Guten Morgen, ihr Lieben, ein Nähstück, das mir schon länger im Kopf herumschwirrt und das ich nicht wieder loswurde, ist die Quiltjacke. Sie ist vor allem im amerikanischen Raum verbreitet. In meinen Augen finden sie bei uns viel zu wenig Aufmerksamkeit. Das möchte ich ändern, daher zeige ich euch in einer 5-teiligen Blogserie, wie man so eine Quiltjacke nähen kann. Ein paar Wochen später wird dann noch eine Quiltweste entstehen. Ich habe für diese beiden Projekte Feuer gefangen und hoffe, dass es euch beim Lesen ähnlich gehen wird.
Im heutigen ersten Teil der Beitragsreihe geht es um die Berechnung, den Zuschnitt und das Nähens des Quilttops. Genauer gesagt werden wir sogar drei Tops nähen.
Quiltjacke nähen – die Schnittmusterauswahl
Im Vorfeld ist zu sagen, dass eine Quiltjacke eher steif ist und sich daher die Schnittmusterauswahl nicht so leicht gestaltet. Bei einer Weste haben wir es da aufgrund der fehlenden Ärmel schon etwas leichter. Die fertigen, gequilteten Stofflagen sind überhaupt nicht dehnbar und dicker als übliche Stoffe. Im englischsprachigen Raum bin ich auf dieses Schnittmuster gestoßen: Tamarack Quilt Coat. Ein deutsches Gegenstück habe ich überhaupt nicht gefunden.
Dann kam mir aber eine Idee: aktuell sind ja Jackensteppstoffe sehr angesagt. Ich habe vor kurzem selbst einen vernäht. Dieser bereits fertige gequiltete Stoff kommt unseren Stofflagen von der Dicke und Nicht-Dehnbarkeit relativ nahe. So habe ich nach einem Schnittmuster gesucht, das auf Jackensteppstoffe zugeschnitten und mit Futter ausgestattet ist, und bin bei Zierstoff fündig geworden: Jacke Editha. Ich habe mich sogar kurz mit der Erstellerin in Verbindung gesetzt und wurde in meiner Wahl bestätigt.
Ob ihr genau dieses Schnittmuster oder lieber ein anderes wählt, bleibt selbstverständlich euch überlassen. Ich ändere für die Quiltjacke auch die Vorderteile des Schnittes leicht ab und verzichte auf die Kapuze. Dazu aber später mehr.
Stoffqualität
Hier empfehle ich, Baumwollstoffe mit einer guten Stoffqualität zu verwenden, denn ihr wollt ja ähnlich wie bei einer Patchworkdecke auch lange Freude an eurer Jacke haben. Außerdem war es mir wichtig, dass die Stoffe harmonisch wirken. So lag es nahe, ein bereits aufeinander abgestimmtes Stoffpaket zu benutzen. Hier in Deutschland wurde ich da bei Westfalenstoffe fündig und entschied mich für das Mainau-Capri-Stoffpaket und den farblich passenden Unistoff. Nur der Vollständigkeit halber, weil es auf dem Bild unten zu sehen ist: Beim Vlies habe ich mich für Vlieseline 266 Wool Mix entschieden. Mehr dazu dann im nächsten Blogpost.
Materialübersicht
Ihr benötigt:
- Baumwollstoffe (entweder als Paket oder einzeln)
- Volumenvlies
- verwendetes Garn: Quilting Waxed von Amann Mettler
- für diesen Blogpost lediglich den Patchworkfuss #97
Quilttop nähen – Materialverbrauch berechnen
Ähnlich wie beim Schnittmuster ist auch der Stoffverbrauch absolut individuell. Ich kann euch hier gerne zeigen, wie ich mir die Menge berechnet habe, aber das Ergebnis in Damengröße XS benötigt natürlich einen anderen Verbrauch als andere Größen. Daher werdet ihr anhand meiner Berechnungen den Stoffverbrauch für eure Größe individuell müssen.
Nehmt euer ausgewähltes Schnittmuster. Legt zunächst eine Höhe der Jacke fest. Ich entscheide mich für 65 cm, das ist für mich eine gute Länge.
Ich verwende das Rückteil (im Stoffbruch), zwei Vorderteile (gegengleich) und 2 Ärmel (gegengleich). Messt bei allen Schnittteilen die breiteste Stelle und zusätzlich bei den Ärmeln noch die Höhe. So kommt ihr auf ein Rechteckmaß.
In Größe XS entspricht das:
- Rückteil: 58 x 65 cm
- Vorderteile: 2x 28 x 65 cm
- Ärmel: 2x 42 x 60 cm
Der Nachhaltigkeit wegen war es mir wichtig, so wenig Stoffmüll wie nötig zu produzieren. Also habe ich mich auch am Rückseitenstoff orientiert. Dieser misst eine Breite von 150 cm. Bei einer Höhe von 65 cm konnte ich also beide Vorderteile, sowie die Ärmel aus dieser Stoffbreite bekommen.
