Wenn ich etwas immer wieder für die Übergangszeit brauche, dann sind das Jacken. Daher wollte ich mir einen Blouson nähen, der mit bunten Farben auch regnerischen Tagen trotzen kann.
Schon seit Längerem stand das kostenlose Schnittmuster Mika von Tiana’s Closet auf meiner To-Do-Liste. Da mich Belege an den Vorderteilen stören, verzichtete ich darauf und fasste stattdessen alle Kanten mit Schrägband ein. Das ist für mich ein schönes Highlight und lässt die Innenseite auch ohne Belege hochwertig aussehen.
Zum Nähen verwendete ich meine BERNINA 475 QE sowie meine Overlock BERNINA L 860. Neben dem Standardfüßchen der Nähmaschine stand mir zum knappkantigen Absteppen noch der Schmalkantfuss #10 hilfreich zur Seite.
Blouson nähen mit Gratis-Schnittmuster
Material
- je nach Größe, Muster und Breite des Stoffs ca. 1,5 – 1,8 m Sweat, French Terry o. Ä.
- ca. 0,5 m Bündchenware
- teilbarer Reißverschluss (Länge ermittelt sich aus dem Schnittmuster*)
- ca. 2 m Schrägband oder Stoffband zum Einfassen
- flexibles Kantenband zum Aufbügeln, z. B. von Vlieseline
- passendes Nähgarn
- Stecknadeln oder Stoffklipps
- Schneidematte mit Rollcutter
- Bügeleisen
- Papierschere
- Stoffschere
* Die Reißverschlusslänge ermittelte ich aus den Maßen des Vorderteils, abzüglich Nahtzugabe (2,5 cm), zuzüglich halbe fertige Bündchenbreite. Ich verwendete demnach einen 50 cm langen Reißverschluss, wobei ich die Breite des Saumbündchens dementsprechend anpasste und kürzte.
Schnittmuster gratis herunterladen
Das Gratis-Schnittmuster könnt ihr euch hier von Tiana’s Closet herunterladen, entweder als A4- oder A0-Datei:
Bomberjacke Mika XXS-5XL (PDF, Format A4 und US-Letter)
Bomberjacke Mika XXS-5XL (PDF, Format A0)
Hinweis: Achtet beim Ausdrucken darauf, dass ihr “Tatsächliche Größe” bzw. “100 %” anklickt. Eine Überprüfung des Test-Quadrates ist jedenfalls ratsam.
Das erste PDF (Format A4 und US-Letter) ist so angelegt, dass es sowohl im A4-Format als auch im US-Letter-Format gedruckt werden kann. Die Seiten haben ein Format von 198×268 mm. Beim Ausdruck im Format A4 ergibt sich links und rechts sowie oben und unten Weißraum. Schneidet die Seiten entlang der Linie mit dem Scheren-Icon zu und klebt sie dann gemäß Legeplan auf Seite 1 zusammen.
Die Maßtabelle zum Blouson-Schnitt findet ihr auch auf dem Schnittmuster. Die Maßangaben sind in Inch und auch in Zentimeter angeführt. So sollte es keine Probleme mit der passenden Größenfindung geben.
Zuschnitt und Vorbereitung
Bei diesem Schnittmuster gibt es zwei verschiedene Linien für eine Größe – die Nahtlinie und die Schnittlinie, also inklusive Naht- bzw. Saumzugabe. Da alle Linien schwarz sind, markierte ich mir zum besseren Verständnis diese beiden Linien.
Die rot gestrichelte Linie ist die Nahtlinie meiner Größe und die durchgehend rote Linie ist die Schnittlinie. Die Nahtzugabe des Schnittmusters beträgt 1,25 cm.
Nach dem Ausschneiden der Schnittmusterteile schnitt ich alle Teile zu: 1 Rückenteil, 1 Rückenbündchen, 2 Ärmel, 2 Ärmelbündchen, 2 Vorderteile, 2 vordere Bündchen, 1 Halsausschnittbündchen, 4 Taschenteile. Ich übertrug auch alle Markierungen mit kleinen Knipsen.
Am Vorderteil verstärkte ich mit flexiblem Nahtband die vorderen Kanten sowie die Tascheneingriffe.
Ebenso verstärkte ich die Tascheneingriffe am Rückteil und …
… an den Taschenbeutelteilen.
Eingriffstaschen nähen
Zuerst nähte ich mit einem Geradstich die Taschenbeutel rechts auf rechts exakt an die Seitennähte des Rückenteils. Dabei achtete ich auf die Knipse.
Ich wiederholte diesen Arbeitsschritt auch bei den Vorderteilen.
Mit der Overlock versäuberte ich den Bereich der Tascheneingriffe.
Danach steppte ich sämtliche Taschenbeutel auf deren Nahtzugaben knappkantig fest.
Blouson nähen
Ich breitete das Rückteil mit der rechten Stoffseite nach oben aus.
