Wie es der Zufall manchmal so will, kam das Gespräch auf den BERNINA blog und meine monatlichen Ausstellungstipps, die Beeinträchtigungen durch die Pandemie und alternative Themen, die für die Leser und Leserinnen interessant sein könnten. „Du, Mama, ich hätte da eine Idee“, Fabian, der schon hier und da in meinen rund 460 Beiträgen als helfende Hand bei meinen Ausstellungen oder in seinem heutigen Business als Fotograf und Filmemacher aufgetaucht ist und …

Bei den Aufnahmen zu meinem Ausstellungskatalog ‘MÄNNER’ – Fabian in Aktion
Foto: © Gudrun Heinz, 2016
… mich und meine Leidenschaft für das Textile, Originelle und Schöne in- und auswendig kennt, hatte sofort meine Aufmerksamkeit, „neulich habe ich hier in Würzburg für eine coole Hutmacherin fotografiert, die echt nett ist und was kann.“
Hüte? Handgemacht? Das hört sich doch vielversprechend an! Es scheint sich ein Kreis zu schliessen: Meine Grossmutter: erfinderisch und Modistin. Meine Mutter: geschmackvoll und verrückt nach Hüten. Mein Sohn: ideenreich und mit Hut-Connection. Ein erster Blick auf die Website „HUTGEMACHT“ überzeugt mich. Das isses. Daraus wird ein Artikel für den BERNINA blog: ein Portrait einer jungen Künstlerin und ein Einblick in ein altes Handwerk.
Der Kontakt war schnell hergestellt zu „HUTGEMACHT“ in Würzburg, zur Modistin Laura Zieger, zur Frau, die von sich sagt: „Was ich am liebsten mache? Hüte!“
Schon als Kind war sie fasziniert von Kopfbedeckungen, ihrer Wirkung und den Geschichten dazu: Was wäre ein König ohne Krone? Ein Gentleman ohne Melone? Nach einem einschlägigen Praktikum mit 12 Jahren bei Frau Helsper von „der Hutladen“ in Würzburg gingen ihr Hüte nicht mehr aus dem Kopf und so ist es beinahe folgerichtig, dass sie nach der Schulzeit ihren Koffer packte und nach Peru ging. In Cusco, der alten Inka-Stadt, auf über 3000 m Höhe in den Anden gelegen, leistete sie nicht nur einen Freiwilligendienst in einem Blindeninstitut für Kinder, sondern liess sich auch von der Tracht der Quechua-Frauen verzaubern: bunte Röcke, Tücher, verzierte Taschen und traditionelle Hüte.
Ihr Wunsch, Modistin zu werden wuchs. Zurück in Deutschland fand sie eine Ausbildungsstelle und legte im Juli 2013 die Gesellenprüfung mit sehr gutem Erfolg ab. Bei Fortbildungen bei Jess Collett und Gina Foster in London lernte sie noch ganz andere Arbeitsweisen und Techniken kennen, als Modistin bei s.Oliver schuf sie Kopfbedeckungen passend zu den aktuellen Modelinien und erstellte selbst Hutkollektionen für Damen und Herren. Im Februar 2015 gründete sie „HUTGEMACHT“ und kreiert hier die verschiedensten Kopfbedeckungen aus Filz, Stroh und anderen Materialien für ihre Kundinnen und Kunden.
Auch die Kundschaft von Frau Helsper profitiert heute von ihrem Fachwissen und Können, denn Laura arbeitet in Teilzeit auch bei „der Hutladen“ – wo damals alles für sie begann.
Auf diesem Hintergrund, der auch ausführlicher der Website von Laura Zieger zu entnehmen ist, musste einfach ein Interview her. Wir haben uns also mal unterhalten …
Gudrun: Was ist eigentlich eine Modistin?
Laura: Früher gab es die Putzmacherin und den Hutmacher. Das waren zwei verschiedene Berufe. Die Putzmacherin hat den Hut „herausgeputzt“ – Blüten, Bänder und Schleier an den Hut gebracht. Daher kommt auch der Begriff „sich (he-) rausputzen“. Der Hutmacher hat den Hut auf die Form gezogen. Also: Putzmacherin + Hutmacher = Modistin. Eine Modistin macht somit beides.
