Strukturen auf und in Oberflächen faszinieren mich immer wieder aufs Neue beim gestalterischen Arbeiten. Und es ist spannend mich immer wieder auf eine neue Arbeit einzulassen, da ich nie weiss, wohin die erste Idee mich schlussendlich führt.
Dieses Mal war es der Löwenzahn, der seit vielen Wochen in unterschiedlichsten Blühstadien in der Natur wächst. Neben dem Raps bescherte er uns in den vergangenen drei Wochen eine Unmenge an goldgelbem Blütenstaub. Nun ja, ab einer gewissen Menge ist es dann fast nur noch lästig und nicht mehr so wunderbar, das gebe ich zu. Doch neben dem Blütenstaub hat diese Pflanze ein paar sehr schöne gestalterische Elemente zu bieten. Da sind die gezackten Blätter, die kugelige silbrig weisse Pusteblume und die etwas morbid anzuschauende vergangene Blüte auf dem langen schlanken Stängel.
Einige Handvoll Blätter und verblühter Fruchtstände sammelte ich ein und fertigte damit einige Drucke auf weissem Lederpapier an:
Nachdem die Drucke getrocknet waren, bestückte ich meine BERNINA Q20 mit dunkelblauem, reissfesten Polyestergarn und legte los. Nach dem Einfädeln und dem Unterfaden hochholen, vernähte ich mit einigen kleinen Stichen im manuellen Modus auf der Stelle und schnitt den überschüssigen Ober- und Unterfaden ab.
Dann wechselte ich in den Heftstichmodus und wählte den kürzesten Stich von 1/4 Inch:
und begann frei entlang einiger Druckelemente mit Faden zu skizzieren. Durch das unkontrollierte Stichbild in der Heftstichfunktion, wenn man sie so zweckentfremdet, werden die Skizzen schön abstrakt.
Durch die ersten aufgebrachten Oberflächen dringt die Nadel durch und splittert sie stellenweise auf. Keine Sorge, das Material beschädigt meine Langarm Maschine nicht, da es absolut trocken ist und weder in den Greifer, noch in die Spule gerät.
Der Faden verschmilzt mit dem Druck.
Es sind nur einige Fadenstrukturen aufgebracht, gerade soviel, wie es mir für den Moment als richtig erscheint:
Und dies waren eigentlich nur die ersten Probedrucke auf einem Restabschnitt Lederpapiers. Auch hier lief die weitere Gestaltung wie von selbst, ohne Planung und rein intuitiv.
Das Frühjahr und der Sommer sind für viele von uns mit allerlei Allergien verbunden. So ersetzt die Blüte so manchen Kopf:
Pusteblumenformen finden strukturenhaft auf das Lederpapier, mit der Heftstichfunktion erreiche ich gleichmässige lange Fadenstriche und die Kugeln füllen sich schnell:
Um eine ausgewogene Kreisform zu erhalten, habe ich zuvor eine schwache Markierung auf den Untergrund aufgebracht die später unsichtbar ist:
Plastische Strukturen und Flächen bildet das Garn, was anderes Material nicht kann.
Insgesamt wurden fünf der Figuren mit Blütenkopf gestaltet.
Und einige Stunden später und einigen aufgearbeiteten Werkstoffen mehr, bin ich mit beiden Arbeiten ein gutes Stück weiter:
LÖWENZAHN I
LÖWENZAHN II
Herzlichst,
Jutta
Liebe Jutta,
ja der Löwenzahn-so lästig er im Garten ist , so sehr reizt er einen auch zur künstlerischen Gestaltung.
Deine Arbeiten sind wieder sehr schön geworden und auch die farbliche Gestaltung gefällt mir sehr.
Die spontane Herangehensweise bringt immer wieder die schönsten Ergebnisse hervor.
Gerne hätte ich dir eine Löwenzahn-Radierung von mir hier gezeigt, aber das Hochladen des Fotos hat leider nicht geklappt.
Vielleicht ist es in einem deiner Kurse mal möglich.
Liebe Grüße
Erika
Hallo Jutta,
phantastisch ! Deine Herangehensweise beeindruckt mich sehr. Und am Ende: Natürlich ein ECHTER Hellbach – mit ganz individueller Handschrift.
Sie gefällt mir sehr, Deine Kunst !
Es wäre doch wunderbar, diese einmal wieder in einer Ausstellung – hautnah – sehen und bewundern zu können.
Liebe Grüße Luitgard