Zu den Ausstellungstipps Dezember 2022 – Teil 1 geht es hier im BERNINA blog.
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Weihnachtsmesse Karlsruhe 2022
Noch bis zum 11. Dezember 2022 findet – wie bereits angekündigt – die Weihnachtsmesse Karlsruhe im Regierungspräsidium am Rondellplatz statt.
‘Kunst Handwerk Design’ – lautet das diesjährige Motto. Und es trifft die Sache ganz genau.
Denn in diesem Bereich haben die erlesenen Ausstellungsstücke ihren Ursprung, die 30 Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker präsentieren.
Im Regierungspräsidium am Rondellplatz stehen dafür das Erdgeschoss und die erste Etage zur Verfügung, also viel Platz, Luft und Raum auch für Gespräche.
Die Ausstellerinnen und Aussteller sind in der Regel anwesend und geben gerne Auskunft über ihre Arbeit und was man als Besucher sonst noch gerne wissen möchte.
Zu sehen und zum Verkauf stehen Arbeiten aus den Bereichen Schmuck, Keramik, Holz, Textil, Papier und Leder – wer noch ein nicht alltägliches Geschenk sucht, ist hier richtig.
Nach eigenen Entwürfen in der Werkstatt mit Sorgfalt gefertigt sind Unikate oder Kleinserien entstanden, die nun auf Liebhaber warten.
Im Erdgeschoss lockt zudem eine Sonderpräsentation zum Thema ‘Flechtwerk’: Körbe und dekorative Objekte aus Weide & Co., die geschickte Finger entstehen liessen, sind in zahlreichen und unterschiedlichsten Variationen zu bewundern. Eins schöner als das nächste!
Veranstaltet wird die Messe, die alljährlich aufs Neue zu den schönsten und inspirierendsten Events in Karlsruhe zählt, vom Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V. (BdK) und dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Man kann aber durchaus auch Aussteller und Ausstellerinnen antreffen, die von weiter her angereist sind.
Info:
8. – 11. Dezember 2022
Weihnachtsmesse Karlsruhe
Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz
Karl-Friedrich-Strasse 17
76133 Karlsruhe
Deutschland
www.rp.baden-wuerttemberg.de
www.kunsthandwerk.de
Öffnungszeiten:
Do – Sa: 11 – 19 Uhr
So: 11 – 18 Uhr
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Gestickte Gärten
Osmanische Textilien aus der Sammlung Borgs
Ab dem 16. Dezember 2022 präsentiert das Museum für Islamische Kunst im Buchkunstkabinett des Pergamonmuseums Berlin die Sonderausstellung ‘Gestickte Gärten’, 25 Highlight-Objekte der Sammlung Borgs aus Düsseldorf.
Die Ausstellung zeigt die umfassende Textiltradition des Osmanischen Reiches anhand einer Auswahl an reichen farbenprächtigen Stickereien des 16. bis 19. Jahrhunderts. Neben Teppichen und Geweben spielten im Osmanischen Reich auch weniger bekannte Stickereien eine grosse Rolle – vor allem in häuslichen Kontexten der Städte. Sie waren Teil der Aussteuer einer jeden jungen Frau und gleich einem Schatz verwahrt. Die mit kunstvollen Stickereien veredelten Handtücher, Servietten und Gürteltücher fertigten die Frauen in der Regel zu Hause, einige besonders aufwendige Stickereien sind Werkstattarbeiten professioneller Sticker*innen.
Gestickt wurde an einem rechteckigen Stickrahmen auf vier Beinen, vor den sich die Stickerin auf den Boden setzen konnte. Besonders fein gewebte Stoffe aus Seide, Leinen und Baumwolle kamen hier zum Einsatz. Die mit Naturfarben gefärbten Stickfäden waren meist aus Seide, hinzu kam die Verwendung von Silber- oder Goldlahn. In der Regel wurde eine Bordüre an den Kurzseiten der Tücher bestickt. Die Stickereien sind dabei so hochwertig gearbeitet, dass sie von beiden Seiten identisch aussehen und es keine Vorder- oder Rückseite gibt. Es ist anzunehmen, dass diese feinen Handtücher und Servietten niemals benutzt worden sind. Sicher scheint hingegen, dass sie vor allem als Aussteuerschatz einer Braut von Bedeutung waren und als solcher zur Schau gestellt wurden.
