In diesem Blog-Beitrag werde ich Euch zeigen, wie Ihr Eure Overlock reinigen und ölen könnt. Regelmässige Pflege ist bei Nähmaschinen und Overlockern nämlich Pflicht. Ehe wir uns dem Thema Reinigung zuwenden, will ich Euch aber das Nahtführungslineal vorstellen – ein kleines Sonderzubehörteil der BERNINA L 850, das es in sich hat.
Die ewige Frage: Wo führe ich den Stoff?
Draussen ist es stürmig, der Kamin ist an, und eigentlich ist es absolut perfektes Nähwetter. Also suche ich mir mal wieder einen neuen Schnitt, den ich noch nicht genäht habe, und starte in den verregneten Tag. Ein Hoodie soll es werden, mit Kapuze, Verstärkung, und so richtig schön herbstlich.
Im Schnitt ist die Nahtzugabe schon enthalten, und das ist immer ziemlich unpraktisch, wenn man Anpassungen vornehmen möchte. Aber nun ist sie da, und somit lasse ich erstmal alles, wie es ist.
Woher weiss man eigentlich, wo genau der Stoff entlang geschoben werden muss, wenn man näht, aber auch schneiden möchte? In meinen Kursen ist das eine sehr häufig gestellte Frage, und ich beantworte die regelmäßig so: “Die eingestellte Messerbreite plus das, was abgeschnitten wird, muss das ergeben, was beim Zuschnitt insgesamt am Stoff drangeblieben ist”.
Versteht kaum einer, woraufhin ich dann mit Zeichnungen beginne ;O))
Das Nahtführungslineal der BERNINA L 850
Als ich die neue BERNINA L 850 vor einigen Monaten ausgepackt habe, sind mir viele Dinge direkt aufgefallen. Beispielsweise der Kniehebel und die Schnittbreite von 9 mm. Mir fiel aber auch ein kleines Zubehörteilchen auf, dass ich zuerst gar nicht richtig einordnen konnte:
In der Anleitung stand “Nahtführungslineal rechts”, und ab sofort hatte ich ein weiteres Teil, das ich sensationell fand an der Maschine! Dieses kleine Teilchen klemmt man quasi auf den Messerschutz und richtet es so aus, dass man beim Nähen den Stoff daran entlang schieben kann.
Das Nahtführungslineal in der Praxis
Das heisst, ich habe hier 2 Kapuzenteile und einen Mittelstreifen, die ich mit der schon im Stoff befindlichen Nahtzugabe von 7 mm zugeschnitten habe. Hätte ich exakt am Papier geschnitten, hätte ich erstens den Schliff meiner Schere riskiert, und zweitens nichts mehr zum Abschneiden gehabt. Also schneide ich ca. 2 mm ausserhalb des Papiers. Diese 2 mm muss ich hinterher wieder mit dem Overlockmesser abschneiden. Warum? Weil die Greifer ihre Schlaufen exakt um die Schnittkante legen sollen, so sieht eine Overlocknaht am saubersten aus.
Ich stelle also mein Messer auf die Breite ein, die der Schnittdesigner sich vorstellt. 7 mm in diesem Fall. Nun habe ich von der Innenkante des Messers bis zu meiner linken eingesetzten Nadel exakt 7 mm. Im Bild liegt die Schärfe auf der linken Nadel, die genau auf 7 mm links vom Messer eingestellt ist:
Und nun kommt das tolle Nahtführungslineal zum Einsatz: Das positioniere ich nämlich genau so weit rechts vom Messer, dass das, was ich neben dem Papier ausgeschnitten habe, auch wieder abgesäbelt wird. Und – Tadaaa – habe ich genau die richtigen Maße, ohne irgendwo in der Luft führen zu müssen. Super, oder?
Beim folgenden Bild liegt die Schärfe an der vorderen Kante des Handmaßes, das zeigt, dass von der Innenkante des Messers bis zur Führung meines Nahtführungslineales genau der Platz ist, den ich neben der Nahtzugabe am Papier im Stoff stehen gelassen habe:
Overlock reinigen und ölen – Wellness für die Maschine
Nun aber zum eigentlichen Thema dies Artikels, dem Reinigen und Ölen der Overlock. Ich möchte eigentlich gern starten mit nähen, aber ein Blick in meine Maschine sagt mir: Der Start wird verschoben, Staub all over!
