Teximus 3
Bereits im März 2020 sollte die mit Spannung erwartete, von den Frauen des Textile Art Forum Schweiz (TAFch) organisierte Ausstellung ‘Teximus 3’ stattfinden. Jedoch: Die Corona-Pandemie machte allem einen dicken Strich durch die Rechung und man musste die Schau absagen und verschieben.
‘Teximus 3’ soll jetzt vom 15. – 18. Oktober 2020 gezeigt werden, am gleichen Ort, in der Altstadthalle in Zug und man kann nur wünschen und hoffen, dass der neue Versuch klappt.
In den Ausstellungstipps für den März 2020 hatte ich den Event selbstverständlich mit weiteren Fotos angekündigt, gleich an erster Position, sozusagen als Aufmacher. Der Artikel begann mit:
‘ ‘Lange Fädchen – faule Mädchen’ hiess es in der Handarbeitsstunde. Das war damals.
Was aber wird heute aus den langen Fädchen, wenn man sie fröhlich kecken und unartigen, spielerisch begabten und mutigen, sensibel einfühlsamen und poetischen Mädchen als gestalterisches Material in die Hände gibt?’
Man merkt, hier werden alte Zöpfe, pardon Fädchen, abgeschnitten und Neugier geweckt, wenn man weiter liest: ‘Was stellen …
… zeitgenössische Künstler jeglichen Geschlechts, Alters und Charakters mit Fädchen und Fasern in verschiedenen Längen, Farben und Herkunft an, mit alten und neuen, textilen und anderen Techniken?’
Vielversprechend geht es weiter, denn textile Kunst mit ihrem riesigen Potenzial an künstlerischen Möglichkeiten werde heute neu gedacht und fände in den Museen und Galerien zunehmend die Beachtung und Selbstverständlichkeit, die ihr gebührt.
Besonders junge Künstler*innen befreiten sich vom verstaubten Denken und setzten das Textile gleichberechtigt mit allen anderen künstlerischen Möglichkeiten ein, ganz frei und unbelastet, so der damalige Text. Und:
‘Die Älteren hingegen haben die Techniken noch fundiert gelernt und kennen auch viele Geschichten dazu. So ergibt sich ein fruchtbarer Austausch, der an die reiche textile Geschichte der Schweiz anknüpft.’
Zum dritten Mal zeigt TAFch einen umfassenden Überblick über das textile Schaffen der Schweiz. Aus 93 Werken wählte eine Jury 45 von 31 Künstlerinnen für die Ausstellung ‘Teximus 3’ aus
Katalog erhältlich.
Zu meinen Berichten über die vorausgegangenen Ausstellungen ‘Teximus 1’ (2014) und ‘Teximus 2’ (2017) geht es hier.
Info:
15. – 18. Oktober 2020
Teximus 3
Altstadthalle
Unter Altstadt 14
6300 Zug
Schweiz
Öffnungszeiten
Do: 18 – 21 Uhr
Fr – Sa: 10 – 19 Uhr
So: 10 – 17 Uhr
Es findet keine Vernissage statt!
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Verknüpft und zugenäht!
Gräser, Bast, Rinde – Alleskönner der Steinzeit
Heute sind atmungsaktive und thermoregulierende Textilien aus Chemiefasern jedem bekannt. Doch schon in der Jungsteinzeit stellten unsere Vorfahren wasserdichte und strapazierfähige Stoffe aus Naturmaterialien wie Gräsern, Gehölzbast und Rinde her.
Was es damit auf sich hat, zeigt das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz ab dem 17. Oktober 2020 erstmals in der Ausstellung ‘Verknüpft und zugenäht!’. Sie führt in die vergessene Welt der archäologischen Textilien und bietet eine neue Sichtweise auf die frühen sesshaften Kulturen Südwestdeutschlands. Bislang spielten Textilien aus Gräsern, Bast und Rinde nur eine sehr untergeordnete Rolle. Im Fokus standen bisher Werkzeuge, Jagdwaffen und Schmuckstücke aus Materialien wie Stein, Knochen, Holz oder Keramik. Neuere Forschungen belegen jedoch, wie wegweisend ‘technische’ Textilien für die Sesshaftigkeit des Menschen waren.
Bei archäologischen Ausgrabungen prähistorischer Pfahlbausiedlungen an den Ufern des Bodensees und den Seen und Mooren Oberschwabens werden regelmässig Reste von Textilien geborgen. Diese haben sich im feuchten Milieu hervorragend erhalten. Zum Repertoire der Textilfunde gehören Reste von Seilen, Netzen, Behältern, Schuhen und Kleidung.
Lindenbast bildete das wichtigste Rohmaterial jungsteinzeitlicher Textilien. Je nach Aufbereitung und Weiterverarbeitung hatte das fertige Textil unterschiedliche Funktionen: Es diente zum Verpacken, Tragen, Ziehen, Binden, Umwickeln oder Fallenstellen und war ein richtiger ‘Alleskönner’. Heute ist Bast ein wenig genutzter Teil der Rinde und kaum jemand weiss noch, wie allgegenwärtig dieser Rohstoff einst war.
Die Ausstellung ist ein Teil des Verbund- und Forschungsprojektes ‘THEFBO‘, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2018 bis 2021 gefördert wird. Im Rahmen des textilarchäologischen Projekts werden die vorgeschichtlichen Textilien umfassend katalogisiert, zeitlich eingeordnet und hinsichtlich ihrer Funktion und Herstellungstechnik untersucht. Ziel ist es, Veränderungen in der Nutzung und Technik von Textilien über lange Zeiträume hinweg zu rekonstruieren und besser zu verstehen. Darüber hinaus wird sytematisch untersucht, welche Techniken bereits zu Zeiten der Sammler und Jäger bekannt waren und sich auch in den darauf folgenden Zeiten der frühen sesshaften Bauern erhalten haben.
Das Projekt widmet sich ausserdem der Untersuchung der Entstehung von Rinden- und Basttextilien ab den ersten Funden zur Zeit der Jäger und Sammler und ihres Wandels bis hinein in die Bronzezeit. Die Gehölzbaste stehen ganz am Anfang der frühen europäischen Textilentwicklung. Ab dem 4. Jahrtausend vor Christus werden diese Gehölzbaste zunehmend von gewebten Textilien abgelöst. Mehr Info
Hecheln, Kescher, Netze, Leinen, Rindengefässe, Schnüre, Taschen etc. werden in der Ausstellung ‘Verknüpft und zugenäht!’ erstmals exklusiv zum ‘Sprechen’ gebracht, indem ihre Geschichte, Funktion, Herstellung und Erforschung präsentiert werden. Aktiv-Stationen, Rätselblätter und Filme, laden grosse und kleine Besucher zum Ausprobieren, Mitmachen und Erleben ein.
Zur Ausstellung, die als Wanderausstellung konzipert ist, ist ein Begleitband erhältlich.
Info:
17. Oktober 2020 – 11. April 2021
Verknüpft und zugenäht!
Gräser, Bast, Rinde – Alleskönner der Steinzeit
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg
Benediktinerplatz 5
78467 Konstanz
Deutschland
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Fashion? Was Mode zu Mode macht
Wie entsteht Mode? Wer entscheidet eigentlich, was in oder out ist? Wie und warum verändert sich die Bedeutung von einzelnen Kleidungsstücken? Welche Rolle spielt Mode in unserem Alltag? Diesen und weiteren Fragen spürt das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart mit der Ausstellung ‘Fashion?! Was Mode zu Mode macht’ vom 24.Oktober 2020 – 25. April 2021 nach.
Ausgehend von individuellen Auseinandersetzungen mit Mode, will die Grosse Landesausstellung die Komplexität des Modesystems in einer kritischen, aber auch unterhaltenden Darstellung veranschaulich. Die Präsentation reflektiert gesellschaftliche Mechanismen und die Kommunikation von Mode. Sie fragt nach Geschlechter- und Körperbildern und beleuchtet den Wandel von Stil-Ikonen und Vorbildern. Nicht zuletzt werden die sich verändernden Konsumpraktiken in den Blick genommen.
