Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aus dem Nähkästchen geplaudert mit Katharina Gerste

Für das nächste Interview haben wir mit Katharina von Radiokopf Kontakt aufgenommen und sie mit Fragen gelöchert.

Informationen zu Katharina findet Ihr unter folgenden Links:

www.facebook.com/radiokopf

www.instagram.com/radiokopf_handmade/

Katharina Gerste

Beschreibe dich in einem Satz.
Ein verplanter Kreativkopf, der immer etwas mit seinen Händen machen muss, aber Ordnung zum Nähen braucht.

Bist du mehr der Gefühlsmensch oder ist bei dir alles durchdacht und geplant?
Ich bin ein sehr durchdachter Mensch, aber geleitet von Impulsen. Beim Nähen hab ich immer konkrete Vorstellungen wie etwas aussehen soll, die Details ergeben sich dann aber meist spontan.

Du nennst dich «Radiokopf» und bist unter diesem Namen auf Facebook zu finden. Hörst du Radiohead? Wenn nicht, woher kommt der Name?
Erwischt 😉 ich hatte und habe immer noch eine große Schwäche für Indierock. Radiokopf war damals mein erster Mail-Account, irgendwie irre, aber Radiokopf hat mich lange vor dem Nähen schon begleitet und hat sich für meine Nähseite, mein „Näh-Ich“ einfach so richtig angefühlt.

Auf deinem Instagram-Account beschreibst du dich als «sewing Nerd». Wie meist du das?
Ich lebe das DIY! Ich komme selten an gekauften oder auch genähten Sachen vorbei, ohne mir genau anzuschauen wie sie genäht werden. Für mich ist das Nähen viel mehr als ein Hobby, es ist ein großer Teil von mir. Ich bin so glücklich, das nun endlich ausleben zu können. Ich war schon immer kreativ in jungen Jahren, doch hatte es nie eine bestimmte Richtung.

An gleicher Stelle schreibst du «DIY or DIE». Ganz so kategorisch meinst du es hoffentlich nicht, oder müssen wir uns fürchten?
Hahahaha, nein, im Gegenteil, ich bin ganz lieb und auch eher ein zurückhaltender Mensch. Es ist eher wieder meine Lebenseinstellung, ich nähe, also bin ich. Sozusagen “DIY or DIE”. 😉

Unter anderem bist du Autorin für den EMF-Verlag. Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass im Sommer ein neues Buch von dir erscheint. Verrätst du uns schon etwas darüber?
Ja auf jeden Fall! Es ist ein Thema, das mich beim Nähen schon immer begleitet hat. Eines meiner ersten Nähprojekte war ein Kissen, das ich von Hand bestickt und auch zusammengenäht habe. Im Buch zeige ich, wie man 16 Motivkissen in 2D ganz easy peasy nähen kann. Es ist grade für Nähanfänger und vor allem Kinder gut geeignet. Da ich versucht habe, die Arbeitsschritte so simpel wie möglich zu halten. Das tut dem Ergebnis aber keinen Abbruch!

Wie bist du Buch-Autorin geworden?
Ich wurde direkt vom Verlag per E-Mail angeschrieben. Um ehrlich zu sein, dachte ich erst, es handle sich um eine Spam-Mail. Ich weiß noch, wie ich lachend meinem Mann den Betreff „Dein eigenes Nähbuch“ vorgelesen habe. Kurz darauf bin ich in eine Biene gestapft und war danach erstmal total Banane. Bis ich es realisiert habe, hat es dann ein paar Tage gedauert.

Du bist eine junge Mutter und hast einen Hauptberuf, der mit dem Nähen nichts zu tun hat. Wie hast du das mit dem Bücherschreiben unter einen Hut gebracht?
Das war eine richtige Geduldsprobe, da wir zu dem Zeitpunkt grade in der Eingewöhnung vom Kleinen in den Kindergarten waren. Ja, und wie sollte es anders sein … er hatte so gar keine Lust. Also habe ich die Anleitungen zum Teil im Kindergarten bei der Eingewöhnung auf so einem tollen kleinen klapprigen Holzstuhl geschrieben.

Auf deinem Instagram-Profil geht es ganz schön bunt zu, tickst du immer so bunt? Hast du eine Lieblingsfarbe?
Farben sind für mich das Schönste am Nähen. Die Zusammenstellung der Stoffe und Farben macht mir am meisten Freude! Ich liebe es, auch mal ungewöhnliche Stoffkombinationen zu vernähen. Früher hab ich nur schwarz getragen, das kann man sich heute kaum vorstellen. Eine Lieblingsfarbe habe ich eigentlich nicht – ich liebe alle Farben.

