Kreative Artikel zum Thema Quilten

Seh-Dinge

Dorothea Reese-Heim: Lichttrichter (2010, GFK Stäbe, PVC, Acryl)

Ab kommenden Dienstag, den 24. Juli 2012 zeigt das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) eine große Sonderausstellung mit dem Titel „Seh-Dinge“. Dahinter verbergen sich über 100 ausgesuchte Werke der international renommierten Textil- und Papierkünstlerin Dorothea Reese-Heim auf über 1000 m2 Fläche.

Dorothea Reese-Heim

Dorothea Reese-Heim (geboren 1943) studierte an den Akademien der bildenden Künste in Karlsruhe und München. Von 1983 bis 2009 war sie Professorin an der Universität Paderborn für Kunst, Musik und Gestaltung. Ihre Werke wecken seit den 90er Jahren immer größeres Interesse.

Dorothea Reese-Heim: Geschlossenes System – Mittlere Figur (2002, Federstahl, Flechtschnur)

1995 erhielt sie den Bayerischen Staatspreis, 2002 den „Lotte-Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst“, 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Sie lebt und arbeitet in München.

Dorothea Reese-Heim: Catcher Fänger (2003, Pflanzenrispen, PVC)

Im Zentrum der Augsburger Ausstellung stehen Arbeiten, die seit den 1990er Jahren entstanden sind. Dazu gehören auch Zeichnungen, Raum- und Lichtinstallationen.

Dorothea Reese-Heim: Doppelrotation Nr. 4 (2010, Graphitstift, Buntstift, Kreide)

tim-Museumsleiter Dr. Karl Borromäus Murr: „Die Objekte von Frau Reese-Heim faszinieren einerseits durch die spannende Kombination der verwendeten Materialien. Die Künstlerin verwebt, verflechtet und verknüpft Stahlbänder, Papier, Kunststoff – aber auch High-Tech-Textilien und schafft so Skulpturen von eindrucksvoller Ästhetik. Anderseits bestechen die Kunstwerke durch ihre überwältigende Größe. Mannshohe Raumzeichnungen aus PVC-Stäben und Draht schweben scheinbar schwerelos und bieten so einen einmaligen ästhetischen Reiz, der die Sehgewohnheiten nachhaltig verändert.“

Dorothea Reese-Heim: Gesprengte Säulen (1997, Papier Kozo, Transfergold)

Das Sehen ist gleichzeitig das große Thema im Mit-Mach-Bereich der Ausstellung. Zeichnungen, Buchobjekte und schwebende Installationen eröffnen verblüffende Perspektiven. Ein eigener Materialraum bietet die Möglichkeit, die von der Künstlerin verarbeiteten Werkstoffe „im wörtlichen Sinne“ zu begreifen und unter die Lupe zu nehmen. Moderne Kunst wird so zum sinnlichen Erlebnis.

Dorothea Reese-Heim: Haut und Hülle – Umriss 1 und 2 (2007, Chromnickelstahl, LISA Stäbe)

Besonderen Stellenwert nimmt in der Ausstellung auch das Thema „Licht“ ein. Reese-Heims „Licht-Zeichnungen“ und flirrende Installationen kommen in einem eigens dafür eingerichteten Dunkelraum zum Strahlen. Den Besucher erwartet dort scheinbar in eine neue Dimension von Licht, Linie und Raum. Licht, das die Künstlerin scheinbar schwerelos in den Raum zeichnet. Eine zwischen Materialität und Immaterialität schwebende Kunst, die den Betrachter in ihren Bann zieht.

Dorothea Reese-Heim: Antilopen Interferenzen an Gittern (2010, PVC, Gitter, Leuchtstäbe)

Der ästhetische Anspruch der Künstlerin zielt nicht auf eine schlichte Repräsentation der sichtbaren Welt, sie bildet nichts Konkretes ab. Ihre Skulpturen, Objekte und Installationen bedeuten zunächst nur sich selbst, sie sind autonom. Die Künstlerin verfolgt ein grundlegenderes Anliegen: Im Umgang mit verschiedensten Materialien lotet sie experimentell die Möglichkeiten und Grenzen von ästhetischer Darstellung überhaupt aus. Das Sichtbarmachen von Körpern und Formen im Raum rückt so in den Vordergrund.

