Es ist reiß- und abriebfest, UV- und seewasserbeständig sowie PFC-frei und wasserabweisend. Selbst bei Kälte bis -30°C bleibt das Nähgarn zuverlässig und strapazierfähig.
Die hochwertige textile Optik sorgt für perfekte Nähte bei Outdoor- & Polsterprojekten. Doch auch bei anderen Projekten, z. B. Lederarbeiten, kann dieser schöne und dicke Faden wirkungsvoll eingesetzt werden.
Tipps für die Verarbeitung dicker Garne
- Dicke Fäden benötigen grundsätzlich ausreichend Platz in der Nadel. Verwendet eine ausreichend dicke Nadel mit einem passend großen Öhr. Je nach verwendeten Materialien könnte dies z. B. eine Jeans- oder Ledernadel ab ab der Stärke 100 sein.
- Der Faden wird als Ober- und Unterfaden verwendet.
- Bei Modellen mit dem BERNINA Greifer ist es je nach verwendetem Material ggf. sinnvoll, die rote Bobbinwork-Spulenkapsel mit weniger Unterfadenspannung zu verwenden.
- Je nach verwendeten Material bzw. verwendeter Unterfadenkapsel muss ggf. die Oberfadenspannung für ein gleichmäßiges Stichbild angepasst werden.
- Verwendet eine ausreichend lange Stichlänge. Zum einen tut dies den Outdoor-Materialien gut, damit diese nicht unnötig perforiert werden, zum anderen kommt dieser schöne und dicke Faden besser zu Geltung, wenn eine größere Stichlänge verwendet wird. Je nach Material empfehle ich mindestens 3 mm. Die Länge kann aber in den allermeisten Fällen bedenkenlos auf bis zu 4 mm erhöht werden.
Bezug für den Fahrradsattel – das Schnittmuster
Das Schnittmuster für das Sattelteil findet Ihr unter folgendem Link zum Download.
Bitte prüft, ob das Schnittmuster zu Eurem Sattel passt. Selbstverständlich könnt Ihr es nach Belieben anpassen. Dementsprechend muss dann auch die Länge des Seitenstreifens (hier 76 x 8 cm) angeglichen werden.
Zuschnitt
Schneidet das Schnittmuster für das Teil 1 der Abdeckung 1-mal im Stoffbruch zu. Für die einfachere, weitere Verarbeitung setzte ich oben und unten am Stoffbruch kleine Knipse.
Diese Markierungen werden Euch später helfen, das Seitenteil gleichmäßig anzunähen.
Sofern Ihr die Größe vom Satteloberteil nicht verändert habt, wird das Teil 2 (Seitenteil) mit den Maßen 76 x 8 cm zugeschnitten.
Den Fahrradsattelbezug nähen
Nähtipp: Damit der Stoff möglichst wenig Löcher bekommt, durch die eventuelle Feuchtigkeit dringen kann, verlängere ich die Stichlänge je nach Stoffqualität.
Näht das Teil 2 an den kurzen Seiten rechts auf rechts mit ca. 5 mm Zugabe zusammen. All jene, die eine BERNINA mit 9 mm Stichbreite besitzen, können hier ganz einfach den Schmalkantfuß #10C/10D verwenden. Stellt Ihr hier die Nadel ganz nach links, ergibt sich eine Zugabe von 4,5 mm. Diese keine Differenz ist für unsere Zwecke nicht weiter relevant. Die Verarbeitung mit dem Schmalkantfuss # 10 ist sehr einfach, präzise und schnell. Ein wichtiger Nähfuß, der in keinem Nähkörbchen fehlen sollte!
Legt die Nahtzugaben auseinander und streift sie mit dem Finger schön glatt.
Faltet den zum Ring genähten Streifen, die Naht liegt an einer der kurzen Seiten. An der gegenüberliegenden Seite werden ebenfalls zwei Knipse (an beiden kurzen Kanten) gesetzt.
Nun beginnt Ihr am hinteren, größeren Ende des Satteloberteils. Dort steckt ihr die Naht auf den Knips vom Satteloberteil.
Den zweiten Knips vom Seitenteil steckt ihr auf das kurze Ende vom Oberteil. Die übrige Weite vom Seitenstreifen wird rundherum gleichmäßig festgestickt/festgeklammert.
Jetzt wird alles rundherum knappkantig zusammengenäht.
Auch hier verwende ich erneut den Schmalkantfuß #10c/10D.
Das Gummiband schließe ich zum Ring. Wie lange es zugeschnitten werden muss hängt davon ab, wie gut sich das Gummiband dehnt. Es sollte im maximal gedehnten Zustand genauso lang sein, wie der Seitenstreifen plus 1 cm Zugabe.
Damit die Maschine das kleine Gummiband gut transportieren kann, lege ich ein Stück ausreißbares Stickvlies unter, das später einfach weggerissen wird. Ich nähe zwei bis drei mal hin und her, damit alles gut hält.
Variante: Ihr könnt alternativ das offene Gummiband sehr stark gedehnt festnähen und am Anfang/Ende leicht überlappend mit einigen Stichen fixieren. Diese Methode ist sinnvoll, wenn Ihr die genaue Länge vom benötigten Band bzw. dessen Elastizität nicht genau kennt.
Ich zeige Euch hier die Methode mit dem zum Ring geschlossenen Gummiband:
Nun die Nahtzugaben auseinanderlegen und ggf. mit einigen Stichen flach fixieren.
Jetzt wird das Gummiband gleichmäßig auf das Seitenteil gesteckt. Die Naht vom Gummi befindet sich an der Naht des Seitenteils. Markiert am Gummi die der Naht gegenüberliegende Mitte. Diese steckt Ihr auf den zweiten, vorderen Knips vom Seitenteil. Die übrige Weite wird wieder gleichmäßig verteilt.
Jetzt nähe ich das Gummiband rundherum knappkantig mit einem Geradstich, dem Schmalkanfuß und ca. 4 mm Zugabe fest. Alternativ kann hier auch einer der Gummibandaufnähstiche der BERNINA verwendet werden.
Damit der Stoff gut transportiert wird, müssen Stoff und Gummiband mit beiden Händen vor und nach dem Nähfüßchen gespannt werden. Der Transporteur darf aber beim Nähen nicht durch Ziehen oder Schieben beeinflusst werden, da ansonsten der Stich nicht gleichmäßig wird.
Anschließend die Stoffkante nach innen falten und das Gummiband im gedehnten Zustand absteppen.
Fertig ist Eure wetterbeständige Fahrradabdeckung.
Von der Rückseite sieht sie so aus:
Nun wünsche ich Euch ganz viel Spaß und Freude beim Nacharbeiten!
Ganz liebe Grüße
Eure Claudia von Il Coccolino
Danke, das ist mal eine schön einfache, verständliche Anleitung. Ich will schon lange so einen Bezug nähen, aber bisher gefundene Anleitungen wurden immer geheimnisvoll, wenn es drauf ankam…
Danke für die tolle Anleitung.Habe einmal eine gepolsterte Variante aus Wollresten für den Winter genäht, damit es etwas wärmt. Wird dann nur während der Fahrt verwendet und kann nicht der Witterung ausgesetzt werden.