Mode wird ausgesucht, getragen und oftmals wiederverwertet. Wann wir uns für welches Kleidungsstück entscheiden, hat verschiedene und sich wandelnde Gründe. Auch heute noch wird der Grossteil unserer Kleidung unter widrigen Arbeitsbedingungen hergestellt, so dass zunehmend ein öffentliches Bewusstsein für die Produktionsverhältnisse und den Verbrauch von Mode entsteht.
Mode und ihre Produktion ist heute ein weltweit agierender Wirtschaftszweig. Aber es wird wenig Geld für viel Kleidung ausgegeben. Kleidung ist zum Massenkonsumgut geworden. Etwa 60 Kleidungsstücke werden jährlich in Deutschland pro Person neu gekauft. Einiges davon bleibt jedoch ungetragen im Kleiderschrank. Die Ausstellung gibt Einblick in die aktuellen Entwicklungen der Konsumkultur.
Von der Rohstoffernte bis zum Annähen des letzten Knopfes legen Kleidungsstücke oftmals eine lange Reise rund um die Welt zurück. Die Stichworte hierzu lauten: negative Auswirkungen auf die Umwelt sowie schlechte Arbeitsbedingungen. Ein Outfit des Labels ‘Dead white men‘s clothes’ steht stellvertretend für die Widersprüche des globalen Warenkreislaufs. Dahinter steht der Künstler Jojo Gronostay, der importierte Second-Hand-Kleidung aus Europa in Ghana einkauft und mit einem Label versieht, um sie wieder in Europa zu verkaufen. Eine Einladung an die Besucher*innen, sich aktiv mit ihrem eigenen Modekonsum auseinanderzusetzen.
Wie wichtig die Kommunikation über Mode ist, zeigt ein weiterer Ausstellungsbereich auf: Erst durch ihre Verbreitung, Besprechung und die öffentliche Wahrnehmung wird Mode zu Mode. Der Bereich umfasst die Schwerpunkte Modenschauen, Modefotografie, Modezeitschriften, Mode in den sozialen Medien und Mode-Vorbilder. Damit zeichnet die Ausstellung den Weg der Mode von Fachkreisen hin zu den Endkonsument*innen nach.
Anhand von Filmausschnitten historischer und zeitgenössischer Modenschauen können die Besucher*innen nachvollziehen, wie diese sich im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Klassiker der Modefotografie der letzten 70 Jahre machen augenfällig, wie sich die Bildsprache über die Jahrzehnte entwickelt verändert hat. Zu sehen sind Arbeiten von F. C. Gundlach, Irving Penn, Peter Lindbergh, Jürgen Teller und David LaChapelle.
Eine Vielzahl von Modemagazinen von den 1950er Jahren bis heute führt vor Augen, wie sich die grafische Gestaltung der Modemagazine, aber auch das vermittelte Frauenbild im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Jedoch sind nicht nur Medien essenziell, sondern auch die Träger*innen. Sie können zu wahren Stilikonen avancieren. Waren es früher meist Mitglieder des Adels, die Mode definierten, indem sie sie öffentlich trugen und vorführten, wurde diese Funktion Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend an Stars der internationalen Musik-, Medien- und Filmbranche, an Models und Sportler*innen abgetreten, die den Modediskurs mitbestimmen.
Die Ausstellung thematisiert auch die Rolle von Social Media im Fashion-Bereich. Einen besonderen Stellenwert erhält die Interaktion der Besucher*innen: Ein Fragenparcours regt zum Mitgestalten und zur Reflektion über den eigenen Umgang mit Kleidung an.
Auf über 1000 Quadratmetern zeigt die Ausstellung klassische Highlights internationaler Modegeschichte von den 1950er Jahren bis heute. Darunter opulente Haute-Couture-Entwürfe bekannter Designer*innen, aber auch Alltagskleidung, Modefotografie, Modeskizzen oder Fashion-Magazine.
Highlights bilden legendäre Kleider der europäischen Modegeschichte der letzten 70 Jahre von berühmten Modehäusern wie Dior oder Chanel bis zu Entwürfen bekannter Designer*innen wie Karl Lagerfeld oder Vivienne Westwood.
Aber auch Originalkleider vergangener Stil-Ikonen, etwa Kaiserin Elisabeth von Österreich, Marlene Dietrich oder David Bowie, sind Höhepunkte der Ausstellung.
Bezüge zur regionalen Mode- und Textilindustrie begleiten die Besucher*innen durch die Ausstellung und stellen Verbindungen zwischen lokaler und globaler Modeproduktion dar.
Ziel der Grossen Landesausstellung ist es, die Vielschichtigkeit des Phänomens Mode und dessen unterschiedliche Einflussfaktoren aufzuzeigen. Ästhetisch ansprechende Objekte, die interaktive Einbindung der Besucher*innen und eine emotional ansprechende Gestaltung laden zur Auseinandersetzung mit dem oft nur scheinbar eindeutigen und einfachen Thema Mode ein.
Ein Magazin zur Ausstellung ist erhältlich.
Noch bis zum 24. Dezember 2020 ist die Landesausstellung auch mit dem Pop-up-Store in der Stuttgarter Innenstadt, Calwer Strasse 42 – 44, präsent und bietet aktuellen Modelabels und Modefotograf*innen die Möglichkeit, sich zu präsentieren und ihre Kreationen zu verkaufen.
‘Ran an den Stoff!’ Die Mode-Mitmachausstellung für Kinder und Familien im Kindermuseum Junges Schloss richtet sich an Besucher*innen ab vier Jahren und ist Teil der Ausstellung ‘Fashion? Was Mode zu Mode macht’.
Info:
24. Oktober 2020 – 25. April 2021
Fashion? Was Mode zu Mode macht
Landesmuseum Württemberg
Altes Schloss
Schillerplatz 6
70173 Stuttgart
Deutschland
24. Oktober 2020 – 1. August 2021
Ran an den Stoff!
Die Mode-Mitmachausstellung im Jungen Schloss
Kindermuseum Junges Schloss
Landesmuseum Württemberg
Altes Schloss
Schillerplatz 6
70173 Stuttgart
Deutschland
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Czas Nasz – Unsere Zeit – Our Time
Magdalena Abakanowicz – Dresden
Sie sind beide Jahrgang 1930: Magdalena Abakanowicz († 2017) und Günther Uecker, und im Werk beider Künstler gibt es mehrere vergleichbare Interpretationsebenen zu existenziellen Fragen, die heute aktueller denn je sind.
Die Ausstellungskooperation ‘CZAS NASZ — UNSERE ZEIT — OUR TIME’ bringt Werke beider Künstler zusammen und verbindet gleichzeitig die Partnerstädte Wrocław, wo sich die weltweit grösste Abakanowicz-Sammlung befindet, und Dresden, wo in Zusammenarbeit mit dem Uecker Archiv, Düsseldorf und mit Unterstützung der Franz Dieter und Michaela Kaldewei Kulturstiftung an einem Werkverzeichnis-Projekt zu Günther Uecker gearbeitet wird.
Während im 1. Obergeschoss des Albertinum textile Skulpturen von Abakanowicz aus den Beständen des Nationalmuseums in Wrocław (MNWr) gezeigt werden, präsentiert das MNWr im Vier-Kuppel-Pavillon ab dem 25. Oktober 2020 eine Installation von Uecker als Leihgabe des Künstlers selbst.
Die Gruppe ‘Tłum’ (‘Menge’), bestehend aus 26 Figuren, hat Abakanowicz zwischen 1986 und 1994 geschaffen. Sie zeigt das Motiv der sich wiederholenden menschlichen Figur als eine anonymisierte Masse von kopflosen, ihrer Identität beraubten Gestalten. Ohne konkreten Zeitbezug können sie verallgemeinernd für einen gewaltfreien Massenprotest stehen oder aber auch für die schleichende Zersetzung einer zur Ohnmacht verurteilten Menschheit. Ergänzt wird ‘Menge’ durch ein zweites Werk mit dem Titel ‘Klatka’ (‘Käfig’), in dem eine kopflose Figur gefangen ist.
