BERNINA Corporate Blog –Liebe Leserinnen, liebe Leser, eine Halbmond-Reissverschlusstasche zu nähen ist ganz einfach. Unter dem Stichwort “Taco-Tasche” findet Ihr eine Vielzahl von Anleitungen auf verschiedenen Blogs oder YouTube. Was also ist das Spezielle an meiner Tasche? Sowohl das Kreieren des eigenen Stoffs als auch das Nähen geschieht fast ausschliesslich mit der Overlock-Maschine bzw. mit Cover- und Kettenstichen. Ich zeige Euch heute Schritt für Schritt, wie das geht.
Speziell ist auch, dass ich für die Kreation meines Stoffs mit den neuen Kantenlinealen im Schaft gearbeitet habe, um diese auf Herz und Nieren zu testen. Oder um festzustellen, ob sie mir wirklich die Zeit des detaillierten Markierens sparen. Und ja, meine Anforderungen wurden erfüllt. Aber Ihr solltet selber ausprobieren, was die Kantenlineale für Euch bringen!
Taco-Tasche nähen mit Overlock- und Coverstich
Im Folgenden könnt Ihr den Vorgang des Verzierens und Nähens der Halbmond-Reissverschlusstasche nachlesen. Wie üblich gilt: Sollten im Verlauf des Nähprozesses Fragen auftreten, meldet Euch einfach per Blog-Kommentar. Ich helfe dann gerne weiter.
Material für die Taco-Tasche
Beginnen wir mit der Materialzusammenstellung:
- Baumwoll-Oberstoff mindestens 35 x 40 cm, optimal wäre 40 x 45 cm
- Baumwoll-Innenstoff mindestens 35 x 40 cm, optimal wäre 40 x 45 cm. Es darf auch der gleiche Stoff sein wie der Oberstoff.
- Volumenvlies 35 x 40 cm (40 x 45 cm), zum Beispiel Thermolam 272 von Vlieseline (davon hatte ich noch einen Rest). Es geht aber jedes einigermassen weiche Volumenvlies, das Ihr vielleicht noch habt, z.B. Bamboo Mix oder 277 Cotton.
- Endlosreissverschluss (Kunststoff) 50 cm mit 1 oder 2 Schiebern, mir hat einer gereicht. Alternativ geht auch ein geschlossener Universal-Kunststoffreissverschluss.
- Reststoff für die Schlaufen beim Reissverschlussende, 6 x 20 cm, 1 Stück.
- Reststoff im schrägen Fadenlauf, um die Bodennaht einzufassen, 4.5 x 15 cm, 2 Stück. Alternativ geht auch ein fadengerader Streifen.
- Dekorative Fäden: Ich empfehle Fäden oder Garne mittlerer Stärke.
Dazu gehören Mettler Silk Finish Cotton 28, 40, 50. Mettler hat auch andere mittelschwere Fäden, zum Beispiel “Extra Stark” und Seralon 30. Auch Madeira Lana 12, Glamour 12und Polyneon 40 sowie Cotona 30 oder Decora 12 passen. Madeira Metallic 40 bringt etwas Glitzer ins Projekt. Sulky 12wt Cotton hat einen edlen Glanz und eignet sich ebenfalls sehr gut.
Zögert nicht, zwei Fäden im Kettengreifer zu kombinieren.
- In den 90er-Nadeln verwende ich ebenfalls Mettler Silk Finish Cotton 50 Multicolor sowie ein dekoratives mehrfarbiges Stickgarn für einen Teil der Nähte. Das gibt mir die Möglichkeit, während des Nähens mal die rechte, mal die linke Seite oben zu nehmen und erst nach dem Fertigstellen zu entscheiden, welches die Aussenseite wird. Alternativ geht natürlich auch Mettler Universal-Overlockfaden Seracor 120.
- Kantenlineal im Schaft rechts und links (optionales Zubehör). Damit spart Ihr Euch das mehrfache Anzeichnen von dekorativen Linien.
- Kurvenfuss #C23 zur L 890 (optionales Zubehör) – ein Muss wenn Ihr Kurven einfacher nähen wollt.
Schnittmuster kostenlos herunterladen
Das Schnittmuster für die Halbmond-Reissverschlusstasche könnt Ihr kostenlos herunterladen. Ihr findet es unter folgendem Link:
Druckt es zweimal aus und klebt es bei “A” zusammen.
