Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps März 2022

Ausstellungstipps März 2022 – Teil 2 folgt am Dienstag, 8. März 2022 hier im BERNINA blog. Hier ist der Link!

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Material Evidence
Ausstellung der Gruppe Quilt Art

Eszter Bornemisza · Elizabeth Brimelow · Christine Chester · Jette Clover · Yael David-Cohen · Fenella Davies · Dirkje van der Horst-Beetsma · Sue Hotchkis · Inge Hueber · Sara Impey · Cherilyn Martin · Sandra Meech · Dominie Nash · Mirjam Pet-Jacobs · Karina Thompson · Janet Twinn · Charlotte Yde

Wie bereits kurz angekündigt, zeigt die Textilsammlung Max Berk in Heidelberg-Ziegelhausen ab dem 6. März 2022 unter dem Titel ‘Material Evidence’ neue Arbeiten der internationalen Gruppe Quilt Art, die durch ihre Vielfältigkeit auf hohem künstlerischen Niveau begeistern.

Plakat ‘Material Evidence’
Ausstellung in der Textilsammlung Max Berk, Heidelberg-Ziegelhausen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese neue Ausstellung der Gruppe Quilt Art widmet sich den Themen ‘Erinnerung’ und ‘Gestaltungskraft von Stichen’. Jedes Mitglied hat sich diesem Konzept auf seine eigene Weise genähert. Herausgekommen sind spannende, innovative Arbeiten, nicht immer unbedingt der traditionellen Definition eines ‘Quilts’ entsprechende Interpretationen. Die Künstlerinnen wurden dabei von der Lebens- und Textilkunst von Mary Fogg inspiriert, einer Quilt-Pionierin und zugleich einem Gründungsmitglied der Gruppe, die 2016 im Alter von 95 Jahren starb.

Die Gruppe Quilt Art wurde 1985 in England gegründet, um den Quilt als künstlerisches Medium zu entwickeln und seine Anerkennung als Kunstform zu fördern. Quilt Art ist die erste Gruppe dieser Art in Europa und die Namen ihrer internationalen Mitglieder – ein kleiner, streng ausgewählter Kreis von professionell arbeitenden Textilkünstlerinnen – lesen sich wie das Who’s who der Szene.

Elizabeth Brimelow: Hazel Grove, Zwei Teile, die eine Klanglandschaft darstellen
© 2019, a) 30 x 209 cm, b) 18 x 123 cm 
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Michael Wicks, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Da ist z.B. Inge Hueber (Deutschland), deren Quilt ‘The Sea’ den Bildteil des Katalogs eröffnet. Die Mitglieder erscheinen in dem Buch in der Reihenfolge, in der sie der Gruppe beigetreten sind – eine Art Zeitleiste. ‘The Sea’ ist in Inge Huebers typischer, wiedererkennbaren Weise gearbeitet: Schmale Stoffstreifen in etwa 40 verschiedenen handgefärbten Farbtönen, von lichtem Türkis bis zu tiefem Blau, genäht, verschnitten, genäht, mischen sich, um das Wasser des Meeres darzustellen. Schmale sichtbare Nahtzugaben und Fädchen bewirken eine leicht dreidimensionale Oberfläche, so dass die Farben je nach Blickwinkel zu wechseln scheinen und wie Wellen in der Sonne schimmern.

Inge Hueber: The Sea
© 2017, 160 x 212 cm
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Roland Hueber, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als Charlotte Yde (Dänemark) das Projekt begann, dachte sie an all ihre geliebten Menschen, die sie vermisst. ‘The Ones That Got Away’ ist ihnen gewidmet.

Charlotte Yde: The Ones that Got Away
© 2019, 160 x 240 cm, sieben Tafeln, doppelseitig
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Künstlerin, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Wietske’s Postcards 1915-1917’ nennt Dirkje van der Horst-Beetsma (Niederlande) ihre Arbeit, bestehend aus alten Fotografien und Postkarten, die das kleine Mädchen Wietske seinerzeit ins Krankenhaus geschickt bekam und in einem Album sammelte.

Dirkje van der Horst-Beetsma: Wietske’s Postcards 1915-1917
© 2019, max. 100 x 65 cm 
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: John Drop, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘The Catch’ (‘Der Fang’) lautet der Titel, den Fenella Davies (England) ihrem Werk gab. Sie thematisiert damit die Ausbeute eines Fischers aus dem Meer, die einst genug Nahrung lieferte, um den Bedarf zu decken. Heute sind die Meere nicht nur überfischt, sondern ein Fang besteht zu einem grossen Teil aus Plastik, Flaschen und Dingen, die sich nie zersetzen – Abfall, der einfach weggeworfen wurde und unserer Umwelt so viel Schaden zufügt.

Fenella Davies: The Catch
© 2018, 3 Tafeln, je 140 x 53 cm 
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Loveday Powell, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Dominie Nash (USA) ist von Gefässen aller Arten, Formen und Grössen aus vielen verschiedenen Kulturen fasziniert, deren Formen im Mittelpunkt von ‘Stills from a Life 55’ stehen.

Dominie Nash: Stills From A Life 55
© 2018, 84 x 136 cm
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Marc Gulezian, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nach einer schwierigen Zeit beschloss Karina Thompson (England), eine Decke, einen ‘Erholungsquilt’ anzufertigen. Die Herstellung und das Design von ‘Recovery Quilt 1; Let Go’ sollten Spass machen, technisch ausgefeilt sein, mit einer Explosion von Farben und mit dem Text, dem Mantra, das ihr dazu diente, um durchzukommen.

Karina Thompson: Recovery Quilt 1; Let Go
© 2018, 100 x 100 cm
Ausstellung ‘Material Evidence’
Foto: Richard Battye at Riverside Studio, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein Ausstellungsbesuch ist sehr zu empfehlen.

Ein Katalog in englischer Sprache ist erhältlich. Er enthält auch die Exponate einer zweiten Ausstellung, ‘Traces’ (‘Spuren’).

Info:

6. März – 28. August 2022

Material Evidence
Ausstellung der Gruppe Quilt Art

Textilsammlung Max Berk
Brahmsstrasse 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Deutschland

www.museum-heidelberg.de

Flyer

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Female View. Modefotografinnen von der Moderne bis zum digitalen Zeitalter

Um selbstbestimmte Frauen und ihre künstlerischen Perspektiven geht es in der Kunsthalle St. Annen, Lübeck, wo die scheidende Leiterin Dr. Antje-Britt Mählmann in ihrer letzten eigens für Lübeck kuratierten Ausstellung entgegen üblicher Konventionen den Fokus einmal auf Modefotografinnen von der Moderne bis zum digitalen Zeitalter legt.

Yva: Eleganter Hut aus schwarzem Samt mit weissem Vogel, 1925-38
Silbergelatine
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

Gibt es einen spezifisch weiblichen Blick auf Mode und Frauen? Fragen wie dieser geht die Schau nach. Dabei sollen unter anderem queere und feministische Identitätsentwürfe ebenso Teil der Ausstellung sein wie die heutige Selbstinszenierung junger Frauen unter dem Einfluss der sozialen Medien.

Lee Miller: Model (Elizabeth Cowell) wearing Digby Morton Suit, 1941
© Lee Miller Archives
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

Ab dem 20. März 2022 präsentiert also die Kunsthalle St. Annen in Lübeck mehr als 160 herausragende Werke der Fotokunst unter dem Titel ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’.

Regina Relang: Fashion Hats, 1950er
© Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv Relang
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

Die Namensliste, der in Lübeck präsentierten Fotografinnen liest sich wie das Who´s who der Modefotografie. Von Deborah Turbeville, Yva (eigentlich Else Ernestine Neuländer-Simon, sie wurde 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet), Lee Miller, Regina Relang, Louise Dahl-Wolfe, Sibylle Bergemann (eine der erfolgreichsten Fotografinnen der DDR), Lillian Bassmann …

Lilian Bassman: Barbara Mullen, um 1952/ 1994
Silbergelatine
© Estate of Lillian Bassman
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto: Deichtorhallen, Hamburg, freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

… Madame D´Ora, GABO, Ingeborg Hoppe, Nadine Ijewere, Liv Liberg, Ute Mahler, Charlotte March, Sarah Moon, Amber Pinkerton, Bettina Rheims, Charlotte Rohrbach, Alice Springs bis Ellen von Unwerth spannt sich der Bogen der beteiligten Künstlerinnen.

Regina Relang: Der neue Look, 1970er
© Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv Relang
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Female View’ zeigt einen Querschnitt durch über 90 Jahre (1925-2020) Modefotografie. Dieser Kunstbereich wurde über Jahrzehnte von Frauen geprägt. Ihre Kunstwerke erschienen in einflussreichen Magazinen, wie Harpers Bazaar, Vogue, Elle, Marie Claire, Cosmopolitan, Redbook und prägten so den Stil ihrer Epochen. Viele von ihnen standen zuvor anderen Fotografen Modell und kennen somit das Metier auf beiden Seiten der Kamera. So erklärt Ellen von Unwerth selbstbewusst: ‘Ich kenne die Perspektive’.

Ellen von Unwerth: Claudia Schiffer for Guess, Nashville, 1989
Archival pigment print
© Ellen von Unwerth
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

Eine Vielzahl von Ausstellungen zur Modefotografie bildete bislang den männlichen Blick auf den weiblichen Körper ab, anhand dessen, zuweilen zweifelhafter Darstellungen, die Kleidungsstücke inszeniert werden. Dabei sind Betrachter*innen dieser Bilder meist weiblich.