Motive, Muster und Techniken dieser Stickereien wurden über Jahrhunderte weitergegeben, wobei sich neben traditioneller Ornamentik auch Trends und Moden feststellen lassen. So finden etwa ab dem 18. Jahrhundert vermehrt europäische und chinesische Vorlagen und Sticktechniken Anwendung. Bei der Betrachtung der Motive fällt die grosse Vorliebe für Blumen und Pflanzendarstellungen auf. Ein ausgeprägtes Interesse hierfür ist in der osmanischen Kunst bereits ab dem 16. Jahrhundert verbreitet und findet sich auf nahezu allen Materialien und in unterschiedlichen Techniken, seien es Fliesen aus Iznik, Samtstoffe aus Bursa oder die Miniaturmalerei der osmanischen Buchkunst. In den Stickereien sind die Muster derweil freier interpretiert und entfernen sich mitunter weit vom klassischen osmanischen Hofstil. Gleichzeitig lassen sich regionale Techniken und Motive bestimmen.
In der Sammlung des Museums für Islamische Kunst finden sich viele osmanische Teppiche, aber so gut wie keine osmanischen Stickereien. Die Sonderpräsentation soll daher einen Einblick in die reiche osmanische Textiltradition als Ganzes geben. In der Dauerausstellung wird die Ornamentik des osmanischen Hofstils mit ihrer charakteristischen Liebe zu Blumen- und Pflanzendarstellungen am Beispiel der Teppiche und Keramik aus Iznik vorgestellt, die neuen Leihgaben bieten nun eine wertvolle Ergänzung auf den Bereich der Textilien. Sie verdeutlichen, dass es sich bei den Blumenornamenten um eine Mode handelte, die sich über die Hauptstadt Istanbul hinaus verbreitet und ihren Weg in die Zimmer der Stickerinnen gefunden hat.
Neben den farbenprächtigen Objekten werden in einer Technikvitrine auch die verwendeten Materialien und Stichtechniken erläutert. Die unter dem Mikroskop entstandenen Aufnahmen fliessen in die Ausstellungsbeschilderung ein, wo Technik, Silberfäden und Vorzeichnung genau erkennbar sind.
Das Ehepaar Borgs aus Düsseldorf bereiste 1954 zum ersten Mal die Türkei. Dabei entdeckte Anneliese Borgs Stickereien und verliebte sich in sie. In den folgenden Jahren reiste das Ehepaar immer wieder durch die Türkei. Aus dieser Leidenschaft für türkische Textilien entstand zu Lebzeiten des Paares eine Sammlung von über 200 Stickereien aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Das Museum für Islamische Kunst zeigt 25 der besten Stücke der Sammlung Borgs aus dem 16. bis 19. Jahrhundert.
Kuratorin: Deniz Erduman-Çalış, Museum für Islamische Kunst
Fachwissenschaftliche und restauratorische Bearbeitung: Irina Seekamp, Museum für Islamische Kunst
Info:
16. Dezember 2022 – 16. April 2023
Gestickte Gärten
Osmanische Textilien aus der Sammlung Borgs
Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin
Pergamonmuseum
James-Simon-Galerie, Bodestrasse
10178 Berlin
Deutschland
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Besessen
Die geheime Kunst des Polsterns
Gepolsterte Sitzgegenstände sind uns allen vertraut. Polster sind behaglich, sie vermitteln Geborgenheit und versprechen Komfort, sie besitzen ein spezifisches Design, behaupten oder schaffen Status und erzählen Geschichte(n). Doch reduziert sich unsere Betrachtung zu oft nur auf ihr äusseres Erscheinungsbild. Denn der Blick hinein ist verwehrt, da das Innenleben gepolsterter Stühle von Textilien, Leder oder Kunststoffbahnen bedeckt wird. Dabei ist ein Einblick ins verborgene Innere der Stühle und Sessel eine Reise in Geheimnisse, in geschnürte und gefederte Konstruktionen, die sich als unbekannte handwerkliche Meisterwerke erweisen.