Für das Rückteil der Jacke benötigte ich ein Rechteck von 58 x 65 cm. Hier entschied ich mich, sowohl innen, als auch außen das bunte Stoffpaket zu verwenden. So konnte ich den restlichen Rückseitenstoff für das Schrägband (Teil 3 meiner Blogreihe) benutzen.
Quadrate – Zuschnitt
Die 12 Stoffquadrate meines Paketes messen 48 x 48 cm, also teilte ich die Seiten durch 4 und erhielt somit 16 kleinere Stoffquadrate mit der Seitenlänge 12 cm. Insgesamt, weil wir 12 verschiedene Stoffe haben, also 192 Quadrate. Nun dürft ihr aber nicht mit der Seitenlänge 12 rechnen, sondern vernäht mit 10,5 cm.
Auf die Messung von oben gerechnet bedeutet dies:
- Rückteil (2x, da Innen- und Außenstoff gepatcht): 2x 6 Quadrate in der Breite und 6 Quadrate in der Höhe = 72 Quadrate
- Vorderteile und Ärmel: 14 Quadrate in der Breite und 6 Quadrate in der Höhe = 84 Quadrate
Insgesamt benötigen wir also von den 192 Quadraten 156. Kurzer Spoiler: aus den restlichen 36 Stücken nähen wir im 5. Teil eine Tasche.
So, ich weiß, das sind heftige Berechnungen, die ein gewisses Maß an Zeit und Übung erfordern. Aber wenn man es verstanden hat, bekommt man es gut hin und kann so mit den Stoffen jonglieren, um möglichst wenig Abfall zu produzieren.
Quilttop nähen
Endlich geht es an unser Quilttop. Wir brauchen ja insgesamt 3 Stück – eines für Vorderteile und Ärmel und zwei für die beiden Rückteile. Ihr könnt die entsprechende Anzahl an Stoffquadraten auf dem Boden auslegen und von den Farben und Mustern probieren, was euch am besten gefällt.
Ich starte mit dem großen Quilttop. Es sind 6 Reihen mit jeweils 14 Quadraten. Bei so vielen Stücken ist es sinnvoll, die einzelnen Reihen zu markieren, um nicht durcheinander zu kommen.
Legt nun für jede Reihe das zweite Stoffquadrat rechts auf rechts auf das erste, das vierte auf das dritte, das sechste auf das fünfte und so weiter. Dann näht ihr diese an der rechten Stoffkante zusammen.
Um Garn und Zeit zu sparen, bietet es sich hier an, diese in einer Kette direkt hintereinander zu nähen.
Die Nummern bleiben auf dem ersten Quadrat geheftet, damit alles nach derselben Reihenfolge erfolgt.
Hier noch ein kleiner Tipp: Wer wie ich mit kleinen Kindern nicht das komplette Quilttop zusammenhängend nähen kann, kann die einzelnen Stücke in einem kleinen Körbchen der Reihe nach sammeln und zu einem späteren Zeitpunkt weiternähen.
Wie gehabt geht ihr der Reihe nach weiter vor und näht die einzelnen Quadratepaare aneinander, bis ihr die ganzen 6 Reihen habt.
Bügeln
Das Bügeln ist bei Quiltprojekten unverzichtbar.
Das heißt, ihr bügelt hier die Nahtzugaben. Ich handhabe das so, dass die ungeraden Reihennummern in eine Richtung und die geraden in die entgegengesetzte Richtung gebügelt werden.
Danach könnt ihr die einzelnen Reihen miteinander verbinden. Legt dazu Reihe 1 rechts auf rechts auf Reihe 2.
Benutzt an den Nahtübergängen gerne Stecknadeln, so dass ihr diese genau beim Nähen trefft. So entsteht nun unser Quilttop.
Das erste Quilttop ist relativ groß geworden, es misst etwa 66 x 150 cm.
Die beiden Quilttops für das Rückteil innen und außen werden auf dieselbe Weise genäht und messen je etwa 66 x 66 cm.
So, der erste große Teil der Quiltjacke ist geschafft. Habt ihr auch Lust, so einen Quiltjacke zu nähen? Dann folgt mir in dieser Blogreihe! Der nächste Artikel erscheint in einer Woche. Vielleicht habt ihr dann euer Quilttop schon fertig? Zeigt es mir gerne im Communitybereich des Blogs!
Gerade die Berechnung stellt für manche sicher ein Mammutprojekt dar, aber es ist absolut machbar. Für Nähanfänger empfehle ich tatsächlich den Erwerb eines entsprechenden Schnittmusters aus dem englischsprachigen Raum, bei dem für alle Größen die Einzelteile bereits berechnet wurden. Genauso gut funktioniert es natürlich auch, wenn ihr statt eines Quilttops einen großen Baumwollstoff verwendet und dann mit dem zweiten Teil unserer Blogreihe einsteigt, wenn es ums Quilten geht.
Lasst mich gerne wissen, wenn Fragen offen geblieben sind, ich beantworte sie sehr gerne.