Bei Wikipedia ist zu lesen, dass die Ausbildung 1969 und 2004 neu geordnet wurde und dabei veränderte fachliche Qualifikationen im Bereich der Schnitttechnik ebenso aufgenommen wurden wie das selbstständige Entwickeln und Erarbeiten von Modellentwürfen.
Gudrun: Was fasziniert Dich an Deinem Beruf?
Laura: Die Symbolik des Hutes, der Kopfbedeckung hat mich schon als Kind fasziniert. Gutes Beispiel ist die Krone, die der König, die Königin bei der Krönung aufbekommt. Mehr Symbolik des bedeckten Kopfes kann es nicht geben. Oder der Zylinder als Zeichen in der Zeit der Industrialisierung (Symbolik: Schornstein). Dann gab es noch die Arbeitergesellschaft in den 20er/30er Jahren – die Männer trugen die Schiebermützen. All die verschiedenen Kopfbedeckungen drücken einen Lebensstil/Standard/Stand in der Gesellschaft aus.
Ausserdem finde ich es unglaublich spannend, was Kopfbedeckungen mit den Trägern macht. Sie stehen plötzlich aufrechter, die Augen strahlen, das Outfit ist komplett – als hätte vorher etwas gefehlt. Sie sind glücklich und oft auch von sich selbst überrascht. Das Wichtigste ist, dass sie sich damit wohl fühlen.
Gudrun: Es tragen wieder mehr Leute Hut. Warum?
Laura: Zum einen ist der Hut in den letzten Jahren ein modisches Accessoire geworden, bei Männern und Frauen! Modeketten wie Zara, Marc O’Polo, s.Oliver, H&M usw. nahmen vor ca. 5 Jahren den Hut in ihr Sortiment auf. Man trägt ein schönes Kleid, dazu die passenden Accessoires (Schmuck, Tasche, Schuhe) und was fehlt? Ein Hut! Das heisst, das Thema „Hut“ ist angekommen, was mich natürlich sehr freut!
Zum anderen wird es für viele Menschen immer wichtiger, die Haut vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Da merke ich eine eindeutige Tendenz zum Schutz des Hauptes. Leider haben viele Menschen mit Hautkrebs oder dem Vorstadium zu kämpfen, weil sie sich früher nicht ausreichend vor den UV-Strahlen geschützt haben. Die davon Betroffenen dürfen ohne Schutz nicht mehr in die Sonne und müssen Nase, Ohren, Stirn, Hals, Nacken vor den UV-Strahlen schützen.
Normalerweise ist/war im Winter Hauptsaison für Kopfbedeckungen. Jetzt merke ich, dass sich das durch den Klimawandel in den Sommer verschiebt.
Gudrun: Wann, bei welchen Gelegenheiten werden Hüte getragen?
Laura: Hüte können immer getragen werden. Frauen dürfen den Hut immer auflassen, Männer müssen ihn in Restaurants, Kirchen … abnehmen.
Für jede Gelegenheit gibt es die passende Kopfbedeckung. Ob im Alltag, zur Festivität, im Beruf. Durch das englische Königshaus kommt auch der Fascinator (Haargesteck) bei Hochzeiten in Deutschland gut an. Kate hat es vorgemacht und das „verstaubte“ Accessoire in die Moderne gerückt. Oder Pferderennen – ohne feine Kopfbedeckungen unvorstellbar. Man traut sich, etwas auf seinem Haupt zu tragen und es komplettiert das Outfit.
Hut ist nicht nur Symbolik, sondern auch Schutz. Damit kommen wir zu den Berufen, wo Kopfbedeckungen nicht wegzudenken sind: Schäfer/innen schützen sich gegen die Witterung. Zimmerleute brauchen Schutz vor Staub und Sonne. Bauarbeiter/innen tragen einen Helm, der Schutz vor herabfallenden Gegenständen bietet.
… und natürlich im Alltag, hier darf der Hut auch nicht fehlen. Die Männer greifen gerne zu Schildkappen, lässigen Filz- oder Strohhüten, Basecaps.