Im Vier-Kuppel-Pavillon in Breslau wird Günther Uecker eine ‘Sandmühle’ zeigen – eine überzeitliche Installation, die ihn seit 1966 bis heute immer wieder beschäftigt.
Die Arbeit greift Themen auf, mit denen sich Uecker in seinem Œuvre befasst: Die Verletzungen und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, dessen Qualen, Verstrickungen und dessen Hilflosigkeit angesichts von Gewalt, aber ebenso die Stärke seiner Zerstörungskraft.
Zum 30. Jahrestag des 3. Oktober 1990 präsentiert das Kupferstich-Kabinett erstmalig die Fotoserie ‘Wiedervereinigung’ von Andreas Rost (*1966 in Weimar), die von MUSEIS SAXONICIS USUI – Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. – für das Kupferstich-Kabinett erworbe wurde.
Die Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 hat der Fotograf Andreas Rost in Berlin zwischen dem Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude verbracht. Rost, der im Herbst 1989 in der Bürgerrechtsbewegung aktiv gewesen war, nutzte die zentralen Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung, um die Feiernden mit seiner Mittelformatkamera zu porträtieren: frontal, direkt und mit starkem Blitzlicht, doch stets mit genügend Abstand, um an den Bildrändern immer wieder auch unwillkürliche Nebengeschehnisse aufzuzeichnen.
Das Negativmaterial dieser Aufnahmen lag annähernd 30 Jahre im Archiv des Fotografen, bis dieser sich zu einer Neusichtung entschloss. Rost stellte eine Serie von Porträtaufnahmen zusammen, die ebenso analytisch wie eindringlich die weite Spannbreite emotionaler Reaktionsweisen auf das historische Ereignis sichtbar werden lässt und die nun im Kupferstich-Kabinett zu sehen ist.
Darüber hinaus wählte er aus den Bildhintergründen der Porträts und anderer Aufnahmen derselben Nacht sprechende Details aus. Diese sind vergrössert als Hintergrund für die gerahmten Porträts direkt auf die Ausstellungswand tapeziert. Während die Porträtierten teils begeistert, teils bang in eine ungewisse Zukunft blicken, entdeckt der Fotograf in seinen Aufzeichnungen der Vergangenheit visuelle Chiffren, die bis in unsere Gegenwart Gültigkeit haben und als vorausahnende Motive eines langwierigen und mühsamen Wiedervereinigungsprozesses gedeutet werden können. Geschichte wird hier als Geschehen einer zugleich vor- und zurückschauenden Sinngebung erfahrbar.
Ergänzt wird die Präsentation auf den gegenüberliegenden Wänden durch Rosts Architekturaufnahmen aus dem Ost-Berliner Stadtraum von 1990. In ihrer menschenleeren Traumverlorenheit bilden sie Projektionsflächen für die Hoffnungen und Ängste der Wendezeit.
Info:
2. Oktober 2020 – 10. Januar 2021
Czas Nasz – Unsere Zeit – Our Time
Magdalena Abakanowicz – Dresden
Albertinum
Tzschirnerplatz 2
01067 Dresden
Deutschland
2. Oktober – 1. November 2020
Andreas Rost. Wiedervereinigung
Residenzschloss
Kupferstich-Kabinett
Taschenberg 2
01067 Dresden
Deutschland
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亞歐堂 meet asian art
Schalen. Metamorphosen einer Grundform
Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt präsentiert mit seiner neuen Kabinettausstellung aus der Reihe ‘meet asian art’ die Schönheit der archetypischen Form der Schale. Gezeigt werden 31 ausgewählte Beispiele aus China, Korea, Japan und Südostasien, gefertigt über vier Jahrtausende hinweg und in unterschiedlichsten Materialien und Techniken.
Bereits der Begriff Schale ist nicht ganz einfach zu fassen – am gebräuchlichsten ist wan 碗, eine Bezeichnung, die in China, Korea und Japan gebraucht wird und mit der in erster Linie Ess- und Trinkschalen gemeint sind.
Die ausgestellten Objekte zeigen jedoch, dass es auch diverse andere Verwendungen für Schalen gab, seien es Opferschalen auf hohem Fuss oder Pinselwascher für die Kalligraphie.
Die Ausstellung spürt damit einer faszinierenden und bei aller Einfachheit doch überraschend komplexen und vielgestaltigen Form ostasiatischer Produktgestaltung nach. Die ältesten, neolithischen Beispiele sind durchweg Keramiken, da dieser Werkstoff trotz seiner Zerbrechlichkeit zu den dauerhaftesten überhaupt zählt.
Präsentiert werden aber auch Schalen aus Jade, Bronze, Cloisonné oder Glas in einer erstaunlichen Vielfalt an Materialien, Formen, Farben, Oberflächen und Bearbeitungstechniken. Alle gezeigten Stücke entstammen der asiatischen Sammlung im Museum Angewandte Kunst.
Was ist 亞歐堂meet asian art? Mit der Reihe ‘meet asian art’ widmet das Museum Angewandte Kunst der Kunst Asiens seit 2016 einen dauerhaften Ort des Austausches, des Entdeckens, Verstehens und Diskutierens. Hier finden wechselnde Exponate aus der Sammlung asiatischer Kunst des Museums in Form kleiner Kabinettausstellungen einen Platz. Zugleich ist ‘meet asian art’ mehr als ein Ausstellungsraum: Als Forum für Veranstaltungen und Präsentationen bietet es immer wieder neue Einblicke in Asiens Beitrag zur Kunst der Welt.
Kurator: Dr. Stephan von der Schulenburg
Info:
11. September 2020 – 7. November 2021
亞歐堂 meet asian art
Schalen. Metamorphosen einer Grundform
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Deutschland
Am 7. November 2020 und am 23. Januar 2021 finden zwei Vorträge im Rahmen der Kabinettausstellung statt. Weitere Informationen werden noch bekannt gegeben.
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Mapping Klee
Zu seinem 15-jährigen Jubiläum zeigt das Zentrum Paul Klee, Bern, noch bis zum 24. Januar 2021 die Ausstellung ‘Mapping Klee’.
Paul Klee (1879-1940) liebte das Reisen. Er war stets auf der Suche nach dem, was ihm als exotisch und fremdartig erschien. Wie auf einer Karte zeichnet ‘Mapping Klee’ das Leben des Künstlers und seinen Weg von Bern über München, Weimar, Dessau und ins Berner Exil nach. Die Ausstellung führt zu den prägendsten Reisedestinationen wie Tunesien und Ägypten und nimmt Besuchende an Klees Inspirations- und Wirkungsorte mit. Nebst Werken Klees werden auch persönliche Briefe, Postkarten, Fotos und Tagebucheinträge gezeigt. Die Ausstellung ‘Mapping Klee’ wird erstmals durch ein digitales Vermittlungsangebot ergänzt: Ein Digitorial® sowie Podcasts lassen Kunstliebhabende schon vor dem Museumsbesuch in Paul Klees Universum eintauchen.
Die Ausstellung präsentiert anhand von Paul Klees Reisen einen Gesamtüberblick über sein Schaffen und seine bewegte künstlerische Laufbahn. Klee reiste zur Erholung von seiner Tätigkeit als Bauhauslehrer, zur künstlerischen Bildung und Selbstfindung, um Kontakte in der Kunstszene zu knüpfen und zu vertiefen und vor allem zur Inspiration:
‘Und das Colorit macht’s, das suche ich ja immer wieder: Klänge wecken lassen, die in mir schlummern, ein kleines oder grosses Abenteuer in Farbe.’ Paul Klee, 1927
Klee zeichnet sich besonders dadurch aus, wie er das Gesehene in seinem Werk verarbeitete. Auf seinen Reisen griff er Formen und Strukturen, Beobachtungen von Flora und Fauna, architektonische und kulturhistorische Monumente auf und liess sie in seinen künstlerischen Kosmos einfliessen. Dies zumeist in abstrahierter Form und losgelöst vom konkreten Ort oder Phänomen.