Liv Liberg: britt (summer), 2021
(Pop Magazine Issue 45, styled by Isabelle Sayer)
30×42 cm, fine art inkjet print (aluminium frame)
Ausstellung ‘Female View – Modefotografinnen von der Moderne bis zum Digitalen Zeitalter’
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle zur Verfügung gestellt

In der Ausstellung wird der Wandel des fotografischen Bildes und seine mediale Verbreitung ästhetisch und im jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontext dargestellt. Diese Auswahl konzentriert sich auf die wichtigsten Fotografinnen aus Europa und den USA, mit Streiflichtern auf die Entwicklung in den jeweiligen Mode-Zentren.

Info:

20. März – 3. Juli 2022

Female View. Modefotografinnen von der Moderne bis zum digitalen Zeitalter

Kunsthalle St. Annen
St. Annen-Strasse 15
23552 Lübeck
Deutschland

www.kunsthalle-st-annen.de

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Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong

Ab dem 5. März 2022 präsentiert das Schmuckmuseum Pforzheim die Ausstellung ‘Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong’.

Plakat ‘Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong’
Ausstellung im Schmuckmuseum Pforzheim
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Goldschmied und Bildhauer Ruan Weng Mong ist ein Mittler zwischen den Welten: Ausgebildet als Goldschmied in Deutschland, war er jahrelang Obermeister der Goldschmiedeinnung in Nürnberg. In Taiwan geboren, ist er auf mehreren Kontinenten zuhause. In seiner Kunst vereint er seine Materialsensibilität und Wertschätzung von (Edel-)Steinen und Metall mit klaren Formen, die sowohl eine europäische als auch asiatische Formensprache anklingen lassen.

Ruan Weng Mong: Happy Island 01, 2020
Anhänger
Silber, Lapislazuli
Ausstellung ‘Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong’
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Als Dozent in Taiwan hat er als einer der Ersten internationalen zeitgenössischen Schmuck nach Taiwan gebracht und dazu beigetragen, dass dort nun ein lebendiger und auf international höchstem Niveau angesiedelter Austausch stattfindet. Die Ausstellung zeigt etwa 100 seiner Werke: Schmuck, Skulptur und Grafik, die in mehr als 40 Jahren entstanden sind. Erstmals werden zeitgenössischer taiwanesisch-asiatischer Schmuck sowie Objektkunst in Deutschland gezeigt.

Ruan Weng Mong: The magic of Spirit, 2019
Skulptur
Messing, Serpentin, Achat
Ausstellung ‘Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong’
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Seit frühester Kindheit hat sich der 1953 in Taipeh geborene Ruan mit Kunst beschäftigt: ‘Mit fünf Jahren begann ich mich für chinesische Kalligrafie, Zeichnen und Comics gleichermassen wie für Modellieren mit Ton zu interessieren. Bis heute befasse ich mich mit einer breiten Palette künstlerischer Genres’, erläutert er. Dies spiegelt sich in der Vielfalt seiner Themen wider. Sie spannen einen Bogen von Ornament und Muster bis hin zu Tieren und Landschaften und umfassen ebenso Ritualgegenstände oder Abstraktes. Als er 1976 nach Swasiland kam, waren Alltag und Lebensstil dort sehr prägend für ihn – und wurden zu einer weiteren Inspiration neben der Polarität zwischen Asien bzw. dem Südpazifik und Deutschland. ‘Ganz selbstverständlich verbindet er asiatische Eleganz mit deutscher Ästhetik’, beschreibt Museumsleiterin Cornelie Holzach seine Herangehensweise.

Ruan Weng Mong: Tropic Echo, 2019
Ringe
Silber, Achat, Betelnüsse
Ausstellung ‘Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong’
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Als weiterer Aspekt schwingt bei all dem die Auseinandersetzung mit den eigenen Wurzeln mit. Sie hat dazu geführt, dass Ruan Weng Mong sich als Weltbürger sieht, der zwischen verschiedenen Welten reist und seine Kunst überall ausübt. Sein freies Denken ist gepaart mit einer ausgeprägten Begabung für präzises Arbeiten. Eine Grenze zwischen angewandter und bildender Kunst gibt es für ihn nicht; vielmehr ist ihm die Haltung ‘Je suis ce que je suis’ zu eigen. Danach gefragt, wie er selbst seine Werke wahrnimmt, sagt er: ‘ ‘Exotic Formosa’ steht für eine schöne Welt und veranschaulicht die wunderbaren Dinge, die ich in meiner Gedankenwelt finde wie in einem Garten Eden.’

Info:

5. März – 6. Juni 2022

Exotic Formosa – Schmuck und Objekte von Ruan Weng Mong

Schmuckmuseum Pforzheim
Jahnstrasse 42
75173 Pforzheim
Deutschland

www.schmuckmuseum.de

Flyer

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Rosemary Mayer
Ways of Attaching

Mit ‘Ways of Attaching’ präsentiert das Ludwig Forum Aachen ab dem 5. März 2022 die erste umfassende institutionelle Überblicksausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Rosemary Mayer (1943-2014).

Key Visual ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Ausstellung im Ludwig Forum Aachen
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sie liefert umfangreiche Einblicke in die vielseitige Arbeitsweise der Künstlerin: von frühen konzeptuellen Experimenten der ausgehenden 1960er Jahre, über Textilskulpturen, Zeichnungen und Künstlerinnenbüchern Anfang der 1970er, ihren Dauerperformances und ‘temporären Monumenten’, die zwischen 1977 und 1982 entstanden sind, bis hin zu Zeichnungen, Skulpturen und Buchillustrationen der 1990er und 2000er Jahre.

Rosemary Mayer, Untitled (08.26.71), 1971
Farbstift, Filzstift auf Papier
35,3 x 27,9 cm
© Estate of Rosemary Mayer
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto: Estate of Rosemary Mayer, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Hervorgehoben werden insbesondere Mayers skulpturale Methoden wie Drapieren, Knoten und Verknüpfen sowie ihr Arbeiten in realen und imaginären Netzwerken und Konstellationen, bestehend aus Freund*innen und historischen Figuren.

Rosemary Mayer: Galla Placidia, Detail, 1973
Satin, Rayon, Nylon, Käseleinen, Nylonnetz, Band, Färbemittel, Holz, Acrylfarbe
274,32 x 304,8 x 152,4 cm
© Estate of Rosemary Mayer
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto: Estate of Rosemary Mayer, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Neben dem Einbezug des Spätwerks der Künstlerin werden in Aachen alle bislang erhaltenen Textilskulpturen der Künstlerin präsentiert – darunter auch die drei prominenten, nach historischen Frauenfiguren benannten Arbeiten ‘Hroswitha’, ‘The Catherines’ und ‘Galla Placidia’.

Rosemary Mayer: Galla Placidia, 1973
Satin, Rayon, Nylon, Käseleinen, Nylonnetz, Band, Färbemittel, Holz, Acrylfarbe
274,32 x 304,8 x 152,4 cm
© Estate of Rosemary Mayer
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto: Philipp Hänger/Kunsthalle Basel, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese waren 1972/73 ursprünglich für die Einzelausstellung in der mittlerweile legendären A.I.R. Galerie entstanden, im Ludwig Forum Aachen werden sie erstmals wieder zusammengeführt.

Rosemary Mayer: Hypsipyle, 1973
Seide, Käseleinen, Färbemittel, Holz
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
© Estate of Rosemary Mayer
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Rosemary Mayer war seit den späten 1960er Jahren in der New Yorker Kunstszene aktiv. Eine der ersten Ausstellungen hatte sie in der New Yorker A.I.R. Gallery, der ersten kooperativen Galerie für Frauen in den USA, die sie mitbegründete. In den 1970er und 1980er Jahren wurden ihre Arbeiten in alternativen Ausstellungsräumen in New York gezeigt sowie in Universitätsgalerien im ganzen Land. Im Jahr 1982 wurde ihre Übersetzung des Tagebuchs des manieristischen Künstlers Jacopo da Pontormo zusammen mit einem Katalog ihrer Arbeiten veröffentlicht.

Rosemary Mayer: De Medici, 1972
Farbstift und Grafit auf Papier
43,2 x 35.5 cm
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In der jüngeren Vergangenheit waren international verschiedene Ausstellungen von Rosemary Mayer zu sehen. Ebenfalls war sie mit Arbeiten in der von Nick Mauss kuratierten Ausstellung ‘Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc.’ in der Kunsthalle Basel (2020) vertreten.

Rosemary Mayer, Studio Portrait, ca. 1979
© Estate of Rosemary Mayer
Ausstellung ‘Rosemary Mayer – Ways of Attaching’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bei ‘Ways of Attaching’ handelt es sich um die erste von Eva Birkenstock kuratierte Ausstellung als neue Direktorin des Ludwig Forum Aachen. Das Ausstellungsdisplay wurde von Fotini Lazaridou-Hatzigoga entworfen. Begleitet wird die Ausstellung von einer korrespondierenden Sammlungspräsentation.

Zwei englischsprachige Publikationen über Rosemary Mayer sind angekündigt.

Info:

5. März – 22. Mai 2022

Rosemary Mayer
Ways of Attaching

Ludwig Forum Aachen
Jülicher Strasse 97–109
52070 Aachen
Deutschland

www.ludwigforum.de

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Dressed
7 Frauen – 200 Jahre Mode

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) hat kürzlich die Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’ eröffnet, die mit rund 150 Kleidungsstücken und Accessoires sieben Lebenslinien sowie 200 Jahre Mode-, Emanzipations- und Zeitgeschichte nacherzählt.