Bei den Damen ist alles möglich, auch sie wählen gerne maskuline Formen. Es gibt aber auch die Glockenhüte, Stirnbänder, Fascinatoren und Aufschlaghüte. Für jeden Stil ist die passende Form dabei.
Ein Strohhut schützt vor Sonne und ein Filzhut vor Regen. Der Regenschirm fällt weg, man hat die Hände frei. Also modisch und praktisch zugleich.
Gudrun: Hat sich in den letzten Dekaden etwas an diesem alten Handwerk verändert?
Laura: Das Handwerk ist nach wie vor dasselbe, wie vor 100 Jahren. Werkzeuge wie Dämpfer, Hutweiter, Holzformen, Bügeleisen, Fingerhut, Zange, Maßband, Nadel, Faden, Nähmaschine sind gleich geblieben.
Vor ungefähr fünf Jahren habe ich mir zusätzlich zu einer alten Modistennähmaschine noch eine BERNINA 330 zugelegt. Obwohl es eine ganz normale Haushaltsnähmaschine ist, punktet sie bei mir durch den Freiarm und eine grosse Stichkraft, hat aber noch weitere Vorteile, z.B. die verstellbare Nadelposition.
Ein Filz- oder Strohhut braucht eine Randversäuberung. Wenn ich den Rand einfach umschlage, ein sog. Bridé anfertige, kann ich den Umschlag in gewünschter Breite absteppen – und die Maschine näht ohne Weiteres auch durch mehrere Lagen Filz oder Stroh oder auch Leder und das mit sehr gutem Stichbild. Dafür nutze ich den Universalfuss und den Geradstich, es ist völlig unkompliziert und zeitsparend und das Ergebnis stimmt. Genauso ist es, wenn ich Stoffkappen oder Stirnbänder nähe.
Gerne verwende ich die Zierstichfunktion an meiner BERNINA, um den Hüten das gewisse Etwas zu verleihen. Auch hier näht die Maschine selbst durch mehrere Lagen Filz die Zierstiche ohne Probleme. Das Alphabet nutze ich, wenn Kunden wünschen, dass Name und/oder Telefonnummer innen auf das Futterband eingestickt werden sollen. Und auch ein anderes Haushaltsgerät ist bei mir im Einsatz: Ein altes kleineres Bügeleisen (ohne Dampf), das noch richtig heiss wird. Damit komme ich wunderbar in alle Ecken, Winkel und Rundungen. Kurz gesagt: Geräte, auf die ich in der täglichen Arbeit nicht verzichten möchte.
Das mag ich an meinem Beruf, das ist Handwerk. Ich sehe, was ich tue und es beruhigt mich in dieser schnelllebigen Zeit, dass hier vieles so geblieben ist, wie es sich schon so lange bewährt hat.
Natürlich probiere ich Neues aus und man entwickelt seine eigene Technik. Auch in London konnte ich viele neue Erfahrungen sammeln und andere Herangehensweisen kennenlernen, sowie neue Materialien, wie z.B. das Arbeiten mit Acrylglas.
Viele deutsche Hutfirmen und -fabriken produzieren, wie andere Branchen auch, im Ausland. Auch Produzenten für den Modistenbedarf (Hutzubehör) gibt es nicht mehr allzu viele. Früher gab es Hersteller nur für Schleier oder Seidenblüten! Viele haben geschlossen. Dennoch beziehe ich meine Materialien aus Deutschland und Europa.
Man muss immer neugierig bleiben und sich mit anderen Modisten/innen austauschen. Erst vor Kurzem habe ich über Instagram mit Modisten/innen aus Australien, USA und Norwegen geschrieben und gefragt, wo sie ihre schönen Filze herbekommen. Alle haben prompt geantwortet und mir weitergeholfen. Dieser weltweite Austausch mit Handwerkskollegen und -kolleginnen fasziniert mich. Sich in weniger als ein paar Minuten in Kontakt mit jemanden auf der anderen Seite der Erde auszutauschen, das hat sich sicher zu früher verändert.
Gudrun: Mit welchem Material arbeitest Du am liebsten?