Die Ausstellung ist in Anlehnung an Klees Lebens- und Reisestationen in verschiedene Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel erzählt mithilfe von Werken und persönlichen Dokumenten die Geschichte eines Ortes, der im Werk Klees und seiner künstlerischen Entwicklung Spuren hinterlassen hat. So wird sichtbar, welche Themen ihn an seinen unterschiedlichen Lebensstationen beschäftigt haben: zum Beispiel die Auseinandersetzung mit den Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Architektur auf seiner frühen Italienreise (1901-1902) oder die Faszination für geheimnisvolle Schriftzeichen und Hieroglyphen während seines Ägyptenaufenthalts (1928-1929). Sie zeichnen seinen Werdegang vom ratlosen Studenten zu einem der wichtigsten Künstler der Moderne nach.
Paul Klee kommt 1879 in Münchenbuchsee bei Bern zur Welt. Nach Abschluss des Gymnasiums zieht er 1898 nach München, um Kunst zu studieren. In München findet Paul Klee zu Beginn seiner Karriere Anschluss an die avantgardistische Künstlerszene um Gabriele Münter, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Franz Marc und Wassily Kandinsky und wird Mitglied der Künstlergruppe ‘Der Blaue Reiter’. Wie seine Zeitgenossen sucht auch Klee nach einem Ausweg aus der klassischen, naturalistischen Tradition und findet Lösungen in der nicht-akademischen Kunst. In Weimar und Dessau unterrichtet er später von 1921 bis 1931 am Bauhaus Form- und Farbenlehre. Klee ist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn und zählt zu den wichtigsten Künstlern seiner Zeit. Daneben nehmen Ferien- und Studienreisen nach Italien, Paris und Nordafrika eine prägende Rolle im Leben des Künstlers ein.
Gemeinsam mit Hermann Haller besucht Klee 1901 berühmte Kulturstätten in Pisa, Rom, Neapel, Pompeji und Florenz, wo er die alten Meister und die Architektur der Renaissance entdeckt. In ihr erkennt er allgemeine Gestaltungsgesetze, die er in seiner Kunst anwenden will. Während seiner Zeit am Bauhaus reist er zudem nach Sizilien, Elba, in die Toskana und den Norden des Landes. Eindrücke der kargen Landschaft schlagen sich in seinen Werken nieder. Er interessiert sich für den Rhythmus und die Struktur von Baukörpern und die Frage, wie äussere Form und innere Struktur miteinander in Beziehung stehen. Auch Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts neben München das bedeutendste Zentrum der Kunst in Europa, besucht Klee mehrmals. Er nutzt seine Reisen, um Museen und Galerien zu besichtigen und Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. Er sieht kubistische Werke von Georges Braque und Pablo Picasso und besucht die Künstler Henri Le Fauconnier und Robert Delaunay in ihren Ateliers.
Seine berühmteste Reise führt Klee 1914 nach Tunesien. Er tritt sie gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden August Macke und Louis Moilliet an und schildert diese Erfahrung als malerischen Durchbruch: ‘Die Farbe hat mich […]. Ich bin Maler!’ schreibt er am 16. April 1914 in sein Tagebuch. Eine zweite Nordafrika-Reise führt ihn 1928 nach Ägypten, das ihn zu streng geometrischen Kompositionen und reduzierten Formen anregt.
1931 wird Paul Klee als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Bereits 1933 erhält er als vermeintlicher Jude und ‘entarteter’ Künstler die fristlose Kündigung, verlässt Deutschland und sucht Zuflucht in der Schweiz. Zwar hat er in Bern einen kleinen Kreis von Unterstützern, wird als deutscher Staatsbürger jedoch als Ausländer behandelt. Eine Sklerodermie-Erkrankung schränkt seine Reise- und Bewegungsfähigkeit zunehmend ein. Trotzdem gehören seine letzten Lebensjahre zu seinen produktivsten. Klees Spätwerk führt an Orte der Fantasie, die an Märchen und Sagen oder an fantastische Erzählungen der Romantik erinnern – geheimnisvolle Inseln, imaginäre Länder oder fiktionale Städte mit lautmalerischen Namen. In den Werken dieser Zeit setzt er sich oft in ironischer Weise mit existenziellen Fragen auseinander. Auch wenn es sich um Fantasiereisen handelt, bilden Gesehenes, Erlebtes und alltägliche Eindrücke den Ausgangspunkt für seine Imagination und fliessen als Motive, Formen oder Stimmungen in Klees Werke ein.
Die Ausstellung wird durch einen dokumentarischen Teil erweitert, in dem anhand exemplarischer Fallstudien die ‘Reisen’ der Bilder Klees nach seinem Tod nachgezeichnet werden. Eine Station widmet sich beispielsweise der wichtigsten deutschen Klee-Sammlung in der Kunstsammlung Nordrheinwestfalen in Düsseldorf. Auch den über 100 Klee-Werken, welche seit dem Zweiten Weltkrieg als verloren oder verschollen gelten, ist ein Teil der Ausstellung gewidmet.
Das Zentrum Paul Klee setzt seinen Schwerpunkt auf Reisen. Parallel zu ‘Mapping Klee’ wird die Ausstellung ‘Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin’ gezeigt. Dabei blicken Besuchende durch die Linse der weitgereisten Schweizer Schriftstellerin und Journalistin Annemarie Schwarzenbach auf die Welt der 1930er Jahre. Schwarzenbach ist eine der schillerndsten Figuren der modernen Schweizer Kulturgeschichte. Erstmals in der Schweiz widmet sich eine Ausstellung ausschliesslich ihrem rund 7.000 Bilder umfassenden fotografischen Werk, das auf langen Reisen durch Europa, Asien, Afrika und den USA entstanden ist.
Zur Ausstellung ‘Mapping Klee’ hat das Zentrum Paul Klee sein erstes Digitorial® sowie eine Podcast-Serie veröffentlicht. Beide Angebote sind frei zugänglich – eine ideale Vorbereitung auf den Ausstellungsbesuch mit Hintergrund- und Kontextinformationen. Der Podcast gibt anhand von fünf ausgewählten Reisen Einblick in Klees künstlerische Entwicklung. Drei prominente Stimmen sprechen für Klee: Sebastian Koch, Carlos Leal und Edwin Thomas. Den Soundtrack hat der Berliner DJ und Produzent Boys Noize gestaltet. Die Podcast-Serie ist auf den gängigen Plattformen Spotify, Google Podcasts und Apple Podcasts abrufbar. Das Digitorial® online unter https://mappingklee.zpk.org/
Kurator: Martin Waldmeier
Auch interessant:
Mein Bericht über die Ausstellung ‘Die Tunisreise. Klee, Macke, Moilliet’ im Zentrum Paul Klee, Bern (2014)
In Kooperation mit dem Zentrum Paul Klee, Bern, läuft derzeit die Ausstellung ‘Paul Klee. Tierisches’ während der Internationalen Tage Ingelheim.
Info:
5. September 2020 – 24. Januar 2021
Mapping Klee
18. September 2020 – 3. Januar 2021
Aufbruch ohne Ziel. Annemarie Schwarzenbach als Fotografin
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3
3000 Bern
Schweiz
5. September – 8. November 2020
Paul Klee. Tierisches
Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus
Francois-Lachenal-Platz 1
55218 Ingelheim
Deutschland
Flyer mit Informationen und Programm
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Der gekaufte Kaiser – Die Krönung Karls V. und der Wandel der Welt
Im Jahr 1520 reisen zwei bedeutende historische Persönlichkeiten nach Aachen: Karl V., der im Dom feierlich zum König gekrönt werden soll, und Albrecht Dürer, einer der grössten Künstler seiner Zeit. Dürer will den frisch gekrönten König und ‘erwählten römischen Kaiser’ dazu bewegen, die Zahlung seiner Leibrente fortzuführen, die er mit dem Tod Kaiser Maximilians I. eingebüsst hat.