Hier muss definitiv mal ein bisschen geputzt werden, und zwar überall und jetzt! Ganz lange habe ich dafür Druckluft verwendet, weil ich es im Handel mal so gelernt habe – aber manchmal muss man seinen eigenen Weg korrigieren, um auf eigener Linie bleiben zu können.
Darum zunächst die wichtigste Botschaft: Wenn Ihr eine Nähmaschine oder Overlock reinigen und ölen wollt, verwendet KEINE Druckluft! Ihr pustet damit Fusseln und Staub in Bereiche der Maschine, die für Euch nicht zugänglich sind. Was damit angerichtet wird, seht Ihr hier anhand eines Extrembeispiels. Auch die L 850 ist kein Freund von Druckluft, ganz im Gegenteil! Das Verwenden von Druckluftsprays kann die Funktion der Einfädelkanäle beeinträchtigen.
Darum habe ich mir in der Drogerie ein kleines Zubehörteilchen besorgt, mit dem ich alles aussaugen kann. Das kommt auf meinen Staubsauger:
Ich schneide die vordere Spitze davon ab, dann passt das besser auf meinen Halm. Nach der eigentlichen Bestimmung des Teiles soll der Halm an die andere Kante – aber meine Kinder sind groß und ich möchte sauber machen und nicht füttern ;O))
Abschrauben der Stichplatte nicht vergessen
Bevor ich damit die ganzen Fusseln aus meiner Maschine sauge, schraube ich die Stichplatte ab, damit ich überall gut rankomme. Die kleinen Schrauben der Platte bekomme ich mit dem mitgelieferten kleinen Torx-Schlüssel ab:
… und dann pinsle ich erstmal alles ab. Ich starte mit der Nadelstange, dann kommen die Greifer an die Reihe, die ganzen Halterungen etc. Überall, wo ich Staub und Flusen sehe oder eben auch nicht, pinsle ich:
Das ist wirklich eine Menge, ich habe alleine letzte Woche zwei Kleider genäht. Zwar pinsle ich zwischendurch immer mal wieder grob den Schmutz weg, aber je nachdem, wieviel man näht, sollte man sich mindestens einmal im Monat die Zeit nehmen, um gründlich sauber zu machen.
Auch die Einfädelkanäle werden gereinigt. Dafür ziehe ich mit der Einfädelschlaufe dickeres Garn durch meine Kanäle, und führe diese ein bischen von rechts nach links und zurück. Verstopfungen kommen so gut raus gefallen.
Dann kommt mein tolles neues Gadget des Sauger-Aufsatzes zum Einsatz. Das schraube ich auf meinen Staubsauger, und sauge alles raus, was jetzt da so rumfliegt. Alle 10 Sekunden ca. muss ich den Sauger kurz stoppen, ich mache das auf kleinster Stufe, denn sonst kann der Sauger durch den schmalen Halm nicht genügend Luft saugen, und ich möchte nicht, dass er warm wird. Es gibt wohl auch noch andere Aufsätze für Sauger, bei denen mein Sauger nicht alle paar Sekunden ausgeschaltet werden muss. Hier werde ich mal ein bissl forschen.
Ich komme damit gut überall hin, überall drunter, und in jede Ecke. Natürlich achte ich auf die Greifer, da wird nichts weggedrückt oder mit Druck irgendwo dazwischengeklemmt. Ich sauge da, wo ich hinkomme, und mit meiner Verlängerung komme ich ganz einfach in jede Ecke. Das ganze dauert keine Minute.
Wenn Ihr ebenfalls mit einem Sauger arbeitet, aber solch einen biegbaren Plastikaufsatz nicht nutzt, achtet darauf, dass keine Metallspitze bzw. kein metallischer Saugrüssel oder ähnliches an Teile der Maschine kommt. Hier kommt es leicht zu Beschädigungen an Eurem guten Stück.
Eine Overlock braucht Öl
Nun ist eine Overlock eine mechanische Maschine, die ab und zu etwas Öl benötigt. Das zur Maschine gehörende Öl ist in einer kleinen Plastikhülle vor dem Auslaufen geschützt. Nach dem Gebrauch lege ich es auch in diese Hülle zurück, damit es nicht überall habe, falls etwas ausläuft.