Instagram-Account

Wie bist du zum Nähen gekommen?
In meiner Familie haben durchweg alle Frauen genäht, schon meine Uromi nähte. Meine Omi habe ich damals oft auf den Markt begleitet, wo sie ihre bestickten und genähten Kissen und Decken verkauft hat. Meine Mutter hat mir damals immer alle Kleider für Feierlichkeiten genäht. Durch sie bin ich damals in meiner ersten Schwangerschaft dann so richtig in die Nähszene gekommen. Vorher habe ich immer wieder mal probiert zu nähen, aber recht schnell aufgegeben, da ich noch nicht so weit war.

Wie sieht dein Atelier aus?
Bunt ist es und schön hell! Ich bin sehr froh, dass ich ein Nähzimmer habe. Es haben sich etliche Sachen wie Stoffe und einige BERNINA Nähmaschinen angesammelt. So kommt man auch mit Kindern immer mal wieder zwischendurch ins Nähzimmer.

Welche anderen grossen Leidenschaften hast du neben dem Nähen? Kannst du diese mit dem Nähen verbinden?
Ich habe mich in der zweiten Schwangerschaft am Häkeln versucht, es macht unglaublich viel Spaß, dauert aber ewig… Hab ich erwähnt, dass ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin? Stricken ist etwas, was ich mir noch unbedingt beibringen möchte! Sonst werkel ich gerne an alten Möbeln herum.

Gibt es eine besondere Näh-Situation, an die du dich noch heute erinnerst?
Hach, ja klar, erst vor kurzem beim Einsetzen eines Ärmels ins Armloch: Wie Hulk am Cordstoff gezogen, um faltenfrei zu stecken – und zack, ein Loch reingerissen! Das war der absolute Schock-Moment.

Welche Situation beim Nähen ärgert dich besonders?
Wenn ich in ein unfertiges Nähstück ein Loch reinhaue… Passiert in letzter Zeit häufiger. Oder wenn das genähte Teil zu eng sitzt.

Bilder des Rucksacks «Der andere Rucksack» von Lee, den wir auch auf dem Blog vorgestellt haben, findet man auch auf deinem Instagram-Kanal mehrfach. Wie bist du auf den Rucksack gekommen?
Durch den Sewalong auf Instagram bin ich auf den Rucksack gestoßen. Plötzlich war er überall, und ich war Feuer und Flamme. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein ziemliches Nähtief nach den Feiertagen zum Jahresbeginn. Das Nähen vom Rucksack hat mich da definitiv herausgeholt!

Rucksack nähen

Was nähst du am liebsten und mit welchen Materialien?
Ganz klar, der andere Rucksack von meinanderesich. Ich hab da ja so meinen Ruf als „irre Rucksacktante“ weg. Am liebsten nähe ich den Rucksack aus Oilskin. Ein tolles Material, das ich durch das Freebook erst für mich entdeckt habe! Sonst nähe ich am liebsten Kleidung für mich, bevorzugt aus Jersey und Sweat, aber auch gerne mal aus Webware, Cord und Tencel.

Der andere Rucksack

Du veranstaltest regelmässig einen Secondhand-Flohmarkt. Wie läuft das ab?
Das ganze läuft über meine Gruppe auf Facebook: https://www.facebook.com/groups/585672031566994/
Dort gibt es immer wieder mal ein paar Einzelstücke zu kaufen. Oft näht man einen neuen Schnitt, der einem dann doch nicht mehr so zusagt, oder das Stoffdesign gefällt einem nicht mehr so gut, dann landet das im Flohmarkt. Ab und an gibt es auch ein paar Sachen von meinen Jungs, aber tendenziell eher weniger, da ich nicht mehr so viel für sie nähe.

Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du mal nicht am Nähen bist?
Meistens mit meinem Jungs – da wird dann auch oft gebastelt – oder beim Sport.

Gibt es etwas, das du Näheinsteigerinnen mit auf den Weg geben willst?
Unbedingt dran bleiben. Ich weiß, Sprüche wie „gib nicht gleich auf“ oder „ sei nicht zu kritisch“ und „ Übung macht den Meister“ nerven total. Im Nachhinein bei mir betrachtet, ist es aber genau so! Und ich bin so froh, dass ich das Nähen nicht gleich an den Nagel gehängt habe.

Wohin soll deine kreative Reise noch gehen?
Gute Frage! Vielleicht wird’s nochmal ein Buch von mir geben, aber auf jeden Fall das ein oder andere Tutorial/Freebook. Auch möchte ich langfristig einen Blog haben, da ich in der Hinsicht aber Perfektionist bin, muss ich mich da erst noch ordentlich einlesen, die Zeit dazu fehlt mir leider gerade noch.