Exakt 500 Jahre später, am Jahrestag der Krönung Karls V., eröffnet das Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen die Ausstellung ‘Der gekaufte Kaiser – Die Krönung Karls V. und der Wandel der Welt’. Als Auftakt der Ausstellungstrilogie ‘dürer – karl v. – aachen’ ist die Schau dem prunkvollen Aufstieg und tiefen Fall des ersten und letzten Universal-Kaisers gewidmet.
23. Oktober 1520: Der spanische König Karl I. aus dem Hause Habsburg wird als Karl V. in Aachen zum römisch-deutschen König gekrönt – wie mehr als 30 andere deutsch-römische Könige von 931 bis 1531. In Pomp und Pracht lässt der ‘Herbst des Mittelalters’ hier seinen späten Glanz erstrahlen.
Noch heute sind bedeutende Zeugnisse der Aachener Krönung Karls V. erhalten, so etwa sein kostbarer Krönungsmantel.
Gemälde, Druckschriften und Königsinsignien, rund 300 Exponate aus dem In- und Ausland machen die Zeitenwende am Beginn der Frühen Neuzeit erlebbar.
Eine bis dahin beispiellose Bestechungskampagne, massgeblich finanziert von dem Augsburger Kaufmann Jakob Fugger, macht die Wahl zum römisch-deutschen König erst möglich. Schon die Zeitgenossen stellen sich die Frage, wie abhängig der ‘gekaufte Kaiser’ von seinen Geldgebern ist.
Es war sehr wichtig, dass die Krönung in Aachen abgehalten wurde: nur am richtigen Ort und unter Befolgung des richtigen Zeremoniells konnte sie als rechtmässig gelten. In Aachen stellte sich Karl V. in die Tradition Karls des Grossen, seines Namenspatrons. Die Ausstellung zeigt auch, wie der Krönungsort Aachen um 1520 aussah, von dem Albrecht Dürer die ersten nach der Natur gefertigten Ansichten gezeichnet hat.
Die Regentschaft des jungen Kaisers vollzieht sich vor dem Hintergrund gravierender Umbrüche, einem ‘Wandel der Welt’ in vielerlei Bereichen. In diese Ära fielen die Entdeckung und Ausbeutung der Kolonialreiche in Mittel- und Südamerika, die Medienrevolution durch den Buchdruck mit beweglichen Lettern, die Reformation und die Expansion der Osmanen.
Alte Weltbilder zerfallen auf dem Weg in die erste Globalisierung und dem Auseinanderbrechen der Glaubenseinheit im christlichen Europa. Die Ausstellung widmet sich dem Krönungsfest und dieser spannenden Epoche, die aktuelle Bezüge zu unserer Zeit ermöglicht.
Kurator: Prof. Dr. Frank Pohle
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erhältlich.
Die Ausstellungstrilogie steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Info:
23. Oktober 2020 – 24. Januar 2021
Der gekaufte Kaiser – Die Krönung Karls V. und der Wandel der Welt
Centre Charlemagne
Neues Stadtmuseum Aachen
Katschhof 1
52062 Aachen
Deutschland
www.centre-charlemagne.eu
www.duerer2020.de
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Eilergerhard YOU & ME
Anke Eilergerhard
‘Eine Torte mit Sahnehaube ist ein Stück Himmel auf Erden.’ Anke Eilergerhard
Noch bis zum 29. November 2020 zeigt die Kunstsammlung Neubrandenburg die Ausstellung ‘Eilergerhard YOU & ME’ und stellt das faszinierende Schaffen der Berliner Künstlerin Anke Eilergerhard vor.
Fast fühlt man sich wie in eine überlebensgrosse pompöse Konditorei versetzt. Anke Eilergerhards Werke, waghalsig komponiert und mit taktil- und oft farbintensiv ausgestalteten Oberflächen, springen sofort ins Auge. Auf der Basis ihrer Beobachtungen und Erfahrungen möchte die Künstlerin universelle Dinge sichtbar machen, die sie in Worte zu fassen nicht in der Lage ist.
Die Sahnehaube aber ist für sie die perfekte skulpturale Form. ‘Sie hat etwas Kosmisches. Sie spiegelt die Sehnsucht nach dem Paradies wider’, befindet die Künstlerin. So nimmt die Torte, als Metapher, seit mehr als drei Jahrzehnten einen prominenten Platz im künstlerischen Œuvre von Anke Eilergerhard ein.
Sie entwickelte eine spezielle künstlerische Technik: Gleich einer Konditorin plastiziert sie unzählige Sahnehauben aus Polyorganosiloxan (Silikon) manuell zu ihren Skulpturen. Ein aufwendiger Schaffensakt, akkurat gespritzt und mit dem Fokus auf der Formschönheit.
Mit ihren fantastisch-absurden Silikon-Skulpturen besetzt Anke Eilergerhard weltweit eine einzigartige künstlerische Position und balanciert virtuos zwischen den Grenzen konkreter Bildhauerei, Abstraktion und figurativer Skulptur.
Ihre opulenten, sinnlich wirkenden Plastiken unterliegen einer konzeptionellen Strenge aus konkreten Formen und ‘vereinen Kontroverses wie Tradition und Moderne, Industrie und Manufaktur, Entstehen und Verfall, Balance und den Verlust derselben, Weiblichkeit und Männlichkeit,’ liest man auf der Website der Kunstsammlung. Und weiter: ‘Vielleicht ist es gerade das Zusammenspiel dieser Dualismen, das das Œuvre von Anke Eilergerhard so besonders macht und gleichzeitig so schwierig zu fassen.’
Weitere Impressionen von der Ausstellung sind auf der Website des Museums zu finden.
Noch gibt es keine Begleitpublikation, aber höchstwahrscheinlich im Nachgang.
Info:
10. September – 29. November 2020
Eilergerhard YOU & ME
Anke Eilergerhard
KUNSTSAMMLUNG NEUBRANDENBURG
Große Wollweberstrasse 24
17033 Neubrandenburg
Deutschland
www.kunstsammlung-neubrandenburg.de
www.eilergerhard.de
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Florian Lechner – Materialisiertes Licht
Ab 15. Oktober 2020 zeigt die Galerie Hanwerk in München die Ausstellung ‘Materialisiertes Licht’ von Florian Lechner.
Florian Lechner gehört zu den grossen Glasgestaltern Deutschlands. Seine Arbeiten finden sich auch in zahlreichen öffentlichen Gebäuden, wie in der Bayerischen Landesbank oder im Terminal 1 des Münchener Flughafens. Im Jahr 2019 wurde Florian Lechner in Como, Italien, der ‘A Design Award’ verliehen.
Florian Lechner hat sich zeitlebens intensiv mit dem Material Glas auseinandergesetzt, mit der Zerbrechlichkeit des Werkstoffes ebenso wie mit seiner Belastbarkeit und seiner Schönheit.
Wie kein anderes Material ist Glas abhängig vom Licht. Es lebt durch Transparenz und Farbigkeit, dem Durchscheinen des dahinter Befindlichen, von der Tages- und Jahreszeit, davon, wie das Licht auf das Glas trifft, von woher und wie intensiv.
Damit arbeitet Florian Lechner, er führt das Licht durch seine Arbeiten, an seinen Arbeiten entlang, doch Glas ist dabei nie nur der Träger von Licht. Das faszinierende Material ist bei ihm immer auch Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit den Themen der Religion, Architektur, Malerei und Poesie oder Kalligrafie.
Weitere eindrucksvolle Fotos sind auf der Website zu finden.
Info:
15. Oktober – 14. November 2020
Florian Lechner – Materialisiertes Licht
Galerie Handwerk
Max-Joseph-Strasse 4
80333 München
Deutschland
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Nouveautés – Kunstschule und Spitzenindustrie in Plauen
Ab 11. Oktober 2020 zeigt das Vogtlandmuseum Plauen die Ausstellung ‘Nouveautés – Kunstschule und Spitzenindustrie in Plauen’.