Derzeit präsentiert das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig die Ausstellung ‘Besessen. Die geheime Kunst des Polsterns’ und spürt den Möbeln und ihrem Innenleben nach, vermittelt sinnlich und spielerisch Wissenswertes, lädt zum vergleichenden Probesitzen ein und stellt dar, warum das Polstern immer auch Teil einer Kultur- und Sozialgeschichte ist.
Die Ausstellung ‘Besessen. Die geheime Kunst des Polsterns’ vereint mehr als 100 Polstermöbel der vergangenen 400 Jahre, vom Renaissance-Stuhl über den Ratssessel des frühen 17. Jahrhunderts, vom ersten Fitnessgerät Chamber Horse des späten 18. Jahrhunderts bis zum bewunderten Designobjekt und den Experimenten der letzten Jahrzehnte. Die Polstermöbel herausragender Gestalterinnen und Gestalter korrespondieren dabei mit anschaulichen Modellen, Textilien, Film- und Bilddokumenten, die die Entwicklungsgeschichte des Polsterns nachzeichnen. Anhand der ausgestellten Exponate erhält man einen exklusiven Einblick in die normalerweise verborgene Polstertechnologie und die Arbeit herausragender Meister und Meisterinnen.
Die Ausstellung lüftet einerseits das Geheimnis des Innenlebens gepolsterter Sitzmöbel und rückt andererseits das Polsterhandwerk an sich in den Fokus. Ein Beruf, der Tradition mit Fortschritt und Zukunft verbindet und seit jeher durch eine hohe Nachhaltigkeit geprägt ist.
Über 70 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung geben zudem einen Überblick über 500 Jahre Bezugstoffe und Posamente als wichtigem Bestandteil von Polstermöbeln. Der Grossteil dieser textilen Objekte, darunter kunstvoll gefertigte italienische Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert, werden zum ersten Mal öffentlich präsentiert.
Die Exponate stammen aus der museumseigenen Sammlung, der LÖFFLER COLLECTION in Reichenschwand sowie von weiteren musealen und privaten Leihgebern. Intensiv beteiligt sind Mitglieder der Restauratoren im Handwerk e.V., Fachbereich Raumausstatter-Handwerk, Schloss Raesfeld.
Publikation erhältlich
Kuration und Ausstellungsgestaltung: Dr. Thomas Schriefers
Schnittmodelle: Restauratoren im Handwerk e.V., Fachbereich Raumausstatter-Handwerk, Schloss Raesfeld
Info:
24. November 2022 – 26. März 2023
Besessen
Die geheime Kunst des Polsterns
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig
Deutschland
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Neu eingefädelt – Handarbeit zwischen Tradition und Slow Fashion
Angestaubt und altmodisch oder angesagt und fashionable? Wie steht es um den gesellschaftlichen Stellenwert von Handarbeit heute? Die neue, noch bis zum 30. April 2023 laufende Sonderausstellung im StadtMuseum Fellbach möchte sich unter dem Titel ‘Neu eingefädelt – Handarbeit zwischen Tradition und Slow Fashion’ diesen Fragen stellen. Das Museum greift aktuelle Trends und Zeitströmungen auf – Wiederverwertung, die Lust am Selbermachen und das Aufleben alter Handwerkskunst. Die alten Techniken werden von den jungen Künstler*innen und den teilnehmenden Fellbacher*innen neu interpretiert.
Die Grundlage der Ausstellung bilden die textilen Fundstücke der Sammlerin Magdalene Kolerski. Über Jahrzehnte hat die Fellbacherin kostbare Handarbeiten aus unterschiedlichen Zeiten zusammengetragen.
