Kreative Artikel zum Thema Nähen

Siebdruck / Teil 1

Wie versprochen möchte ich in den kommenden Wochen einige Möglichkeiten des Siebdrucks aufzeigen. Im Bericht über einige Erfahrungen des Deconstructed Screen Printings nach Kerr Grabowskis Methode schrieb ich bereits, dass bei diesen Techniken ausschliesslich mit Stofffarben Procion MX und Printpaste gearbeitet wird. Ebenfalls gehe ich nicht so ins Detail, dass Rezepte und Dosierungen zum Mischen von Farben und Druckpasten aufgeführt werden. Es geht mir mehr um das Veranschaulichen und Vorstellen von einigen Arbeitsmöglichkeiten, die vielleicht noch der einen oder anderen Leserin unbekannt sind.

Wichtig ist, dass vorab der hölzerne Siebdruckrahmen mit Abklebeband versehen wird. Es soll eine Abdeckung auf dem Siebgewebe von ca 2-3 cm entstehen, damit die aufgetragenen Pastes und Farben nicht direkt durchs Siebgewebe auf den Stoff durchsickern.

Beginnen wir mit einer Möglichkeit des Zeichnens mit Farbe auf dem Siebgewebe (auch hier lehne ich mich an Kerr Grabowskis Methoden an.) Hierzu kann entweder mit einer Einwegspritze oder eine kleinen Spritzflasche die in Printpaste angerührte und somit angedickte Procion MX Farbe sehr gut zum Zeichnen, Skizzieren oder Malen verwendet werden. Aber nicht wie vermutet wird die Farbe auf die Aussenseite des Gewebes aufgetragen, sondern auf die Innenseite die in der Vertiefung des Holzrahmens liegt. Damit die Farbe nicht auf die Unterlage durchdringt, sondern vorerst zum Trocknen im Gewebe haftet, unterlege ich den Siebdruckrahmenrand mit Plastikscheiben. Anschliessend male ich eine kleine Skizze Häuser darauf.

Das Ganze trocknet an einem heissen sonnigen Tag wie heute sehr schnell; wenn man diese Möglichkeiten des stromfreien Arbeitens nicht zur Verfügung hat nimmt man den Haarfön (niemals den Embossingfön!) und trocknet damit die Farbe ebenfalls sehr zügig.

Da ich nun vornehmlich die gemalten Häuser auf den Stoff übertragen will, arbeite ich ausschliesslich mit der ursprünglichen und farblosen Printpaste. Sie wird auf dem abgeklebten Schutzstreifen (engl. well) aufgetragen

und anschliessend mit einem Rakel über das Siebgewebe von oben nach unten gezogen.

Dabei löst sich je nach Intensität des Farbauftrags des gemalten Motiv mehr oder weniger schnell die angetrocknete Farbe, mischt sich mit der Printpaste und überträgt sich auf den Stoff.

Und auch hier ist jeder Druck ein Monoprint, denn jeder weitere Druck ist unterschiedlich in Farbintensität und Übertragung der Motive.

Selbstverständlich ist es auch möglich statt der farblosen Printpaste mit farblich gemischten Pastes zu arbeiten:

Als zweite Variante des Druckens zeige ich nun noch das Arbeiten mit Sojawachs und einer Art von Batik. Warum Sojawachs? Unter anderem, da es sich hervorragend aus dem Siebmaterial ausbügeln lässt.

Für diese Technik benötige ich Sojawachs (in Flocken), ein Siebdrucksieb, ein Tjanting, einen breiten Borstenpinsel, sowie Abklebeband.

Zuerst wird wieder das Sieb mit Abklebeband versehen. Zwischenzeitlich lasse ich in einer hitzebeständigen Kunststoffdose einige Sojawachsflocken im Wasserbad schmelzen.

Bei dieser Technik kann ich den Druckbereich des eckigen Siebes ganz frei und dynamisch gestalten, indem ich die Ränder mit Pinsel und Sojawachs ausstreiche.

Anschliessend tauche ich den Tjanting in das geschmolzene Sojawachs. Ein Tjanting ist ein an einem Holzstab befestigtes Metallkännchen mit einer winzigen Öffnung aus gebogenen Metall. Durch diese Öffnung fliesst das dünnflüssige Wachs und lässt sich somit ganz einfach auf das Siebgewebe übertragen.

Da ich vorab bereits mit Häusern skizziert habe, zeichne ich nun weitere Häuser mit dem Wachs auf das Siebgewebe auf.

Es bedarf ein wenig Übung, damit statt etlicher Wachstropfen auch vernünftige Linien und Schwünge auf dem Siebgewebe entstehen.

Da ich vorher schon mit schwarz/anthrazit gedruckt hatte, wähle ich auch nun die Farbe schwarz. Die mit Printpaste gemischte Procion MX trage ich auf dem “Well” auf

und ziehe die Farbe mit einem grossen Rakel mit dicker Gummilippe über das wächserne Bild, bis die gesamte Rahmenfläche mit Farbe durchzogen ist.

Hier sieht man bereits, dass das Wachs eine hervorragende Reservierungstechnik ist.

Nun bin ich gespannt und schaue mir den ersten Druck an. Der zerrissene Rand gefällt mir gut und nimmt dem Druck die Schwere.

Weiter Drucke folgen, intensiv ist die Farbgebung mit der frischen Farbe. Ein wenig erschreckend fast. Doch wäscht sich erfahrungsgemäss gerade bei schwarz sehr viel Farbe aus. Ausserdem bin ich gespannt, ob und in welcher Art die zuerst gedruckten Motive nach dem Waschganz ausschauen.

Die eingewickelte Stoffbahn ruht nun über Nacht und wird morgen in einem Waschgang in der Maschine ausgewaschen. Das endgültige Ergebnis füge ich an dieser Stelle morgen nachträglich ein.

Eine Frage bleibt noch offen: wie entferne ich das Wachs aus dem Siebdruckrahmen? Ganz einfach: den Rahmen auf eine dicke Zeitung legen und einzelne Zeitungsblätter auf die Wachsschicht der Innenseite legen und mit einem alten Bügeleisen bei mittlerer Temperatur herausbügeln. Die Zeitungsschichten werden so oft gewechselt, bis das Siebgewebe vollständig sauber ist.

Noch eine kleine Anmerkung – nicht damit die Familie oder die Nachbarn denken Ihr hättet die Finger in der Türe eingeklemmt, zieht unbedingt dicke und feste Gummihandschuhe an, denn die Procion MX Farbe setzt sich fest in die Haut und verschwindet erst nach vielen Tagen…

Stoffgestaltung ist etwas wunderbares. Die vielen unterschiedlichen Techniken lassen sich phantastisch kombinieren. Und durch die Procion MX Farben bleiben die Stoffe zur weiteren Verarbeitung weich und dünn, was beim Bemalen mit handelsüblichen Stofffarben oftmals nicht der Fall ist.

Demnächst geht es hier weiter, es gibt noch vieles zu Entdecken,

herzlichst,

Jutta

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