So langsam blüht und grünt es nicht nur draußen, endlich ist es auch warm genug, um die Frühlingsgarderobe auszuführen. Dieser Rock ist nicht nur ein echter Allrounder für jede Kleidergröße, er ist auch ein super Last-Minute Geschenk für Töchter, Nichten, Enkel oder vielleicht auch für die Mama zum Muttertag? Es gibt so viele tolle Gestaltungsmöglichkeiten, denn er lässt sich aus fast allen nicht-elastischen Stoffen nähen. Egal ob aus Wollstoff für den Winter oder aus Chiffon für den Sommer – Alles ist machbar.
Wie der erste dieser Röcke entstanden ist, habe ich Euch bereits im letzten Beitrag verraten. Heute möchte ich Euch zeigen, wie ihr nach dem selben Konstruktionsprinzip einen einfachen Frühlingsrock nähen könnt.
Ein eigenes Schnittmuster konstruieren – So gehts
Wenn man das so liest erscheint die Vorstellung, Schnittmuster selber herzustellen, doch ganz schön herausfordernd. Immerhin haben die Meisten unter uns hier keine Schneider- oder Modedesign-Ausbildung genossen. Aber keine Sorge, das braucht Ihr hier auch nicht. Denn in wenigen Schritten könnt ihr den Schnitt für einen ganz einfachen Rock selbst konstruieren.
Das braucht Ihr dafür:
- Schnittmusterpapier
- Ein langes Lineal
- Einen Bleistift und ein Stück Schnur
- Ein Maßband
Um den Grundschnitt zu konstruieren benötigen wir zwei Maße. Die Taillenweite, also der Bereich in dem der Rockbund sitzen soll und die gewünschte Rocklänge. Der Rock wird auf Basis eines Kreises, also wie ein Tellerrock konstruiert. In diesem Fall ergeben die Teile wenn man sie zusammenlegt einen Halbkreis, also einen “Halbteller”.
Um den Radius für den Bund, also den oberen Teil zu erhalten, teilt ihr die Taillenweite durch die Kreiszahl Pi, also 3,14. Nun pinnt oder klebt ihr die Schnur an der oberen Ecke Eures Papierbogens fest und wickelt das andere Ende um den Bleistift. Wickelt sich so lange darum, bis die Länge der Schnur dem Radius entspricht. Dann könnt ihr einen perfekten Halbkreis anzeichnen.
Für den Rocksaum addiert nun die Rocklänge zum Radius und wickelt die Schnur soweit ab, bis sie dieses Maß erreicht hat. Dann zeichnet ihr den zweiten Halbkreis an.
Und das war es tatsächlich auch schon. Der Grundschnitt für den Rock ist fertig. Ihr könnt den Rock übrigens auch direkt auf dem Stoff konstruieren, ohne den Papierschnitt. Letzterer hat allerdings den Vorteil, dass man ihn schnell und einfach immer wieder verwenden kann und sich dann das Rechnen spart.
Material und Zuschnitt
In meinem letzten Beitrag habe ich bereits eine Variante des Rocks für fortgeschrittene Hobbyschneiderinnen vorgestellt. Dieser hat Nahttaschen und einen seitlich verdeckten Reißverschluss. Beides erfordert etwas Geschick und dauert auf jeden Fall etwas länger als diese Variante hier. Für den Kinderrock in Gr. 110 waren mir Nahttaschen zu klein und fummelig zu nähen, außerdem hatte ich keinen passenden Reißverschluss in einer Länge für diese Größe gefunden.
Deswegen habe ich hier einfach zwei gleich große Rockbahnen zugeschnitten und den Reißverschluss für die Seitennaht eingeplant. Der Bund ist ein gerader Streifen Stoff dessen Länge die Taillenweite plus 4cm für Über- und Untertritt beträgt. Die fertige Weite ist 3cm. Hier seht ihr alle zugeschnittenen Teile, inklusive der Bügeleinlage für den Bund.
Den Frühlingsrock nähen
Als allererstes werden die Nahtzugaben der Längskanten versäubert. Das könnt Ihr mit einer Overlock-Maschine tun, oder auch einen Overlock-Stich Eurer normalen Haushaltsnähmaschine nutzen.
Eine tolle Übersicht, mit welchen Methoden man Nähte ohne Overlock noch versäubern kann, findet ihr hier.
Aufgesetzte Tasche
Ich weiß ja nicht wie das bei Euch so ist, aber meine Tochter findet immer und überall interessante Dinge, die sie dann irgendwo in einer Tasche verstauen muss. Deswegen konnte ich ihren Rock nicht ganz ohne Taschen nähen. Statt den Nahttaschen habe ich eine aufgesetzte Tasche aus einem Stoffrest zugeschnitten. Um die Tasche auf den Rock zu bringen werden dann die Nahtzugaben nach innen umgebügelt.