Herzlichst,
Sara
wie komme ich an den Schnitt der Quiltjacke in Gr.50 bzw.wie berechne ich das Material
Liebe Lieselotte, für Größe 50 musst du leider einen anderen Schnitt nehmen, dafür ist der, den ich verwende, nicht ausgelegt. Die Berechnung deines Materialverbrauchs kannst du oben nachlesen, das habe ich oben sehr ausführlich beschrieben. Hier nochmals in Kürze: Du brauchst einen Jackenschnitt, der für nicht-dehnbare Stoffe und gefüttert ausgelegt ist. Du schneidest die Papierschnittteile zu und kannst dann daran abmessen, wie viel Stoff du brauchst. Liebe Grüße, Sara
Ich wälze auch schon länger diese Idee und ich wurde schnittmustertechnisch bei etsy fündig. Das Kimono Jacket Muster von Thimball find ich super dafür, eine Userin hat eine ganz tolle Patchworkjacke danach genäht. Volumenvlies würde ich ein ganz dünnes nehmen, dafür die Lagen gut quilten.Aber diese Anleitung steht ja noch an 🙂
Ich habe es mir eben angeschaut. Ja, die Quiltjacke, von der du sprichst, schaut steif aus, dann lieber auf ein dünnes Volumenvlies gehen. Viel Erfolg dir dabei!
Ich werde mich auch an eine Patchworkjacke wagen.Ich habe viele alte Jeanshosen gesammelt. Ein Rucksack habe ich schon mal genäht.Oder denkst du Jeans ist zu dick für das Vorhaben?
Ich denke, das geht gut, aber ich würde dann auf das Volumenvlies verzichten und überlegen, die Jacke einlagig zu nähen. Dann müsstest du die Innenkanten versäubern. Oder du nähst ein Futter aus einem dünnen Baumwollstoff. Viel Erfolg dabei!
Ich werde mich auch an eine Patchworkjacke wagen.Ich habe viele alte Jeanshosen gesammelt. Ein Rucksack habe ich schon mal genäht.Oder denkst du Jeans ist zu dick für das Vorhaben?
siehe oben 🙂
Something I had been hoping to tackle for a long time. Now ready to take the plunge! Thanks for the guidance.
I am so glad to hear that, have fun with the tutorials!
Das ist eine Tolle Jacke👍🏼 damit kann man auch richtig schön Reste verwerten. Steht jetzt auf meiner nächsten Projektliste.
Liebe Gudrun, absolut! Ganz viel Freude dabei, liebe Grüße, Sara
Liebe Sara,vielen Dank dafür. Ich habe schon länger die Idee und bisher nicht umgesetztda mich bisher mit dem Thema Patchwork und Quillt nicht beschäftigt habe.Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Liebe Grüße Heike
Liebe Heike, dann kann ich dir nur Mut machen, es macht so viel Freude. Viele liebe Grüße, Sara
Eine tolle Idee, mit der ich auch schon seit einiger Zeit liebäugele. Ich glaube, da bahnt sich ein neuer Trend an 🤩Die Stoffkombi gefällt mir sehr, sehr gut!
Vielen lieben Dank, Rebecca, ich kann nur sagen: leg los 🙂 liebe Grüße, Sara
Ich habe schon in den 90er Jahren Quiltjacken genäht, damals nach den Jacket-Jazz-Büchern. Wenn man statt Vlies für die Mitte eine Lage Flanell nimmt, wird es nicht so steif.
Danke für den Tipp! Mit dem oben genannten Vlies finde ich persönlich es nach dem Waschen nicht zu steif, aber mit Flanell sicher auch schön angenehm. Liebe Grüße, Sara
Mega Idee, das wird auf jeden Fall ausprobiert. Vielen Dank dafür! Vielleicht versuch ich es aus alter Bettwäsche zu nähen. 🙂
Sehr gerne, ganz viel Freude dabei!
Hallo, ich habe generell zu den patches eine Frage. Bevor ich Baumwollstoff verarbeite, wasche ich ihn, damit er nach der Fertigstellung nicht mehr einlaufen kann. Wie ist es mit den patches? Das stelle ich mir etwas schwierig vor. Oder nähe ich sie zusammen und wasche sie dann? Freundliche Grüße, Maria-Theresia Schiroky
Liebe Maria-Theresia, wenn Sie den Stoff vorwaschen wollen, würde ich das vor dem Zuschnitt der Patches tun. Nachdem er trocken ist, würde ich ihn heiß und mit Dampf bügeln und dann erst die Patches ausschneiden. Ich habe die Erfahrung bei hochwertigen Stoffen gemacht, dass es genügt, die Stoffe vor dem Zuschnitt heiß und mit Dampf zu bügeln (also ohne Vorwaschen). Viele liebe Grüße, Sara
Solche Quiltjacken sind gerade ein Mega Hit in den USA!!! Und sehen fertig absolut schön aus, individuell und cosy!!!
Da haben Sie absolut recht und ich freue mich sehr über meine. Viele liebe Grüße, Sara