Ein Weihnachtskleid nähen mit der Overlock
Die Festtage nahen. Da darf es natürlich ein wenig opulenter sein. Ich habe mir ein Weihnachtskleid geschneidert und dieses mit einem verspielten Volant versehen. Habt Ihr Lust, ein besonderes Outfit für die Festtage zu nähen? Dann seid Ihr hier richtig. Ich zeige Euch Schritt für Schritt, wie ich vorgegangen bin und verrate Euch einige Tricks und Kniffe zum Nähen mit der Overlocker.
Gearbeitet habe ich mit der BERNINA L 890. Schöne Stoffe, tolle Nähte und eine hochwertige Verarbeitung – welche Maschine würde sich da besser eignen als die L 890? Als Schnitt habe ich Holly von Fadenkäfer gewählt. Für mich ist immer wichtig, dass es bei meinen Blog-Beiträgen für die Leserinnen genügend zu lernen gibt. Das Kleid in der Variante mit Rüschen passt da perfekt.
Benötigtes Material
Der Schnitt sieht ursprünglich undehnbares Material vor. Ich entscheide mich aber wegen der Jahreszeit für einen dickeren Jaquard-Jersey, den ich beim Stoffonkel gefunden habe.
Neben den Dingen, die in der Anleitung sowieso vorgegeben sind, benötige ich noch ein paar andere Sachen: Madeira Cotona 4 für meinen Rollsaum und natürlich etwas Vernünftiges, um die Abnäher ordentlich zu arbeiten. Ich nutze dafür gern das Kopierpapier von Burda und ein Rollrädchen. Ausserdem brauche ich die Dekofadenführung #L25 für meine BERNINA L 890.
Abnäher schnell und genau markieren
Nach dem Zuschnitt, der wirklich immer sehr zeitintensiv ist, widmen wir uns als erstes den Abnähern. Immer wieder lese ich in Facebookgruppen, dass Abnäher höchst kompliziert gearbeitet werden, mitunter sogar herausgeschnitten. Genau darum möchte ich dieses Thema heute mal aufgreifen. Ich habe hier meinen Stoff, darauf liegt das Schnittmuster. Den Schnitt habe ich in zwei Grössen herausgenommen, darum die rote und die schwarze Linie – das ist hier aber irrelevant.
Ganz wichtig ist, dass die Stoffe links auf links liegen.
Ich hab das hier mal aufgeklappt. Wir schauen auf die beiden linken Seiten des Rückenteils:
Ich lege das Kopierpapier so auf, dass die zu markierenden Flächen auf meinen linken Stoffseiten liegen. Im oberen Bereich ist der Schnitt noch mit Nadeln auf dem Stoff fixiert.
Nun gehe ich mit dem Rädchen über die Linien des Abnähers.
Dann hab ich direkt sehr sauber auf den beiden linken Seiten meine Abnäher markiert.
Blitzsaubere Abnäher nähen
Ich überkreuze gern die Linien oben. So habe ich einen oberen Punkt. Allerdings überprüfe ich das trotzdem nochmal sehr genau. Abnäher im Rücken, die ungleichmässig hoch sind, sind … nicht so hübsch.
Darum stecke ich die Abnäher fest und markiere mir den Punkt für den letzten Nadeleinstich mit einer Stecknadel. Dann bringe ich beide Abnäher nebeneinander. Wenn das Ergebnis so aussieht …
… muss ich nochmal anpassen.
So muss es hinterher aussehen:
Beide Nadeln liegen sich genau gegenüber, wenn die untere Kante des Schnittteils bündig ist.
Das Gleiche mache ich natürlich auch im Vorderteil.
Nun fix die Abnäher nähen. Danach bügle ich die Abnäher am Rücken nach aussen und die Brustabnäher nach unten. Ab- oder weggeschnitten wird nichts. Die Enden werden verknotet und nicht vernäht. So ist ein Abnäher blitzsauber.
Einstellen der richtigen Overlocknaht
Nun stelle ich als erstes meine 4-Faden-Overlocknaht ein. Ich reduziere die Greiferspannung ein wenig. Mit der Einstellung, die die Maschine vorgibt, wird mein Stoff gequetscht. Gehe ich in den Greiferspannungen herunter, kommt mehr Garn in die Naht und diese kann sich flacher legen.
So sieht dann mein Ergebnis aus. Die beiden abgeschnittenen Enden zeigen das Ergebnis ohne reduzierte Greiferspannung. Zusätzlich zur Reduktion der Greiferspannungen habe ich mtc komplett auf Plus gedreht. Plus bedeutet mehr Garn in der Naht – was wiederum gleichzusetzen ist mit weniger Spannung auf der Greifern. Hätte ich das mtc nicht eingebunden, hätte ich in den Greifern wahrscheinlich auf 3,6 gehen können.