Auf diese Stücke haben Textilschaffende aus nah und fern reagiert. Sie sehen die traditionellen Stücke in einem neuen Licht und interpretieren die Werke neu. Auch kreative Menschen aus Fellbach wurden in diesen Prozess mit einbezogen, darunter viele Lehrkräfte und Schüler*innen. Sie alle beteiligten sich mit Geschichten, Meinungen und persönlichen Leihgaben. Das erste selbst genähte Kleid aus den 1960er Jahren weckt besondere Erinnerungen, genau wie die bestickte Tischdecke oder das wieder aufgearbeitete Herrenhemd. Allen Stücken gemein ist der grosse handwerkliche Aufwand und der hohe emotionale Wert.
Die Sammlung Kolerski inspirierte junge Modestudierende der Hochschule Pforzheim, sich mit Handarbeit auseinanderzusetzen. ‘Das einzig Gute an Corona war, dass wir Zeit hatten, die Techniken von unseren Müttern oder Omas zu lernen’, führte die Studentin Sara Citella aus. Zusammen mit Claudia Walter und Alicia Barabasch lernte sie häkeln und stricken und liessen sich durch alte Familienfotos inspirieren. ‘Wir schauten nicht in Pinterest, sondern in die Fotoalben’, so Claudia Walter.
Und so haben Studierende der Hochschule Pforzheim im Studiengang Mode einen besonderen Anteil am Ausstellungsprozess. Sie haben für Fellbach eigene Antworten auf ‘Handcraft now’ gefunden. Altes mit Neuem verbinden, dieser Faden zieht sich durch die Ausstellung, ebenso wie Wertschätzung gegenüber alten Kleidungsstücken sowie der Technik, die dahintersteht.
Die Studentin Sara Citella etwa kombiniert die traditionelle Häkeltechnik mit der sizilianischen Blumensymbolik. Ihre Kommilitonin Alicia Barabasch entwirft neue Kleider aus alten Stoffen und besetzt diese mit Stickereien aus dem familiären Bestand. Und der in Fellbach aufgewachsene, heute in den Niederlanden lebende Designer Marco Blažević möchte der Wegwerfgesellschaft mit neu gedachten Kollektionen begegnen, die zum Nachdenken anregen. Aus einem alten Brautkleid aus dem Wegwerfcontainer schneiderte er einen schillernden Mantel für einen berühmten Boxer. Den historischen Tüchern mit tugendhaften Sprüchen widmet sich der Mannheimer Künstler Fabian Widukind Penzkofer. Gefundene Stoffe bestickt er mit Gesichtern, Figuren und neu interpretierten Sprüchen. ‘Wir verlieren unser Wissen und die Stoffe werden immer schlechter’, so das Fazit von Verena Daiß, die gelernte Modeingenieurin, zur schnelllebigen Modewelt. Ihre gesammelten Erfahrungen in der Modeproduktion brachten sie dazu, eine eigene Manufaktur zu gründen. In Schorndorf verarbeitet sie nur heimische Materialien und kreiert eine eigene Linie.
Viele der Mitwirkenden verbinden die Kreativität mit sozialem Wirken. In ihrer Berliner Werkstatt bringt Ann-Kathrin Carstensen Migrantinnen aus aller Welt zusammen, welche die allerfeinsten Häkeltechniken beherrschen. Monika Markert bietet in ihrem Stuttgarter Laden Pullover verschiedener Designs, gestrickt von Frauen aus der Umgebung. Im Westerwald erschafft Sinah Schlemmer Upcycling-Unikate, z.B. aus alten Krawatten, und wirbt damit für ein besseres Umweltverhalten. In Fellbach und Schmiden stehen die Wolleläden von Nicole Steichele und Iris Hammer für handwerkliches Wissen und für kreative Aktionen, ebenso wie der kleine Hofladen von Isanne Straub.
Für alle Beteiligten gilt: Handarbeit findet Begeisterung und ebnet den Weg zu einem nachhaltigen Leben, dem die Gesellschaft sich aktuell stellen muss. Alle 50 an der Ausstellung beteiligten Akteure setzen ein deutliches Zeichen gegen das Wegwerfen und schnelllebige Trends.
