Kreative Artikel zum Thema Quilten

Erinnerungsdecke nähen aus alten Kleidungsstücken

Vor einiger Zeit kam eine liebe Kundin zu mir und fragte, ob ich für ihre Tochter zum 18. Geburtstag eine Erinnerungsdecke nähen könne. Die Decke sollte aus alten Kleidern der Tochter bestehen. Ich fand die Idee wundervoll und sagte zu, nicht ahnend, welche Ausmasse dieses Projekt annehmen würde!

Ein paar Tage später reiste die Kundin mit zwei riesigen Koffern an und brachte mir eine irre große Auswahl an Tüchern, Kissenhüllen, Kleidern, Shirts, Beuteln und Decken. Zusammen sortierten wir nach “muss unbedingt benutzt werden” und ” ist nicht so wichtig”. 

Erinnerungsdecke nähen – die Vorbereitung

Tatsächlich war es für mich am schwierigsten, diese lange gesammelten Stücke zu zerschneiden. Um es mir zu erleichtern, habe ich alles erst mal fotografiert, damit jedes Teil auch im Ganzen in Erinnerung bleiben kann.

Herausfordernd war die Fülle an unterschiedlichen Materialien. Es war wirklich alles dabei: dünne Baumwollwebware, Jersey, dicker Frottee, Fleece und ein reichlich verschlissenes Kopfkissen, das unbedingt verwendet werden sollte. Es war unmöglich, alle Teile in gleich große Quadrate zu schneiden. Manche Motive waren sehr groß, Babybodies aber sehr klein. 

Zur Beruhigung der Optik haben wir uns für einen ganz schlichten Leinenstoff für die Rückseite und schmale Streifen zwischen den bunten Teilen entschieden. Auf diesen Leinenstoff habe ich auch noch verschiedene Begriffe gestickt, die für das Kind eine besondere Bedeutung haben.

Das fertige Stück sollte eine Gesamtgröße von etwa 2,20 m x 2,40 m haben. Um das gut planen zu können, habe ich erst mal mein Atelier umgeräumt. So habe ich Platz geschaffen und die Außenmaße mit Klebeband auf meinem Fußboden markiert.

die Planung

Dann fing das große Puzzlespiel an. Ich habe hin und her geschoben, nochmal neu überlegt. Die Kundin dazu geholt und irgendwann dann auch entschieden, wie es werden soll. Ich habe zuerst Streifen aus den alten Stücken genäht und diese erst später mit den Leinenstreifen verbunden. Dadurch konnte ich die unregelmäßigen Stücke gut in eine (fast) gleichmäßige Form bringen. 

Manche Motive waren richtig groß und hatten so schöne Details. Diese wollte ich unbedingt erhalten und habe bei diesen besonderen Stücken Teile ausgeschnitten, um sie über den Leinenstreifen hinaus schauen zu lassen. Die Eule hat so einen ganz besonderen Auftritt. Auch das Krokodil und der Hase kommen so ganz groß raus!

Auf diesem Bild seht ihr auch gut die Herausforderung, die verschiedensten Materialien zu kombinieren. Jersey neben dünner Baumwolle, Baumwollfleece und Frottee.

die Fertigstellung

Das Top zu nähen war schon eine Herausforderung, aber die Fertigstellung nicht weniger spannend. Ein Vlies in dieser Größe war nicht zu bekommen, allerdings hat mir Vlieseline den guten Tipp gegeben, mehrere Vliesstücke mit Streifen aus der Bügeleinlage H180 aneinander zu bügeln. Das hat hervorragend funktioniert! Danke für die gute Beratung!

So konnte ich mir selbst die Füllung aus dem Volumenvlies P140 selbst herstellen. In dieser Größe der Decke wollten alle Arbeitsschritte gut überlegt sein, damit das Arbeiten leicht fällt. Ich bin dazu übergegangen, alles auf dem Fußboden zu bügeln, weil das Bügelbrett in üblicher Größe einfach zu klein war.

Ich habe mich gegen ein klassisches Binding entschieden, denn aufgrund der unterschiedlichen Materialien schien es mir einfacher, erst Vorder- und Rückseite aneinander zu nähen und dann die Füllung dazwischen zu schieben. So musste ich nur die Wendeöffnung schließen. Rundum habe ich dann die Lagen aufeinander gesteppt, damit nichts verrutscht. Der Obertransportfuss # 50 war dabei ein wertvoller Helfer. 

Image of Obertransportfuss # 50.

Obertransportfuss # 50

Der Obertransportfuss # 50 mit drei Wechselsohlen und Kantenlineal ist ein unverzichtbarer Helfer beim Nähen von schwierigen Stoffen.

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Viele viele Stecknadeln haben alles zusammengehalten, bis ich im Nahtschatten der Zwischenstreifen alles gequiltet hatte.

Hier hat meine aurora 450 ganze Arbeit geleistet, obwohl die riesige Decke kaum noch darunter gepasst hat.

Das Finale

Nach mehreren Monaten der Planung und Vorbereitung und unzähligen Nähstunden konnte ich dieses einmalige Stück fertigstellen.

Ich konnte einer Mutter einen echten Herzenswunsch erfüllen, denn seit Geburt Ihrer Tochter hatte sie den Plan, ihr genau solch eine Decke zum 18ten Geburtstag zu schenken. Selten habe ich etwas genäht, in dem so viel Liebe steckt. Am Ende hatte ich das Gefühl, das Kind und die ganze Familie schon seit Jahren zu kennen. Das war wirklich wundervoll!

Zur Überreichung habe ich das Werk in eine Hülle aus den Resten der verwendeten Teile gepackt. Ein paar Tage später war der große Tag da und die Decke wurde verschenkt. Die Tochter hat sich sehr gefreut, natürlich!

Vielleicht wolltet ihr selber schon mal so eine Erinnerungsdecke nähen? Ich möchte euch ermutigen, das große Projekt zu wagen. Es entsteht ein benutzbares Erinnerungsstück mit unschätzbarem Wert, das jede Mühe wert ist! Diese genähte Patchworkdecke begleitet dich, dein Kind oder einen anderen geliebten Menschen und schenkt Geborgenheit und Glück. Kann es etwas Schöneres geben?

Liebe Grüße

Susanne

Schwierigkeitsgrad: Profi
Zeitaufwand: eine Woche und mehr
Verwendete Materialien: Baumwolle, Leinen, Volumenvlies
Verwendete Produkte:
Obertransportfuss # 50
Obertransportfuss # 50

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