Aus eigenem Interesse: Wir glauben, du nähst mit BERNINA. Stimmt’s? Magst du deine Maschine(n)? 🙂
Was für eine Frage! Meine erste BERNINA war meine Overlock. Wie die schnurrt … Danach kam dann gleich die Coverlock L 220. Eine meiner liebsten Maschinen überhaupt. Da ich hauptsächlich Kleidung nähe, nutze ich sie auch sehr sehr oft. Ja und vor kurzem habe ich mir die megacoole BERNINA 770 QE Special Edition Tula Pink gegönnt. Dadurch konnte ich meine reine Stickmaschine verkaufen und nutze jetzt das Stickmodul, wenn ich mal sticken mag. Da ich nicht mehr so viel für die Jungs nähe, sticke ich auch viel weniger. Ganz kann ich drauf aber auch nicht verzichten, daher die Neuanschaffung. Davor hatte ich die  B 710.

Auf einem Foto von dir haben wir gesehen, dass auf deiner BERNINA Maschine ein gelber Sticker klebt, verrätst du uns was dort draufsteht? Ist dir unser Maschinen-Design zu wenig bunt? 🙂
Hihihi, das war der Sticker der Lieben Anke von Cherry Picking mit dem Spruch „Nähen ist wie zaubern können“. Ja, und jetzt hab ich ja meine Einhorn-Nähmaschine. Ich glaube, das sagt schon alles über mich aus.

Gibt es ein Zubehörteil, das du besonders magst?
Ich liebe den Fuß zum Applizieren, den mag ich auf keinen Fall mehr missen!

Gibt es eines, das du noch kennenlernen möchtest?
Unbedingt den Kräusler, da von Hand kräuseln nicht so meine Stärke ist! Als Jungsmama komm ich da einfach zu selten dazu! Meine nächste Anschaffung ist aber definitiv der Höhenausgleich vom Knopflochfuß und der Knopfannähfuß, da ich nun immer häufiger Kleidung aus Webware für mich nähe!


Fun facts

Ist das Nähen für dich öfter Comedy, Drama oder Krimi?
Hach, irgendwie eine Mischung aus allem.

Was trägst du beim Nähen?
Manchmal auch nur Unterwäsche, wenn ich grade Hosen oder Röcke nähe und das Gummi nochmal anpassen muss.

Hast Du einen (Näh-)Tick?
Halsausschnitte müssen ordentlich eingefasst werden.

Hose oder Rock?
Definitiv Hose!

Auftrennen oder «ach, egal»?
Auftrennen, da ich sonst immer dran denken muss!

Nähen lieber am Samstag oder Montag?
Durch das Schichtarbeiten gibt es bei uns kein Wochenende, also egal!

Tee oder Kaffee beim Nähen?
Käffchen für zwischendurch, muss immer sein!

Rüschen oder Nieten?
Eher Nieten!!!

Streichelst du Stoffe?
Aber klar. Du nicht? 😛

Sprichst du mit deiner Nähmaschine?
Ab und zu, aber ich bin noch nicht übergeschnappt, sie antwortet nicht, noch nicht!

Haben deine Nähmaschinen Namen?
Hmmm, nee, warum eigentlich nicht!?

Gehörst du zu denen, die «nur schnell 10 Minuten» in den Stoffladen gehen und mit vollen Händen rauskommen?
Früher mit vollen Händen, mittlerweile viel gezielter.

Ordnung im Nähzimmer oder organisiertes Chaos?
Es muss Ordnung herrschen, sonst kann ich nicht kreativ sein.

Welche Stecknadeln verwendest du?
Nur Glaskopf, das ist so ein Tick von mir.

Wie reagierst du, wenn jemand deine Stoffschere zum Papierschneiden benutzt?
Hahaha, fragt mal meine Schwester. Beim zweiten Mal war es nicht mehr witzig. Okay beim ersten Mal auch schon nicht 😀

Liebstes Schimpfwort bei Näh-Missgeschicken?
Klassisch, das Sch***-Wort.

Wie viele verbrauchte Garnspulen?
Huch, hab leider kein Garnspulen-Grab zum Nachzählen.

Wie viele aufgetrennte Nähte?
Viele zu viele …

Wie viele genähte Nähprojekte?
Oha, das sind auch viele aber noch nicht zu viele.

Wie viel verbrauchte Meter Stoff?
Ziemlich viele!

Wie viel angefangene Ideen?
Es gibt hier kaum Ufos, vielleicht 2 irgendwo in den Tiefen der Schublade


Wenn ihr noch mehr Fragen habt oder Personen kennt, die wir in die Interview-Reihe aufnehmen sollen, dann schreibt es gerne in die Kommentare.

Liebe Grüsse
Corinna

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