Gerade bei diesem Thema darf ein kreatives Begleitprogramm nicht fehlen. Workshops für Erwachsene, Jugendliche und Kinder laden deshalb zum eigenen Werken und Werkeln ein. Vorträge zum Thema Textilien, Gesprächsrunden, aber auch Musik und Literatur zum Thema stehen ebenfalls auf dem Programm, das auf der Website und im Flyer ersichtlich ist.
Für das textile Grossprojekt haben sich viele Kooperationspartner*innen zusammengefunden und in der Fellbacher Galerie Renz ist zudem eine kleine Filialausstellung mit gestickten Überraschungen zu sehen.
Info:
25. November 2022 – 30. April 2023
Neu eingefädelt – Handarbeit zwischen Tradition und Slow Fashion
StadtMuseum Fellbach
Hintere Strasse 26
70734 Fellbach
Deutschland
www.fellbach.de
www.fellbach.de
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Krista Svalbonas – Displacement
In einer neuen Foyer-Ausstellung zeigt das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) derzeit Fotoarbeiten der US-amerikanischen Künstlerin Krista Svalbonas. Unter dem Titel ‘Displacement’ befasst sich Svalbonas in ihren Werken mit den Themen Flucht und Vertreibung, wie es in Folge des Zweiten Weltkriegs massenhaft aufgetreten ist. Bei Ende des vom nationalsozialistischen Deutschland ausgehenden Krieges fanden sich hierzulande fast elf Millionen sogenannte Displaced Persons (DP) wieder. Viele Geflüchtete mussten teilweise mehrere Jahre hinweg in Camps leben.
Krista Svalbonas hat eine Reihe dieser ehemaligen DP-Camp-Gebäude überall in Deutschland aufgespürt und fotografiert, unter anderem auch im Augsburger Stadtteil Hochfeld. Dort hatte die amerikanische Besatzungsmacht 1945 fast 670 Wohnungen räumen lassen und darin 5.000 Menschen aus dem Baltikum untergebracht. Die ursprünglichen Bewohnerinnen und Bewohner mussten das komplette Mobiliar zurücklassen und selbst bei Verwandten unterkommen. Im Jahr 1951 wurde das so genannte ‘Baltenlager’ schliesslich aufgelöst.
Die jetzt neu entstandenen Bilder der früheren DP-Camps hat die Künstlerin ästhetisch bearbeitet und mit einer überraschenden zweiten inhaltlichen Ebene versehen.
tim-Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr: ‘Krista Svalbonas hat die Aufnahmen mit einer abstrakt erscheinenden Struktur überzogen, die sich bei näherem Hinsehen als Schrift herauskristallisiert. Sie hat aus ihren Fotografien mit Hilfe eines Laser-Cutters textliche Passagen herausgebrannt.’ Diese stammen laut Murr aus schriftlichen Bittgesuchen, die hilfesuchend aus den DP-Camps in die USA gelangt waren. ‘Angesichts der jüngeren Fluchtbewegungen, die in Folge von Kriegen weltweit aufgetreten sind, erhält Krista Svalbonas Arbeit eine ungeahnte Aktualität’, so Murr.
Info:
25. November 2022 – 2. April 2023
Krista Svalbonas – Displacement
tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Provinostrasse 46
86153 Augsburg
Deutschland
Der Eintritt ist frei.
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Social Fabric: Textiles and Contemporary Issues
Von der Wiege bis zur Bahre kommt der Mensch mit Textilien in Berührung, ist in sie eingewickelt, gekleidet und von ihnen umgeben. Was Menschen unternehmen, um sich anzuziehen, zu schützen und ihre Räume zu dekorieren, sagt uns etwas über ihre Kulturen, Epochen, Identitäten, Familien und Leben.
Die Ausstellung ‘Social Fabric: Textiles and Contemporary Issues’, die derzeit im Newport Art Museum (in Newport, Rhode Island, USA) zu sehen ist, zeigt Arbeiten einer Vielzahl von zeitgenössischen Textilkünstler*innen, die weben, quilten oder dreidimensional gestalten, um sich mit den komplexen Problemen unserer Zeit auseinanderzusetzen.