Elke Dröscher (*1941)
Sammlung Yves Saint Laurent (1936–2008), Saint Laurent Rive Gauche
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die eigene Garderobe gehört zum persönlichsten Besitz eines Menschen. Nichts ist uns körperlich näher. Neben ihrer praktischen Funktion ist sie ausserdem ein nuancenreiches Mittel der Kommunikation und der Selbstgestaltung. Die Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’ stellt sieben modebewusste Frauen und ihre Garderoben vor, beginnend im 19. Jahrhundert bis heute.

Elise Fränckel (1807–1898)
Hochzeitskleid und Brautschleier, 1826
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Im Mittelpunkt stehen die Trägerinnen, die zugleich Performerinnen und Konsumentinnen von Mode sind, ihre Persönlichkeiten und ihre Biografien. Ob Haute Couture, Alltags-, Protest- oder Avantgardemode: So unterschiedlich wie die Lebensläufe sind auch ihre Kleider. Sie erzählen von Ehefrauen der gehobenen Gesellschaft, von einem durch Krankheit gezeichneten Dasein, von ‘Power Dressing’ und Selbstbewusstsein in der Chefetage, von der Hamburger Punkszene und der widerständigen Ästhetik einer Kunst- und Designsammlerin.

Ines Ortner (*1968)
Kurze Felljacke und Lederweste, Ines Ortner, 1985–1990
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Auswahl der Protagonistinnen erfolgte nicht nach Status oder Prominenz, sie bildet vielmehr eine möglichst grosse Vielfalt von weiblichen Lebensentwürfen und deren modischem Ausdruck ab. Ausgehend von der Sammlung Mode und Textil im MK&G zeichnen rund 150 Kleidungsstücke und Accessoires sieben Lebenslinien sowie 200 Jahre Mode-, Emanzipations- und Zeitgeschichte nach. Sie stammen von bekannten Designer*innen, Couturi*ères und Modeateliers wie Worth, Elsa Schiaparelli, Yves Saint Laurent, Yohji Yamamoto, Rei Kawakubo oder Martin Margiela, aber auch von anonymen Schneiderinnen und Hausnäherinnen. Ergänzt werden sie um biografische Zeugnisse, Fotografien und Dokumente.

Angelica Blechschmidt (1942–2018)
Cocktailkleid Gianni Versace (1946–1997), Versace Couture, H/W 1994/95
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Senator Dr. Carsten Brosda sagt über die Ausstellung: ‘Die Geschichte der Kleidung ist die Geschichte des Menschen. Die Geschichte der Mode ist die Geschichte unseres gesellschaftlichen Selbstbilds. ‘Dressed.’ erzählt dabei zum einen individuelle Lebensgeschichten und zum anderen vom jeweiligen Zeitgeist. Die Ausstellung spürt unserem Verständnis von Ästhetik nach, dem Verhältnis von No-Gos und Avantgarde, Dos and Don’ts und ist als Ganzes Sinnbild der Möglichkeiten. Das MK&G sensibilisiert uns mit der Ausstellung ‘Dressed.’ in einer Zeit des materiellen Hyperkonsums einmal mehr um den gesellschaftlichen Wert von Kleidung.’

Edith von Maltzan (1886–1976)
Abendkleid, 1948–1950
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

‘Die Idee, sich über die sieben gezeigten Garderoben nicht nur der Modegeschichte, sondern auch den ehemaligen Trägerinnen anzunähern, begeisterte mich sofort’, so Tulga Beyerle, Direktorin des MK&G. ‘Die Erzählung geht auch darüber hinaus und behandelt ein bis heute relevantes Thema: Die sich verändernde Rolle der Frau in der Gesellschaft.’

Sieben Persönlichkeiten – sieben Garderoben. Das früheste Konvolut von Elise Fränckel (1807–1898) besteht vor allem aus Accessoires und zeigt …

Ausstellungsansicht
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Henning Rogge, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

… wie modisch up to date sich die Senatorengattin aus dem holsteinischen Oldenburg um 1820 kleidete.

Ausstellungsansicht
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Henning Rogge, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Garderobe der Diplomatengattin Edith von Maltzan Freifrau zu Wartenberg und Penzlin (1886–1976) umfasst sowohl exquisite Abend- und Gesellschaftstoiletten als auch elegante Tageskleidung aus den Jahren 1895 bis 1950.

Ausstellungsansicht
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Henning Rogge, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Das Leben und die Kleidung von Erika Holst (1917–1946) sind vom Krieg und ihrer Tuberkuloseerkrankung gekennzeichnet. Ihre Garderobe enthält überwiegend Tageskleidung der Jahre 1935-45.

Erika Holst (1917–1946)
Drei Tageskleider, 1938–42
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Hamburger Galeristin und Museumsgründerin Elke Dröscher (* 1941) trug zwischen 1968 und 1986 fast ausschliesslich Prêt-à-Porter-Mode von Yves Saint Laurent und realisierte damit eine Form von ‘Power Dressing’.

Elke Dröscher (*1941)
Zwei zweiteilige Kleider, Yves Saint Laurent (1936–2008), Saint Laurent Rive Gauche, F/S 1973 und F/S 1979
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Ines Ortner (* 1968), seit Mitte der 1980er Jahre in der Hamburger Punkszene aktiv, verbindet das Interesse an Mode mit ihrer gesellschaftskritischen Einstellung in ‘selbstgebauten’, teilweise anarchischen Kleid-Objekten.

Ausstellungsansicht
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Henning Rogge, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Angelica Blechschmidt (1942–2018) war von 1989 bis 2002 Chefredakteurin der deutschen Vogue und repräsentierte mit ihrem gesamten Habitus die High-End-Produkte der internationalen Modehäuser.

Angelica Blechschmidt (1942–2018)
Mantelkleid, Yohji Yamamoto, Tokio, F/S 2003
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Ihre ‘Berufskleidung’ waren schwarze Cocktailkleider in Kombination mit grossformatigem Modeschmuck.

Angelica Blechschmidt, 1995
Courtesy Kirsten Landwehr
© Angelica Blechschmidt Archiv
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Kunst- und Designsammlerin Anne Lühn (* 1944) hat dem MK&G über viele Jahre Einzelstücke aus ihrer Garderobe überlassen. Die häufig asymmetrischen Entwürfe einer internationalen Design-Avantgarde zeigen eine widerständige Ästhetik.

Anne Lühn (*1944)
Kleid, Yohji Yamamoto (*1943), H/W 2001/02
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die ausgewählten Konvolute werfen Schlaglichter auf die Entwicklung der Mode seit dem frühen 19. Jahrhundert. Eine mögliche Betrachtungsweise ist die einer abstrakten Generationenfolge. Der Zweite Weltkrieg markierte einen deutlichen Einschnitt für weibliche Lebensentwürfe, ablesbar an Familienstand und Berufstätigkeit der porträtierten Frauen. Die nach 1940 geborenen Frauen sind nicht mehr allein auf die Rolle als Mutter, Ehe- und Hausfrau festgelegt, sondern können eigene berufliche Ziele verfolgen.

Erika Holst (1917–1946)
Badeanzug, Jantzen, 1935–38
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die getragene Mode erzählt auch von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen: Das starre Korsett verschwindet nach dem Ersten Weltkrieg etwa zeitgleich mit der Einführung des Frauenwahlrechts. Die Durchsetzung der Hose in der Damenmode ab den 1970er Jahren geht einher mit der Emanzipationsbewegung. Auch die zunehmende Pluralität der Bekleidungsstile spiegelt in den 1980er Jahren die gesellschaftlichen Entwicklungen wider. Diese Wechselwirkungen verdeutlicht ein Zeitstrahl.

Edith von Maltzan (1886–1976)
Tanzkleid, Worth, Paris, 1927
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Ausstellungsgestaltung ist inspiriert vom Archiv. Sie verweist auf die Aufgabe des Sammelns und Erforschens in Museen, aber auch auf die Archivfunktion der Kleider selbst als materielle Zeugnisse von Design-, Technik- und Handelsgeschichte, als Spur von individuellen Körpern, Bewegung und Gebrauch und als Sammlung immaterieller Verweise auf die Aura eines Menschen mit Vorstellungen von Weiblichkeit, Schönheit, Schicklichkeit und persönlichen und kollektiven Erinnerungen.

Ausstellungsansicht
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Henning Rogge, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Kleidungsstücke sind Gebrauchsgegenstände, in die Nutzungs- und Körperspuren, Materialalterung und Lagerung eingeschrieben sind. Diese Zeichen sind weder im privaten Kleiderschrank noch in Museumssammlungen gerne gesehen – als Indizien für die objektbasierte Forschung erweisen sie sich aber als äusserst wertvoll. Die Ausstellung zeigt daher auch Objekte mit deutlichen Gebrauchsspuren und informiert über ihren Erhaltungszustand.

Elise Fränckel (1807–1898)
Damenschuhe ‘Slipper’
‘Renault à Paris R 128 75’, 1830–50
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Bekleidungsnormen und Dresscodes sind abhängig von Faktoren wie Alter, Gender, Körperform, Anlass, Ort, Status oder sozialer Gruppe. Sich in diesem Zeichenlabyrinth zurechtzufinden und die persönlich passende Mischung aus Anpassung und Abweichung zu finden, lernen wir von Kindheit an.