Gumminband als Ärmelabschluss
Ich nähe zuerst das Gummiband in den unteren Ärmel. Dafür nehme ich das Gummiband und lege die Länge so fest, dass es mir passt.
Wichtig ist, dass sowohl am Anfang als auch am Ende genug Überstand vorhanden ist. Ich muss ordentlich am Gummiband ziehen. Wer vorn zieht, muss unbedingt auch hinten ziehen – sonst näht ihr Euch fest. Leider hatte ich weder einen Gummibandfuss zur Hand noch einen anderen Fuss mit Führung. So blieb mir nur die Freihand-Variante.
Dafür ist es sehr ordentlich geworden.
Diesen unteren Ärmel schlage ich ein und nähe ihn mit einem schmalen Zickzackstich fest. Aber erst, wenn der Ärmel eingesetzt und geschlossen ist.
Rollsaum nähen für die Rüsche
Endlich komme ich zum Feature, wegen dem ich mich für dieses Projekt entschieden habe: Das Kleid erhält eine ellenlange Rüsche, die mit dickem Decorgarn gerollsäumt werden soll.
Die Schwierigkeit: Das Ganze findet an der äusseren Kante einer langen Spirale statt.
Wer hier nicht sattelfest ist im Rollsaumnähen, der wird feststellen, dass ihm gerade dieser Rollsaum immer wieder rausfallen wird.
Hier zuerst ein Bild des fertigen Volants. Er könnte zusätzlich den Namen „Leben am Limit“ tragen, denn er ist ganz schön fordernd, auch in Bezug auf die Garnmenge. Eine Kone reicht auf jeden Fall für das gesamte Kleid – die Kone sollte aber nicht bereits angebrochen sein ;O)
Rollsaum einstellen bei der L 890 mit Madeira Cotona 4
Normalerweise heisst es ja immer „Rollsaum in kurzer Stichlänge“. Warum? Weil der Rollsaum dicht sein soll. Wenn ich aber nun dickes Garn nutze, dann ist eine kurze Stichlänge sehr kontraproduktiv. Der einzelne dicke Faden hat mit einer kurzen Stichlänge nicht genug Platz, um sich legen zu können. Verlängert man die Stichlänge, wird im Rollsaum Platz geschaffen für das Garn.
Wenn Ihr in diesem Bereich wertvolles Grundlagenwissen aufbauen wollt, kann ich Euch unseren Rollsaumkurs empfehlen. Diesen findet Ihr hier:
Den ganzen Dezember bis Weihnachten machen wir bei Courleys.de eine Weihnachtsaktion. Mit dem Gutscheincode „Weihnachten“ erhaltet Ihr 20% Rabatt auf den Kurspreis – und auf alle anderen Kurse. Die perfekte Gelegenheit, um sich mal auf der Courleys-Plattform umzuschauen. Der Rabatt gilt auch für das Tutorial zum Tuch, das ich als Accessoire zum Kleid genäht habe. Später dazu mehr.
So sieht es jetzt also an meiner Maschine aus: Stichlänge auf 3,2, Differential im unteren Bereich, damit ich nicht ziehen muss (auch das wird detailliert im Video erklärt). Den Obergreifer, auf dem ich das Decorgarn habe, ist auf seiner niedrigsten Spannung,. Der Untergreifer, der den Obergreifer ja um die Kante ziehen muss, braucht die Maximalspannung. Die Nadel ist nur wenig erhöht, aber die muss alles festhalten.
Den Fadenweg habe ich abgekürzt, um auch die Vorspannung des Obergreifers zu umgehen. Im vorherigen Bild sieht man das oben rechts. Hier nochmal ein genaueres Bild:
In folgendem Video von BERNINA wird das Einfädeln dieser Technik gezeigt:
Durch das Umgehen der Vorspannung in Verbindung mit der Wegabkürzung benötige ich die Einstellung der Spannung für den Obergreifer nicht – diese wird nämlich an keinem Punkt mehr angesprochen. Das nutzt man immer dann, wenn
- das Garn maximal dick ist und
- sehr viel Garn in die Naht soll.
Natürlich muss meine Stichbreitenzunge zurück und meine Stichbreite darf auch nicht zu schmal sein (dickes Garn braucht auch in der Breite Platz), aber mein Ergebnis ist perfekt:
Auf dem Bild oben sieht man auch sehr schön die Schwierigkeit, die sich aus dem Führen des Stoffes ergibt: Durch den spiralförmigen Zuschnitt läuft der Stoff vor dem Fuss immer gegensätzlich – hier muss man genau seine Finger im Griff haben.