Darauf legte ich rechts auf rechts die Vorderteile und schloss die Schulternähte mit der Overlock.
Anschießend bügelte ich die Schulternähte Richtung Rückteil und steppte diese von der rechten Stoffseite knappkantig ab.
Nun klappte ich alles auseinander und breitete mit der rechten Stoffseite nach oben einen Armausschnitt vor mir aus.
An den Armausschnitt nähte ich anschließend den dazu passenden Ärmel ein. Dabei achtete ich auf die Markierungen für Vorder- bzw. Rückteil. Für den zweiten Ärmel wiederholte ich diesen Arbeitsschritt.
Ich bügelte danach die Nahtzugaben Richtung Körpermitte und steppte auch diese Nahtzugaben knappkantig von der rechten Stoffseite ab.
Anschließend schlug ich die Seiten- und Ärmelnähte übereinander und steckte dabei auch die Taschenbeutel zusammen.
Bevor ich die Ärmel- und Seitennähte schloss, steckte ich noch die Taschenbeutel exakt an der Naht oben und unten zusammen.
Damit beim Zusammennähen mit der Overlock diese Naht nicht verrutschte, nähte ich die Taschenbeutel rundherum zuerst mit dem Geradstich der Nähmaschine zusammen. Ich begann ca. 2 cm oberhalb des Tascheneingriffs. Dann schloss ich den Taschenbeutel und in weiterer Folge auch die untere Naht innerhalb der Nahtzugabe. Anschließend nähte ich noch von unten noch ca. 3 cm vom Tascheneingriff zusammen.
Mit der Overlock nähte ich danach in einem Rutsch die Ärmel- und Seitennähte inklusive Taschenbeutel zusammen.
So sah nun der fertig genähte Tascheneingriff aus. Ich wiederholte noch alles für die zweite Seite.
Danach klappte ich die Taschen nach außen und schlug jeweils das Vorderteil darüber.
Ich nähte die Taschen innerhalb der Nahtzugabe an die Vorderteile.
Als nächstes legte ich die vorderen Bündchenteile rechts auf rechts auf das rückwärtige Bündchenteil und schloss die Seitennähte mit einem Geradstich.
Das zusammengenähte Bündchen nähte ich an das untere Ende der Jacke. Die Seitennähte trafen dabei genau aufeinander.
Halsausschnitt nähen
Links auf links steckte ich das Halsbündchen der Länge nach mittig an den offenen Kanten bündig zusammen.
Zur besseren Weiterverarbeitung schloss ich die gesteckte Seite mit einem Geradstich innerhalb der Nahtzugabe.
Danach ermittelte ich beim Halsbündchen sowie am Halsausschnitt der Jacke jeweils die Mitte und steckte das Halsbündchen an den Ausschnitt. Da das Halsbündchen etwas kürzer ist als der Ausschnitt, musste ich es gleichmäßig auf die Länge des Halsausschnittes dehnen.
Innerhalb der Nahtzugabe nähte ich das Halsbündchen an den Ausschnitt fest.
Zum Einfassen dieser Naht steckte ich ein Schrägband mit der rechten Seite an die zuvor genähte Strecke des Halsausschnittes.
Zum Annähen des Schrägbandes drehte ich alles um. So konnte ich gut die zuvor genähte Naht erkennen.
Nach dem Annähen des Schrägbandes kürzte ich die Nahtzugabe auf ca. 6 -7 mm.
Weil ich ein breites Schrägband verwendete, kürzte ich auch dieses auf ca. 1,5 cm.
Anschließend legte ich das Schrägband zweimal komplett um die Nahtzugabe herum und …
… und fixierte alles mit Stecknadeln.
In der Mitte schob ich bei dieser Gelegenheit noch einen Aufhänger unter die Nahtzugabe.
Danach steppte ich knappkantig das Schrägband fest. Damit beim Nähen keine Fältchen entstanden, achtete ich darauf, dass der Stoff unterhalb immer schön glatt lag.
So sah nun der fertige Halsausschnitt aus.
Reißverschluss nähen
Zuerst fixierte ich die oberen Enden, wie auf dem Bild zu sehen, jeweils mit einem kurzen Geradstich.
Danach öffnete ich den Reißverschluss und steckte die rechte Hälfte des Reißverschlusses rechts auf rechts an die rechte Seite des Vorderteils.
Mit dem Reissverschlussfuss # 4 nähte ich das rechte Band am Vorderteil mit 1 cm Nahtzugabe fest.
Die Nahtzugabe des Bündchens zeigte dabei nach oben.
Ich zippte anschließend das linke Reißverschlussband an das rechte, klappte es um und markierte mir auf der linken Seite des linken Reißverschlussbandes die exakte Höhe der Bündchennaht sowie der Karos.
Danach nähte ich das linke Reißverschlussband mit Hilfe der Markierungen ebenfalls auf dem Vorderteil fest.