Elise Fränckel (1807–1898)
Damenhut mit Federgarnitur, um 1825–29
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Mode und die Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen ist – das erzählen die gezeigten Biografien – bis heute vor allem ein Thema von Frauen und weiblich gelesenen Menschen. Sie werden stärker nach ihrem Äusseren beurteilt und können mehr ‘Fehler’ in der Inszenierung ihrer Erscheinung machen als Männer.

Ines Ortner (*1968)
Dosenlaschen-Kleid, Ines Ortner, 1987–88
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Als Mittel der sozialen Kommunikation kann Kleidung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihre Wirkung ist unmittelbar. Bewusst oder unbewusst senden und empfangen wir Signale mit unseren bekleideten Körpern – nicht zu kommunizieren ist unmöglich.

Anne Lühn (*1944)
links: Shirt/Minikleid, Issey Miyake PleatsPlease, 1997
Fotografie: Nobuyoshi Araki (*1940)
rechts: Handtasche, Alessandro Mendini (1931–2019), Studio Alchimia, um 1987
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung gibt einen detaillierten Einblick in Sammlungsbestände von hoher Qualität und in das kreative Schaffen einer Vielzahl anonymer und bekannter nationaler und internationaler Modedesigner*innen, Couturi*ères und Ateliers, darunter Georges Dœuillet, Romeo Gigli, Rei Kawakubo/Comme des Garçons, Alice Lanot, Emilienne Manassé, Maison Martin Margiela, Issey Miyake, Rick Owens, Prada, Yves Saint Laurent, Elsa Schiaparelli, Worth, Yohji Yamamoto u.a.

Angelica Blechschmidt (1942–2018)
Nachtblaues Satinkleid, Karl Lagerfeld (1933–2019) Chanel, H/W 2004
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ausstellung ‘Dressed. 7 Frauen – 200 Jahre Mode’
Foto: Anne Schönharting, freundlicherweise vom Mk&G zur Verfügung gestellt

Zur Ausstellung ist ein Video-Teaser und Katalog erhältlich.

Informationen zum Rahmen- und Veranstaltungsprogramm findet man auf der Website.

Info:

25. Februar – 28. August 2022:

Dressed
7 Frauen – 200 Jahre Mode

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg
Deutschland

www.mkg-hamburg.de

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møðgur – Mutter und Tochter
Mixed Media Art trifft auf Zeichnung, Artquilt, Posamentenknopf

Drei Tage Kunst! Jutta Kohlbeck und ihre Tochter Theresa Kohlbeck Jakobsen (non-binär, B.A. Skandinavistik & Europäische Ethnologie; aufgewachsen in Regensburg; lebt & arbeitet, nach längerem Aufenthalt auf den Färöer-Inseln, wieder in Berlin) laden herzlich zur Ausstellung ‘møðgur – Mutter und Tochter’ ein. Diese Ausstellung erzählt vom Weggehen und Neues finden, von Distanz und inniger Verbundenheit und von der Sehnsucht, die sich in der Kunst widerspiegelt.

Einladung

‘Møðgur’, zu Deutsch Mutter und Tochter. Ein Wort, das eine lebenslange Verbindung beschreibt. Eine Verbindung, für die es nur noch in den inselskandinavischen Sprachen Isländisch und Färöisch ein Wort gibt. Ein Pluraletantum, wie solche Mehrzahlworte in der Linguistik heissen, ist tief geprägt von gesellschaftlichen Vorstellungen um die Themen Familie und Geschlecht.

Mutter-Tochter-Beziehungen sind Teil und gleichzeitig auch Antrieb eines grundlegenden Diskurses um Identität und Selbstwahrnehmung.

Theresa Kohlbeck Jakobsen: frigering (Abnabelung)
pinkudreyma.welt
Ausstellung ‘møðgur – Mutter und Tochter’
Foto: Jutta Kohlbeck, freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Jutta Kohlbeck kehrt zehn Jahre nach ihrer Förderung durch die Oswald-Zitzelsberger-Kunst- und Kulturstiftung zurück in den Andreas-Stadel. Zehn Jahre sind es auch seit Theresa Kohlbeck Jakobsen wegzog aus Regensburg. Ein doppeltes Coming-Home ist also das Ausstellungsprojekt unter dem Titel ‘Møðgur – Mutter & Tochter’. Es erforscht die Parallelen, Gegensätze und Kreuzungen der Lebenswege der beiden Künstler*innen durch eine Gegenüberstellung des jeweils eigenen Schaffens der letzten Jahre, sowie durch eine gemeinsame Postkarten-Installation.

Jutta Kohlbeck: Topogravity
Art Quilt, Teilnehmer bei der 7. Europäischen Quilt-Triennale
Ausstellung ‘møðgur – Mutter und Tochter’
Foto: Jutta Kohlbeck, freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Jutta zeigt einige ihrer Art Quilts, die in Regensburg noch nie zu sehen waren und Werke aus ihrem aktuellen Projekt ‘Knopf und Zeichnung’: ganz wunderbare grosse Posamentenknöpfe in ihrem eigenen Design – Einzelstücke zwischen angewandter und bildender Kunst – sowie viele Zeichnungen, die den direkten Einfluss des Skandinavistik-Studiums der Tochter in ihre Bilderwelt aufzeigen.

Jutta Kohlbeck: Die Ballonfahrt
Projekt ‘posamentenknopf und Zeichnung’
Ausstellung ‘møðgur – Mutter und Tochter’
Foto: Jutta Kohlbeck, freundlicherweise von den Künstlerinnen zur Verfügung gestellt

Die Mixed Media Arbeiten von Theresa werden überraschen, sind sie doch auf ganz eigene Weise mit ihrer eigenen Handschrift versehen und laden den Betrachter auf eine Reise in ihre pinkudreymawelt ein.

Plakat

Info:

4. – 6. März 2022

møðgur – Mutter und Tochter
Mixed Media Art trifft auf Zeichnung, Artquilt, Posamentenknopf

Stadelgalerie im Künstlerhaus Andreasstadel
Andreasstrasse 28
93059 Regensburg
Deutschland

www.kuenstlerhaus-andreasstadel.de
www.pinkudreymawelt.com

Soft Opening:
Fr, 4. März 2022, 18 Uhr

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8. Europäische Quilt-Triennale

Die Ausstellung der 8. Europäischen Quilt-Triennale läuft inzwischen und ist noch bis zum 24. April 2022 im Kreismuseum Zons zu sehen. Ich habe dankenswerterweise ein paar Fotos davon vom Museum erhalten.

Plakat ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Ausstellung im Kreismuseum Zons
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wie bereits berichtet, umfasst diese von der Textilsammlung Max Berk in Heidelberg-Ziegelhausen organisierte Ausstellung 50 ausgewählte Quilts und Textilkunstwerke aus 15 Nationen.

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Geneviève Attinger (Frankreich): Der lange Weg, Silke Marohn (Deutschland): Zusammenhalt, Detail
Anco Brouwers-Branderhorst (Niederlande): Grenzüberschreitung 2D: ‘Skandinavien’, Detail (im Hintergrund, v.l.n.r.)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Drei Preise wurden in Heidelberg vergeben, Preise, die sehr begehrt sind, bewegt man sich mit diesem renommierten Wettbewerb und der daraus resultierenden Ausstellung doch auf höchstem Niveau.

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Gisela Hafer (Deutschland): Pandemietagebuch, Heidi König (Schweiz): Kunterbunt! (Doris-Winter-Gedächtnispreis zur Hälfte)
Monika Sebert (Deutschland): Beziehungen 2, Elsbeth Egger (Schweiz): Corona (v.l.n.r.)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zwei Objekte befand die Jury im Ranking für den Doris-Winter-Gedächtnispreis als gleichwertig. Daher wurde dieser mit 5.000 Euro dotierte Preis erstmalig geteilt und ging je zur Hälfte an die beiden Schweizerinnen Rita Merten für ‘Physical Distancing’ und Heidi König für ‘Kunterbunt!’, einem 3D-Objekt, dessen Durchbrüche …

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Heidi König (Schweiz): Kunterbunt! (Doris-Winter-Gedächtnispreis zur Hälfte)
Edith Bieri-Hanselmann (Schweiz): Farbspiel, Detail (v.l.n.r.)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… das Kunstwerk je nach Standpunkt des Betrachters immer wieder anders erscheinen lassen. Das Spiel mit den traditionellen Formen Quadrat und Kreis folgt den Regeln des Patchworks und bricht diese gleichzeitig in cleverer Art und Weise.

Heidi König (Schweiz): Kunterbunt!, Detail
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

‘Physical Distancing’ von Rita Merten thematisiert die sozialen Verbindungen und die symbolischen Hoffnungen der Menschen in Zeiten des Corona-Lockdowns.

Rita Merten (Schweiz): Physical Distancing (Doris-Winter-Gedächtnispreis zur Hälfte)
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: KMH Gattner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In ihrer typischen kreativen ‘Handschrift’ mit der Maschine virtuos frei bestickt, stellt dieser Quilt dem Zeitgeist folgend dies in vielschichtiger, anrührender, aber auch heiterer Manier dar.

Rita Merten (Schweiz): Physical Distancing, Detail
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

Den Preis für Innovation im grossen Format erkannten die Juroren der 26 Jahren alten Ungarin Dóra Márföldi für ‘Quicky’ zu: einem Upcycling-Objekt aus Naturmaterialien mit Gebrauchsspuren, handgequiltet und …

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Dana Pelea (Rumänien): Botanisch, Dora Marföldi (Ungarn): Quicky (Preis für Innovation im grossen Format)
Katriina Flensburg (Schweden): Vergiss nicht zu leben, Nesa Gschwend (Schweiz): Garten 4, Detail (v.l.n.r.)
Terezia Krnacova & Miroslav Broos (Slowakei): Womit wir uns bedecken!, Detail (im Vordergrund, Mitte)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… mit einem Loch in der Mitte, das die Künstlerin durch das Wachstum eines Myzels ‘reparieren’ liess.

