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Top Säume mit der Zwillingsnadel

Beschreibung

In diesem Tipp möchte ich gern die sog. Zwillingsnadel (ZN) und meine Erfahrungen damit vorstellen, um viele von euch anzuregen, sie doch einmal auszuprobieren und mit Sicherheit auf den Geschmack zu kommen.
Man benutzt die ZN sehr häufig, wenn man einen schönen Saumabschluss erzeugen will, der sichtbar und zugleich dekorativ ist und – bei elastischen Stoffen – auch eine elastische Naht ergibt (was bei eng am Körper liegenden Kleidungsstücken ein Muss ist).
Über die Zwillingsnadel:
– Eine ZN besteht aus zwei gleich dicken Nadeln, die an ihrem oberen Ende nebeneinander an einem einzigen Kolben befestigt sind. Dieser wird – wie bei jeder anderen Nähmaschinennadel auch – in die dafür vorgesehene Nadelhalterung an der Maschine eingeführt und festgeschraubt. Weil die beiden Nadeln während des Nähens den Abstand beibehalten, ergibt sich eine wunderschön gleichmäßige Naht, die aus zwei sichtbaren parallelen Einzel-Nähten besteht.
– Für die zwei Nadeln braucht man also auch zwei Oberfäden: einen für die linke und einen für die rechte Nadel. Für das Arbeiten mit einer ZN reicht aber ein einziger Unterfaden, der wie gewöhnlich eingelegt wird. Dieser Unterfaden verläuft in der Mitte der gebildeten Naht genau zwischen den beiden Oberfäden: Hier wird er hin- und herbewegt und verbindet die beiden Oberfäden in Art eines Mini-Zickzackstiches, der also nur auf der Rückseite sichtbar ist. Dabei übt der Unterfaden einen gewissen Zug auf die Oberfäden aus. Bei gewebten Stoffen ist das kein Problem, aber bei Jersey kann das zu leichten Problemen führen (Näheres weiter unten).
– Die ZN ist für jede (!) normale Haushaltsnähmaschine – egal, welches Modell vor euch steht – ein erfüllbarer Genuss!
– Zwillingsnadeln gibt es in unterschiedlichen Breiten – dabei unterscheidet man solche für gewebte (normale) Stoffe, solche für Stretch-Stoffe oder Leder, Jeansstoff und Metallicgarne. Auf der folgenden aufgeführten Webseite hat man eine wunderbare Übersicht über alle Arten von Zwillingsnadeln und ihre Verwendung von … bis: http://www.naehwelt-flach.de/Zubehoer/Maschinen-Nadeln/Zwillingsnadeln/
– In vielen Büchern wird nicht näher auf das Einfädeln der beiden Oberfäden eingegangen, deshalb möchte ich hier meine Erfahrungen vorstellen: Als Erstes noch mal die Erinnerung, bei jedem Einfädeln den Nähfuß hochzustellen, damit der Faden spannungsfrei gezogen werden kann.
Beide Fäden einzeln, d. h. nacheinander eingefädelt, und zwar auf etwas unterschiedlichem Weg, sodass sie sich möglichst wenig verheddern können: Ich nehme einen der Fäden in die Hand (er soll später in die rechte Nadel eingefädelt werden), lasse ihn durch die Fadenführung gleiten, führe ihn dann an der rechten (!) Seite der Spannungsscheibe vorbei und fädele ihn in die rechte (!) Nadel ein. Der zweite kommt wie immer erst zur Fadenführung, wird dann aber links (!) an der Spannungsscheibe vorbei Richtung linke (!) Nadel geführt und dort eingefädelt. Beim Unter-den-Nähfuß-Legen die beiden Fäden nicht übereinander gleiten lassen, sondern bewusst weiterhin nebeneinander führen. Anschließend mal eine Zieh-Probe machen, ob beide Fäden gleichmäßig und ohne zu haken durch die Maschine gleiten – puh, das ist geschafft!
– Wenn beide Fäden eingefädelt sind, jetzt die Aufmerksamkeit dem Nähfuß und der Stichplatte zuwenden: Kontrollieren, ob die Öffnungen in beiden Geräteteilen es zulassen, dass beide Zwillings-Nadeln problemlos hindurch “arbeiten” können, ohne irgendwo anzuschlagen. Man darf also nicht mit einem Geradstichfuß arbeiten, weil dieser ja nur eine einzige kleine punktuelle Öffnung für nur eine einzige Nadel hat. Auch die Stichplatte muss angepasst sein und eine entsprechend breite Aussparung haben, sodass die beiden Nadeln der ZN hindurchpassen.
– Vor dem Nähen mit der ZN vielleicht den Stoff bügeln, weil dann die Qualität des Stiches besser wird und man das Ergebnis besser sehen kann.
– Auch mit einer ZN kann man die Naht durch Rückwärtsnähen sichern, aber beim anschließenden Herausziehen des Nähgutes den Nähfuß anheben und jetzt nicht wie vielleicht gewohnt den Stoff irgendwie herausziehen, sondern die drei (!) Fäden sehr dicht am Stoff anfassen, zusammen mit dem Stoff gut festhalten und Fäden + Stoff als ein “Paket” unter dem Nähfuß hervor ziehen. Dabei kann es vorkommen, dass der Unterfaden auf Spannung kommt und die Naht leicht wulstig wird. Dann die Naht von der rechten Stoffseite her vorsichtig wieder ein wenig in die Länge ziehen.
Zum normalen Nähen mit der ZN keinen Zickzackstich einstellen, weil der Stich der ZN ja ohnehin schon eine gewisse Breite hat und sonst die Nadeln auf die Stichplatte schlagen und brechen würden.
– Vor dem Nähen also unbedingt kontrollieren, ob man bei der vorigen Naht nicht doch einen Zickzackstich gewählt hat oder eine Nadelposition, die zu einer der Seiten verschoben worden ist.
Bei Nähen von elastischen Materialien wie z. B. Jersey unbedingt eine Stretch- bzw. Jersey-ZN verwenden.
– Mit der ZN wird jeder Stich immer von der Stoff-Oberseite her genäht, d. h. den Stoff so legen, dass man während des Nähvorgangs auf die rechte Stoffseite guckt.
Deshalb sollte der Saum auch gern von der rechten Stoffseite her gesteckt sein, damit man genau kontrollieren kann, ob die Stiche immer schön gleichmäßig ausfallen … Wenn ich persönlich eine bestimmte Saumbreite haben möchte, stecke ich den Saum erst von der linken Seite (damit ich hier die Saumbreite einschl. Nahtzugabe besser ausmessen kann), stecke aber im zweiten Arbeitsgang alle Stecknadeln auf die rechte Seite und arbeite dann mit der ZN von rechts her.