Die überstehenden Reißverschlussenden kürzte ich bis zur Reißverschlusskante.
Danach versäuberte ich mit der Overlock die noch offene Bundkante.
Einfassen der Reißverschlussbänder
Zuerst klappte ich den Anfang des Schrägbandes nach innen.
Anschließend legte ich das so umgeklappte Schrägband ca. 2 cm unterhalb des Übergangs zum Bündchen rechts auf rechts an das Reißverschlussband.
Ich steckte dann das Schrägband bündig an das Reißverschlussband fest.
Am oberen Ende klappte ich das Schrägband ca. 1,5 cm um.
Vor dem Annähen des Schrägbandes drehte ich alles um. So konnte ich die vorherige Naht gut sehen. Ich nähte danach das Schrägband 2 mm neben dieser Naht an.
Auf die gleiche Weise wie beim Halsausschnitt kürzte ich auch hier die Nahtzugabe und das Schrägband.
Ebenso klappte ich auch das Schrägband zweimal um die Nahtzugabe und steckte bis auf das untere Ende alles fest.
Beim unteren Ende klappte ich einerseits das Schrägband um die Nahtzugabe und andererseits das noch offene Büdchenende nach oben.
Nun steckte ich noch das Bündchen bündig an das Reißverschlussband fest.
Bevor ich die noch offene Seite des Schrägbandes annähte, fixierte ich zuerst noch das Bündchen in der Nahtlinie des Schrägbandes.
Jetzt konnte ich das Bündchen wenden und …
… noch die restliche Strecke vom umgeklappten Schrägband feststecken.
So sah nun das untere Ende des Reißverschlussbandes aus.
Am oberen Ende klappte ich das Schrägband einfach um und …
… legte es dann ebenfalls um die Nahtzugabe.
Ich steckte danach das obere Ende des Schrägbandes fest.
So sah nun die komplett fixierte Strecke aus.
Jetzt konnte ich das eingefasste Reißverschlussband knappkantig an die Jacke steppen. Ich wiederholte alle Arbeitsschritte für die andere Seite.
Fertigstellung
Ich schlug die noch offene Kante des Bündchens nach oben und fixierte sie an der Nahtzugabe.
Mit einem Geradstich steppte ich die offene Kante an die Nahtzugabe.
Anschließend bügelte ich die Nahtzugabe des Bündchens nach oben und steckte sie von der rechten Seite fest.
Danach steppte ich von der Naht neben des rechten Reißverschlussbandes bis zur Naht des linken Reißverschlussbandes …
… die Nahtzugabe knappkantig ab.
Die Längsseite der Ärmelbündchen klappte ich rechts auf rechts und schloss die Naht mit einem Geradstich.
Dann faltete ich die Nahtzugaben auseinander, klappte das Bündchen links auf links mittig zusammen und legte sie die Nahtzugaben exakt übereinander.
Die Hälften des Bündchens markierte ich an den offenen Seiten mit Stecknadeln.
Zum leichteren Annähen des Bündchens drehte ich den Ärmel auf die linke Seite. Ich markierte auch dort die Hälften und steckte das Bündchen rechts auf rechts in das Ärmelloch. Dabei trafen die Stecknadeln des Bündchens auf die Stecknadel des Ärmellochs.
So konnte ich bequem das Ärmelbündchen mit der Overlock an den Ärmel nähen. Dabei dehnte ich das Bündchen jeweils auf die Länge des Ärmellochs.
Danach bügelte ich die Nahtzugabe Richtung Schulter und zog den Ärmel über den Freiarm meiner Nähmaschine. Zu guter Letzt steppte ich die Nahtzugabe noch knappkantig ab.
Das war’s auch schon! Und wenn ihr euch nun auch ein so einen hübschen Blouson nähen möchtet, dann wisst ihr ja, wie es geht.
Viel Spaß beim Nähen! Über eure Bilder im Community-Bereich des Blogs würde ich mich sehr freuen. Bis bald, Janine.
Liebe Janine! Das nenne ich mal eine supergute Nähanleitung! Chapeau! Und dann noch mit Bildern! Deine Lösung mit dem Schrägband finde ich ebenfalls toll! Ich habe noch eine Frage zu dem Schrägband: Hast du Jerseyschrägband genommen oder normales? Falls du normales Schrägband genommen hast -kratzt das nicht am Hals? Lieber Gruß aus dem Saarland – Marliese
Superschön. Tolle Anleitung. Super Schnittmuster!
Liebe Gabriela, herzlichen Dank für deinen Kommentar! LG Janine
Liebe Janine, danke für diese wunderbare Inspiration und deine unfassbar gute Erklärung ” how to…” inklusive Bildstrecke !!! Macht sofort Lust aufs Mitnähen und ist somit auch gut/ easy machbar ! Glg Andrea
Hallo Andrea! Tausend Dank für deinen so lieben Kommentar. Freut ich ungemein, dass dir mein Beitrag so gut gefällt. GlG Janine