Laura: Es gibt viele verschiedene Materialien für Kopfbedeckungen, beispielsweise Filz (Haarfilz, Wollfilz), Stroh (Panama, Sisol, Bao, Paper, Exoten …), Stoff (Seide, Wollstoffe, Leinen, Baumwolle …), Leder, Pelz. Es gibt unzählige Materialen, die man auf dem Kopf tragen kann.
Am liebsten arbeite ich persönlich mit Filz. Hier gibt es keine Grenzen. Aus Haar- oder Wollfilz besteht beispielsweise das Rohmaterial, woraus ich den Hut später ziehe, die sog. Stumpe.
Ist die kegelförmige Stumpe erstmal von Hitze und Feuchtigkeit durchdrungen, kann man jede Form ziehen, bügeln, blocken. Hier sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Auch mit Stroh hat man viele Möglichkeiten. Die Abwechslung macht´s! Das mag ich an diesem Handwerk.

Stumpe, Holzform und fertiger Hut aus dem Atelier HUTGEMACHT – Laura Zieger
Foto: © Fabian Heinz, 2021
Das Wichtigste ist, das Material zu kennen und zu wissen, wie es reagiert und wie man es zu greifen hat. Das ist die Kunst an jedem Handwerk. Erst dann kann man das umsetzen, was man als Idee im Kopf hat.
Gudrun: Wie entsteht ein Hut? Ein kurzer Einblick in das Handwerk, in die Arbeit der Modistin wäre sehr interessant.
Laura: Als erstes gibt es eine Holzform, auf die der Filzhut aufgezogen wird. Diese Form besteht meistens aus Kopf und Rand.
Natürlich kann man diese Form als Grundform sehen und den Hut später mit der Hand und Dampf weiterbearbeiten. So wird jeder Hut ein Unikat und man kann auf die Wünsche der Kunden und Kundinnen besonders eingehen.
Die Form steht.
Als nächstes wird der Haarfilz durch Hitze und Feuchtigkeit weich gemacht, damit man ihn über die Form ziehen kann. Das erfordert Kraft und Schnelligkeit.
Denn sobald der Filz der Hitze-Feuchtigkeits-Mischung nicht mehr ausgesetzt ist, wird er wieder fest und will in seine Ursprungsform zurück. Deshalb ist das direkte Feststecken des Filzes an die Holzform unabdingbar – damit der Filz auch weiss, wo er hingehört!
Also heisst es bügeln, ziehen, stecken, bügeln, ziehen, stecken … bis der Filz fest und glatt um die Holzform liegt.
Dazwischen wird immer gebürstet, damit das Haar seinen Glanz und Strich behält.
Dann heisst es warten … eine ganze Nacht, denn der Filz muss auf der Holzform trocknen.
Erst danach kann man ihn von der Form nehmen und weiterverarbeiten.
Ab hier sind es nochmals viele detaillierte Handgriffe und Arbeitsschritte, bis der Hut fertig ist.
Gudrun: Was inspiriert Dich?
Laura: Peru ist nach wie vor eine meiner Inspirationsquellen. Ich liebe die Farbkontraste, das Lebendige. Aber auch Begegnungen mit Menschen, Natur, Musik oder die Kunden mit ihren Outfits und deren Feedback regen mich an. Manchmal habe ich spontane Ideen, eine Inspiration während des Arbeitsprozesses. Und die Mode, auch in den verschiedenen Epochen und Gesellschaften oder einfach eine Stimmung können motivierend sein.
Gudrun: Arbeitest Du nach eigenen Designs? Sind die eher traditionell oder frei?
Laura: Viele Designs entstehen während des Arbeitsprozesses. Und ich verwende gerne klassische Formen gepaart mit modischen Einflüssen und meinem eigenen Stil.
Gudrun: Stellst Du auch aus? Gehst Du auf Messen?
Laura: Ja – und das sehr gerne, da ich den Kontakt zu den Kunden/innen sehr schätze und wichtig finde. Sie geben mir Feedback, ich sehe was gefällt, wie meine Hüte ankommen, wie die Mode sich entwickelt. Der direkte Kontakt ermöglicht mir, auf die Wünsche der Kunden/innen einzugehen. Viele wollen sich beraten lassen, sind sich noch unsicher, haben keine genauen Vorstellungen.
