Eine spezielle Art Tischdecken kommt bei uns aus dem Bernbiet. Wobei es diese Art Musterung beileibe nicht nur da gibt, sie ist allein in Europa zumindest im ganzen Osten und Skandinavien verbreitet. Haja, man hat Handarbeitstipps eben immer weitergegeben, Webtechniken müssen manchmal einfach erfunden werden, sei es auf der oder dieser Seite des Globus, und Grenzen waren schon früher durchlässig. Auch wenn das gewisse Politiker nicht wahrhaben wollen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tischdecken aus alten Zeiten passen aber oft nicht mehr in unser Leben. Wer will schon nach jedem Fleck waschen! An grossen Festen, wenn man gern so etwas Dekoratives wie eine Tischdecke hätte, sind sie aber meist zu klein, weil man für viele Leute ja auch grosse Tische braucht.
Die Lösung ist der Läufer. Das meinen auch die grossen Warenhäuser und schlagen uns je nach Saison und Modefarbe andere Läufer vor, im Winter meist weihnachtlich be-Sternte, im Sommer fröhliches Gelb und im Herbst solche mit Kürbissen (kommt die Ironie durch?).
Meine Variante aus einem alten Berner Tischtuch ist vierjahreszeitentauglich.
Ich habe das Tuch längs zerschnitten und in der Mitte zu einem Band zusammengefügt. Wieder mit Hilfe des Stichs Nr. 18 auf der Aurora.
Um das Ding etwas aufzupeppen, hab ich noch Fransenketten gemacht. Im Fadenzeinli bei Frau Müller (Name von der Redaktion geändert) fanden sich, nach einem gemeinsamen Lamento über Läden, die ihren Kundinnen nicht erlauben, solches Material bei Tageslicht zu begutachten, die genau richtigen Garntöne.
Dreissig blaue und dreissig rote Zötteli, schön um Karton gewickelt und so gebunden, wie wir’s in der Schule bei Fräulein Faiss (Name von der Redaktion nicht geändert – sie lebt nicht mehr) gelernt haben.
Je dreissig sind ganz schön viele, aber ich darf sie ja jeweils halbieren. Dann werden sie von Hand angenäht. Wie haben wir schliesslich auch bei Fröli Faiss gelernt.
Geht in diesem Fall definitiv schneller und ist auch dem Material angemessener, als jeder in Stunden mühsam erarbeitete Stich auf was für einer Maschine auch immer. Würde ich höchstens in Betracht ziehen, wenn ich Serienproduktion vor hätte. Was in Ermangelung genügenden Grundmateriales (Tischdecken!) ausbleibt. (Uff, was für ein Genitiv!) Ziemlich praktisch ist in diesem Fall wieder einmal das im Brockenhaus vor ein paar Jahren erstandene Stickkissen.
Na – zufrieden?
PS: Zum Thema Grundmaterial: Ein rot gemustertes Reinleinentischtuch ist noch in der Pipeline. Längs gestreift, demnächst.
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