Dora Marföldi (Ungarn): Quicky, Detail
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Zsombor Szalontai, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als eine erfreuliche Tendenz bewertet Dr. Kristine Scherer, Kuratorin der Textilsammlung Max Berk, die Zunahme des Anteils an jüngeren Bewerber*innen. An die 31-jährige Paulina Sadrak, Kunstabsolventin aus Lodz (Polen), ging der Preis für junge Nachwuchsquilter*innen für das Werk ‘9 x 11’ – eine transparente delikate Musterstudie aus Maschinenstickerei mit dem Gesamteindruck eines zerschlissenen Patchworksquilts – ausdrucksvoller Eyecatcher des Ausstellungsplakats für Zons.

Paulina Sadrak (Polen): 9 x 11, Detail (Preis für junge Nachwuchsquilter*innen)
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Jarosław Darnowski, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die hochkarätigen Arbeiten dieser Ausstellung machen deutlich, dass Kreativität, künstlerische Inspiration und zeitkritische Aussagen nicht allein den Disziplinen Malerei, Bildhauerei, Grafik und Fotokunst zuzuordnen sind.

Marina Fleer: Studie 1: Verflochten
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

Denn beim Rundgang wird man feststellen, dass sich die Kunstform ‘Quilt’ in den letzten Dekaden weiterentwickelt hat: ausgehend von der überwiegend funktionalen Decke hin zum autonomen Kunstwerk, auch mit raumgreifenden Arbeiten. Beispielsweise mit einer Studie zum künstlerischen Potential eines Quilts oder in Form eines Bodenobjektes aus Plastiksäcken und Plastikmüll in Wellenform.

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Nesa Gschwend (Schweiz): Garten 4, Detail (im Hintergrund)
Terezia Krnacova & Miroslav Broos (Slowakei): Womit wir uns bedecken!, Detail (im Vordergrund)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auch mit Themen wie ‘Black lives matter’ oder zur Situation der Frauen in Afghanistan, mit der sich Pascale Goldenberg in Form einer Projektion (‘A Place to live’) befasst, werden politische Aspekte interpretiert.

Ursula Bierbaumer-Bohle (Österreich): Freiheit, Gleichheit, Solidarität
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

Auch die Pandemie wird thematisiert – Stillstand, Stille, Zusammenhalt … – trotz allem vermitteln die Arbeiten Hoffnung und Lebensfreude.

Elsbeth Egger (Schweiz): Corona, Detail
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

Andere Arbeiten spielen mit Farben und Formen …

Ausstellungsansicht ‘8. Europäische Quilt-Triennale’, Kreismuseum Zons
Susann Heymann (Deutschland): No
Barbara Lange (Deutschland): Komalatammal Srinivasa – Peinliche Mütter IV (v.l.n.r.)
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… konterkarieren allzu Gewichtiges und erinnern an die Ursprünge des Patchworkquilts.

Barbara Lange (Deutschland): Komalatammal Srinivasa – Peinliche Mütter IV, Detail
Ausstellung ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Foto: Gudrun und Dr. Wolfgang Heinz

Zu sehen sind viele, auch neue und gewagte Aspekte des zeitgenössischen Schaffens im Bereich des Art Quilts. Sehr beeindruckend!

Die Quilt-Triennale findet in Zusammenarbeit mit der Textilsammlung Max Berk Heidelberg statt.

Katalog erhältlich

Auch interessant:

Mein Bericht über die Ausstellungseröffnung in Heidelberg (Oktober 2021) – hier ist der Link

Info:

noch bis 24. April 2022

8. Europäische Quilt-Triennale

Kreismuseum Zons
Kulturzentrum des Rhein-Kreises Neuss
Schlossstrasse 1
41541 Dormagen (Zons)
Deutschland

www.rhein-kreis-neuss.de

Flyer

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ohne berechnung

Für die Ausstellung ‘ohne berechnung’ in der Überwasser-Kirche in Münster haben sich die Künstlerinnen der Gruppe tx02 und ihre Gäste, dazu zählen auch Schülerinnen und Schüler dreier verschiedener Schulen, von den Fenstern des gotischen Kirchenschiffs inspirieren lassen. Helles Glas lässt viel Licht in dem Kirchenraum. Schmale schwarze Stege unterteilen die Fensterflächen in nahezu quadratische Felder. Es entsteht eine Gitterstruktur, die an Rechenkästchen erinnert. Solche Rechenkästchen sind im Alltag allgegenwärtig, banal. Sie stellen ein einfaches Muster und Ordnungsprinzip dar. Ihr Grundmodul ist das Quadrat; die Reduktion ihrer Struktur ist das Gitternetz, das Sich-Kreuzende und schliesslich das Kreuz.

Key Visual / Einladung ‘ohne berechnung’
Ausstellung in der Liebfrauen-Überwasser-Kirche, Münster
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘ohne berechnung’ thematisiert Rechenkästchen als Symbol für Ordnung und Rahmenstrukturen. Die Ausstellung fragt danach, ob diese Rahmen Raum oder Einengung erzeugen. Und was ist, wenn jemand aus dem Rahmen fällt oder gar den Rahmen sprengt? Fängt das Gitternetz auf? ‘ohne berechnung’ zeigt Rechenkästchen auch als Raum für Zahlen, denn wir bezahlen, messen, berechnen, wiegen ab, geben die Reihenfolge an, überschlagen etwas, zirkeln ab oder würfeln. Was funktioniert ohne berechnung? Gibt es einen kleinsten gemeinsamen Nenner für uns Menschen? Was sind feste Grössen? Was ist vermessen? Was ist berechnend? Erzeugt Berechnen Gerechtigkeit?

Die Ausstellung ‘ohne berechnung’ zeigt einen sinnlichen, dialektischen Kanon rund um Rechenkästchen und deren kleinsten gemeinsamen Nenner, das Quadrat. Gitterstrukturen werden textil aufgelöst oder werden weich besitzbar, Quadratflächen wölben sich oder werden zu grossen Würfeln, tanzende Zirkel imaginieren Kreise auf dem Kirchenboden, hinter gewebten QR-Codes verbirgt sich Tiefsinniges, Kreuzworträtsel werden zum Substrat für Kreuzwegstationen und transparente Stofflagen zeigen die weinende Wallfahrtsmadonna der Überwasserkirche. Kurzum: ‘ohne berechnung’ zeigt überraschende Rechen-Soft-Ware.

Einige fotografische Impressionen sind hier zu finden.

Info:

6. März – 10. April 2022

ohne berechnung
Textile Objekte und Installationen

Liebfrauen-Überwasser-Kirche
Überwasserkirchplatz 4
48143 Münster
Deutschland

www.textil-kunst.com

Eröffnung der Ausstellung:
So, 6. März 2022, 14 Uhr

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Louise Bourgeois x Jenny Holzer
The Violence of Handwriting Across a Page

Jenny Holzer (* 1950, lebt in New York), eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler*innen ihrer Generation, kuratierte für das Kunstmuseum Basel eine Ausstellung über das Werk von Louise Bourgeois (1911, Paris –2010, New York). Diese gilt weithin als eine der wichtigsten und einflussreichsten Künstler*innen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Holzer ist international bekannt für ihren forschenden und subversiven Umgang mit Sprache in der Öffentlichkeit durch die Verwendung unkonventioneller Formen: von Strassenschildern und T-Shirts bis hin zu Projektionen und LEDs.

Das von einem starken Interesse an Psychologie geprägte Werk von Bourgeois, deren vielseitige künstlerische Praxis sich durch grossen Einfallsreichtum auszeichnet, setzt sich mit den menschlichen Emotionen auseinander: Liebe, Begehren, Abhängigkeit, Sexualität, Zurückweisung, Eifersucht und Verlassenheit.

In ihrer Kunst verwendete sie das geschriebene Wort in vielen Formen: Sie stickte es auf Textilien wie Unterhosen und Taschentücher, prägte es in Bleitafeln ein, schrieb es auf Drucke und machte es zum Bestandteil einiger ihrer ‘Cell’ (‘Zelle’) genannten Installationen. In vielen späteren Arbeiten griff Bourgeois auf ihre früheren Tagebücher und andere Schriften zurück und verschmolz so nicht nur Bild und geschriebenes Wort, sondern auch Vergangenheit und Gegenwart.

Noch bis zum 15. Mai 2022 präsentiert das Kunstmuseum Basel durch diese beispiellose Begegnung zweier Grandes Dames der amerikanischen Kunst das Werk von Bourgeois aus Holzers Perspektive. Für die Ausstellung wurden Werke aus sämtlichen Schaffensphasen von Bourgeois ausgewählt – Skulpturen, Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und Texte.

Das Kunstmuseum Basel hat Holzer bei der Umsetzung dieser aussergewöhnlichen Ausstellung und des damit verbundenen Künstlerbuchs alle Freiheiten zugestanden. Für Holzers Herangehensweise ist charakteristisch, dass sie die Wände des konventionellen Ausstellungsraums aufbricht: So inszeniert sie auch an diversen Orten im Kunstmuseum Basel künstlerische Eingriffe.