Um stilsicher zu beraten, muss ich den Kunden oder die Kundin sehen, muss einschätzen, was er oder sie für ein Typ ist, welche Kleidung er oder sie trägt, zu welchem Zweck die Kopfbedeckung sein soll. Es gibt schliesslich unzählige Möglichkeiten einen Hut anzufertigen. Form, Farbe, Material, Garnitur … alles spielt eine Rolle. Nur so kommt man Stück für Stück zu seinem Lieblingshut – und das ist mir wichtig!
Die Messen, bei denen ich bisher ausstellte, sind z.B.: POTENTIALe in Feldkirch (AT), Unikat sucht Liebhaber (DE) und verschiedene Ausstellungen rund um Würzburg. Übrigens: Derzeit gibt es bei „Unikat sucht Liebhaber“ gleich zu Beginn ein Foto von Lauras Hutstand.
Gudrun: Lass’ uns doch noch einen Blick auf Deine Kundschaft werfen.
Laura: Die Kundschaft ist bunt gemischt. Ich mache Kopfbedeckungen für Frauen und Männer! Das liebe ich an meinem Beruf: Man hat jeden Tag mit neuen, interessanten und anderen Menschen zu tun – jeden Alters, die unterschiedlichsten Typen, verschiedenste Charaktere. Ich berate sehr gerne, es ist spannend mit den Kunden/innen zusammen zu DEM Hut zu kommen. Das Wichtigste ist, dass sie sich darin wohl fühlen. Ich begleite – die letzte Entscheidung liegt beim dem/der Kunden/in. Das Schönste ist, wenn die Augen plötzlich strahlen, der Blick sich hebt und die Haltung aufrecht wird. Dann weiss ich, er hat seine, sie hat ihre Kopfbedeckung gefunden!
Gudrun: Bestimmt gibt es auch Kunden und Kundinnen mit Reparatur- oder Änderungswünschen.
Laura: Natürlich verleihe ich getragenen Hüten gerne einen neuen Glanz. Oft reicht es schon sie zu bürsten und zu dämpfen. Sie atmen auf und bekommen ein neues Gesicht. Wenn das nicht genügt (es kommt natürlich auf den Zustand des Hutes an), bügle ich den Hut auf. Die Reparatur oder Änderung kann bis hin zu einer neuen Garnitur, einem neuen Futterband, Reinigung usw. gehen.
Gudrun: Wie sieht es mit Sonderanfertigungen aus?
Laura: Jeder Hut in meinem Atelier ist eine Sonderanfertigung. Jeder Kopf hat seine eigene Kopfweite. Das ist wie bei einem/r Schuhmacher/in. Gerne fertige ich auch Hüte für das Theater, für besondere Veranstaltungen und Festivals an.
Gudrun: Wo genau ist Dein Atelier?
Laura: „HUTGEMACHT“ befindet sich in der Hofstrasse 14a im Herzen Würzburgs, zwischen Dom und Residenz gelegen.
Wir sind eine kreative Arbeitsgemeinschaft und nennen uns „Schmiede14a“, da dieser schöne Ort mit viel Charme und Geschichte eine ehemalige Schmiede war. Neben mir gibt es zwei Grafiker/innen, einen Modellbauer und eine Projektmanagerin.
Mehr zu uns auf Instagram: @schmiede14a oder @hutgemacht
Gudrun: Wie kann man bei Dir bestellen?
Laura: Am liebsten ist mir natürlich die persönliche Begegnung. Wie ich schon meinte, zum Anfertigen des Hutes brauche ich den Kopf. Die Beratung und der direkte Kontakt sind mir sehr wichtig. Daraus können tolle Sachen entstehen.
Ausserdem ist es mein persönlicher Qualitätsanspruch, dass der Hut auch zum/zur Träger/in passt. Der Hut soll gut sitzen und gut aussehen – zum/zur Träger/in gehören, wie eine zweite Haut. Man sollte nicht darüber nachdenken, ob der Hut heute zum Outfit passt, sondern ihn einfach aufsetzen und losgehen.