Dann habe ich zuerst die Oberkante der Tasche mit einem Rest Bommelborte verziert und sie dann auf die vordere Rockbahn gesteppt. Um die schmale Kante mit der Borte gut erfassen zu können, habe ich dafür meinen Reißverschluss-Fuß zweckentfremdet. Damit konnte ich die Borte annähen, ohne mit dem Nähfüßchen an den Bommeln hängen zu bleiben.
Nahtverdeckter Reißverschluss
Im Gegensatz zu einem seitlich verdeckten Reißverschluss ist der Nahtverdeckte nicht nur von außen unsichtbar, er ist auch noch super einfach einzunähen. Der Reißverschluss wird eingesetzt, bevor die Seitennaht des Rocks geschlossen wird. Dafür benötigt Ihr den Spezial-Nähfuß Nr.35. Dieser hat zwei schmale Rillen. Durch eine davon läuft beim Nähen die Kante des Reißverschlusses, so dass die Stiche der Maschine ganz dicht neben den Zähnchen liegen.
Das ging so schnell, dass ich kaum zum Fotografieren gekommen bin. Hier in diesem Beitrag findet Ihr eine detailliertere Anleitung zum Einnähen eines nahtverdeckten Reißverschlusses in Euren Frühlingsrock.
Druckknöpfe am Bund annähen
Zum Schluss ist der Bund an der Reihe. Der wird zuerst rechts auf rechts auf die obere Rockkante gesteppt. Über- und Untertritt stehen dabei über. Dann sind die Ecken dran. Sind die gewendet und gebügelt wird der Bund nach innen geklappt, festgesteckt und von der Außenseite in der Ansatznaht festgesteppt.
Bei meinem ersten Rock habe ich den Bund oben mit einem Haken geschlossen. Diese Haken habe ich allerdings nicht in Kindergrößen gefunden, weswegen ich hier auf zwei Druckknöpfe zurückgegriffen habe.
Die Bundvariante mit den Knöpfen ist übrigens kein Muss! Ihr könnt den Bund auch einfach vor dem Reißverschluss schon an den Rock steppen und dann den Bund auch gleich mit dem Reißverschluss verarbeiten. Ich persönlich bevorzuge jedoch diese Variante. Die Knöpfe, beziehungsweise den Haken platziere ich gerne ein paar Millimeter hinter dem Beginn des Reißverschlussschlitzes. So ist der Zipper auf jeden Fall unsichtbar und der Rockbund sitzt schön fest und gerade.
Saum mit Schrägband versäubern
Bevor der Rock gesäumt wird, sollte er mindestens 24 Stunden “aushängen”, so dass der Saum sich nach dem Versäubern nicht mehr verziehen kann. Genauso wie bei dem ersten Rock habe ich ich auch hier den Saum wieder mit Schrägband versäubert. Das Band ist nicht nur optisch ein schönes Detail, es gibt dem Rock auch etwas Gewicht, so dass er später beim Tragen schön schwingt.
Ein Rock für jede Größe und jedes Nählevel
Dieser Rock ist nicht nur ein echter Allrounder für jede Kleidergröße, er ist auch ein super Last-Minute Geschenk für Töchter, Nichten, Enkel oder vielleicht auch für die Mama zum Muttertag? Es gibt so viele tolle Gestaltungsmöglichkeiten, denn er lässt sich aus fast allen nicht-elastischen Stoffen nähen. Egal ob aus Wollstoff für den Winter oder aus Chiffon für den Sommer – Alles ist machbar. Möchtet ihr auch einen Frühlingsrock nähen? Ich wünsche mir, dass ich Euch inspirieren und für diese einfach Art Röcke zu nähen begeistern konnte.
Früher fand ich Mutter-Tochter Looks ziemlich spießig, aber dieses Jahr überkam es mich irgendwie und ich habe für mich und meine Tochter passende Röcke genäht, beide nach dem selben Konstruktionsprinzip in Größe M und Größe 110.
Nun da beide Röcke genäht sind, geht es im nächsten Teil meiner kleinen Beitragsreihe am 8.Mai weiter mit einem süßen Wickelshirt für Kinder aus Jersey. Dieses Mal braucht Ihr ein Schnittmuster, allerdings eines, das es kostenlos hier zum Downloaden gibt. Schon neugierig? Ich freue mich darauf, Euch bald wieder hier auf dem Bernina Blog wieder zu lesen.
Eure Theresia
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