Stoff dekorieren
Es wird mit der Coverstichmaschine gequiltet. Ich habe die BERNINA L 890 verwendet. Es geht natürlich auch jede andere Coverstich- oder Kombi-Maschine, allerdings erleichtert das optionale Zubehör der L 890 den Nähprozess.
Platziert Euer Volumenvlies zwischen den beiden Stoffen. Steckt das Sandwich in der Mitte und an den vier Ecken zusammen, so dass sich nichts verschiebt. Ich bin kein Fan von Klebespray, aber wenn er Euch das Verarbeiten erleichtert, zögert nicht, dieses zu verwenden.
Wählt den schmalen Coverstich mit mittlerer und rechter Nadel, Stich 24, und fädelt dekorativ ein. Reduziert die Nähgeschwindigkeit, wie üblich bei der Verwendung dekorativer Fäden, meine Empfehlung hier ist ca. 900 Stiche/min.
Denkt Euch eine erste gerade Linie irgendwo diagonal über den Stoff, dies wird die erste Dekornaht. Falls nötig, markiert sie, dann näht sie.
Bringt das Kantenlineal (rechts oder links) im Schaft an und stellt es auf einen Abstand, der Euch gefällt. Näht mehrere parallele Nähte zur ersten Naht, zum Beispiel im Abstand von 2, 3 oder 4 cm.
Der Vorteil der Kantenlineale im Schaft ist, dass man parallele Nähte nähen kann, ohne jede Naht markieren zu müssen. Details zur Anwendung der Kantenlineale im Schaft könnt Ihr in unserer Videoanleitung nachsehen:
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Es ist ok, mal die «rechte», mal die «linke Stoffseite oben zu nehmen, damit sich Nadelfäden mit Greiferfaden wechseln.
Dann nehmt die andere Diagonale und näht ein paar parallele Nähte mit unterschiedlichen Abständen. Das Vorgehen ist dasselbe.
Nun denkt an Kreise, respektive an eine Spirale.
Dafür empfehle ich den Kettenstich, Stich 16.
Der Kurvenfuss C23 macht das Nähen einfacher! Falls Ihr noch nicht damit vertraut seid … auch dafür haben wir ein Anleitungsvideo:
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Da ich zwei Kreise wollte – einen mit Nadelfäden oben, einen mit Greiferfäden oben, habe ich den ersten im linken Drittel des Stoffs platziert.
Ich empfehle, mit dem Nähen in der Mitte des Kreises zu beginnen – dafür habe ich mir eine Schablone gezeichnet. Falls Ihr einen Vorschlag möchtet, denkt Euch den inneren Kreis mit mindestens 4 cm Durchmesser und erweitert die Spirale mit jeweils ca. 2 cm Abstand. Mir persönlich ist Nähen im Uhrzeigersinn leichter gefallen. Für die Schablone empfehle ich Euch wegreissbares Stickvlies. Sicher habt Ihr irgendwo einen Rest liegen, Ihr benötigt nur ca. 15 x 15 cm. Falls nicht, Seidenpapier tut es auch.
Näht die erste halbe Rundung – dann stellt sicher, dass der Greiferfaden bei den weiteren Stichen nicht übernäht wird, zum Beispiel indem Ihr ihn mit einer Wollnadel auf die Oberseite bringt.
Die ersten zwei Rundungen folgen der Schablone, erst dann kommt das Kantenlineal zum Einsatz.
Näht so viele Kreise, wie es Euch gefällt.
Ergänzend zum ersten Kreis habe ich im anderen Drittel noch einen Kreis genäht, diesmal mit der anderen Stoffseite oben.
Wenn Ihr Euer Stoffdesign fertig habt, einmal gut bügeln.
Reissverschluss-Schlaufen
Den Stoff für die Schlaufen für die Reissverschlussenden habe ich wie einen Träger gefaltet und ebenfalls mit Kettenstich abgesteppt.
Den Schlaufenstreifen in zwei Teile schneiden, jeden in die Hälfte falten, sodass der dekorative Greiferfaden aussen sichtbar ist.