Auf Grund der Entfernung und der aktuellen Situation, während des Lock-Downs, ist eine Bestellung aber auch über Telefon, E-Mail oder Instagram möglich. Vielleicht hat man sich schon einen Hut auf meiner Website ausgesucht. Man muss mir nur die Kopfweite nennen und ich arbeite das Modell in der gewünschten Farbe und Material nach. Natürlich ist das auch mit anderen Hüten möglich, die nicht von mir sind. Und wie gesagt: Ich mache Kopfbedeckungen für Männer und Frauen!
Gudrun: Kann man davon leben?
Laura: Ja. Ich habe noch nie in einem anderen Beruf gearbeitet. Unter anderem war ich sechs Monate in London und konnte dort neue Techniken und Herangehensweisen lernen. Wenn man seine Sache gerne tut, kann das nur gut werden! Ich lege jedem ans Herz, seinem Gefühl zu folgen und das zu machen, worauf man Lust hat. Dann kann nichts schiefgehen! Viele haben versucht, mir die Ausbildung auszureden, weil das angeblich keine Zukunft habe und man nicht davon leben könne. Das Gegenteil ist der Fall.
Gudrun: Zum Schluss bitte noch einen Ausblick, wie geht es weiter?
Laura: Gerne so weitermachen! Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit meinem beruflichen Weg und bin sehr dankbar, dass ich dieses tolle und kreative Handwerk ausleben kann und darf! Zum Glück ist das in unserer Gesellschaft möglich. Auf lange Sicht ist ein eigener Laden eine Option und natürlich möchte ich das Wissen über dieses schöne Handwerk weitergeben. Also möchte ich auch ausbilden.
Gudrun: Liebe Laura, von Deinen Hüten, die wir hier im Artikel sehen und die Du auf Deiner Website vorstellst, bin ich übrigens ganz begeistert. Hab’ ganz vielen herzlichen Dank für das Gespräch und Deine ausführlichen Antworten. Haben wir noch was vergessen?
Laura: Das wollte ich noch loswerden: „Mut zum Hut“. Das ist so ein Spruch, der leider zu oft verwendet wird. Er ist zu tief in den Köpfen der Menschen verankert. Es bedarf keinen Mut einen Hut zu tragen – wenn er zum/zur zum Träger/in passt, braucht man keinen Mut. Es soll eine Selbstverständlichkeit sein, jede Kopfbedeckung mit Würde und Freude zu tragen.
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Zeit.
Beste Grüsse,
Laura Zieger von HUTGEMACHT
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Info:
Laura Zieger
HUTGEMACHT
Hofstraße 14a
97070 Würzburg
Montag und Freitag nach Vereinbarung
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Fotos:
Fabian Heinz
BOXFISH
Bahnhofplatz 2a
97070 Würzburg
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Alex Chepa
www.achepa83.wixsite.com/alexchepa-fotografie
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Alle Fotos mit freundlicher Erlaubnis von Laura Zieger von HUTGEMACHT und auch für ihre Informationen für diesen Beitrag vielen herzlichen Dank!
herzlichen dank für den interessanten artikel.an die junge herstellerin sage ich nur “weitemachen ” .man spürt die begeisterung von ihr für dieses schöne handwerk.
halli hallo alice,
herzlichen dank zurück! schön, dass das feeling rübergekommen ist, das freut uns alle auch sehr!
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,was für ein interessanter Bericht. Ich liebe altes Handwerk und freue mich riesig, wenn es nicht ganz ausstirbt. Wundervolle Hüte sind das. Gut, dass Frau Zieger ihren Weg gegangen ist, es hat sich gelohnt. Eigentlich schade, dass ich so selten wie möglich Kopfbedeckungen trage… außer einen alten Filzhut, den setze ich auf, wenn ich als mittelalterliche Pilgerin mit Gästen in Stralsund unterwegs bin. Momentan natürlich nicht, aber es kommen ja auch wieder andere Zeiten.Viele GrüßeBirgit
halli hallo birgit,
danke schön! ich freue mich sehr über deinen wie immer so netten kommentar.
