Zunächst die Info an die geneigten Leserinnen: Es lohnt sich, diesen langfädigen Artikel fertig zu lesen. Ganz unten kommen Bilder von attraktiven Männern.
Aber von Anfang an: Ab Mittwoch beginnen in Zürich die Mercedes-Benz Fashion Days Zurich. Der Veranstalter IMG verspricht vier Tage voller modischer Highlights. Dazu zählen neben der Opening Night mit MSGM di Massimo Giorgetti und Marco de Vincenzo die Barbara-Bui-Show von Donnerstag und sicher die Auftritte von Schweizer Designern wie Laend Phuengkit, Van Bery, Marc Stone, Little Black Dress, Javier Reyes, Portenier Roth, Claudia Zuber und Kazu Huggler. An der abschliessenden International Closing Night am Samstag werden Dawid Tomaszweski, Arzu Kaprol und Dimitri ihre Entwürfe auf dem Laufsteg präsentieren.
BERNINA als offizieller Austatter des Fitting Rooms wird im Blog während der ganzen Woche aus dem Backstage-Bereich berichten. Für einmal liegt der Fokus also weniger auf dem glamourösen Geschehen rund um den Runway, sondern auf dem hektischen Betrieb hinter den Kulissen. Die Berichterstattung wird im Wechsel verschiedener Autorinnen und Autoren stattfinden. Aufgrund meiner grossen Modekenntnisse wurde mir der Montag zugewiesen (keine Shows, dafür Nähmaschinentragen, bauliche Massnahmen etc.), heute wird meine Kollegin Annett Werner als Korrespondentin wirken, morgen Nathalie Preisig, am Donnerstag und Freitag schliesslich Tanja Gross und Claudia Staber.
Hektik hinter den Kulissen? Davon ist gestern nichts zu spüren. Jedenfalls nicht im Zürcher Schiffbau, wo die Fashion Days stattfinden. Dort herrscht eine Gelassenheit wie in einer Berner Bundeskanzlei. Zitternde Hände und Schweissausbrüche hat niemand an diesem Tag, der im Zeichen von Aufbau und Vorbereitung steht. Wäre es anders, müsste man es auf die Tatsache zurückführen, dass die Kaffeemaschinen im Backstagebereich erst um ca. 14.00 Uhr bereitstehen.
Anders auf den Zürcher Strassen. Dort geht es gewohnt kompetitiv zu und her. Mit entsprechend grosser Vorsicht und Zeitmarge lenke ich den Firmenwagen mit Thurgauer Kennzeichen (in Zürich ein Warnschild) durch die Innenstadt und bin erstaunt und sehr selbstzufrieden, als ich um ca. 11.00 Uhr pünktlich ankomme. Einen ersten Parkversuch muss ich allerdings abbrechen. Zwei Radfahrer zirkeln einen ostentativ knappen Bogen um den Mercedes und heben die Augenbraue (mindestens), noch ehe ich ausgestiegen bin. Vermutlich stehe ich auf einem Radweg. Dann halt ins Parkhaus. Aus dem Parkhaus mit dem Lift hoch in eine ehemalige Industriehalle, wo sich ein paar Herren mit offiziellem Aussehen unterhalten. Ich frage einen von ihnen, wo sich der Schiffbau befinde. Er: das ist der Schiffbau. Aha, Punktlandung. So sieht es hier aus:
Das gleiche Gebäude in der Aussenansicht:
Im Hintergrund ist übrigens der Prime Tower Zürich zu sehen, das höchste Gebäude der Schweiz auf Zeit (Basel wird 2015 mit dem Roche-Turm rund 50 m Bauhöhe drauflegen).
Der Weg in den Backstagebereich erweist sich als labyrinthisch. Zum Glück gibt es Wegweiser:
Um 12.00 Uhr treffen dann die Nähmaschinen ein, werden schwungvoll auf einen Rollwagen gehoben (SUVA bitte wegschauen!) und in den Backstage-Bereich gebracht:
An obenstehendem Bild lässt sich sehr gut erkennen, wie reibungslos die Rollen- und Arbeitsteilung bei BERNINA klappt. Männer beweisen ihr technisches Know-how und ästhetisches Feingespür beim Fotografieren, Frauen erproben ihre Belastbarkeit bei logistischen Höchstleistungen. Um ihre Eignung zu prüfen, habe ich Steffi Römer von BERNINA Zürich, welche bei den Fashion Days als Backstage-Koordinatorin arbeitet, gleich einem Maximalkrafttest unterzogen: Bitte einmal eine BERNINA 7-Series-Maschine einhändig mit gestrecktem Arm hochheben! Wie man sieht, besteht sie den Test locker:
Steffi ist aber nicht nur stark im einarmigen Reissen von Papiertragetaschen, sie ist auch ein Organisationstalent mit einer ausgedehnten und hilfreichen Smartphone-Kontaktliste. 12.45 Uhr: Die Nähmaschinen sind aufgebaut, es fehlen noch Rollmeter, Stecknadeln und Garne. Um 13.30 soll das erste Fitting stattfinden. Ein Anruf von Steffi, und der Missstand ist behoben. Ein Velokurier bringt die dringend benötigten Utensilien.
