Kreative Artikel zum Thema Nähen

Meine glänzende Capsule Wardrobe, Teil 2 – Stofftipps

Stofftipps für eine Capsule Wardrobe mit “Bling”

Wenn Ihr Eurer Garderobe etwas Glanz verleihen wollt, ist die Wahl des Stoffes wichtig. Meiner Meinung nach gibt es fünf Stoffe, die Eure Capsule Garderobe definitiv aufwerten werden. In Frage kommen Stoffe mit luxuriösem Aussehen oder solche, die buchstäblich glänzen. Vier dieser fünf Stoffe werden definitiv in meiner “Time to shine”-Garderobe zu finden sein. Es sind in der Regel nicht die einfachsten Stoffe zum Nähen, aber mit den Tipps, die ich Euch in diesem Beitrag geben, wird es definitiv einfacher. 

Velours, Pailletten, Kunstpelz, Kunstleder und Satin

Satin

Beginnen wir mit Satin. Satin zeichnet sich durch seine luxuriös glänzende Textur aus. Time to shine! Die folgenden Tipps helfen Euch, beim Nähen von Satin die Kontrolle zu behalten.

Satin fällt schön glatt, ist aber deshalb auch glitschig und etwas schwierig zu verarbeiten. Ausserdem stelle ich beim Arbeiten mit dieser Art von glattem Stoff oft fest, dass der Stoff franst, wenn meine Hände ein wenig trocken sind. Um dies zu verhindern, verwende ich Latexhandschuhe, wenn meine Hände Probleme haben.

Satin mag glatte Hände 🙂

Zuschnitt

Wegen seiner Neigung zum Verrutschen habe ich diesen Stoff mit einem Rollschneider zugeschnitten, statt ihn mit der Schere zuzuschneiden. Wenn ich merke, dass der gefaltete Stoff beim Schneiden nicht an seinem Platz bleibt, schneide ich die Stoffteile einzeln zu. Dazu spiegele ich die Schnittteile, die am Falz liegen sollen, und schneide die restlichen Teile zweimal zu (links und rechts beachten).

“Stay Stitches”

“Stay stitches” – die Stütztnaht

Bevor Ihr die Schnittteile verarbeitet, ist es sinnvoll, sie an einigen Stellen mit Hilfe von “Stay Stitches”, also einer Stütznaht, zu stabilisieren. Ihr näht mit Stichlänge 2-2,5 in den Kurven knapp innerhalb der Nahtzugabe, um Verzug zu vermeiden. Dies tut Ihr z.B. im Hals- und in den Armausschnitten. Diese Stiche machen wirklich einen grossen Unterschied und sorgen dafür, dass die Teile beim Nähen die Form behalten! Insbesondere, wenn die Schnittteile an bestimmten Stellen schräg geschnitten wurden, sind sie Gold wert. 

Nadeln und Stecknadeln

Startet mit einer frischen Microtex-Nadeln in Euer “Time to shine”-Satin-Projekt! Das Heften macht Ihr am besten mit scharfen und/oder extra-feinen Stecknadeln. Um ein Verrutschen zu verhindern, verwendet viele Stecknadeln. Steckt aber nicht zu viele voraus, da diese schnell wieder aus dem Stoff rutschen.

Microtex-Nadeln und Stecknadeln mit Glaskopf

Bügeln

Verwendet beim Bügeln des Stoffes immer ein dünnes Tuch zwischen Bügeleisen und Stoff und bügelt ohne Dampf, um Flecken zu vermeiden. 

Velours

Ihr verwendet Velours oder Samt mit oder ohne Stretch? Der Stoff, den Ihr in meiner “Time to shine”-Garderobe sehen werdet, ist Stretch-Velours. Die folgenden Tipps helfen Euch bei der Arbeit mit diesem Stoff.

Sneak peek – eine Vorschau auf mein “Time to shine”-Projekt …

Strich

Velours hat einen ausgeprägten Strich. Ihr könnt dies spüren, wenn Ihr mit der Hand über den Stoff streicht. Wenn es sich glatt anfühlt, streicht Ihr mit dem Strich. Wenn es sich rau anfühlt, streicht Ihr gegen den Strich. Beim Zuschneiden ist es wichtig, dass Ihr die Schnittmusterteile gegen den Strich auf den Stoff legt. Der Velours soll sich rau anfühlen und dunkel aussehen. Wenn Ihr dies bei den bei den Schnittmusterteilen unterschiedlich handhabt, werdet Ihr Farbunterschiede sehen. 