ja, laura zieger hat gewusst, was sie will und hat damit erfolg. so muss das im idealfall ja auch sein. unser fabian wollte unbedingt in richtung foto und film, fand zwei gleich gesinnte studienkollegen und die drei haben sich nach ihrem abschluss mit BOXFISH zusammengetan und selbstständig gemacht. zum glück für all die jungen leute kamen sie auch irgendwie durch die schwierigen gegenwärtigen zeiten. das war, ehrlich gesagt, auch ein grund dafür, dass ich diesen bericht geschrieben habe …
bestimmt wartet dein hut schon auf deine nächste stadtführung – wie du schon sagst, es kommen auch wieder andere zeiten. hoffen wir ja alle.
beste grüsse
gudrun
Lieber Dr. Wolfgang Heinz,vielen Dank den hutigen Beitrag. 🙂 Es freut mich sehr, dass wir so viele Leserinnen und Leser mit dem Interview begeistern können.Das Modisten-Handwerk ist tatsächlich kein alter Hut, sondern sehr kreativ, facettenreich, immer wieder spannend und sehr abwechlungsreich.Vielen Dank für das große Interesse und die Aufmerksamkeit,Laura Zieger von HUTGEMACHT
Liebe Frau Zieger,
ich habe die Entstehung des Berichts und die kreative Zusammenarbeit aus der “Ferne” beobachten können. Vielleicht trägt der Blogbeitrag dazu bei, dass Sie die schwierige Zeit des “Lock downs” ohne Kunden und mit geschlossenen Geschäften überstehen können und auch die BlogleserInnen haben einen optischen Farbtupfer erhalten.
Vielleicht gibt es ja noch mehr Kreative, die sich mit ihrem Handwerk in die Serie der Hut- und KnopfmacherInnen (Jutta Kohlbeck https://blog.bernina.com/de/2019/02/posamentenknoepfe-kleine-kunstwerke-von-jutta-kohlbeck/ ) einreihen möchten.
Ein schönes Wochenende Ihr Wolfgang Heinz
Nun will ich auch wieder einmal meinen Hut in den Ring werfen. Die Jahrhunderte alte Handwerkstradition, hier toll von Frau Zieger am Leben erhalten, zeigt sich auch an vielen Sprichwörtern. Der Beitrag ist kein “alter Hut”, bei dem man/frau auf der Hut sein muss oder bei dem einem gar der Hut hochgeht. Ihr habt einen tollen Bericht aus dem Hut gezaubert, da ziehe ich meinen Hut. Liebe Gudrun, da hast Du Handwerk, Text und Bild unter einen Hut gebracht und beim Bericht den”Hut aufgehabt”.Chapeau auch für die tollen Fotos.Nun nehme ich meinen Hut, bevor noch jemand sagt, bei diesem Kommentar “platzt mir die Hutschnur” .
lieber wolfgang,
da fällt mir jetzt nix mehr ein – ausser: ganz lieben dank! das hast du alles super auf den hut, nein, punkt gebracht 🙂 wenn ich dich nicht hätte …
deine gudrun
Liebe Gudrun,du stellst hier ein interessantes und schönes Handwerk vor, welches leider ein wenig in den Hintergrund getreten ist. Wenngleich ich selbst keinen trage, finde ich sie schon sehr schön. Eine Pillbox hatte ich mir zur standesamtlichen Trauung allerdings auch mal machen lassen ,bei einer mir bekannten Putzmacherin , wie man diese Handwerkerinnen wohl auch nennt.Du kannst ja demnach eine eigene Hutmodenschau veranstalten, mit den vielen Erbstücken deiner Mutter.Danke für den schönen Bericht über ein wirklich schönes Handwerk.Liebe GrüßeErika
halli hallo erika,
hab’ vielen herzlichen dank für deine netten zeilen. so schön zu lesen! warum ich bei dem interview mitgemacht habe, kannst du schon in dem artikel lesen, und da spielt dieses ‘nischendasein’ des handwerks sicher auch eine rolle.
ich bin ja eigentlich nicht ‘hut-verrückt’, trage auch selbst nur mal ganz selten einen hut. ich konnte mich von den hüten meiner mutter bisher noch nicht trennen, es sind kreative textile werke und dann halt noch unsere familiengeschichte, die da dranhängt – einfach sentimentalität. seit einiger zeit habe ich auch noch angefangen, hutnadeln zu sammeln, unabhängig von den hüten, einfach weil sie mir gefielen. bin ich doch verrückt oder bin ich doch verrückt???