Sie interpretieren die gesellschaftlichen Funktionen von Textilien neu. Themen, die sie mit ihren Arbeiten aufnehmen, sind beispielsweise Klimawandel und Nachhaltigkeit, Anpassung und Wiederverwendung, Krieg und Überleben, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit, die Aufarbeitung der Geschichte, die Bestätigung von Gemeinschaften und es geht auch um geschlechtsspezifische, ethnische und rassische Identitäten.
Die an dieser Ausstellung beteiligten Künstler*innen stellen sich den Herausforderungen einer Vielzahl von Materialien, setzen Textilien in neuen Richtungen ein und sehen, wie weit sie gehen können. Durch Textilien regen sie neue Gespräche über zeitgenössische Themen an.
Zu den beteiligten Künstler*innen und Organisationen gehören: AIDS Quilt RI, Jim Arendt, Judy Chicago and International Honor Quilt artists, Elizabeth Duffy, Brooke Erin Goldstein, Sabrina Gschwandtner, Letitia Huckaby, Tamara Kostianovsky, Jesse Krimes, Dinh Q. Lê, Aubrey Longley-Cook, Veronica Mays, the National AIDS Memorial, L.J. Roberts, Alison Saar, Marie Watt, Emma Welty und Nafis M. White.
Weitere Fotos von Exponaten sind auf der Website des Museums zu finden.
Für Interessierte hat das Museum eine Sammlung weiterführender Literatur und Filmen zusammengestellt, die hier zu finden ist.
Auch interessant:
Bericht über die Ausstellung ‘alt_quilts: Sabrina Gschwandtner, Luke Haynes, Stephen Sollins’ , American Folk Art Museum, New York 2013/14, hier ist der Link
Info:
3. Dezember 2022 – 11. Juni 2023
Social Fabric: Textiles and Contemporary Issues
Newport Art Museum
76 Bellevue Avenue
Newport, RI 02840
USA
www.elizabethduffy.net
www.tamarakostianovsky.com
www.sabrinag.com
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Die Letzten ihrer Art – Handwerk und Berufe im Wandel
Die Bundeskunsthalle in Bonn widmet sich derzeit in der Ausstellung ‘Die Letzten ihrer Art – Handwerk und Berufe im Wandel’ Transformationsprozessen im Arbeitsleben und verdeutlicht dies am Beispiel von fünf gefährdeten Professionen, wie z.B. am Handwerk des Schneiderns.
Im Laufe der Geschichte entstanden und verschwanden unzählige Berufe oder mussten sich insbesondere durch die Industrialisierung dem gesellschaftlichen und technischen Wandel anpassen. Dieser Prozess hat durch die Globalisierung und Digitalisierung noch einmal zusätzlich an Fahrt aufgenommen.
Die fünf Berufe sind die durch die Industrialisierung und Globalisierung bedrohten Handwerke des Backens und Schneiderns, das Ende des Steinkohlebergbaus zugunsten des ökologischen Wandels, der infolge der Digitalisierung allmählich verschwindende Dienstleistungsberuf der Kassierer*innen und das nahezu verschwundene Handwerk der Schriftsetzerei.
Die Ausstellung zeigt, dass weltweite Transformationsprozesse sich auch im Berufsalltag einzelner widerspiegeln. So werden Aspekte des sozialen, wirtschaftlichen und auch ökologischen Wandels in einzelnen Berufsgruppen und Lebensgeschichten sichtbar, wie etwa körperliche, psychische und soziale Entfremdung, persönlicher, familiärer und regionaler Identitätsverlust oder auch Zukunftsangst.
Gesellschaftlicher Wandel birgt aber auch Chancen auf eine Verbesserung des beruflichen Alltags, besonders mit Blick auf die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte. Handwerkliche Kreativität und der Wissenstransfer von Kulturtechniken spielen eine wichtige Rolle für unser aller Bildung und Wohlbefinden. Einige Handwerksberufe gilt es darum als immaterielles Kulturerbe zu bewahren.
