Letztes Wochenende durfte ich den grossen Doppelbettquilt, über dessen Werdegang ich hier im Blog schon zweimal berichtet habe, meiner Tochter und ihrem Freund in ihren neuen Vier-Wänden am Bodensee überreichen.
Gequiltet habe ich die 220cm x 200cm grosse Decke auf meiner neuen Bernina Langarmmaschine Q20. Es war ein wenig wie eine Art Experiment, denn alle anderen Quilts, die ich in den letzten Monaten genäht habe, habe ich bei Bernina in Steckborn auf der grossen Q24 gequiltet. Doch ich wollte es gerne mit der Tischmaschine probieren und es funktionierte problemlos.
Zuerst bereitete ich das Quiltsandwich vor: alle drei Lagen, Rückseitenstoff, Vlies und Quilttop schichtete ich übereinander und rollte sie anschliessend zu einer grossen Rolle zusammen.
Und dieses Quiltmuster sollte es dann werden. Geometrisch und einfach, da der Quilt selbst durch die Stoffvielfalt und das dominante Muster schon abwechselungsreich genug ist.
Von MADEIRA hatte ich die grosse Quiltersbox des Quiltgarns AeroQuilt zum testen zur Verfügung gestellt bekommen, ich war sehr gespannt, wie sich das Garn verarbeiten lässt.
Die Farben passen wunderbar zum Quilttop.
Ich bereite die Q20 zum Arbeiten vor. Spule Garn auf die Unterfadenspule….
versehe die Maschine mit einem Tropfen Öl – dies ist übrigens ein alltägliches Prozedere geworden: am Morgen reinige ich die Maschine und öle sie. Je mehr ich tagsüber mit ihr arbeite, gebe ich entsprechend Öl nach. Wichtig ist hier, dass tatsächlich nur das beiliegende spezielle Maschinenöl von Bernina verwendet wird und der Tropfen Öl auch an der richtigen Stelle landet.
Eine neue Nadel wird eingesetzt und festgeschraubt.
Und der Quiltfuss montiert.
Nun werde ich den Quilt zuerst mit der BERNINA Q 20 heften. Die Maschine hat neben zwei BSR-Funktionen und einer manuellen Quiltfunktion auch eine Heftfunktion mit drei unterschiedlich langen Heftstichen.
Da der Quilt nicht nur gross, sondern auch entsprechend schwer ist, hefte ich ihn jeweils von der Mitte zu rechten, bzw linken Seite hin, dazu beende ich die Heftlinie komplett und hefte nicht zuerst die linke Seite des Quilts und danach die rechte.
Man kommt hier relativ zügig voran. Es ist natürlich mit dem schnellen Arbeiten an der Q 24 nicht zu vergleichen, auf der der Quilt fest eingespannt ist und man die so leicht fliessende Maschine über das Nähgut transportiert. Dennoch funktioniert es bestens.
Nach der ersten Hälfte rolle ich das Quilttop umgekehrt zusammen und hefte die andere Seite.
Und fast ist es geschafft.
Die Rückseite liegt gerade und absolut faltenfrei.
Dann beginne ich mit dem Quilting. Bei jedem Nahtbeginn hole ich mit dem Oberfaden und der Nadel den Unterfaden hinauf
ziehe beide Fäden zur Seite
vernähe sie auf der Stelle mit ein paar Stichen
und schneide beide Fäden knapp über der Oberseite des Quilts ab.
Zum Quilten des geometrischen Musters wähle ich das spezielle BERNINA Rulerwork Lineal und wähle auf dem Touchscreen der Maschine den BSR Modus 1 an. Die automatisch eingestellte Stichlänge von 10 Stichen/Inch reduziere ich auf 8 Stiche/Inch, so werden sie ein klein wenig grösser. Stichgeschwindigkeit reduziere ich ebenfalls auf 160Stiche pro Minute.
Alles liegt bereits, es kann losgehen.
Nach und nach, arbeite ich mich durch den Quilt hindurch und ziehe mit dem transparenten, 1/4 Inch hohen Lineal meine Linien. Der BSR garantiert die gleichbleibende Stichlänge.
Die Maschine mit der grossen Auflagefläche von 90cm x 200cm bietet einen luxuriösen Raum und das Arbeiten wird übersichtlich.
Selbst zur Seite geschoben fällt die grosse Menge an Stoff nicht auf den Boden.
Nach einigen Stunden bin ich mit dem Quilten fertig. Auf der Rückseite der Decke zeigt sich das abstrakte Muster ganz besonders gut. Nun entferne ich alle Heftfäden, das geht von der Rückseite des Quilts am einfachsten und schnellsten. Da auf der Vorderseite alle neu begonnenen Quiltnähte gesichert und versäubert wurden, finden sich auf der Rückseite des Quilts auch keine weiteren abzuschneidenden Fadenreste. Das Quiltbild ist sauber und schön gleichmässig geworden.
Hier nun noch ein paar Ausschnitte aus dem Quilting.
