Klein, aber fein – und sehr berührend.
Die Gruppe ‘Quinary’ setzt sich mit der Frage auseinander, wie die Wunden, die Kriege geschlagen haben, heilen können und zeigt noch bis zum 11. November 2018 zehn Arbeiten in der Kapelle der Christuskirche in Karlsruhe. Hier befindet sich das Nagelkreuz von Coventry, das Bürger aus Nägeln, die sie aus dem Schutt der 1940 durch deutsche Bomber zerstörten Kathedrale geborgen hatten, geformt haben.
Vier Mitglieder der Gruppe, Caroline Hibbs, Jean Kirk, Kay Swancutt und Marilyn Hall kommen aus England, wo sie Monika Brückner während ihres Studiums an der University of Middlesex, London und der Julia Caprara School kennenlernte. Im Anschluss daran stellten sie über die Jahre an verschiedenen Orten international aus. Im Frühjahr 2018 hatten sie die Gelegenheit, in der Chapel of Christ the Servant der Coventry Cathedral im Rahmen der 100-Jahrfeierlichkeiten zur Gründung der Diözese ihre Arbeiten zu präsentieren.
Die Gruppe möchte den Versöhnungsgedanken durch die Präsentation der Arbeiten in Deutschland vertiefen. Die einzelnen Gruppenmitglieder haben sich mit dem Thema Versöhnung und dem Wort ‘mend’ auseinandergesetzt, welches übersetzt werden kann mit: heilen, genesen, reparieren, flicken. Um die persönlichen Gedanken auszudrücken, kamen ganz unterschiedliche textile Techniken zum Einsatz.
Caroline Hibbs erzählt vom Verlust von mehr als 60.000.000 Menschen weltweit durch den 2. Weltkrieg und von den Familien, die durch ihre Liebe über die Zeit den Schmerz des Verlustes überwunden haben. Dem wird durch miteinander verbundene Ringe und kleine Stöckchen Ausdruck verliehen.
Jean Kirk benutzt das Material, das sie an ihrem persönlichen Ort der Einkehr gefunden hat …
… jede Reise dorthin ist eine immer wiederkehrende Pilgerreise, um Versöhnung zunächst mit sich selbst und dann mit dem Gegenüber zu finden.
Ausdruck findet diese Begegnung und die Auseinandersetzung in diesem Treffen in ihrer genähten Arbeit.
Im Weben setzt sich Kay Swancutt mit den Verbindungspunkten von Kett- und Schussfaden auseinander.
So unterschiedlich wie wir Menschen, sind die verschiedenen Garne, die sie hierfür verwendet. Es entsteht eine Verbindung und Kommunikation gerade durch und in der Auseinandersetzung an diesen sich verfestigenden Punkten.
Verwebte und über eine Distanz verbundene Kimonoseidenstreifen symbolisieren die von Marilyn Halls Vater weitergegebene Maxime, dass man Brücken bauen muss, um Versöhnung erleben zu können. Er und seine Kinder sind über diese Brücke nach seiner Gefangenschaft in Japan während des 2. Weltkrieges gegangen.
Wiederaufbau, Trümmer, Mahnung durch Vergangenes und Neuanfang im Zeichen des Nagelkreuzes kommen in Monika Brückners Arbeit zum Ausdruck.
Heilung wird durch das Getragen sein in der Gemeinschaft und im Gebet möglich.
Am Sonntag, 11. November 2018 findet in der Christuskirche ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich 100 Jahre Ende des Ersten Weltkrieges mit Gästen aus Coventry statt, gleichzeitig ist dies der letzte Tag, an dem diese feine Ausstellung besucht werden kann.
Info:
Mend.
Erinnern – heilen – versöhnen
3. – 11. November 2018
Christuskirche Karlsruhe
Kapelle
Riefstahlstrasse 2
76133 Karlsruhe
Deutschland
www.christuskirche-karlsruhe.de
www.quinary12.wordpress.com
Öffnungszeiten:
täglich: 15.30 – 17.30 Uhr
Alle Fotos: © Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerinnen
Hallo Gudrun,
interessante Objekte, die daran erinnern, wie wichtig Frieden ist .
Liebe Grüße
Birgit
halli hallo birgit,
ich freue mich sehr über deinen kommentar, dafür vielen dank. seit meiner schulzeit dachte ich schon unzählige male, wie glücklich ich mich schätzen kann, in frieden leben zu dürfen und keinen krieg persönlich mitmachen zu müssen. in meiner familie wurden die beiden weltkriege und nachkriegszeiten oft thematisiert, das thema geriet nie in vergessenheit. heute müssen manche sich erst wieder bewusst machen, welche bedeutung frieden hat – eine ausstellung wie diese ist dazu ein wunderbarer anlass, finde ich.
beste grüsse
gudrun