Was wäre die ‘Plauener Spitze’ ohne die Kunstschule für Textilindustrie in Plauen? Die Entwürfe der ‘Nouveautés’, der stilprägenden Neuheiten der Stickerei- und Spitzenindustrie des Vogtlandes, stammten zum grössten Teil aus der Feder von Absolventen dieser Schule. Deren wechselvolle Geschichte von 1877 bis 1945 wird nun erstmals umfassend in einer gemeinsamen Ausstellung des Vogtlandmuseums Plauen und des Kunstgewerbemuseums Dresden präsentiert.
Mit der lokalen Industrie und einem nationalen wie internationalen Netzwerk bildete die Schule ein künstlerisch-handwerkliches Zentrum, das entscheidenden Einfluss auf die ästhetische wie technologische Innovation der ‘Plauener Spitze’ hatte. Das kreative Potential der Kunstschule behauptete sich auf Augenhöhe mit wegweisenden künstlerischen Kreisen, wie dem Deutschen Werkbund und dem Bauhaus Dessau, und fand auf verschiedenen Weltausstellungen international Anerkennung.
Begleitet werden die faszinierenden Entwürfe der Schule in der Ausstellung durch Textilien, Vorlagenmappen und Modefotografien aus den ehemaligen Sammlungen der Kunstschule, die sich im Vogtlandmuseum Plauen befinden. Diese dienten den damaligen Studenten als Inspiration für ihre eigenen Entwürfe. Die Schule wurde zwar im 2. Weltkrieg 1945 zerstört, Teile der Sammlungen waren jedoch ausgelagert, überdauerten im Museumsbestand und werden nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Aufzeichnungen zu den Objekten gingen im Krieg verloren, daher ist die Herkunft und Entstehung der ausgestellten Vorbilder nur zum Teil geklärt. Flankierend werden exemplarisch Spitzen aus Plauener Industrieproduktion, besonders aus dem Bestand des Kunstgewerbemuseums Dresden, gezeigt. In Plauen finden sich ergänzend im externen Spitzenmuseum des Vogtlandmuseums vielfältige Exponate, um das Bild von der industriellen Produktion ausserhalb der Schule zu komplettieren.
Das in Jahrzehnten manifestierte biedere Image der ‘Plauener Spitze’ möchte die Ausstellung durch die Präsentation der modernen und innovativen ‘Nouveautés’ der Kunstschule hinterfragen. Denn Spitze kann, wenn Design und Industrie glücklich zusammenarbeiten, sowohl ein textil-grafisches als auch sehr sinnliches Kunstwerk sein. Zugleich bietet die Ausstellung durch die Präsentation der aktuellen Forschungsergebnisse einen Ausblick auf die neue Dauerausstellung des Spitzenbestandes des Vogtlandmuseums, die ab 2023 im Weisbachschen Haus in Plauen, einer ehemaligen Kattundruckerei und dem ältestem Manufakturgebäude Westsachsens, ihr neues Domizil finden soll.
Die Ausstellung ist anschliessend vom 1. Mai – 3. November 2021 im Kunstgewerbemuseum Dresden-Pillnitz zu sehen.
Eine Begleitpublikation zum Forschungsprojekt ist erhältlich.
Info:
11. Oktober 2020 – 10. Januar 2021
Nouveautés – Kunstschule und Spitzenindustrie in Plauen
Vogtlandmuseum Plauen
Nobelstrasse 7 – 13
08523 Plauen
Deutschland
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Staatspreis Gestaltung Kunst Handwerk 2020
Der Staatspreis ist mit der Landesausstellung Gestaltung Kunst Handwerk 2020 vom 28. September bis 25. Oktober 2020 zu Gast in Karlsruhe.
In der Ausstellung werden die mit dem Staatspreis prämierten Objekte und viele weitere ausgezeichnete und ausgewählte Exponate aus baden-württembergischen Ateliers und Werkstätten präsentiert. Das Spektrum reicht von Schmuck und Gerät, Keramik, Textil über Holz und Glas bis hin zu Papier und Leder.
Die 89 ausgewählten Objekte werden gemeinsam mit der Stadt Karlsruhe, dem BdK Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V. sowie dem Regierungspräsidium Karlsruhe in einer Ausstellung gezeigt. Mit dieser traditionsreichen Veranstaltung werden seit 1953 besondere Leistungen im Kunsthandwerk ausgezeichnet.
Wettbewerb und Landesausstellung stehen unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Weitere Fotos findet man auf der Website des BdK.
Es erscheint ein Katalog.
Info:
28. September – 25. Oktober 2020
Staatspreise Gestaltung Kunst Handwerk 2020
Regierungspräsidium am Rondellplatz
Karl-Friedrich-Strasse 17
76133 Karlsruhe
Deutschland
www.rp.baden-wuerttemberg.de
www.kunsthandwerk.de
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Die Sprache der Mode
Unter dem Titel ‘Die Sprache der Mode’ präsentiert das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) noch bis zum 31. Oktober 2022 seine jüngsten zeitgenössischen Neuerwerbungen für die Sammlung Mode und Textil zusammen mit weiteren herausragenden Objekten – darunter Entwürfe etablierter Künstler*innen wie Walter Van Beirendonck, Coco Chanel, Jean-Charles de Castelbajac, Tom Ford oder Martin Margiela und aufstrebender Nachwuchsdesigner*innen wie Flora Miranda Seierl.
Die Ausstellung beleuchtet die Bedeutung von Text auf Modeerzeugnissen und widmet sich mit über 35 Exponaten aus dem 19. Jahrhundert bis heute dem spielerischen Umgang mit Sprache und der facettenreichen Gestaltung von Markennamen oder Logos, politischen Botschaften und Typografie im Modedesign.
Das Textil hat dem Text seinen Namen gegeben. Text und Textil haben den gleichen lateinischen Wortursprung ‘Textus’. Die deutsche Übersetzung lautet ‘Gewebe’, im übertragenen Sinne auch ‘Zusammenhang’. Schriftzüge finden sich an unterschiedlichsten Stellen von Kleidern, Hosen, Mänteln und Shirts. Mal können die Lettern auf Brust oder Rücken nicht gross genug sein, mal verschwinden sie fast im Musterrapport, mal schlingen sie sich so um den Körper, dass der Inhalt rätselhaft bleibt. Manche Informationen sind dezent im Inneren der Kleidung angebracht. Bisweilen werden Buchstaben durch ein anderes Zeichensystem ersetzt, das nur Eingeweihten verständlich ist.
Die Verwendung von Schrift auf der Aussenseite von Kleidung entsteht erst mit der Popkultur der 1960er Jahre, etwa auf Papierkleidern, diesen Mischwesen von Plakat und Kleid. lm zeitgenössischen Modedesign sendet insbesondere die ‘Antwerpener Schule’ um Walter Van Beirendonck Textnachrichten. Dafür kommen unterschiedlichste Techniken zum Einsatz: Jacquardweberei, Bandagenstrickerei, Stickerei und Laserschnitt.
Sprachspiele machen neugierig und geben Rätsel auf und sind manchmal schwer zu entziffern. Diese Gruppe vereint Kleidungsstücke mit Texten, die zwischen Provokation und Hochkultur changieren, zwischen Death Punk-Lyrics und Gekritzel.
Der Textinhalt steht mal im Kontrast zu Form und Funktion des Kleidungsstückes, mal interpretiert er sie, mal erscheint die Beziehung neutral. Im Bandagenkleid verschmelzen Text und Textil fast vollständig: Das Schriftband ist das Kleidungsstück. Und wohl nicht zufällig überwiegt in dieser Gruppe schwarz und weiss, unseren Lesegewohnheiten entsprechend.
Wie wird aus einem No-Name-Produkt ein Objekt der Begierde? Durch Kennzeichnung wird Design mit Bedeutung aufgeladen. Marken helfen bei der Orientierung und können ein Qualitätsmerkmal sein. Vor allem aber vermitteln sie Botschaften, die eng mit den Ideen und Werten des Labels verknüpft sind. Die Sprachmittel sind dabei divers: Von Entwürfen, die plakativ mit Markennamen versehen werden, zu dezenteren Erkennungszeichen, vom Logo bis zum auf ein Minimum reduzierte Chiffre.