Das Ergebnis ist einfach nur schön!
Den Volant ans Weihnachtskleid nähen
Am Ende nähe ich die lange Rüsche noch an die beiden Oberteile und an die Rockteile.
Beim Verbinden bzw. beim Zusammentreffen unterschiedlicher Nahtzugaben achte ich darauf, dass alles richtig liegt, damit es hinterher in der Achselnaht auch so aussieht.
Für so ein Ergebnis lege ich immer – immer! – meine obere Nahtzugabe zur Maschine hin und die untere Nahtzugabe zu mir hin.
Warum? Die untere dreht sich eh weg in dem Moment, wo sie nicht mehr meiner Kontrolle unterliegt. Also lege ich sie gleich so hin, wie sie „liegen will“. Die obere kann ich unmittelbar bevor sie genäht wird, noch durch Anheben des Fusses korrigieren.
Von innen sieht das so aus, absolut gleichmässig und schön. Keine Stelle, die man verbergen müsste.
Weihnachtsaktion bei Courleys
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Mein Tuch zum Kleid ist dann mit einem sauberen Start und einem nur sehr schwer zu findenden Ende fast schon ein Selbstgänger. Das Video dazu findet Ihr hier: Tuch mit perfekter Ecke. Ecken ohne Absetzen und das ganze optisch einwandfrei – das sind die Momente, in denen ich mein Hobby noch mehr liebe als sonst. Weil sich dann zeigt: Fundiertes Hintergrundwissen zusammen mit einer tollen Maschine bringt puren Nähspass!
Fertig ist mein Weihnachtskleid, das mit Tuch und Mantel absolut geeignet ist für den Spaziergang nach dem Essen. Ich wünsche Euch eine ruhige Weihnachtszeit, schöne Festtage und tolle Erlebnisse. Was steht bei Euch auf dem weihnachtlichen Nähzettel? Schreibt es mir gern in die Kommentare, ich bin gespannt!
Eure Manu
Liebe Manu ein traumhaft schönes Kleid hast du dir da gezaubert. Und die Nähte sind ein Traum genauso wie deine Kurse 🫶
Liebe Manu,Das ist sooo schön und es gefällt mir sehr gut. Ob ich das auch schaffe?Schöne Weihnachten
Liebe maryann, das schaffst Du, ich bin sicher. Spätestens mit unsere, Rollsaumvideo, hast Du gesehen, dass wir da gerade eine Aktion haben?
Liebe Grüße
Manu
Liebe Manu, Das ist mal wieder ein wunderschönes Kleid mit perfekten Säumen. Ich bin noch ein bisschen am üben, aber mit deinen Kursen habe ich die Hoffnung, dass es bei mir auch bald so schön aussieht. Lieben Dank für deine Ausführlichen Erklärungen.
Habe ich nicht solche Rollsäume bei Dir schon gesehen? Na, wenn nicht, nehmen wir uns mal eine Kaffeestunde dafür ;O))
Ich drück Dich, Manu
Heute habe ich mich ganz speziell über den Blog gefreut: Ich bin so froh, das Manu Teil des Teams Bernina ist. Sie und Dennis sind zwei Perlen von grossem Wert für die Nähwelt und somit auch für mich.
Du Liebe….. hab ganz lieben Dank! Ich bin auch so froh, Teil bei Bernina sein zu dürfen und empfinde das als große Ehre.
Hab eine schöne Adventszeit, Manu
Tolles Ergebnis und so schön beschrieben. Macht Lust auf mehr. Jetzt werde ich mir meine Videos mal vornehmen. Und Ausprobieren. 🙂
Viel Spaß dabei ;O)
Manu das sieht fantastisch aus! Wieder Mal super erklärt 😀💯
Danke Dir ;O)
Liebe Manu vielen lieben Dank für diesen Beitrag. Rückblickend auf das Jahr 2023 kann/muss ich mich bei dir und Dennis herzlich bedanken. Ich habe so viel aus euren Videos gelernt und werde Fehler aus der Vergangenheit nicht nur deshalb nicht mehr machen, weil ihr es mir anders gezeigt habt, sondern weil ich jetzt weiß warum ich es anders machen sollte. Ich wünsche dir und deinem Team weitherin viel Erfolg und vor allem beste Gesundheit!
Das ist süß von Dir zu schreiben, das freut mich sehr, vielen Dank! Genau das ist der Grund, warum wir die Kurse machen wie wir sie machen – weil verstanden werden soll, WARUM Dinge sind wie sie sind – nur dann muss man nicht auswendig lernen, sondern kann dann halt einfach ;O)))
Eine schöne Adventszeit wünsche ich Dir, Manu