Der ausgeprägte Flor neigt dazu, dass sich der Stoff bei der Verarbeitung verschiebt. Also aufpassen!

Zuschnitt

Meiner Erfahrung nach ist es am besten, das Muster auf der Innenseite eines Teils des Stoffes zu platzieren. Achtet beim Auflegen des Musters auf den Stoff, auf den Strich und darauf, ob Ihr linke und rechte Teile schneidet. Wenn Ihr den Stoff doppelt verarbeitet, haben die Lagen die Tendenz zu verrutschen. Im schlimmsten Fall habt Ihr dann ungleiche Musterteile. Wenn Ihr Euch für Stretch-Velours anstelle von normalem Velours oder Samt entscheidet, habt Ihr vielleicht noch Glück. Stretch-Velours ist recht nachsichtig, wenn es um die endgültige Passform geht, gewöhnlicher Velours ist es nicht…

Idealerweise verwendet Ihr einen Rollschneider und schneidet die Schnittmusterteile damit zu. Mit einem Rollschneider bleibt der Stoff an seinem Platz. Es besteht dann weniger Gefahr, dass er sich verschiebt. Achtet darauf, dass Ihr (viele) Stecknadeln verwendet und verzichtet darauf, das Muster mit Gewichten zu beschweren. 

Haltet den Staubsauger in der Nähe, da die Fusseln aus dem geschnittenen Veloursstoff bald überall in Eurer Wohnung zu finden sind. 

Nadeln und Stecknadeln

Es ist auch hier ratsam, viele Stecknadeln zu verwenden, wenn Ihr Euer Kleidungsstück zusammensetzt. Während des Nähens neigt der Stoff immer noch dazu, sich zu verschieben, besonders wenn Ihr die rechten Seiten zusammen habt. Wenn Ihr den Stoff zusammenheftet, platziert die Stecknadeln im rechten Winkel zur Nährichtung. Entfernt die Stecknadeln erst im allerletzten Moment (oder näht darüber, wenn Ihr Euch traut :-)).

Zum Nähen von Stretch-Samt verwende ich Superstretch-Nadeln, aber eine normale Stretch-Nadel tut es auch. 

Bügeln

Tipps zum Bügeln: Seid vorsichtig beim Bügeln dieses Stoffes, verwendet immer ein (feuchtes) Bügeltuch! Bügelt nicht zu heiss oder mit zu viel Druck. Bügelt Nahtband in die Schulter-, Hals- und eventuell Armlochnähte.

Pailletten

Stoff mit Pailletten ist für mich ein Synonym für Glamour und darf deshalb in meiner “Time to shine”-Garderobe nicht fehlen. Ein paar praktische Tipps:

Zuschnitt

Schneidet den Stoff mit einer alten Stoffschere zu und seid grosszügig bei der Zugabe. Übertragt das Schnittmuster mit Heftfaden auf die Paillettenteile. Schneidet die Pailletten dann entlang des Heftfadens ab, um Platz für die Naht zu schaffen. An einigen Stellen könnt Ihr sogar alle Pailletten in der Nahtzugabe entfernen. Zum Beispiel bei einem Ärmelkopf oder bei Abnähern. Achtet darauf, dass Ihr nicht durch die Fäden schneidet, mit denen die Pailletten am Stoff befestigt sind, sondern nur durch die Pailletten. Andernfalls könnte sich eine ganze Reihe von Pailletten ablösen. 

Schneidet ins “Auge” der Pailletten.

Entfernt die Pailletten entlang der Schnittmuster-Linie.

Der Ärmelkopf nach getaner Arbeit …

… und die Abnäher

Festnähen in paillettenfreier Bahn auf Jersey mit einer Stretchnaht

Pailletten wegschneiden

Verwendet zum Schneiden der Pailletten eine kleine Hobbyschere und eventuell eine Pinzette. Tragt eine Brille, wenn Ihr bemerkt, dass die Pailletten zum Wegspicken neigen. Es ist eine zeitaufwändige Aufgabe, alle Nahtlinien von Pailletten zu befreien. Wenn Ihr dies nicht tut und über die Pailletten näht, erhaltet Ihr aber scharfe Nähte, was natürlich nicht angenehm ist. Wählt für ein erstes Paillettenprojekt ein Muster mit nicht zu vielen Nähten. Ich habe das auf die harte Tour gelernt …

Mein erstes Projekt mit Pailletten. Viel zu viele Nähte …

Nadeln

Passt die Wahl Eurer Nadel an den Stoff unter den Pailletten an. Wenn es sich um Webware handelt, verwendet eine Jersey-/Ballpoint-Nadel. Wenn es sich um einen dehnbaren Stoff handelt, verwendet eine Stretch-Nadel. Verwendet zum Absteppen über die Pailletten eine dünne Universalnadel, die leicht durch die Pailletten näht. Bedenkt, dass einige Nadeln abbrechen können. Stellt sicher, dass Ihr einige Ersatznadeln habt. 