Ihre Auseinandersetzung mit Bourgeois’ Œuvre vertieft Holzer in ihrem Künstlerbuch, in dem sie deren Kunst und Schriften in paarweise angeordneten ganzseitigen, oft radikal beschnittenen Kompositionen zu einer raffinierten Geschichte verwebt.

Eine kurze Einführung in diese Sonderausstellung der Extraklasse gibt es in einem 3-Minuten-Video der Kuratorin Anita Haldemann – zu finden auf der Website des Museums.

Künstlerbuch und Augmented-Reality-App von Jenny Holzer erhältlich.

Info:

19. Februar – 15. Mai 2022

Louise Bourgeois x Jenny Holzer
The Violence of Handwriting Across a Page

Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 8
4010 Basel
Schweiz

www.kunstmuseumbasel.ch

Saalbooklet

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WENIGER IST MEHR

Ab dem 5. März 2022 zeigt Käthy Borer-Gut in der Gemeinschaftsausstellung ‘WENIGER IST MEHR’ des Vereins GLEIS21 in Dietikon einige ihrer Arbeiten, für die sie auch Papier verspinnt und verwebt.

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

21 Teilnehmer*innen setzten sich mit dem Thema auseinander. An Kunstform, Materialität und Erscheinungsform wurden dabei keine Bedingungen gestellt. Herausgekommen sind individuelle künstlerische Interpretationen, die die Besucher*innen auf eine eigene Entdeckungsreise führen und zum Nachdenken anregen sollen.

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Angesichts der schnelllebigen heutigen Zeit, die auch nicht vor der Bekleidungsindustrie haltmacht, wählte Käthy Borer-Gut das Thema ‘schnipp-schnapp’ für sich. Sie schreibt dazu:

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

‘Fast Fashion, wörtlich ‘schnelle Mode’ ist ein Geschäftsmodell in der Bekleidungsindustrie, bei dem die Kollektionen schnell und trendbezogen designt und zu niedrigen Preisen produziert und verkauft werden. Jährlich werden weltweit 80 Milliarden Kleidungssücke produziert. Die ökologische und …

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

… soziale Belastung durch ihre Herstellung ist weitaus grösser, als wir uns vorstellen. In der Schweiz werden jährlich mehr als 100’000 Tonnen neue Kleidung verkauft, während gleichzeitig 57’000 Tonnen gebrauchte Textilien …

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

… von Organisationen der Textilrecyclingindustrie gesammelt werden. Im Duchschnitt werden pro Person rund 11 Kilo Textilien weggeworfen, darunter auch Kleidungssücke in tadellosem Zustand.’

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Also schnitt Käthy Borer-Gut  Bekleidungsetiketten und anderes, was neuer Bekleidung zumeist angefügt wird, ab (‘schnipp-schnapp’) und sammelte dies über etliche Jahre.

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Und dann: ‘Habe sortiert, verschnitten, versponnen, verklebt und so ist etwas ganz Neues entstanden: die Serie ‘schnipp-schnapp’.’

Käthy Borer-Gut
Ausstellung ‘WENIGER IST MEHR’
Foto: Käthy Borer-Gut, freundlicherweise von der Künstlerin zur Verfügung gestellt

Mit ihren Werken zeigt sie, wie aus Abfall Kunst enstehen kann und regt dazu an, neue Wege zu gehen, umzudenken und zu reduzieren.

Info:

5. – 13. März 2022

WENIGER IST MEHR

GLEIS21 Kulturzentrum am Bahnhof
Buchsackerstrasse 21
8953 Dietikon
Schweiz

www.gleis21.ch
www.neuesweben.ch

Flyer

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Elegant und Provokativ

Die Ausstellung ‘Elegant und Provokativ’, die eine Reise durch die Textilgeschichte vom klassischen Handwerk bis hin zu zeitgenössischen Kunstwerken ermöglicht, wird noch bis zum 22. Mai 2021 in Schloss Königshain gezeigt.

Plakat ‘Elegant und Provokativ’
Ausstellung im Schloss Königshain
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Oberlausitz ist verwoben in Tradition und Kunst. Die Kunst der Textilherstellung ist ein jahrhundertealtes Handwerk, mit der die Menschen dieser Region seit Langem verbunden sind. Tuch und Färbestoffe wurden entlang der Via Regia gehandelt und brachten der Oberlausitz eine Blütezeit. Garn, Damast und Frottee sind einige regionale Erzeugnisse, die sich heute noch grosser Beliebtheit erfreuen.

Ausstellungsansicht ‘Elegant und Provokativ’, Schloss Königshain
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Textilproduktion war die Grundlage des barocken Reichtums, der Motor der Industrialisierung und bedeutender Wirtschaftsfaktor bis ins 20./21. Jahrhundert hinein. Als Handwerkskunst prägte sie zudem über Jahrhunderte die Kunstgeschichte, so auch die zeitgenössischen Künstler des 21. Jahrhunderts.

Ausstellungsansicht ‘Elegant und Provokativ’, Schloss Königshain
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Elegant wie ‘das kleine Schwarze’ wirken die transparenten Silhouetten von Ulrike Stelzig–Schaufert, die sich an die Formenvielfalt der Kostümgeschichte anlehnen. Der Torso aus Gurkenscheiben von Viviane Niebling führt einen Diskurs mit dem Frottee Strippenkleid aus der Sammlung des Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau.

Ausstellungsansicht ‘Elegant und Provokativ’, Schloss Königshain
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Provokativ kommen die Arbeiten von Bettina Böhme daher. Sie verwendet Elemente aus der Textilproduktion und nutzt deren Rauheit und Grobheit für ihre Installationen.

Ausstellungsansicht ‘Elegant und Provokativ’, Schloss Königshain
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Historisch ermöglicht die Ausstellung Einblicke in die Herstellungstechnik von Jacquardstoffen, einer weit verbreiteten Webtechnik zur Herstellung von gemustertem Tuch. Um sich mit dem Thema ‘Kunst und Kitsch’ künstlerisch auseinanderzusetzen, wurden florale Jacquardmuster aufgegriffen.

Künstlerische Tapisserien und Teppiche aus Papier sind kleine Raritäten unter den gezeigten Arbeiten von nationalen und internationalen Künstlern.

Info:

16. Januar – 22. Mai 2022

Elegant und Provokativ

Schloss Königshain
Dorfstrasse 29
02829 Königshain
Deutschland

www.museum-oberlausitz.de

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FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN

Die Definition zum Fotobuch ist so weitläufig wie die der Fotografie selbst: von handgemachten Unikaten bis zu kleineren und grösseren Auflagen, von Self-Publishing und Zines bis zu seltenen, aufwändig gestalteten und gebundenen Ausgaben.


Thomas Sauvin: Until Death Do Us Part, Jiazazhi Press, 2015-2018
Ausstellung ‘FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN’
Foto: Lorenz Ebersbach, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zeigt in seiner aktuellen Ausstellung noch bis zum 3. April 2022 eine Auswahl von 45 Fotobüchern nationaler und internationaler Fotokünstler*innen der letzten Jahrzehnte mit dem Fokus auf aussergewöhnlichen Konzepten, Gestaltungen und Präsentationsformen.

Ausstellungsansicht ‘FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN’
Foto: Lorenz Ebersbach, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Zusammenspiel zwischen Fotografie, Material, Bindung, Form und Format bietet unendlich viele Möglichkeiten für Experimente und zeigt das Potenzial des Fotobuches als künstlerisches Medium.

Dayanita Singh: Museum Bhavan, Steidl, 2017
Ausstellung ‘FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN’
Foto: Lorenz Ebersbach, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuration: Silvia Gaetti und Calin Kruse

Katalog erhältlich. Die Publikation zur Ausstellung stellt alle Exponate vor und ist ein eigenes kleines Kunstwerk, erschienen im Verlag dienacht Publishing.

Parallel zu ‘FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN’ präsentiert das GRASSI Museum die Sonderausstellung ‘ANALOG TOTAL. FOTOGRAFIE HEUTE’. In beiden Ausstellungen wird der vielschichtige Bezug zwischen Fotografie und angewandter Kunst sichtbar. Es stehen nicht nur handwerkliche Aspekte der Produktion von Fotobüchern oder Prints im Fokus, sondern auch das transdisziplinäre Zusammenspiel im Herstellungsprozess.

Info:

25. November 2021 – 3. April 2022

FOTOBÜCHER. KUNST ZUM BLÄTTERN
ANALOG TOTAL. FOTOGRAFIE HEUTE

GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig
Deutschland

www.grassimak.de

Flyer

Im Rahmen der Fotobücher-Ausstellung findet vom 18. – 20. März 2022 das Leipzig Photobook Festival im Museum statt. In den Räumen der unteren und oberen Foyers präsentieren nationale und internationale Austeller*innen aktuelle Veröffentlichungen und Projekte. Von einzelnen Künstler*innen und Fotograf*innen bis hin zu kleinen bis mittelgrossen Independent-Verlagen: Die Messe ermöglicht eine direkte Begegnung mit den Macher*innen.

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Polly Apfelbaum, Josef Herzog

Reduziert, masslos, radikal – Polly Apfelbaums und Josef Herzogs Werke könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein, finden jedoch in diesen drei Adjektiven einen gemeinsamen Nenner. Beide konzentrieren sich auf Farben, Linien und Flächen und bearbeiten diese in einer erstaunlichen Vielfalt. Gemeinsam ist Polly Apfelbaum und Josef Herzog der Fokus auf ein Thema, der spielerische Umgang mit Abstraktion und die überbordende Energie, die von ihrem Werk ausgeht. Zu sehen ab 5. März 2022 im Kunstmuseum Luzern.