Auch Patricia Muriale, welche an den Fashion Days an wichtigster Position sitzt – nämlich an der BERNINA Nähmaschine – ist die Ruhe selbst. Die Diplom-Designerin aus Berlin, welche in Zürich ein Masterstudium Design mit Schwerpunkt Trends absolviert, wird die Designer bei den Fittings unterstützen. Von Steffi Römer wird sie kurz in die Handhabung der BERNINA 530 eingewiesen:
Dann können auch schon die ersten Fittings beginnen. Als erster an der Reihe ist Marc Stone. Der Zürcher Designer mit dem bürgerlichen Namen Marco Steiner entwirft ausschliesslich Menswear. Hier also endlich die ganz oben versprochenen Bilder attraktiver Männer:
Zum Abschluss des Berichtes von Tag 1 die wichtigsten Erkenntnisse in der Zusammenfassung:
1. Kaffee ist nicht nur Diesel für den Bürotiger, sondern ganz offensichtlich auch wichtiger Triebstoff für Fashion-Veranstaltungen. Um ca. 14.30 Uhr sind im Bereich der beiden Fitting-Räume endlich die Kaffeemaschinen installiert. Zudem werden zwei Kühlschränke mit den koffeinhaltigen Energiedrinks eines österreichischen Herstellers gefüllt. Kollektive Erleichterung macht sich breit. Oder ist das nur eine Projektion von mir?
2. Die Kantine des Schiffbaus ist ein Geheimtipp. Während ich hier meinen Kaffee trinke und auf die Anlieferung der Nähmaschinen warte, betritt ein älterer Herr im Mantel die Kantine und fragt nach dem Koch. Als Zuschauer einer vierstündigen Schauspiel-Performance im Schiffbau habe er eine Kichererbsensuppe erhalten, die ihn und seine Frau begeistert habe. Ob er das Rezept haben dürfe. Der Koch – Aussehen und Rezept lassen vermuten, dass er aus Nordafrika stammt, vielleicht aus Äthiopien – nimmt sich zehn Minuten Zeit, obwohl bald zwölf ist, und schreibt das Rezept freihändig auf ein Blatt Papier.
Die Kantinengespräche, welche ich in der Deckung einer Zeitung belausche, sind aufschlussreich. Zwei Europaletten voller Spirituosen seien für die Fashion-Days-VIP-Bar angeliefert worden, amüsiert sich der Kantinenleiter. Wo er das nur hinstellen solle und wer das alles trinken solle? Ausserdem habe er so viele Gummimatten erhalten, dass er einen 500 m langen Tresen damit ausstatten könne. Vielleicht sollte ich mein Freitagabendprogramm überdenken …
3. Aus meiner Karriere als Männermodel wird wohl nichts. Zwar trage ich ganz gerne kurze Hosen und Sandalen, jedenfalls im Sommer, und die Frisur liesse sich sicher auf modischen Vordermann bringen. Der Rohstoff ist jedenfalls vorhanden, er müsste nur an der Schläfe drastisch gekürzt werden. Aber: Es fehlen zehn cm in der Vertikalen und, gemäss meiner Büronachbarin, Meilen in punkto Modegeschmack. Ich bleibe Ihnen und BERNINA also erhalten.
Hallo Matthias,
Du hast meinen Tag gerettet, ich habe eben so sehr lachen müssen beim Lesen deines Berichtes, dass aller Stress, den ich momentan habe (wie Shopumzug, Steuererklärung in allerletzter Sekunde und diverse andere Dinge), von mir abgefallen ist.
Besonders gut konnte ich mir Dich beim Einparken auf dem Radweg vorstellen, das war sicher sehr interessant. Hier bei uns in der Oberpfalz sieht man tatsächlich auch hin und wieder Fahrzeuge mit Thurgauer Kennzeichen, ich denke da jetzt mmer automatisch an BERNINA 😉
Ich denke aber auch, Du solltest bei deiner bisherigen Kleidung bleiben, diese gelben Hosen mit den recht kurzen Beinen stehen Dir wahrscheinlich nicht so gut. Allerdings, zum morgendlchen Radfahren wären sie sicher sehr praktisch…
Ich freue mich auf weitere Berichte dieser Art von Dir.
Liebe Grüße
Tatjana
Hoi Matthias,
das hört sich nach einem aufregenden Montag an!
Aber gerade vor dem Hintergrund, dass Du Dich in den letzten Jahren so umfangreich in die Nähthematik eingearbeitet hast, finde ich es von Deinen Kolleginnen nicht nett, dass Du nur den Montag bekommen hast!
Bin schon sehr gespannt, was die anderen berichten werden!
Liebe Grüße
Claudia
Hi Matthias
Ich habe doch nur gesagt “Aus die Maus mit braunen Cordjackets..”, was nicht heisst, dass Dein modisches Potential komplett brach liegt – es besteht Hoffnung. Ich fahre jetzt nach Zürich zu den Fashion Days, den Tag 2 dokumentieren und veilleicht bringe ich Dir morgen ein paar Tipps mit, was Mann alternativ tragen kann, sollte Mann keine gelben skinny Jeans mögen 🙂
Grüsse, Deine Büronachbarin Annett
Also das mit den Männern- da müssen wir uns mal unterhalten….und Du paßt da gar nicht rein, egal was man dir anziehen würde – Bernina steht dir eindeutig besser:-))….
hoi matthias,
mit grossem vergnügen habe ich deinen launigen bericht gelesen – so kann sich frau mal von einem bereich, der sonst nicht zugänglich ist, eine vorstellung machen. bin gespannt, wie es weitergeht!
beste grüsse
gudrun
Hallo Herr Fluri,
vielen Dank für den amüsanten Bericht. 🙂
Viele Grüsse
Susanne