Tag zwei der Mercedes-Benz Fashion Days Zurich hatte viel zu bieten! Natürlich die Hauptattraktion, Kleider, Kleider, Kleider… aber auch eine Menge Herzblut, gepaart mit Sinn für Ästhetik und Liebe zum Detail. Aber fangen wir mal von vorne an…
Nachdem ich behauptet hatte, ich wisse, wie ich zum Schiffbau komme, muss ich mir wieder einmal eingestehen, dass Orientierung nicht zu meinen Stärken gehört. Nach diversen Extrakurven und Wendemanövern – ich besitze übrigens kein Navigationsgerät – bin ich endlich irgendwann am Ziel, und Parkplatz Nr. 57 im Parkhaus Schiffbau wird mein Eigen für den Rest des Nachmittags. Eilig gehe ich ins Gebäude aus Angst, ich könne etwas verpassen. Nachdem ich den Haupteingang passiert habe, ist alles ganz einfach, was ich auf die sehr gute Beschilderung im Gebäude zurück führe – ich nehme an, sie rechnen mit einer hohen Frauenquote aus dem Thurgau :-).
Nur kurze Zeit später stehe ich schon mitten im Fitting zwischen Models, Designern und Designerinnen, deren Assistentinnen und Helferinnen sowie diversen rollenden Kleiderständern, die behängt sind mit schönsten Kleidern aus allerbesten Stoffen. Mein geschultes Auge und weibliches Hirn registriert sofort, dass es sich hier nicht um irgendwelche netten Kleidchen handelt, sondern um DIESE Art Kleider, die in der Regel einen „Muss-ich-haben-koste-es-was-es-wolle-Effekt“ bei Frauen auslösen. Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll… so viele wunderschöne Designer-Kleider hängen greifbar nah… und doch so fern.
Meine nette BERNINA Kollegin Steffi erweist sich als echte Superfrau und trägt auch gleich das passende Outfit dazu. Sie weiss einfach ALLES über den Ablauf und die Organisation der Fashion Show hinter den Kulissen und führt mich stolz durch alle Räumlichkeiten.
Es gibt ein Fitting 1 und Fitting 2 mit Kleidern der Designer Angelos Bratis und Mila Schön sowie Marco de Vincenzo und Massimo Giorgetti. Beide Räume sind mit einer Nähecke ausgestattet, in der jeweils eine BERNINA 550 QE steht, auf welcher die BERNINA Schneiderinnen kurzerhand kleine Änderungen an dem einen oder anderen Kleid vornehmen können. Abgesteckt und angepasst wird natürlich direkt am Model – man beachte den Teils nicht unerheblichen Grössenunterschied… 😉
Wenn jedoch der Schuh drückt oder dem Model gar zu gross ist, können wir mit unserer BERNINA auch nicht viel machen – das ist wohl das Berufsrisiko eines Models.
Dann komme ich in einen Raum, der mich an eine Art Beauty-Tempel für Grossfamilien erinnert – der Ort, an dem jedes Model mehr oder weniger zeitgleich geschminkt, frisiert und zurecht gemacht wird. Hier wird später gepudert, gemalt, gepinselt, gefärbt, toupiert, gesprayt und fixiert, was das Zeug hält, und das im Minutentakt. Jeder der 40 Plätze ist mit diversen Utensilien zur Verschönerung der Frau ausgestattet. Ein Team aus 20 Kosmetikerinnen und Hair-Stylisten wird sich um die perfekte Ausstrahlung passend zum Outfit der Models kümmern.
Am liebsten würde ich mich schnell für ein professionells Fresh-up auf einem der coolen Regiestühle niederlassen, alle sind so nett und aufgestellt hier, aber ich muss weiter, es gibt noch mehr zu sehen…
Anschliessend bin ich Backstage – aber diesmal im wahrsten Sinne des Wortes! Nämlich genau hinter der Bühne, dort, wo die komplette Technik der grossen Videowall zusammen läuft. Diesen Weg müssen die Models dann übringes später auch nehmen auf ihrem Weg zum Catwalk – es ist verdammt kalt hier und nicht gerade Highheel-tauglich, stelle ich fest.
An der Technik vorbei quetsche ich mich durch einen schmalen, kurzen Gang und stehe plötzlich mitten auf der Bühne und… dem Catwalk! Aha, so fühlt sich das also an! Ich bin erleichtert, dass die Ränge noch leer sind und keine Augen auf mir ruhen, denn ich würde der Länge auf den weissen Teppich stürzen vor lauter Aufregung. Ich frage mich, wie die Mädels das nur machen?! Ich geniesse noch einen kleinen Augenblick den Eindruck in der Mitte des baldigen Geschehens, vor allem das tolle Licht, bevor ich auf der anderen Seite der Bühne wieder in den Sichtschutz des Backstage-Bereiches verschwinde.
Der Besuch des VIP-Zeltes erweist sich als kurz und bündig, hier ist noch alles im Aufbau, und es darf nicht fotografiert werden. Die Sponsorenwand habe ich dann aber doch noch ergattert 😉
Zurück beim Fittig haben sich die Plätze der Wartereihe zwischenzeitlich gefüllt und die jungen Models warten auf ihren Einsatz. Die meisten vergnügen sich mit ihrem Handy oder trinken Kaffee und sehen schon ohne Make-up und tollen Klamotten unverschämt gut aus. Einige sprechen Französisch oder Englisch, auch Italienisch höre ich. Sie sind alle noch sehr jung, zwischen 16 und Anfang 20, und dennoch machen sie alle irgendwie schon einen ziemlich professionellen Eindruck. Zum Essen gibt es übrigens nur etwas Obst… was ich jedoch nicht verstehe, denn mit einer BERNINA kann schliesslich alles kurzfristig noch passend gemacht werden… 🙂
Das Fitting sieht vor, dass jedes Kleidungsstück probiert und an das Model angepasst wird. Dazu gehören auch Schuhe und Accessoires wie Gürtel oder Tasche. Was ich hier sehe, lässt meinen Puls höher schlagen: wunderschöne Clutches, Highheels und natürlich Kleider. Besonders bei der Abendmode komme ich ins Schwitzen. Reine Seide mit perfektem, fliessendem Sitz in wunderschönen Farben, teils mit edlen Steinen verziert. Wer möchte da nicht sofort seine Kreditkarte zücken! Aber ich besinne mich rechtzeitig und machte mir klar, dass ich keinen Anlass für so ein Outfit habe – jedenfalls noch nicht 😉
Am Ende hat jedes Model eine Art Übersichtstafel, auf der genau die Outfits abgebildet sind, die sie tragen soll. Die Schuhe zum Kleid werden eingetütet und samt Kleid in numerischer Reihenfolge auf die Ständer sortiert. Alles hat seine Ordnung und ist sehr übersichtlich und gut vorbereitet. Das ist wohl auch nötig, denn in der Hektik der Shows bleibt wohl kaum Zeit, passende Schuhe zu suchen…
Fazit: Eine Fashion Show erfordert akribische Vorbereitung, und nach allem, was ich gestern gesehen habe, dürften die Shows diese Woche ein voller Erfolg werden.
Nur eines habe ich nicht herausfinden können: Wieso steht das Klopapier direkt neben den Highheels?
Hallo Annett,
vielen Dank für den tollen Bericht zum Blick hinter die Kulissen. Es ist halt schon ein Business für sich. Toll!
Viele Grüße,
Jutta
Ist doch ganz klar! Um die Schuhe zu stopfen, falls diese zu gross sind. Klopapier ist für alles gut. Klein, handlich und überall verfügbar.
LG Gabriela