Polly Apfelbaum: Pennsylvania Squares and Stripes Quilt, 2021
Terra Cotta und Glasur, 76.2 x 50.8 cm, Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Polly Apfelbaum (* 1955, New York)
Die Arbeiten von Polly Apfelbaum sprengen den herkömmlichen Kunstbegriff. Sie sind kräftig und zuweilen auch übermütig. In ihren Keramiken, Stoffarbeiten und Zeichnungen trifft Handwerk auf Kunst, Populäres auf Politisches, Feminismus auf Design. Ihre Objekte und Skulpturen möblieren den Raum, sie hängen an den Wänden und bedecken den Boden. Auf den Kanon der Kunstgeschichte nimmt Polly Apfelbaum keine Rücksicht, die Grenzen zwischen den Genres verwischt die Künstlerin souverän.

Polly Apfelbaum: Pennsylvania Diamond Quilt, 2021
Terra Cotta und Glasur, 50.8 x 76.2 cm, Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Polly Apfelbaum bezeichnet ihre Werke als ‘radikal provisorisch’. Dies trifft insbesondere für die Installation zu, die sie für den grössten Ausstellungssaal schafft: einen grossformatigen ‘Crazy Quilt’. Bei der ‘verrückten’ Version der typisch angelsächsischen Patchworkdecke sind die Stoffteile unsystematisch und heterogen zusammengefügt. Die Künstlerin hat das textile Material aus Stoffläden ihrer Umgebung zusammengetragen und legt es als grossflächige Bodenarbeit aus, ohne die Stücke zusammenzunähen.

Polly Apfelbaum: Crazy Quilt (Patterns), 2022
Ausstellungsansicht ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’, Kunstmuseum Luzern
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

100 kleinteilige Keramiken sind durch die Lasur Pralinés zum Verwechseln ähnlich, so als könnten sie gleich vernascht werden. Die freundlichen ‘Barn Faces’ (Scheunengesichter) entstehen in der Pandemie, als die Künstlerin …

Polly Apfelbaum: Faces and Tailes, 2021
Installation aus 50 Zeichnungen
Ausstellungsansicht ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’, Kunstmuseum Luzern
Courtesy of the artist
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

… sich aus der Grossstadt in ihr ländliches Atelier in einer Scheune zurückzieht. Die Gesichter leisten ihr in der Einsamkeit Gesellschaft.

Polly Apfelbaum: Barn Face, 2021
Terra Cotta und Glasur, 51 x 51 cm, Courtesy of the artist
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Josef Herzog (1939–1998, Zug)
Zu Beginn seiner Künstlerkarriere sind Josef Herzogs Arbeiten noch sichtlich vom Surrealismus geprägt, der ihn während seiner Zeit an der Kunstgewerbeschule Luzern beeinflusst. Später bricht der Künstler jedoch komplett mit der Figuration. Im Atelier Ziegelrain in Aarau in den 1970er Jahren entwickelt der begnadete Zeichner seine eigene Formensprache und wird zunehmend radikaler. Die Linie genügt von da an sich selbst und bezeichnet keinen Umriss mehr.

Josef Herzog: ohne Titel, 1978
Aquarell auf Papier, 69.5 × 50 cm, Nachlass Josef Herzog
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Josef Herzogs ausufernde Zeichnungen muten organisch an und rufen vielfältige Assoziationen hervor, die aber niemals eingelöst werden: Netzwerke, Autobahnkreuze, Rorschachtests, wuchernde Geschwüre, auch Koordinatensysteme oder magnetische Felder.

Josef Herzog: ohne Titel, undatiert
Aquarell auf Papier, 90 x 120 cm, Nachlass Josef Herzog
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Der Nachlass des Künstlers umfasst mehrere tausend Arbeiten, die keine Titel haben. Die einzelnen Werke innerhalb einer Werkserie voneinander zu unterscheiden, fällt bei Josef Herzogs deshalb schwer und es ist einfacher von Werkgruppen zu sprechen. Die Repetition ist Josef Herzog ein wichtiges Gestaltungsmittel und niemals langweilig. Es ist gerade diese Poesie der Unübersichtlichkeit und des Grenzenlosen in Kombination mit einer extremen Reduktion auf das Wesentliche – die Linie, die Symmetrie –, die den Reiz von Josef Herzogs Kunst ausmacht.

Josef Herzog: ohne Titel, undatiert
Tusche auf Papier, 29.7 x 21 cm, Nachlass Josef Herzog
Ausstellung ‘Polly Apfelbaum, Josef Herzog’
Foto: Marc Latzel, freundlicherweise vom Kunstmuseum Luzern zur Verfügung gestellt

Kuratiert von Laura Breitschmid und Fanni Fetzer

Info:

5. März – 19. Juni 2022

Polly Apfelbaum, Josef Herzog

Kunstmuseum Luzern
Europaplatz 1
6002 Luzern
Schweiz

www.kunstmuseumluzern.ch

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Metamorphoses
Schmuck, Objekte, Video

Die aktuelle Gemeinschaftsausstellung im Bayerischen Kunstgewerbeverein München ‘Metamorphoses’ lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise ein. Jedes Schmuckstück, jedes Objekt und jedes Video regt zum genauen Hinschauen an. Was war der Ursprung, wo liegt die Verwandlung, welchen Gedanken und Ideen folgen die Stücke?

Key Visual ‘Metamorphoses’
Ausstellung im Bayerischen Kunstgewerbeverein München
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Während beim Recycling weggeworfene Wertstoffe wiederverwendet werden, liegt dem Upcycling zusätzlich eine Werterhöhung zugrunde: Vorhandene Dinge werden in neue Zusammenhänge gestellt und durch einen kreativen Prozess aufgewertet. Scheinbar Wertloses kann plötzlich kostbar und begehrenswert werden. Die Ausstellung ‘Metamorphoses’ zeigt die Auseinandersetzung mit Materialien in Schmuck, Objekt und Video. Die Herausforderung besteht dabei nicht nur im schonenden Umgang mit Ressourcen, sondern auch in der Zugabe einer ideellen, künstlerischen Bedeutung.

Jason Stein: Temporal Resonance #17
Messing, Fundobjekte, Patina
Ausstellung ‘Metamorphoses’, Bayerischer Kunstgewerbeverein München
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

‘Metamorphosis’ stellt Fragen und ist gut für Überraschungen: Im Bereich von Design und Kunst ist das Upcycling von gebrauchten Rohstoffen längst eine gängige Praxis. Dem Upcycling ist oftmals auch der Anspruch immanent, ethisch zu denken und zu handeln. Aber welche tiefere existenzielle Bedeutung verbirgt sich hinter diesem Anspruch?

Kuratiert von Loukia Richards und Christoph Ziegler

Info:

25. Februar – 2. April 2022

Metamorphoses
Schmuck, Objekte, Video

Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistrasse 6 – 8
80333 München
Deutschland

www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de

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… und dann gibt’s noch:

Ausschreibung:

Ausschreibung für die jurierte Ausstellungs-Triennale ‘TEXIMUS’

Seit 2013 zeigt TAFch (Textile Art Forum Schweiz) – eine Gruppe von Textilkünstlerinnen, die sich zum Ziel gesetzt hat, textiles Kunstschaffen einem breiten Publikum in der Schweiz bekannt zu machen und als Kunstform zu fördern – in der Altstadthalle Zug im Dreijahrestakt die jurierte Textilkunstausstellung ‘TEXIMUS’.

Monika Künti: Eine Erzählung über Bänder und Farben
Foto: Samuel Künti, freundlicherweise von TAFch zur Verfügung gestellt

Bereits ist die 4. Ausgabe in Vorbereitung. Sie findet vom 23. – 26. März 2023 statt und wendet sich an Kunstschaffende, die mit Textil im weitesten Sinne arbeiten, textile Materialien oder Techniken anwenden oder sich mit textilen Themen beschäftigen. Auch diese Ausstellung soll das ganze Spektrum der textilen Kunst zeigen und die verschiedenen Sparten miteinander vernetzen. Neu sind auch textile Skulpturen zugelassen.

Die ausführliche Ausschreibung mit allen Teilnahmebedingungen finden Sie hier oder auf der Website von TAFch.

Info:

www.tafch.ch

Auch interessant:

Über diese hochinteressanten Ausstellungen habe ich mehrfach hier im BERNINA blog berichtet, hier ist der Link

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‘FASHION’ in Talk und Film: Mode-Einblicke
im Begleitprogramm zur Grossen Landesausstellung ‘Fashion?! Was Mode zu Mode macht’, Stuttgart

Ein Publikumsliebling der Ausstellung ‘Fashion?!’ ist der beeindruckende ‘Telefonanzug’ des Stuttgarter Ateliers Fritz Münch, der 1954 beim Weltkongress der Moden Aufsehen erregte.

Telefonanzug
© Stadtmuseum Stuttgart
Foto: Hendrik Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der futuristische Anzug war Münchs Antwort auf die Frage: ‘Wie sieht die Mode im Jahr 2000 aus?’. In die Jackentaschen des senffarbenen Herrenanzugs sind ein Telefonhörer und eine Wählscheibe eingenäht – als Sinnbild für die Zukunftsvisionen, die sich mit Mode verbinden.

Wie kommt ein Herrenschneider in den frühen 1950er Jahren dazu, sich derart avantgardistische Gedanken zu technologisch instruierter Kleidung zu machen?

