Kreative Artikel zum Thema Nähen

BIGNIK und BERNINA nähen ein Fussballfeld

“Wir brauchen dringend ein paar Verrückte”, soll der irische Schriftsteller George Bernard Shaw gesagt haben. “Schaut, wo uns die Normalen hingebracht haben”. Dieses Zitat hätte als Motto ganz gut zum BIGNIK-Event von vergangenem Wochenende gepasst. Wobei “ein paar” in diesem Fall nicht ausreichten. Gefragt waren mehrere hundert Leute mit der Bereitschaft, ihren Realitätssinn für mindestens eine Stunde beiseitezulegen. Sie sollten mit der Nähmaschine einen Beitrag an ein Projekt leisten, dessen Dimensionen die Grenzen des Vernünftigen sprengen:

Der Verein Region Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee als Vereinigung von 44 politischen Gemeinden will zusammen mit dem Verein Textilland Ostschweiz und den Brüder Frank und Patrik Riklin vom Atelier für Sonderaufgaben ein Picknicktuch mit einer Fläche von rund 460’000 Quadratmetern nähen. Das entspricht einer Fläche von 100 Fussballfeldern.

Dieses Wochenende wollten die BIGNIK-Initianten ihrer Vision ein Stück näherkommen.  Am Freitag, Samstag und Sonntag sollten in St. Gallen 500 Tuchmodule mit einer Fläche von 7,84 Quadratmetern genäht werden. Die Firma BERNINA – ansonsten der masshaltenden Vernunft verpflichtet – hatte sich bereit erklärt, eine Olma-Messehalle in St. Gallen mit Nähmaschinen auszustatten und nähkundiges Betreuungspersonal für drei Tage bereitzustellen. Der Event wurde über Plakate und in Social-Media-Kanälen beworben. Auch die Medien griffen das Thema auf und sorgten für BIGNIK-Begeisterung. Einige Beispiele der Berichterstattung sind hier zu finden. Spannend beispielsweise der Radiobericht von Freitagabend. Die Mundpropaganda tat ein Übriges. Und so konnte sich Rolf Geiger, Geschäftsleiter des Region-Vereins, am Sonntagabend für seine abschliessende Ansprache vor einen BIGNIK-Decken-Haufen stellen, der selbst Andersens Prinzessin auf der Erbse sediert hätte:

Eine sehr ansehnliche Menge. Ist BIGNIK damit beendet? Bei weitem nicht! Insgesamt wurden 719 Tuchmodule genäht. Das sind 5’637 Quadratmeter. Oder ein Fussballfeld mittlerer Grösse. Oder etwas mehr als 1 Prozent der BIGNIK-Vision. Das bedeutet auch, dass der Fabrikationsbetrieb in der Olma-Halle 7.1 für die restlichen 99 Prozent weitere 297 Tage auf Hochtouren laufen müsste. 294 Tage, wenn man von der grosszügigen Annahme ausgeht, dass ein erstes Prozent der Wegstrecke bereits vor dem Event absolviert war.

Mit anderen Worten: BIGNIK geht weiter. Das Volkspicknick im Frühjahr wird zwar stattfinden – mit den Tuchmodulen, die bis zu diesem Zeitpunkt eben fertig sind –, danach wird weitergenäht.

BIGNIK hat das Zeug zum Generationenprojekt. Der Gründergeneration, nämlich all jenen, die am Freitag, Samstag und Sonntag mitgeholfen haben, an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für ihren generösen Einsatz und ihren Mut zur Übergrösse!

Nachstehend eine Reihe von Bildern vom Event.

Am Donnerstagabend wurde die Messehalle eingerichtet:

Freitagmorgen: Das BERNINA Team ist bereit für den Ansturm. Alle verrückt? Zumindest vom Fotografen ist bekannt, dass er nicht zu den zwanghaft rationalisierenden Menschen gehört.

Es geht los:

Bald läuft die Olma-Nähfabrik unter Volllast. Sowohl am Freitag als auch am Sonntag sind die Plätze während mehrerer Stunden komplett besetzt.

Mit von der Partie: die Medien.