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun!Dein Bericht ist so interessant!Ich kenne von den früheren Kunsthandwerkermärkten – finden ja leider alle nicht statt zur Zeit – auch einige tolle Hutmacherfinnen oder Modistinnen . Irgendwann gabs dann natürlich auch einen handgemachten Filzhut für mich mit breiter Krempe – hier im Norden gegen das schlechte Wetter, er läßt sich etwas regulieren, damit er mir nicht dauernd wegpustet. Es ist aber nicht bei dem einen geblieben.Liebe GrüßeWiebke
halli hallo wiebke,
1000 dank für dein feedback, über das ich mich sehr freue. dann gehörst du also auch zu den fans … meine mutter war im wahrsten sinne des wortes verrückt nach hüten und ist bis zu ihrem lebensende nicht ohne hut ‘unter leute gegangen’, wie sie immer so schön sagte. ich habe eine ganze sammlung geerbt, die noch zu ihren lebzeiten mal für eine kunstausstellung an die kunsthalle karlsruhe ausgeliehen war. ist aber schon so lange her, dass ich heute nicht mehr weiss, in welchem zusammenhang dies geschah. jedenfalls gab es dort aber keinen luftzug, der etwas weggepustet hätte 🙂
fühl’ dich immer gut behütet und sei mir gegrüsst
gudrun
HÜTE – welch´ein Lichtblick in diesen Zeiten!Vielen Dank, liebe Gudrun, für Dein tolles Interview mit den perfekten Fotos! Ein Genuß, zu lesen, mit welcher Hingabe und mit welchem Können dieses Handwerk ausgeübt wird. Momentan ist wunderschönes Wetter – sollte man evtl. schon mal die Sommerhüte rausholen??? Oder erstmal die Übergangs-Geschichten?Jedenfalls freue ich mich schon jetzt auf die Hutschau in Neuburg an der Donau (www.mutzumhut.de), vielleicht ist ja Frau Zieger dort auch vertreten. Liebe Grüße – von Uschi
halli hallo uschi,
wie schön von dir zu hören und zu lesen – vielen dank, auch im namen der anderen beteiligten an diesem artikel. ich werde es meinem sohn bestellen, der zum glück auch in diesen zeiten noch aufträge hat.
dass dir dieses hut-thema am herzen liegt, konnte ich mir ja schon lebhaft vorstellen, bei deinen beziehungen zur modistin in sachen ‘klaidungsbuechlin des matthäus schwarz’ 🙂
und dass wir einen näheren einblick erhalten, wie so ein filzhut entsteht – das finde ich persönlich einfach super. ist ja nicht selbstverständlich, seine ‘betriebsgeheimnisse’ preis zu geben.
nochmals ein herzliches dankeschön und
beste grüsse
gudrun
OOOH, gudrun, du hast eine retro-hutsammlung?!? DAS würde mich mal interessieren!
du kennst ja mein head-piece mit den fein-bestrumpften beinen, und das ist nicht mein einziges teil: zwengs der ordnung habe ich mal alles durchfotografiert und nach jahreszeit usw. in ein kästchen sortiert – man vergißt schon mal den ein oder anderen schatz, der im schrank gaaanz weit oben liegt!
HÜTE und Kappen – ein tolles und interessantes thema, in jeder epoche! ich bleib´ dran!
lieben gruß, so ganz unter hutfreundinnen – von uschi
halli hallo uschi,
ich schreibe dir sehr gern eine private e-mail in der kommenden woche, wenn meine neuen ausstellungstipps für den märz 2021 erschienen sind. im moment ist da noch viieel zu tun …
bis dahin
alles gute und liebe von
gudrun
Toller Bericht und sehr interessant!Gruß Mariel
halli hallo mariel,
vielen dank für das lob! freut mich sehr und ich bin sicher, auch laura wird begeistert sein. mir jedenfalls haben das interview und die zusammenarbeit mit den jungen leuten sehr viel spass gemacht.
beste grüsse
gudrun