Charles Frederick Worth (1825-1895) gilt als eine der wichtigsten Figuren der Modegeschichte des 19. Jahrhunderts: Er revolutioniert die Modeproduktion, indem er Modelle statt individueller Kleider entwirft und sie mit einem Etikett versieht, das seine Unterschrift trägt. Mit dieser Neuerung erhebt er sich in den Rang eines Künstlers. So avanciert er vom Schneider zum Modeschöpfer mit signiertem Autoren-Modedesign. ln den späten 1980er Jahren lanciert der belgische Modedesigner Martin Margiela (*1957) das nach ihm benannte Label ‘Maison Martin Margiela’, das die Autorenschaft subtil nach Aussen kehrt. Die vier weissen Stiche, die das Label im Inneren befestigen, werden aussen zum Code für Eingeweihte.
Schrift ist ein zentraler Bestandteil der Sprache, sie bewahrt und vermittelt Inhalte. Auch die Typographie, also die Art der Schrift, transportiert zusätzliche Botschaften: fett gedruckt oder kursiv, schwungvoll und dynamisch, verspielt oder streng – die Wahl der Form kann Assoziationen und Gefühle auslösen. Das Spiel mit unterschiedlichen Schriftarten und Sprachen wird zum dezidierten Gestaltungsmittel in der Mode. Schrift wird auf unterschiedlichste Weise hergestellt. Sie wird gedruckt, gewebt, gesprüht, gemalt, appliziert oder mittels eines Lasercuts ausgeführt.
Neben der Formsprache des Kleidungsstücks, ist es auch die Wahl der Typografie, die ‘spricht’. So auch bei dem Papierkleid des Time Magazines von 1967, das als Abonnement-Beilage zum Valentinstag mit der druckfrischen Zeitschrift versendet worden ist. Die Anordnung des Schriftzugs verweist auf die populäre Op-Art: Was zunachst als schwarz-weisses Muster erscheint, wird beim genauerem Hinsehen zum Magazintitel. Das Spiel mit der optischen Täuschung offenbart die Werbebotschaft erst auf den zweiten Blick. Das Kleid wird zum modischen Werbeträger.
Die Beispiele zeigen Kleidungsstücke mit – im weitesten Sinne – politischen oder gesellschaftskritischen Botschaften. Besonders gut eignen sich die unstrukturierten Flächen von T-Shirts zur Verbreitung kurzer Slogans, fallen sie doch meist auf Augenhöhe besonders ins Auge. Die Künstler*innen und Designer*innen reflektieren Themen wie den Vietnamkrieg und den Terror der 2010er Jahre, betreiben aber auch Konsum- und Selbstkritik.
Der Ausstellungstitel ‘Die Sprache der Mode’ ist eine Referenz an den französischen Philosophen Roland Barthes (1915-1980) und sein wegweisendes Werk zu Mode- und Sprachtheorie ‘Systèmes de la Mode’, Paris 1967. Alle ausgestellten Objekte stammen aus der Modesammlung des MK&G, teilweise sind sie Dauerleihgaben der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen.
Info:
14. August 2020 – 31. Oktober 2022
Die Sprache der Mode
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg
Deutschland
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Kunst ⇆ Handwerk. Zwischen Tradition, Diskurs und Technologien
Nach den Stationen in Graz und Leipzig ist die Ausstellung ‘Kunst ⇆ Handwerk. Zwischen Tradition, Diskurs und Technologien’ ab dem 2.Oktober 2010 in der Kestner Gesellschaft in Hannover zu sehen.
Ausgangspunkt für die Künstler*innen der Ausstellung ist der Fakt, dass in den letzten Jahren ihr Interesse am Material, an kunst-handwerklichen Verfahren, am Experimentieren mit Material und Techniken auffällig gewachsen ist.
Nun entstehen Arbeiten, die sich auf kunsthandwerkliche, volkstümliche, künstlerische Traditionen sowie zeitgenössische und technologische Diskurse gleichermassen beziehen, Arbeiten, die Brücken bauen – zwischen tradiertem lokalen Wissen und anderen Kulturen und Zeiten, zwischen Handwerk und zeitgenössischer Kunst.
Die Ausstellung reagiert auch auf das gestiegene gesellschaftliche Interesse am Handwerk. Zum einen findet sich ein neokonservatives Qualitätsbewusstsein und damit einhergehend der Konsum von gehobenen handwerklichen Gütern, zum anderen haben DIY-Bewegungen an Fahrt aufgenommen.
Und nicht zuletzt kann man politische Einverleibungen von Handwerk in einer Reihe mit Begriffen wie Heimat, Volk, Volkskunst und Tradition beobachten. Die Künstler*innen fordern diese Zuschreibung heraus und zeigen in ihren Arbeiten, wie sehr sich lokale Identifikationen und globale Entwicklungen längst ineinandergeschoben haben.
Viele Themen der Ausstellung, insbesondere die Hierarchisierung von Kunst und Kunsthandwerk, von europäischer Moderne und aussereuropäischen Kulturen, sowie geschlechterspezifische Zuschreibungen von Techniken und Materialien und die Rolle von Design, beschäftigen die Kestner Gesellschaft bereits seit ihrer Gründung 1916. Der zeitgenössischen Kunst wird einen Blick ins Archiv der Kestner Gesellschaft zur Seite gestellt, um die historische Entwicklung dieser Fragestellungen aus institutioneller Perspektive zu beleuchten.
Auch interessant:
Meine ausführlichen Berichte mit vielen Fotos über die Ausstellungen in Graz und Leipzig findet man innerhalb der Ausstellungstipps Januar 2020 und Juni 2020.
Info:
2. Oktober 2020 – 10. Januar 2021
Kunst ⇆ Handwerk. Zwischen Tradition, Diskurs und Technologien
Kestner Gesellschaft
Goseriede 11
30159 Hannover
Deutschland
Ausstellungstrailer der Kestner Gesellschaft
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Elisabeth Krampe
Faltungen
Unter ‘Faltungen’ wird im physikalischen Sinn das Einwirken horizontaler Kräfte auf eine Fläche verstanden, indem sie diese in wechselnden Richtungen vertikal verbiegen oder knicken und auf engstem Raum komprimieren.
‘Elisabeth Krampe macht aus dem Prinzip Faltung eine Kunstform, abstrakt und konstruktiv, immer wieder neu durchdacht, lebendig und überraschend. In ihren Colliers und Reifobjekten wiederholen sich kunstvolle Faltmuster hundertfach, werden zur Reihung und fügen sich zu Körpern’, schreibt Marlene Jochem im Text der Einladugskarte zur Ausstellung ‘Elisabeth Krampe: Faltungen’, die der Bayerische Kunstgewerbeverein in München noch bis zum 10. Oktober 2020 zeigt.
Faltgebilde aus Papier, unsichtbar auf einen elastischen Spiraldraht aufgefädelt, fügen sich zu tragbarem attraktiven Schmuck.
Info:
4. September – 10. Oktober 2020
Elisabeth Krampe
Faltungen
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistrasse 6 – 8
80333 München
Deutschland
www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de
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Vorschau:
Ursula Waldburger
Sekundenschlaf – gestickte Blitzgeschichten …
Die Galerie Textilaltro an der OST – Ostschweizer Fachhochschule zeigt in der Einzelausstellung ‘Sekundenschlaf – gestickte Blitzgeschichten …’ Werke der Textildesignerin und passionierten Stickerin Ursula Waldburger.
Ursula Waldburger hat vergleichsweise spät zu ihrer eigentlichen Berufung gefunden. Nach vier Semestern Architekturstudium und einem längeren Rückzug ins Private, hat sie 2002 das Textildesign-Studium an der Hochschule für Gestaltung in Zürich abgeschlossen. Seit 2004 ist sie selbständig. Mit ihrem Label Waldburger Stickerei Manufaktur hat sie eine ganze Produktpalette entwickelt und vertrieben, vom Küchentuch über Bettwäsche bis hin zu Vorhangbahnen. Weiter hat sie für das Luzerner Theater und die Oper in Graz Kostüme bestickt.
