Der Brotsack ist, das haben uns schon unsere Grossmütter gesagt, eines der sinnvollsten Dinge zum Aufbewahren von Selbigem. Wenn man damit gleichzeitig das Brot auf den Tisch bringen kann und im Ausnahmefall Kartoffeln darin warmhalten, warum also nicht.
Zumal es wieder eines von jenen Teilen ist, die mir in meinem Bestreben, alte Stoffe neu zur Geltung zu bringen, unheimlich entgegenkommt: es ist möglich, kleinere Stoffteile zu verwenden und, weil es ja dann auf dem Tisch steht und auch ab und zu gewaschen wird, die Stoffstruktur ist für alle sichtbar (zumindest für jene, die ein Auge dafür haben).
Es braucht zwei Mal einen runden Boden und einen entsprechenden Schlauch für den Sack. Der Boden wird mit einem waschbaren Material verstärkt. Ich nehme dazu eine Art Filzeinlage (welche bei Profis bestimmt einen ganz klaren Namen hat, die Verkäuferinnen würden mich belächeln und belehren – und ich hätte das Wort in den nächsten paar Minuten schon wieder vergessen. Was soll’s!)
Da liegt also im Brocki so ein Teil aus reinem Leinen, das geradezu prädestiniert scheint, ich schaue und staune:
Auch wenn das Teil an zwei Stellen geflickt ist – kommt Zeit, kommt Wifel!
Es reicht genau, Reste gibt es kaum, und ich kann den einen Wifel elegant wegschneiden.
Der Boden hat einen Durchmesser von 20 Zentimetern, der Schlauch ist 30 mal 60 gross. Ha – immer der Moment, wo ich bereue, dass ich in der Geometrie damals nicht besser aufgepasst habe, und immer jene Zeit, wo ich mir schwöre, nächstens irgendwo einen Zirkel zu kaufen! Vorläufig behelfe ich mir mit Tellern und Gläsern…
Zum Stoff aus dem Brocki passt ganz hervorragend ein Rest eines alten Bettbezugs, ebenfalls Leinen, den ich vor Jahren in Hannover erstand. Für Menschen, die Lust haben, das nachzuschneidern: Zwei Mal die Grösse eines durchschnittlichen Geschirrtuches reicht grad so hin… Was auch heisst: Wenn man denn an einem Flohmarkt oder im Brockenhaus so etwas findet, gegen’s Licht halten wegen fadenscheinig, und wenn ok, dann kaufen. Den Krafttest (beide Arme, alle Kraft, die man hat) erst zuhause machen, sonst wird der Verkäufer eventuell sauer… Ebenfalls zuhause dann natürlich gründlich waschen. Das hat manchmal zur Folge, dass das Teil dann doch noch auseinanderfällt, aber mit dem Risiko muss man rechnen. Dafür war es vermutlich ziemlich billig!
Die beiden Säcke (innen und aussen) je zusammennähen (ich darf dann jeweils nicht vergessen, das Label einzunähen!). Beim Anpassen des Schlauchs auf den runden Boden kann man durch Ziehen oder Schieben ein bisschen bescheissen. Die oberen Kanten der Säcke zusammen nähen und sie miteinander verstürzen. Dazu muss man die Kante etwa 8 Zentimeter offen lassen, sonst gehts ja nicht (oder weiss jemand einen Zaubertrick?). Das muss man dann wohl oder übel von Hand verschliessen. Mir gibt das die Chance, das Label doch noch einzufügen – oh Vergesslichkeit!
So, jetzt könnte man das Teil sogar wenden, wenn einem die karierte Seite besser passt…
Zum Brot Aufbewahren sieht es dann so aus:
Wenn die obere Kante so aussehen soll, wie auf dem letzten Bild, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als die Wendeöffnung mit der Hand zu schließen.
Wenn es aber nicht stört, wenn die obere Kante schmal abgesteppt ist, kann man sich das sparen, weil die Wendeöffnung dann mit dem Absteppen verschlossen wird.
Herzliche Grüße
Pia René
ps.: Noch eine Frage: was ist ein Wifel? Ist das die Reparaturstelle?
Ja, ein Wifel ist eine Reparaturstelle. Ist doch gut, wenn wir uns ohne Wörterbuch verstehen ,-)
Hallo Gabi
Deine Texte zu lesen macht immer echt spass und wenn dann auch noch eine so gute Idee drin steckt wie der Brotsack, dann kann ich nur sagen: Herzlichen Dank für deine Zeilen. Den Sack wird ich für meine Freundin zu Weihnachten nähen aus den alten Geschirrtüchern ihrer Mutter. Die Geschirrtücher sollten in den Abfall, aber da ich deine Berichte immer verfolge, weiss ich, dass aus Alt auch Neu werden kann und nichts einfach entsorgt wird. Klar dass dabei mein Stofflager überquillt, aber das kennen wahrscheinlich alle.
Ich möchte ja zugern einen BLick auf dein Stofflager werfen…