Zuschnitt und Tasche nähen
Bis mir der Ausschnitt für meine Tasche gefallen hat, habe ich das Schnittmuster ein wenig hin und her geschoben und dann ohne Nahtzugabe zugeschnitten.
Stellt Eure Maschine nun auf 4-Faden-Overlock ein, Stich 1. Alternativ geht auch Stich 3, der breite 3-Faden-Overlockstich. Senkt das Messer ab.
Versäubert die beiden Rundungen ohne Schneiden, die Stoffkante dem abgesenkten Messer entlang führend. Mir hat das Kantenlineal auf der Messerabdeckung nichts gebracht, weil es zu weit von den Nadeln entfernt ist. Allenfalls wäre der Kurvenfuss eine Unterstützung. Auf dem Foto seht Ihr, dass ich fürs Versäubern die L 860 verwendet habe. Natürlich geht das auch mit der L 890.
Hier seht Ihr bei der Pinzette, das Messer ist abgesenkt und gilt nur als Führungshilfe:
Öffnet den Reissverschluss und steckt ihn rechts auf rechts auf die beiden Rundungen.
Stellt Eure Maschine wieder auf Kettenstich ein, Stich 16. Um den Reissverschluss anzunähen, empfehle ich, die linke Coverstichnadel LC zu verwenden.
So könnt Ihr mit dem Cover-/Kettenstichfuss # C13 recht nahe an den Reissverschlusszähnen entlang nähen, wobei die Zähne an der linken Fusskante liegen. Hier könnt Ihr gut sehen, wie nahe die Nadel einsticht. Alternativ geht auch der Kurvenfuss #C23 mit der linken Coverstichnadel LC.
Die Naht bügeln.
Legt die Nahtzugaben in Richtung Stoff und steppt den Reissverschluss von der linken Seite mit dem Kettenstich schmalkantig ab, so dass der dekorative Kettenstich aussen auf der Tasche zu liegen kommt. Das Absteppen habe ich einmal mit LC, einmal mit RC ausprobiert.
Mit dem schmalen Reissverschluss war beides etwas knifflig.
Bei der Tasche mit dem breiteren Reissverschluss ging es einfacher, weil das Reissverschlussband breiter ist, wie dieses Beispiel zeigt:
Fädelt den Reissverschluss-Schieber ein und schliesst den Reissverschluss ca. 10 cm. Je nach Reissverschluss werdet Ihr nachher die Bodennaht anpassen müssen.
Faltet die Schlaufen mit dekorativem Kettenstich aussen auf die Hälfte und platziert sie auf die Reissverschluss-Enden.
Der Einfachheit halber sichere ich Reissverschluss-Beginn und -Ende inklusive der Schlaufen mit ein paar Zickzackstichen. Dies gibt mir auch das Gefühl, dass der Verschluss belastbarer ist.
Faltet den Boden und steckt ihn an den Reissverschluss. Passt ihn falls erforderlich an. Steppt ihn mit einem Geradstich oder mit dem Kettenstich zusammen. Da es so ein kurzes kleines Stück ist, habe ich die Nähmaschine verwendet.
Zum Einfassen der Bodennaht die Nahtzugabe auf 1 cm zurückschneiden. Dann näht je einen Schrägstreifen an die Bodennaht, schlagt ihn an den Enden ein und dann um die Nahtzugabe, sodass Ihr die Einfassung absteppen könnt.
Noch einmal bügeln und Eure Halbmond-Reissverschlusstasche ist fertig!
Macht mehr von dem was Euch glücklich macht
Wenn Euch diese Overlockvariante der Taco-Tasche Lust auf mehr macht, dann empfehle ich Euch den Blog-Artikel von Wiebke für die Kosmetiktasche im Japanischen Stil, ebenfalls ein Hingucker!
In Wiebkes Beitrag findet Ihr auch ein Schnittmuster und weitere Verarbeitungstipps und Ideen, um mit vielen Reststreifen kreativ zu sein.
Übrigens lassen sich die Streifen auch mit 4-Faden Overlock oder Kettenstich zum Blockhaus/Logcabin zusammennähen:
Wenn Ihr noch mehr Ideen zu den Kantenlinealen im Schaft sucht – hier ein ganz einfaches Projekt. Der Kissenbezug ist in Wollwalk genäht und «nur» mit parallelen Nähten verziert, die sich mit ca. 70° kreuzen.