– Bevor ich weiter unten auf das Einhalten der Saumbreite eingehe, hier noch ein Hinweis zu den Stecknadeln: Besonders bei Jersey oder dünnen Stoffen, die beim Greifen leicht rutschen, verwende ich persönlich nicht die normal kurzen Stecknadeln, sondern immer extra lange und zugleich besonders dünne Glaskopfstecknadeln von Prym: Sie sind insgesamt 43 mm lang (statt der “normalen” mit 30 mm). Besonders beim Stecken der schmalen Säume stecke ich so, dass sie eine größere Breite der Stofflagen umfassen, sodass die Stofflagen deutlich weniger verrutschen können. Aufgrund der Länge kann man sie dann auch viel besser anfassen und wieder herausziehen. Die Prym-Nadeln sind sehr spitz, lassen sich bestens durch den Stoff stechen, sind sehr dünn und hinterlassen nur winzige Löcher, die selbst feinem Jersey nichts anhaben und deren Löcher man nach dem Bügeln nicht mehr sieht. Die Glasköpfe sind aus hochwertigem Muranoglas, dabei absolut gratfrei und bügelfest. Beim Benutzen sind sie besonders elastisch und rückfedernd, sodass sie so gut wie nie brechen oder verbiegen: http://www.stoffolino.de/prym-glaskopfnadeln-st-1-0-6-x-43mm-20g.html
– Damit gewährleistet ist, dass man an der richtigen “Stelle” näht, die ZN nicht ins Leere greift (also nicht vollständig in den Saum) und die Nahtzugabe und/ oder die Saumbreite während des Nähvorgangs immer gleich bleiben, kann man auf der Stichplatte rechts der Nadel ein Klebeband (ich nehme dünnes Malerkreppband) anbringen und die Stoffkante immer an dieser markierten Linie entlangführen / ausrichten. So und nur dann hat die Nadel immer den gleichen Abstand zur Stoffkante und die Naht wird immer parallel zur Stoffkante ausgeführt, ohne dass man “Schlangen näht” und die Nadeln vielleicht ins Leere greifen: Der Saum wird an jeder Stelle in exakt der gleichen Breite gesteppt! Deshalb lohnt es sich auch, sich mal die Stichplatte genauer zu betrachten: An vielen Maschinen sind hierfür Linien mit Zentimeterangaben (manchmal auch inch) in das Metall geritzt. Dies sind Maßangaben: Sie geben den Abstand zwischen Nadelspitze und dieser Linie an. Noch ein Tipp: Wenn die gewünschte Abstands-Linie nicht auf der Stichplatte eingezeichnet ist, weil der Abstand einfach zu groß ist, dann hilft nur die Klebeband-Version (s.o). Um den zu verwendenden Abstand und damit die Abstandslinie exakt entsprechend dem gewünschten Maß zu bestimmen, die Nadel (bei einer ZN die linke!) bis ca. 1 mm vor den Stoff absenken. Dann mit dem Handmaß den Abstand zwischen (linker) Nadel und der jeweiligen Markierungslinie messen und den Stoff ggf. verschieben.
– Aus Erfahrung heraus befürworte ich, niemals ganz dicht am Saumrand zu nähen, weil dann die Gefahr besteht, dass der Stich evtl. nicht ganz in beiden Stofflagen verläuft, sondern u.U. zu weit außerhalb der Saumfläche.
– Deshalb immer etwas weiter innen Richtung endgültiger Saumkante nähen – bei nur einfach umgelegten Saum gebe ich hier beim Zuschneiden immer noch 1cm Nahtzugabe zusätzlich zu, steppe zunächst weiter innen über die beiden Stofflagen und schneide dann die Stoffkante außerhalb des fertigen Zwillingsnaht-Stiches ganz knapp mit der Schere ab (“zurück schneiden”): Die Nahtkante sieht auch von innen sauber aus. Genau so verfahre ich auch, wenn ich ein Textil mit der ZN kürzen möchte: Saum in neuer Länge nach links umschlagen – Breite abmessen – stecken und von rechts mit der ZN nähen, dann erst den überschüssigen Stoff von der Stoffrückseite her zurück schneiden.
– Beim Arbeiten mit der ZN grundsätzlich langsam(er) nähen (evtl. eine niedrige Geschwindigkeit vor- einstellen) und so die Bildung der fertigen Naht beoabchten.
– Die Stofflagen während des Nähen auf gar keinen Fall dehnen, weil die Zwillingsnadel als solche schon eine ohnehin elastische Naht ergibt.
– Desgleichen auch darauf achten, den Stoff nicht zu schieben, weil dies ohnehin jede Naht beeinträchtigt.
– Wer hat, bitte einen extra Anschiebetisch verwenden, damit der Stoff nicht an der Seite herunter hängen kann und die Naht (auch) mit einer ZN dann gleichmäßig werden kann.
– Zur Stichlänge: Je größer, desto dehnbarer ist die Naht.
– Wenn ihr könnt, dann beim Arbeiten mit der ZN die Nadelposition “unten” bei Unterbrechung wählen, damit rutschiger Stoff auch in den Nähpausen festgehalten wird und man noch mal vor dem Weitersteppen einen kritischen Blick werfen kann …
– Mit einer ZN kann man auch Ziernähte steppen, aber wegen der Breite solcher Stiche ist Vorsicht geboten: Passen die beiden Zwillings-Nadeln an jeder Stelle des Musters durch die Aussparungen in Nähfuß und Stichplatte? Dies kann man ausprobieren, indem man vorsichtig am Handrad dreht und die Nadel ganz langsam absenkt – niemals probe-nähen!! Bei teureren Maschinen gibt es die “Doppelnadelfunktion”, an der man die Breite der ZN einstellt. So verhindert die Maschine selbsttätig, dass man mit einem zu breiten Zickzackstich näht … (so viel nebenbei zu den erweiterten nützlichen Funktionen guter Qualitätsnähmaschinen, die ihren Preis wert sind).
– Die Farbe des Unterfadens möglichst passend zur Stofffarbe wählen. Die Nadelfäden kann man nach Belieben auch kontrastreich wählen und erzielt dann einen tollen Effekt!
– Eine Saumkante (bei Jersey unter feuchtem Tuch) vorsichtig pressen – nicht hin – und her bügeln. Das Endprodukt ist einfach genial und professionell!