Ich kann nur empfehlen, wirklich nur das mitgelieferten Öl zu nehmen. Bitte verwendet kein x-beliebiges Maschinenöl und schon gar kein Öl aus der Küche. ich würde das nicht schreiben, wenn ich das nicht schon gesehen hätte ;o))
Mit dem Öl öle ich nun den Obergreifer an der Stelle, an der er in seinem Schaft verschwindet.
Danach bewege ich das Handrad ein paar mal, damit der Greifer hoch und runter geht und sich das Öl gut verteilen kann.
Man merkt richtig, wie die Maschine leichter geht, frisch geölt.
Nun schraube ich die Platte wieder auf, dabei ist ein wenig Vorsicht geboten. Nicht mit Gewalt irgendwo reindrücken! Alles passt ganz selbstverständlich wieder zusammen. Vielleicht muss ein bisschen rumgeschoben und der richtige Platz erst gefunden werden, damit es einrastet, aber nirgends muss stark gedrückt werden.
Dann noch die Schrauben drauf …
… und fertig ist die Reinigung.
Die Maschine strahlt, alles hat keine 10 Minuten gedauert, dient aber der Langlebigkeit der Maschine und dem besseren Arbeiten.
Ausführliche Pflegehinweise findet Ihr auch im Handbuch der BERNINA L 850. Ausserdem hat BERNINA ein Video dazu produziert:
Zubehör der L 850
Zur Maschine gehört ein kleines Kästchen, in das man alles verstauen kann. Hier passen nicht nur die Füße rein, sondern auch die Halterungen, wenn sie nicht auf der Maschine sind oder die Garnrollennetze. Und ab heute liegt da auch mein toller Saugeraufsatz drin.
Nähen an der BERNINA L 850
Nun kann ich endlich starten mit nähen und meinen Stoff genau da entlang schieben, wo ich mein Nahtführungslineal positioniert habe.
Nun wird genau mein Überstand neben der Nahtzugabe abgeschnitten, und ich nähe exakt da, wo ich laut Anleitung nähen soll.
In diesem Sinne, eine schöne Woche und viel Spaß beim Nähen
Manu
Liebe Manu, das ist ein ganz toller Beitrag zum Thema Reinigen der Overlock. Ich war auch ganz lange Zeit unsicher, was darf man ölen, was nicht. Du hast das super erklärt! Übrigens hat mein Nähgeschäft mir auch die Druckluft ans Herz legen wollen, ich hatte aber eine Abneigung dagegen und sauge jetzt fleißig mit dem Babystrohhalm. Und der Link zu der durch Druckluft verdreckten Maschine tat sein übriges! Übrigens auch toll Dein Beitrag zum Nahtführungslinieal. Herzlichen Dank und liebe Grüße
Spitzenmäßig dein Beitrag, liebe Manu. Habe ich gleich ausprobiert die babylove Staubsaugerdüse für 1,45 €!! Fantastisch! Perfektes know how in Sachen Overlock, vielen Dank und ich freue mich auf weitere Tipps und Tricks, herzliche Grüße Stefanie
Hallo liebe Stefanie, das freut mich, dass das bei Dir auch so super klappt. Die Düse ist oft ausverkauft, hab cih mir sagen lassen – ob die alle nähen, oder ob da auch einer ein Kind hat? ;o)))))))))) Liebe Grüße und lieben Dank für das Kompliment
Manu
Danke für die Info. Ich habe meine Nähmaschine schon lange nicht mehr, wegen Krankheit, benutzt. Wie kann ich sie von den verhartzten Ölresten reinigen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar für eine Antwort.
Hallo, wenn die Maschine lange nicht genutzt wurde, empfehle ich eigentlich immer, die einmal zum Service zu geben und von einem techniker durchschauen zu lassen. Der kommt mitunter an Stellen, an die man normalerweise so gar nicht hin kommt, der justiert und reinigt, und so einee “Behandlung” verlängert ganz sicher die Lebenszeit der Maschine….
Liebe Grüße und viel Glücl
Manu