Da entsteht doch gleich ein kuscheliges Wintergefühl, oder?
Und bei diesem Kissen habe ich das Kantenlinel links verwendet, um die Stoffstreifen um den Panel in gleicher Breite anzunähen und danach das zum Sandwich gesteckte Patch in gleichmässigem Abstand zu Versäubern, bevor ich die Rückenteile angenäht habe:
Geht ganz schnell auch für mehrere Kissen:
Und passend dazu ist hier ein wattiertes Set im Entstehen. Mit der Overlocker kann ich die Nahtzugabe aller drei Materialien zurückschneiden, während die dekorative Kante entsteht.
Ihr seht: Die Kantenlineale sind nicht nur für dekorative Anwendungen, sondern auch ganz einfach praktisch.
Die Kantenlineale eignen sich für parallele Linien oder für parallele Nähte, zum Beispiel zum Schneiden oder Versäubern von gleichmässig breiten Stoffstreifen. Diese hier habe ich zum Stoff gewoben und für eine pink-blaue Tasche verwendet. Ja, Kreuzungen mit 70° haben es mir momentan angetan:
Und die Kantenlineale sind ideale Begleiter beim klassischen Quilten, wie beim Kissen in pink:
Vor dem Aufräumen und weiteren Projekten: Solltet Ihr noch einen Rest von Eurer Halbmond-Reissverschlusstaschenstoff haben – Nadelkissen sind auch Projekte, oder?
Hier meine beiden Lieblingsteile zusammen, die L 890 und ihr neustes Nadelkissen!
Damit wünsche ich Euch gutes Gelingen und viel Freude bei all Euren Nähprojekten!
Doris
Vielen Dank für die vielen Anregungen und Ideen…muss ich unbedingt nachsehen.
vielen Dank für diesen tollen Beitrag mit so vielen Ideen. 😍Bei mir steht auch eine L890, gerne und viel genutzt.Eine Frage hab ich, im Beitrag wird der Kettenstich auch mit der linken Nadel genäht. Die Einstellungen der Maschine (Stich 16) lassen ja eigentlich nur die rechte Nadel zu . Wie also einfädeln und Stich speichern, wenn ich die linke Nadel nehme? Gibt es bald ein Update zur L890? Auch um die vielen neuen Füße im Menü auswählen zu können?LG Inge
Hallo Inge. Danke für deine Rückmeldung und Rückfrage zum Kettenstich mit LC. Ja, aktuell ist Stich 16 in der Maschine nur mit RC wählbar. Du kannst aber ganz einfach die linke Nadel einsetzen und den gleichen Einfädelweg wie Stich 16 verwenden, abgesehen von der Führung über und am Nadelhalter. Unter uns L 890 Liebhabern, ein Geständnis aus Steckborn: ich bin zu faul für Stichwechsel, meine Maschine hat immer den 4-Faden Coverstich angewählt und je nachdem setze ich die Nadeln ein die ich verwenden will und fädle diese dann ein. Bei 4-Faden Coverstich sind ja alle Spannungen aktiv, kann also nichts passieren. Natürlich sollen nur die Nadeln eingesetzt sein, welche auch eingefädelt werden! Falls du aber deinen Stich 16 mit LC speichern willst, erwähne es in Stichnamen, wie allenfalls auch einen speziellen Faden oder den verwendeten Nähfuss. Bezüglich Update zur L890, wer weiss, definiere “bald”. Natürlich wünschen wir uns, dass wir die neuen Füsse auch auswählen und im persönlichen Speicher hinterlegen können – mal schauen, wann was möglich sein wird, hoffentlich schon bald. LG, Doris.
Dankeschön für die Hinweise
LG Inge
Vielen Dank für den wundervollen Beitrag mit den vielen kreativen Ideen. Wenn man sich diese schönen Ideen ansieht, könnte man den ganzen Tag an der Maschine sitzen und sich über die entstandenen Dinge freuen.
Hallo Anette, Danke für deine Rückmeldung. Ja, davon träum ich auch, tagelang nähen und kreativ sein… wo können wir bloss unsere Zeitkonten auffüllen??? Wünsche dir gutes Gelingen bei all deinen Projekten! LG, Doris