Hier zu den Einsatzmöglichkeiten der ZN:

1) Als hübsche Naht an allen Säumen.
2) Für das Befestigen einer Blende / eines Schrägbandes an allen Ausschnitten (Hals-Ärmel-Bündchen).
3) Als dekorative Naht bei der Verarbeitung von Leder / Kunstleder: Hier dickere Nadeln wählen – ggf. Ledernadeln und dickeres Garn – dann mittig über einer Stoffnaht arbeiten, d. h. die rechte Nadel der ZN sticht rechts, die linke Nadel links der Stoffnaht ein – einfach cool!
4) Als Saumnaht besonders an Badesachen und Lingerieartikeln.
5) Als Ziernaht mitten in einer Stofffläche – besonders attraktiv, wenn man dann noch (farbige bzw. metallene) Ziergarne verwendet 🙂 – gern auch mit der Dreifachnaht = Dreifachstich (siehe Foto) und zum
6) Nähen von Biesen!

Wenn sich auf der Oberseite einer ZN-Naht ein “Wulst” ergibt, dann

– evtl. mal die Oberfadenspannung verringern, weil der Unterfaden ja stark “zieht”. An der Unterfaden(!)-Spannung würde ich nichts verändern, denn oft bekommt man sie danach nicht mehr richtig eingestellt, und sie muss im Rahmen einer Wartung erst wieder nachjustiert werden.. Bis dahin macht die Maschine dann nichts als Ärger:-(
– Wenn vorhanden, einen Obertransportfuß / Obertransporteur einsetzen/ zuschalten und / oder
– mal ausprobieren, Butterbrotpapier unter den Stoff zu legen – später wegreißen oder
– Stoff von der Rückseite her mit Sprühstärke einsprühen…

Ich wünsche viel Freude beim Ausprobieren und Entdecken neuer Möglichkeiten – ganz ohne Zauberei!

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