Und als Abschluss noch ein Übersichtsbild des fertigen Quilts. Leider war das Wetter zum Fotografieren in der Natur zum Zeitpunkt der Fertigstellung nicht so ideal, doch versuche ich noch ein paar bessere Bilder – Quiltfotografie am Bodensee 😉 – nachzureichen.
Mein Fazit der ersten grossen Quiltarbeit mit der Q 20:
Die BSR Funktionen der Maschine bieten grossartige Dienste zum Quilten dieser grossen Decken. Da ich zuvor seltenst mit dem BSR gearbeitet habe und sämtliche meiner sonstigen Quiltarbeiten mit dem manuellen Modus, bzw auf den BERNINA Nähmaschinen ohne Stichlängenregulationen quilte, wurde ich hier sehr schnell von den Vorzügen dieser Funktion überzeugt und habe sie schnell schätzen gelernt.
Die Heftfunktion der Q 2o ist eine praktische zusätzliche Funktion an der Langarmmaschine, denn sie gehört zum Quiltvorgang dazu. Ich war froh, dass ich sie zur Verfügung hatte. Wenn man den “Bogen” nach den ersten Linien heraushat, ist das Heften auch in geraden horizontalen Linien ganz einfach.
Der Arbeitsplatz als solcher, die grosse Tischfläche von 90cm x 200cm begeistert mich immer wieder. Selbst dieser grosse Quilt lag irgendwie immer richtig. Nichts rutschte herunter, nichts verzog sich.
Die Maschine arbeitete ohne Fadenriss, ohne Nadelbruch. Das Stichbild ist perfekt.
Es ist ein grosser Unterschied, ob ich den Quilt auf dem grossen Frame der Q24 gespannt habe und die Maschine führe, oder ob ich unter der fixierten Maschine den Stoff führe. Gerade beim Quilten mit Lineal ist hier grosse Sorgfalt angesagt. Das Lineal darf sich nicht verschieben, der Stoff ebenfalls nicht. Das Führen braucht viel Übung. Nach diesem grossen Quilt habe ich nun davon schon etwas mehr.
Viele Grüße,
Jutta Hellbach
Ein hammerstarkes Teil! Wunderbar gelungen! Respekt!
Liebe Jutta,
Sieht super aus dein Quilt! Die Farbkomposition und die geometrischen Muster passen perfekt zu Physikern : )
Chapeau !
Liebe Jutta,
ein wunderschöner Quilt. Interessantes Muster, tolle Stoffe und prima aufeinander abgestimmt. Was für ein Geschenk…
Viele Grüße
Birgit
Liebe Jutta, was für ein wunderbarer Quilt – da hat sich dein Kind ja wohl sehr, sehr, sehr gefreut! Und hach – was bin ich neidisch – ich hätte auch gerne schon so ein Teil (oder eher die Q24) um damit zu spielen! Aber das kommt noch :o) Ganz liebe Grüße, Grete
Liebe Grete,
die Q 24 wäre ja wohl eher für dich Multi-Quilter geeignet, nun bin ich ja gespannt, wann sie bei dir Einzug hält. Du hast sie in Steckborn ja reichlichst angeschmachtet gg.
Schliesslich bist du ja extra wegen ihr mit dem Geschäft umgezogen, nicht? ;-))
Liebe Grüße,
Jutta
ps. und ja, die Kinderlein haben sich wirklich sehr gefreut!
halli hallo jutta,
dein quilt verdient uneingeschränkte bewunderung. sowohl was stoffauswahl, farbkomposition, patchworkmuster, verarbeitung und natürlich auch das quilting angeht – es ist ein super-prachtstück geworden! technisch perfekt und eine augenweide! danke für die tollen bilder. und deiner jugend viel spass daran oder vielleicht ja auch darunter 🙂
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,
merci fürs Lob, der Quilt wurde mit viel Freude entgegengenommen und ich wünschte bei der Übergabe viele schöne Träume ;-).
Amüsierte Grüße,
Jutta
Ein schönes Quiltmuster.
Und die Q20 hatte ich irgendwie anders verstanden: wie eine Große, eher wie die 26 mit einspannen, Computer dran und morgen früh wiederkommen und den fertigen Quilt von der Maschine nehmen.
Danke für den Bericht. Ein wirklich schönes Gerät. Fast schon handlich 😉
Liebe Grüße
neko
Hallo Neko,
hier im Blog wurde ja schon des öfteren über die Longarmmaschinen von BERNINA berichtet. Daher dachte ich, es sei klar, dass die Q 20 die Tischmaschine und die Q 24 die Framemaschine ist. Eine 26 gibt es nicht. Optional kann die Q20 ebenfalls mit einem kleineren Frame versehen werden und funktioniert dann wie die grosse Schwester, mit dem 24 Zoll Durchlass.
Eine computergesteuerte Lösung ist tatsächlich in der Entwicklung und wird noch dieses Jahr von BERNINA vorgestellt.
Allerdings ist es keineswegs so, dass bisher – und auch dann – die Stoffe auf die Maschine gespannt werden, Computer dran und am nächsten Morgen wiederkommen und Fäden abschneiden.