Begleitbuch erhältlich
Info:
3. Dezember 2022 – 2. April 2023
Die Letzten ihrer Art – Handwerk und Berufe im Wandel
Bundeskunsthalle
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
53113 Bonn
Deutschland
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What is the Proper Way to Display a Flag?
Flaggen sind starke politische Symbole, die vielfältig in künstlerischen Werken aufgegriffen werden. Sie stehen für gemeinschaftliche Überzeugungen und Werte, betonen nationale Souveränität, markieren territoriale Grenzen, schliessen ein und aus. Flaggen werden aber auch für Protest und Widerstand genutzt. Sie sind fester Bestandteil gesellschaftlicher Konflikte, die auf den Strassen dieser Welt ausgetragen werden.
Die Ausstellung ‘What is the Proper Way to Display a Flag?’ – in der Bremer Weserburg noch bis zum 23. April 2023 zu sehen – konzentriert sich auf aktuelle Positionen aus einem internationalen Kontext, um mittels zeitgenössischer Kunstproduktion über die Bedeutung, die Wirkmacht und den Einsatz von Flaggen nachzudenken. Die ausgewählten Werke zeigen künstlerische Strategien, die Flaggen als Material oder als inhaltlichen Bezugspunkt nutzen, darunter raumgreifende Installationen, Malerei, Fotografie und Videoarbeiten.
Es geht um Sichtbarmachung historischer Kontexte, um aktuelle gesellschaftskritische Setzungen und Gegenbilder, um inhaltliche Umdeutungen von Symbolen und Herrschaftszeichen, bisweilen aber auch um poetisch-hintergründige Annäherungen. Fragen über unsere unterschiedlichen Vorstellungen von Identität, Nation und Herkunft kommen in den Blick. Und damit zugleich Fragen über Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, über Aktivismus, Empowerment und Respekt.
Beteiligte Künstler*innen:
Yael Bartana, Rufina Bazlova, James Casebere, Fernando Sánchez Castillo, Yvon Chabrowski, Stephen Dean, Jan Paul Evers, Igor Grubić, Shilpa Gupta, Sharon Hayes, Vincent Haynes, Maria Kulikovska, Ahmet Öğüt, Julian Röder, Kay Rosen, Dread Scott, Cauleen Smith, Jaune Quick-to-See Smith, Jonas Staal, Nasan Tur
Kuratiert von Ingo Clauß
Katalog erhältlich
Über das Rahmenprogramm informiert die Website.
Info:
19. November 2022 – 23. April 2023
What is the Proper Way to Display a Flag?
Weserburg Museum für moderne Kunst
Teerhof 20
28199 Bremen
Deutschland
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… und dann gibt’s noch:
Verborgene Schätze in Paris
Ein Buchtipp nicht nur für Liebhaber alter Handwerkskunst, schöner Bücher und Paris
Marin Montagut macht in seinem 256-seitigen Buch ‘Verborgene Schätze in Paris’ eine Entdeckungsreise durch die Pariser Arrondissements und nimmt seine Leser*innen zu 19 zauberhaften Orten, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, mit. Traditionsgeschäfte mit Kurzwaren und Posamenten, Künstlerbedarf mit handgefertigten Pastellkreiden, Buch- und Antiquitätenläden, kleine Museen – sie alle entfalten ihren Charme anhand von hinreissenden Fotos, Aquarellen, Collagen und natürlich bezaubernden Texten. Eine Empfehlung für alle, die in Paris den Eiffelturm schon gesehen haben.
Mit Klick auf ‘Mehr Info’ gelangt man zu meiner ausführlichen Rezension auf meiner Website www.quiltsundmehr.de. Dort finden sich – neben weiteren Leseempfehlungen – alle bibliografischen Angaben sowie ein Link zu Amazon, den Sie benutzen können. Wenn die Bestellung darüber erfolgt, erhalte ich dafür einen kleinen Anteil, der es mir erlaubt, die Kosten für die Website zu verringern und damit neue Rezensionen einzustellen. Es würde mich sehr freuen!