Dr. Maaike van Rijn, Kuratorin der ‘FASHION’-Ausstellung, unterhält sich am Dienstag, 8. März 2022, ab 18.15 Uhr, im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, mit Hannes Münch, dem Sohn des Entwerfers des Telefonanzuges, über kreative Ideen in der Mode und das Stuttgarter Modeleben in den 1960er und 1970er Jahren. Als Massschneider und langjähriger Leiter des früheren renommierten Stuttgarter Massateliers Münch kann Hannes Münch aus erster Hand erläutern, was einen guten, individuellen Massanzug ausmacht.

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Der Film ‘The True Cost – Der Preis der Mode’ (Dokumentarfilm von Andrew Morgan, 2015) beleuchtet am Mittwoch, 9. März 2022, ab 18.30 Uhr, die Schattenseiten der Modeindustrie. Hier legt Regisseur Andrew Morgan sein Augenmerk auf die verheerenden Auswirkungen der modernen ‘Fast Fashion’-Textilindustrie in Schwellenländern, wo grosse Handelsketten ihre Kollektionen herstellen lassen.

Film ‘The True Cost’
© Bullfrog Films
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Während westliche Konsument*innen häufig unbeschwert und selbstverständlich auf der Jagd nach Kleiderschnäppchen sind, hat die Produktion der Kleidung in Ländern wie Bangladesh oder Kambodscha weitreichende Konsequenzen für Menschen und Umwelt. Bei dem gänzlich auf Profit ausgerichteten Wirtschaften bleiben Arbeiter- und Menschenrechte sowie Sicherheitsbestimmungen und Umweltschutz häufig auf der Strecke. Morgan kontrastiert die strahlenden Laufstege mit trostlosen Slums und veranschaulicht so die Schattenseiten der Mode.

Auch interessant:

Über die Grosse Landesausstellung ‘FASHION?! Was Mode zu Mode macht’ gibt es zwei Berichte, die in den Ausstellungstipps Oktober 2020 und März 2021 – Teil 2 zu finden sind. Die Ausstellung selbst läuft noch bis 24. April 2022.

Info:

Landesmuseum Württemberg
Altes Schloss
Schillerplatz 6
70173 Stuttgart
Deutschland

www.landesmuseum-stuttgart.de

Es gilt die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg.

Der Eintritt zu Talk und Film ist jeweils kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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Kurz und knapp vorgestellt – weitere Ausstellungstipps:

Yves Saint Laurent aux musées

Ehre wem Ehre gebührt: Zum 60. Geburtstag seines Modehauses wird einer der grossen Couturiers, Yves Saint Laurent, derzeit mit spektakulären Ausstellungen geehrt – und zwar in sechs renommierten Pariser Museen zugleich. Ein geniales Konzept, das den Kunstliebhaber Saint Laurent und seine oft von Kunst inspirierten Entwürfe zusammenbringt, vor Ort, vor dem Gemälde, im Dialog. Ermöglicht von der Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent

Plakat
Ausstellung ‘Yves Saint Laurent aux musées’

Wie gerne hätte ich über diesen grossartigen Event hier in Wort und Bild en Detail berichtet. Das Copyright steht dem entgegen. Zu meinem allergrössten Bedauern ist es mir nicht gelungen, ausser dem Plakat an Bilder, die ich veröffentlichen darf, zu kommen. Und Fotos sind hier unabdingbar, um die Hommagen zu verstehen und darin zu schwelgen.

Natürlich möchte ich ‘Yves Saint Laurent aux musées’ nicht unerwähnt lassen und alle, die es interessiert, auf die im Internet kursierenden Berichte – bebildert, natürlich – verweisen, beispielsweise in der Neuen Zürcher Zeitung, Ausstellungstipp von Ulrike Hug-Stüwe oder eine Fotostrecke bei TextilWirtschaft 

Auch lohnt es sich, die Websites der einzelnen Museen anzuklicken, die ich unten verlinkt habe. Auf der Seite des Musée d’Art Moderne de Paris gibt es auch ein ganz kurzes Video mit den Exponaten des Hauses zu ein paar Klängen aus ‘Carmen’.

Info:

29. Januar – 15. Mai 2022

Yves Saint Laurent aux musées

Centre Pompidou

Musée d’Art Moderne de Paris

Musée du Louvre

Musée d’Orsay

Musée Yves Saint Laurent Paris

Musée National Picasso Paris (bis zum 24. April 2022)

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Chiharu Shiota. Internal Line

Das Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) präsentiert noch bis zum 27. März 2022 die monumentale Installation ‘Internal Line’ von Chiharu Shiota. Die japanische Künstlerin verwandelt dafür die grosse Terrasse im zweiten Obergeschoss des Museums in eine rote Welt aus Stoff und Licht.

Die in Berlin lebende Künstlerin ist für raumgreifende Arbeiten bekannt, die wie gigantische Gewebe anmuten. Darin verbindet sie Malerei und Zeichnung mit den Dimensionen des Räumlichen. Es entstehen Werke, die gleichsam in den Raum hineinschraffiert sind. Oft verdichten sich Tausende einzelner Fäden – oder besser: Linien – zu organischen Strukturen. Diese können Schuhe, Boote, Kleider, Schlüssel oder Musikinstrumente umweben, die zu Bedeutungsträgern für das menschliche Wesen werden.

Shiotas Werke berühren zumeist zentrale Themen menschlicher Existenz. Im Innern der Installation befinden sich überdimensionale Kleider, die wie Traumbilder aus den Fäden aufzusteigen scheinen. Kleidung bestimmt nicht allein die Identität, ebenso ist sie auch Schutzhülle. Bei Chiharu Shiota sind die überdimensionierten Textilien allerdings leer und werden damit zu Metaphern der Abwesenheit physischer Körper.

Info:

23. September 2021 – 27. März 2022

Chiharu Shiota. Internal Line

Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Deutschland

www.mdbk.de

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Zwischen Erfolg und Exil
Lotte Jacobi und Lotte Reiniger

Das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin widmet sich im Rahmen seiner letzten Sonderausstellung am jetzigen Standort noch bis zum 20. März 2022 dem Werk zweier herausragender Künstlerinnen der Weimarer Republik. Lotte Jacobi (1896-1990), deren Welt sich um die Fotografie drehte und Lotte Reiniger (1899-1981), die sich dem Scherenschnitt verschrieb. Mit Neugier, Talent und Geschäftssinn setzten sich die Fotografin und die Trickfilmpionierin in der männerdominierten Kunstszene durch und verkehrten in den gleichen Kreisen wie Käthe Kollwitz. Die Sonderschau zeigt auf, wie ihre Karrieren in der aufstrebenden, lebendigen Kulturszene des Berlins der 1920er Jahre begannen und bis zu ihrer Emigration im Jahr 1935 aufblühten.

Info:

22. Januar – 20. März 2022

Zwischen Erfolg und Exil
Lotte Jacobi und Lotte Reiniger

Käthe Kollwitz Museum Berlin
Fasanenstrasse 24
10719 Berlin (Charlottenburg)
Deutschland

www.kaethe-kollwitz.berlin

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Guldusi

Dieser Tage flatterte mir der Newsletter von Pascale Goldenberg, gerichtet an alle Guldusi-Interessierte, ins Haus. Wie schön und sehr interessant zu lesen, dass das Stickprogramm in Afghanistan eine Zukunft hat! Und wie kann dies von hier aus unterstützt werden?

Im Moment gibt es noch einige gestickte Schätze und Bücher, die man über den Online Shop auf der Guldusi-Website erwerben kann.

Auch laufen wieder Ausstellungen (vgl. Guldusi Eventkalender):

Noch bis 30. März 2022

Keep your eye on the planet
Internationale und afghanische Textilkunst

Rodgau-Galerie im Rektor-Geißler-Haus
Nieuwpoorter Strasse 90
63110 Rodgau
Deutschland

www.rodgau.de

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Plakat ‘8. Europäische Quilt-Triennale’
Ausstellung im Kreismuseum Zons
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Für die Ausstellung der 8. Europäischen Quilt-Triennale wurde ein Werk von Pascale Goldenberg angenommen, das mit Afghanistan zu tun hat: ‘A Place to Live’. Bei der Präsentation per Beamer auf eine Patchwork-Leinwand geht es um 117 Zeichnungen von afghanischen Frauen aus einem Krisengebiet, die ihr Zuhause dargestellt haben. Siehe bitte auch meinen obigen Bericht über die Quilt-Triennale.

Noch bis 24. April 2022

8. Europäische Quilt-Triennale

Kreismuseum Zons
Kulturzentrum des Rhein-Kreises Neuss
Schlossstrasse 1
41541 Dormagen (Zons)
Deutschland

www.rhein-kreis-neuss.de

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13. März 2022: Tag der offenen Tür
14. und 15. März 2022: Ausstellung

Fäden-Farben-Spiele

Galerie bei der Kierch
2, rue de Keispelt
8280 Kehlen
Luxembourg

www.kehlen.lu

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16. April – 10. Juli 2022

Stickkunst – Altes, Traditionelles, Neues

Lebendes Heimatmuseum Kautzen
Waidhofnerstrasse 9
3851 Kautzen
Österreich

www.museum-kautzen.at

Im Rahmen der Ausstellung werden Stickereien aus dem Guldusi-Programm angeboten.

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Info:

www.guldusi.com

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Ausstellungstipps März 2022 – Teil 2 folgt am Dienstag, 8. März 2022 hier im BERNINA blog. Hier ist der Link!

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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