Dorothea Reese-Heim: Das Fell des Bären verteilen (2010, Stahlwolle, Stahlgerüst)

Ein sparsamer Einsatz von Material, eine variantenreiche Formensprache sowie Bezüge zu Linie und Raum sind dabei wiederkehrende Gestaltungselemente der Künstlerin. Dorothea Reese-Heim verwebt, schichtet und faltet Stahlbänder, Papier, Kunststoff, aber auch High-Tech-Textilien zu Gebilden von eindrucksvoller Ästhetik. Mannshohe Raumzeichnungen aus glasfaserverstärkten Stäben treten in einen vielschichtigen Dialog mit ihrem Umfeld wie mit dem Betrachter.

Dorothea Reese-Heim: Einzelpode (2007, GFK Stäbe, PVC)

Der Künstlerin gelingt es, im schöpferischen Prozess ihren Objekten eine ungeahnte ästhetische Qualität zu verleihen. Sie lädt den Besucher ein, näher zu treten, genau hinzusehen und frei zu assoziieren.

Dorothea Reese-Heim: Figur eins bis fünf – Kegel Mantellinie (2007, Papier Kozo)

Die Augsburger Ausstellung zeigt Dorothea Reese-Heim als konsequente Vertreterin von moderner, zeitgenössischer Kunst.

silestra

silestra: the circle

Die Filmemacherin und Videokünstlerin Stefanie Sixt hat sich zusammen mit der Tänzerin Anina von Molnar in ihrer ästhetischen Sprache der Kunst von Dorothea Reese-Heim gewidmet.

silestra: the fountain

Das Ergebnis: „silestra“, eine audiovisuelle Tanzperformance, die als Film in der Ausstellung gezeigt wird.

silestra: the bird

Sixt animiert darin ausgewählte Kunstwerke Reese-Heims oder nur Details daraus und nutzt die entstehenden Effekte als virtuelles Bühnenbild für die Tänzerin. Sie überführt so die Arbeit Reese-Heims von der analogen in die digitale Welt.

silestra: the lines

Wie vermag sich die Tänzerin gegen die übermächtig wirkenden Strukturen zu behaupten?

silestra: the wave

Inwieweit kann die Tänzerin als Bühnenfigur ihre Individualität bewahren, da sie trotz ihrer großen Vitalität immer wieder mit dem Hintergrund verschmilzt?

silestra: waterfall

Verstörend schöne Bilder bringen die Dialektik menschlicher Existenz künstlerisch zum Ausdruck.

Zum Bericht über den Ausstellungsbesuch: www.blog.bernina.com/de/2012/07/seh-dinge-2/

***

24. Juli bis 14. Oktober 2012

Sonderausstellung „Seh-Dinge“

Dorothea Reese-Heim

tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg

Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS)

Provinostrasse 46

86153 Augsburg

www.timbayern.de

Flyer

Öffnungszeiten:

Di – So: 9 – 18 Uhr, montags geschlossen

Eröffnung:

Di, 24. Juli 2012: Geöffnet ab 18 bis 24 Uhr. Für Besucher ist der Eintritt in die Sonderausstellung an diesem Abend frei. Ebenso der Besuch der um 20 Uhr und 22 Uhr stattfindenden Tanzperformance „silestra“ von Stefanie Sixt und Anina von Molnar.

Fotos und Info-Material freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt, vielen Dank!

Ähnliche Inhalte, die dich interessieren könnten

Kommentare zu diesem Artikel

6 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Erforderliche Felder sind mit * markiert

Liebe Leserin, lieber Leser des BERNINA Blogs,

um Bilder über die Kommentarfunktion zu veröffentlichen, melde Dich im Blog bitte an.Hier geht es zur Anmeldung.

Du hast dich noch nicht für den BERNINA Blog registriert?Hier geht es zur Registrierung.

Herzlichen Dank, Dein BERNINA Blog-Team