Eine Schulklasse bei der Nähinstruktion:

Wenn Unsinniges mit System betrieben wird, sind Männer meist nicht weit. Bei BIGNIK halten sie sich zunächst vornehm zurück. Einer der ersten männlichen Teilnehmer ist Rolf Schmitter, Präsident von “Textilland Ostschweiz”:

Am Sonntag steigt die Männerquote:

Auffällig ist der Hang der Männer zu kooperativen Arbeitsmodellen. Variante 1: Das Mutter-Sohn-Nähtandem.

Variante 2:  Der moderne Mann mit Familienrückhalt:

Variante 3: Der Masters-Zweier (Einplätzer mit seitlichem Stoffspender). Erkennen Sie den Herrn rechts? Er war bereits in Gossau dabei.

Apropos Stoff: Es wird zu leistungsfördernden Mitteln gegriffen. Und damit ist nicht BERNINA Mitarbeiterin Marlies Leutwyler gemeint, von der unten der Rücken zu sehen ist.

Erfolge werden gebührend gefeiert.

BERNINA Inhaber Hanspeter Ueltschi ist mit von der Partie …

… und geht auf BIGNIK-Tuchfühlung:

Die fertigen Module werden zusammengelegt …

... und schwungvoll gestapelt.

Einige Module haben eine persönliche Note erhalten. “Mister Bombastic loves Sweetheart”:

Das präsidiale Modul:

Zeitungsersatz für Detektive:

Laufend werden neue Tücher zugeschnitten …

… bis die Vorräte am Sonntagabend erschöpft sind:

Einen keineswegs erschöpften, sondern noch recht munteren Eindruck macht das BERNINA Team beim Fotoshooting nach Betriebsschluss. Bereit für 297 weitere Nähtage?

Mit der richtigen Konservierungstechnik sollte es klappen!


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Kommentare zu diesem Artikel

10 Antworten

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  • Philosta BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    ich schliesse mich Nicky an, es wäre interessant zu wissen was “die normale” sprich mit bescheidenem Einkommen “Appenzeller Bevölkerung” dazu meint…..
    Welcher Unterschied zur Hilfsaktion für Japan!

    • mfluri BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Ein riesengrosses Picknicktuch, auf dem die ganze Bevölkerung der Region Appenzell AR-St. Gallen-Bodensee Platzfinden soll. Daher auch die Grösse von BIGNIK: 252’140 Einwohner ≙ 252’140 Tücher ≙ 63’035 Tuchmodule à 4 Tücher ≙ 459’525 m2.

      Freundliche Grüsse aus dem verschneiten Steckborn,
      Matthias Fluri

  • Patrik Riklin BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    BIGNIK ist eine idenditätsstiftende Kunstaktion, die Menschen aus einer ganzen Region zusammenbringt und gleichzeitig versucht, eine Vision mit verschiedenen gesellschaftlichen Dimensionen zu verfolgen. Kurz: Eine lustvolle Störung im Alltag der Menschen, die bewegt und eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Im Zentrum steht die Bearbeitung einer vermeintlichen Utopie, die wortwörtlich Grenzen sprengt und eine verrückte Vision in die Realität verfolgt.

    Apropos Stoffverschwendung: BIGNIK nutzt konsequent die Ressourcen von Stoffen aus den Privathaushalten und von der Industrie, die seit Jahrzehnten in Kisten oder Schränken vergessen gingen oder Stoffreste, die von der Industrie nicht mehr weiterverwendet werden können – sprich in den Abfall kämen. Der grösste Teil beruht auf Freiwilligenarbeit. Nicht Geld ist das Kapital, sondern Leidenschaft und Faszination, die sich verteilt auf tausende Menschen, die am selben “Tuch” rumnähen. Mit dem Ziel, Unmögliches wahr zu machen.

  • Nicky BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    hm grundsätzlich finde ich die idee irgentwie witzig und auch toll. und gleichzeitig frage ich mich wozu braucht es eine sooo große decke? wäre es nähen für bedürftige gewesen, ich wäre dabei gewesen.so finde ich es stoffverschwendung. von den ökologischen kosten mal ganz abgesehen 🙁

  • Jutta Hellbach BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Gleichermassen grössenwahnsinnig wie grossartig!

    Ganz nach dem Motto” Auf diesem Tuch haben schon meine Grosseltern gepicknickt!” Obs soviele Generationen braucht, bis die 100 Flächen Fussballfeld vernäht sind?

    Viele Grüße und danke für den sehr erheiternden Bericht!
    Jutta

    ps. und die Männerquote kann sich sehen lassen!

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