Futter

Nähte aus Pailletten auf der Innenseite tragen nicht gut. Versäubert die Nähte mit einer Paspel oder, noch besser, füttert das Kleidungsstück. Wenn sichtbare Lücken vorhanden sind, näht einige Pailletten von Hand wieder an. 

Nähte mit Pailletten auf der Innenseite können vorsichtig gebügelt werden. Versäubert sie oder verwendet ein Futter in Eurem Kleidungsstück.

Bügeln

Das Bügeln kann bei einer geeigneten (sprich: niedrigen) Temperatur und mit Hilfe eines Bügeltuchs erfolgen.

Kunstleder

Zum Arbeiten mit Kunstleder hatte ich in einem früheren Blog-Post über einen Snakeprint-Blazer bereits ausführlich geschrieben. Der Artikel ist im niederländischen Blog erschienen, aber bestimmt werdet Ihr ihn mit Hilfe von Google Translate verstehen. Weitere Tipps zum Umgang mit Kunstleder hat meine Kollegin Jade hier publiziert, ebenfalls auf Niederländisch. Auch im deutschen Blog gibt es viele Tipps zum Nähen mit Kunstleder, z.B. in diesem Beitrag.

Kunstpelz

Auch Pelz ist ein Material mit besonderem Charme. Kunstpelz natürlich! In meinem Kleiderschrank gibt es bereits zwei Pelzjacken, daher werde ich diesen Stoff nicht in meine glänzende Capsule Wardrobe aufnehmen. Aber vielleicht habt Ihr das vor? Beherzigt dann die folgenden Tipps.

Strich

Wie bei Velours ist bei Fell der Strich des Stoffes zu beachten. Um sicherzustellen, dass der Strich gleichmässig durch alle Schnittmusterteile verläuft, legt die Schnittmusterteile mit dem Stich auf den Pelz: Die Haare fallen nach unten. 

Zuschnitt

Am besten schneidet Ihr den Stoff nicht konventionell durch, sondern verwendet eine Rasierklinge (siehe Abbildung). Dies geschieht auf der Rückseite des Stoffes. Schneidet vorsichtig nur durch den Stoff und nicht durch die Haare. Zieht das zugeschnittene Teil dann vorsichtig ab. Ihr wollt trotzdem schneiden? Schneidet den Stoff dann mit den Haaren nach unten, schabt sozusagen mit der Scherenspitze an der Unterseite des Stoffes entlang und schneidet, ohne durch die Fellhaare zu schneiden. Alles klar?

“Zuschnitt” mit der Rasierklinge

Nur durch den Stoff!

Vorsichtig abziehen

Schneidet einfach die Schnittmusterteile zu. Am einfachsten ist es, wenn Ihr die Musterteile mit einem Marker auf den Stoff zeichnet. Dann könnt Ihr die Schnittteile präzise ausschneiden (oder ausschneiden lassen).

Nadel, Stecknadeln und Abdeckband

Verwendet eine Universalnadel und lange Stecknadeln. Schiebt beim Anheften der Schnittteile die Haare so weit wie möglich von der Naht weg, damit Ihr nicht drübernäht. Steckt die Stecknadeln rechtwinklig zur Nahtlinie.

Ihr könnt die genähten Haare vorne vorsichtig herausziehen, indem Ihr mit einer Stecknadel entlang der Nahtlinie schabt. Um zu verhindern, dass überhaupt Haare festgenäht werden, könnt Ihr sie mit Abdeckband fixieren.

Schneidet nach dem Nähen so viele Haare wie möglich von der Naht weg, damit die Nähte nicht zu dick werden. Beim Zuschneiden von Fellstoff ist es wieder wichtig, einen Staubsauger bereitzuhalten.  

Der nächste Beitrag zu meiner glamourösen Capsule Wardrobe erscheint erst in rund einem Monat, nach den Sommerferien. Ich freue mich, wenn wir uns dann hier im Blog wieder sehen! Ihr könnt den Entstehungsprozess meiner Capsule Wardrobe auch auf Instagram verfolgen.

Alles Liebe,
Marlies
@madebyLIESL

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