Quilten ist ein Handwerk für sich. Und seitdem ich zum erstenmal länger als nur 2 Minuten auf einem Messestand an einer Longarmmaschine “rumgespielt habe”, sondern mich intensiver damit beschäftige, ziehe ich den Hut vor den Quilterinnen, die auf diesen grossen Maschinen die reinsten Fadenwunder vollbringen. Das ist Kunst auf hohem Niveau. Und ich spreche da nicht von meinem einfachen Quilting, das ich auf meinen drei grossen Gebrauchsquilts aufgebracht habe.
All dies fordert viel Geduld, Übung, Geschick und auch Talent und auch Respekt denjenigen gegenüber, die es so gut beherrschen und weltweit mit Preisen ausgezeichnet werden.
Ich habe mir die Tischversion als Sit-down Modell gekauft, da ich als Artquilterin lieber den Stoff unter der Maschine bewege als umgekehrt. Dazu ist mir die Q 20 eine perfekte Variante.
Und mit ihren 120 kg Gesamtgewicht ist sie standfest, wackelt nicht und hält die Stichgeschwindigkeit von 2200 Stichen pro Minute als Maximalgeschwindigkeit bestens aus. Handlich würde ich sie nicht gerade bezeichnen, aber wunderbar zu “händeln”.
Viele Grüße,
Jutta Hellbach
Danke liebe Jutta für Deine ausführliche Antwort.
Ich hatte (leider) bisher noch nicht das Vergnügen eine Longarm mal in Natura zu sehen. (Youtube muß bisher reichen). Aber ich würde ganz gern mal jemandem über die Schulter schauen, der weiß, was er tut. Und auch mal bei einem Computer-Muster zuschauen. (Eigentlich habe ich bisher ausschließlich höchstens Videos von Maschinen-Quilterinnen bei der Arbeit gesehen)
Technisch werde ich ganz sicher vorerst bei meiner ‘kleinen’ Maschine bleiben (Also Kategorie: Haushaltsnähmaschine mit Quiltfunktion). Ich liebe es derzeit einfach freihand zu ‘malen’. Und das Gebiet ist dermaßen groß, da werde ich mich noch eine Weile austoben können. Dazu kommt ein etwas ‘eingeschränkter’ Nähplatz. Liebevoll: Der Nähschrank genannt. Und viel mehr als ein 80er-Regalfach ist es auch nicht. Aber ich habe gerade einen ca 250×160 großen Quilt dort in Arbeit. Es macht Spaß und ist nicht halb so dramatisch (Platz) wie befürchtet. Allerdings habe ich an einer Seite etwas Raum, auf dem ich eine Ablage für das Ding aufbauen kann.
Liebe Grüße
neko
Liebe Jutta,
das ist ja ein ganz wundervoller Quilt. Die Größe ist sehr imponierent. Farb- und Musterkonzept ist total stimmig.
Hach! … einfach nur schön anzusehen der Quilt :-).
Lieben Gruß
Angie
Hallo Angie,
dankeschön fürs Kompliment, ich hab selbst auch Spass an dem Teil und ab und zu darf ich ihn ja noch im Original sehen :-).
Viele Grüße,
Jutta
Hallo Jutta,mir bleibt der Mund offen,wie Du das gequiltet hast .So als ob Du die Maschine schon ewig lang hättest.Einfach super genial, wunderschön ,perfekt und die Farben und das Muster.Bin nur wauuuuu :)))))) hell begeistert.Man sieht und merkt Du liebst Deine Q20 wie auch das “arbeiten” mit ihr.Vielen vielen Dank dass Du das hier zeigst wie es geht etc.LJ Jacqueline
Hallo Jacqueline,
lieben Dank für deine Begeisterung über diese Quiltarbeit. Ja, die Q 20 muss man lieben – ich tue es und habe wahnsinnig viel Spass und Freude an ihr. Dass es sich auf die Arbeit an ihr überträgt ist schnell passiert.
Ich werde bestimmt noch vieles mehr in Zukunft zeigen.
Liebe Grüße,
Jutta
Hallo Jutta
Vielen Dank für diesen spannenden Bericht. Ich habe auch noch ein grosses Top zu Hause das auf den Einsatz meiner Q20 wartet. Und nun habe ich eine genaue Anleitung, wie ich vorgehen kann! Super, besten Dank!
Und Dein Quilt ist wunderschön geworden. Ich bin sicher, dass er entsprechend Freude ausgelöst hat.
Beste Grüsse
Monika
Hallo Monika,
vielen Dank. Ja, du wirst das Quilttop sicher nicht lange als UFO herumliegen haben, sondern schnell fertigstellen. Der Quilt hat Begeisterung ausgelöst, es war der allererste, den der liebe Freund meiner Tochter überhaupt jemals geschenkt bekommen hat – das ist schon etwas besonderes, wie wir ja alle so gut wissen :-).
Liebe Grüße,
Jutta