Ursula Waldburger ist aber auch eine talentierte Malerin. Ihren gestickten Bildern gehen eigene Zeichnungen voraus, Pinselwerke oder fotografierte Momentaufnahmen. ‘Malen’ tut sie dann mit der Stickmaschine. So auch die Blitzgeschichten, die sie für die Ausstellung gefertigt hat.
Ihre Stiche sind Pinselstriche. Sie sind Rhythmus, Raster und Farbe. Nicht Sticken, was man von Stickerei erwartet, sondern untersuchen, was zwischen dem Faden sonst noch liegen könnte – das will Ursula Waldburger. Mit Auflösung auf Tuchfühlung gehen, Regenschauer sticken und Nebel durchstreifen, Lichteinfall auf Stoff zeichnen und Blüten aufblasen, bis sie fast zerplatzen. Entstanden sind hand- und maschinengestickte Werke vom Wegesrand, Blitzgeschichten und sekundenbruchgeteilte Visionen im Zwischenbereich.
Der Perkussionist Heinz Lieb hat Tonaufnahmen der ratternden Stickmaschine bearbeitet. In seiner Performance, welche an der Vernissage zu hören sein wird, malt er damit einen Klangteppich zur Ausstellung. Weiter wird Marianne Gächter, ehemalige Kuratorin des Textilmuseums, einleitende Worte zur Ausstellung sprechen.
Info:
2. November – 18. Dezember 2020
Ursula Waldburger
Sekundenschlaf – gestickte Blitzgeschichten …
Galerie TextilAltro
OST – Ostschweizer Fachhochschule
Campus Rapperswil-Jona
Gebäude 5, 1. Stock (in der Bibliothek)
Oberseestrasse 10
8640 Rapperswil
Schweiz
www.textilaltro.hsr.ch
www.waldburgerstickerei.ch
Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 8.30 – 17.30 Uhr
Sa, 21. November 2020: 13 – 16 Uhr
Feiertage geschlossen
Vernissage:
Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen findet die Vernissage in geschlossenem Rahmen nur auf persönliche Einladung der Künstlerin statt.
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Drachen aus goldenen Fäden
Chinesische Textilien aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld
Die neue Ausstellung des Deutschen Textilmuseums Krefeld präsentiert ab 1. November 2020 eine Auswahl von etwa 120 chinesischen Textilien aus eigenem Bestand. Die der Ausstellung vorausgehenden Forschungen zu der Sammlung ostasiatischer Textilien wurde durch die Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld im Rahmen der Schwerpunktförderung ‘Ans Licht’ möglich gemacht. Dafür konnte der international bekannte Textilforscher Walter Bruno Brix gewonnen werden, der sich für die nun gezeigte Ausstellung auf die Bearbeitung von chinesischen Textilien konzentriert und einen reich bebilderten, umfangreichen Katalog verfasst hat.
Der Entstehungszeitraum der vorgestellten Textilien und Gewänder reicht von der Yuan-Dynastie (1279–1368) bis zur Volksrepublik China (seit 1949). Neben Fragmenten bilden zahlreiche Kleidungsstücke der Mandschuren sowohl für Frauen als auch für Männer sowie Gewänder für Han-chinesische Frauen einen Schwerpunkt der Schau.
Als besondere Objekte sind Fragmente eines kaiserlichen Gewands aus dem 18. Jahrhundert, ein Gewand mit Drachenmedaillons für eine adlige Dame in Schlitzwirkerei, zwei übergrosse Gewänder für Götterstatuen, ein imperiales Totentuch, ein grosses Fragment von einem Palastteppich aus Seidensamt sowie ein sogenannter Mao-Anzug der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nennen.
Allen Textilien ist die Auseinandersetzung mit goldenen Drachen gemein, die als Symbol für den chinesischen Kaiser und seinen Hof mit ausgeprägter Hierarchie stehen. Ein grosser Teil der Gewänder und Gewebe zeigt goldene Drachen, weitere präsentieren andere Tiere, die die höfischen Ränge verkörpern und weitere zeigen bewusst keine derartigen Darstellungen, weil sie sich aus politischen Gründen abgrenzen.
Katalog erhältlich
Info:
1. November 2020 – 2. Mai 2021
Drachen aus goldenen Fäden
Chinesische Textilien aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld
Deutsches Textilmuseum Krefeld
Andreasmarkt 8
47809 Krefeld
Deutschland
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… und dann gibt’s noch:
zeiten – schichten – schriften
Christine Läubli
Vor einiger Zeit stellte Christine Läubli in den Räumen des Winterthurer Bauhofs ihre eindrucksvollen Werke unter dem Titel ‘zeiten – schichten – schriften’ aus – im August hatte ich dies angekündigt.
Kürzlich (22. September 2020) veröffentlichte die Künstlerin eine Nachbetrachtung mit vielen Fotos auf dem TAFch-Blog.
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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die Besuchsmodalitäten und die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.
Weitere zahlreiche Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.
Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!
Liebe Gudrun!
So vielseitig ist Dein langer Bericht mal wieder.
Aber “Ran an den Stoff” lassen wir uns doch nicht zweimal sagen – oder ? Und dann noch zu Paul Klee – wunderbar!
Lieben Dank und liebe Grüße
Wiebke
halli hallo wiebke,
besten dank auch dir für deine lieben zeilen.
ja, paul klee ist doch immer gern gesehen und bietet hervorragende inspirationen!
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,
ganz herzlichen Dank für deine Mühe ,uns wieder einmal einen so interessanten Ausstellungs-Rundumschlag zu servieren.
Mir haben die Töpferarbeiten mit den wunderbaren Glasuren sehr gefallen.
Danke für so viel kulturelles Futter .
Liebe Grüße
Erika
halli hallo erika,
herzlichen dank zurück!
ich kann mir vorstellen, dass die schalenformen sich auch wunderbar auf einem quilt machen würden, eine form von der seite gesehen zum beispiel. applikation, patchwork, druck, quiltmuster – alles ableitbar.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,
spannend wie immer sind deine Berichte zu lesen. Die Welt der Kunst und Textilkunst ist so vielfältig, einfach toll.
Viele Grüße
Birgit
halli hallo birgit,
1000 dank – ich freue mich immer, wenn du hier einen kommentar drunter setzt und wenn es gefällt. die besucher wie die ausstellungsmacher haben es zur zeit ja auch nicht einfach und da versuche ich zu tun was ich kann.
beste grüsse
gudrun
liebe gudrun,
immer wieder, wenn ich “ein paar minütchen” habe, klicke ich mich in deine supertollen ankündigungen, beschreibungen, fotos rein: purer genuß, was es da alles zu sehen gibt / gäbe !!! ich besuche museen, zu denen ich stundenlang anreisen müßte (hamburg ist von mir aus nicht direkt “um die ecke”), ich bewundere uralte kunst/handwerkstechniken und kluge kommentare in ausstellungs-trailern – welch´ engagement und bemühen und können steckt hinter dem ganzen!
und dann auch noch “der gekaufte kaiser” in aachen – ein weites feld: kaum kommen fugger ins spiel, schon wird´s spannend (zu gern wüßte ich, wo die schweizerscheibe eingebaut war – im fugger- und welsermuseum hier in augsburg kann man mir das ja evtl. sagen?)
also, langer worte kurzer sinn: DANKE liebe gudrun! viele grüße an dich – von uschi
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halli hallo uschi,
ganz vielen lieben dank für deine zeilen, über die ich mich sehr freue!
du siehst das richtig, die ausstellung ‘der gekaufte kaiser’ deckt ein weites feld ab, was den historischen hintergrund betrifft. darauf kann man in einem ausstellungshinweis gar nicht im detail eingehen, das würde den rahmen dann doch sprengen. die von dir erwähnte schweizerscheibe gehört in die städtische sammlung der stadt aachen. solltest du bei dir in augsburg mit der recherche nicht weiterkommen, gebe ich dir sehr gern den kontakt nach aachen weiter. bitte maile mir einfach.
beste grüsse
gudrun