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International Library of Fashion Research
Am 1. Dezember 2022 wurde die International Library of Fashion Research beim Nationalmuseum in Oslo eröffnet.
Es handelt sich um ein Archiv, das sich auf Modeforschung und zeitgenössische Modepublikationen spezialisiert hat. Die Sammlung wächst kontinuierlich durch Spenden von globalen Modehäusern, Verlegern und Praktikern. Die Bibliothek ist auch für allgemeine Besucher geöffnet und zugänglich.
Die International Library of Fashion Research (ILFR) wurde 2020 von Elise By Olsen (* 1999) ins Leben gerufen. Es ist eine unabhängige Modebibliothek, die auf einer grossen Spende des verstorbenen Modetheoretikers Steven Mark Klein basiert. Die ILFR ist im Station Master’s Building des Nationalmuseums in Oslo untergebracht. Die Zusammenarbeit zwischen ILFR und dem Nationalmuseum hat bisher zu drei Projekten geführt, darunter das Fashion Research Symposium, an dem im September 2022 170 Studenten, Forscher und Modefachleute teilnahmen.
Die ILFR hat das Ziel, das weltweit grösste und umfassendste Archiv für Modepublikationen und andere Dokumentationen im Zusammenhang mit der Modebranche zu werden. Die Bibliothek fungiert als kostenlose und zugängliche Ressource für Modefachleute, Forscher, Studenten und Enthusiasten. Ein Grossteil des Materials im ILFR-Archiv ist digitalisiert und auf der ILFR-Website verfügbar.
Info:
The National Museum
The Station Master’s Building
Brynjulf Bulls plass 2
0250 Oslo
Norwegen
www.fashionresearchlibrary.com
Öffnungszeiten:
Di – Fr: 12 – 18 Uhr
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Zu den Ausstellungstipps Dezember 2022 – Teil 1 geht es hier im BERNINA blog.
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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.
Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.
Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!
Hallo Gudrun,danke für diesen ausführlichen Bericht. Wie immer super aufbereitet, informativ und spannend zu lesen. Dir und deiner Familie ein ruhiges Weihnachtsfest und ein gutes Ankommen im Jahr 2023.Herzliche Grüße Birgit
halli hallo birgit,
1000 dank für deine lieben worte! ich freue mich immer wieder sehr über deine rückmeldungen, sie tun einfach gut 🙂
auch dir und deinen lieben eine gute zeit, frohe feiertage und alles liebe!
nochmals danke und
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun, auch von mir wieder ein ganz herzliches Dankeschön für Deine immer wieder so interessanten und bereichernden Ausstellungsberichte. Da kann man nur darin schwelgen und sich weiterhin freuen. Auch ich wünsche Dir und Deiner Familie Gesundheit, besinnliche Feiertage und die Hoffnung auf ein hoffentlich friedvolleres Jahr 2023. Herzlichst Angelika
halli hallo angelika,
ein ebenso ganz herzliches dankeschön an dich zurück. ich freue mich wieder einmal sehr über deine lieben zeilen – ein willkommener aufheller an diesem eher trüben tag!
auch dir und deinen lieben frohe feiertage und für dein vorhaben im neuen jahr halte ich dir fest die daumen, dass alles wunschgemäss hervorragend klappt. ja, gesundheit und ein friedvolleres neues jahr, das wünschen wir uns doch gegenseitig alle – und ich besonders auch dir, liebe angelika.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun!
Mit Begeisterung lese ich immer wieder Deine Berichte und freue mich, dass Du uns immer zum Monatsbeginn und hoffentlich auch weiterhin diese tolle Aufzählung präsentierst.
Eine besinnliche Adventszeit mit Zeit zum Durchatmen und frohe Festtage wünscht Dir
Wiebke
halli hallo wiebke,
wie schön, von dir zu lesen, freut mich sehr. und naürlich ein grosses dankeschön an dich für deine lobenden worte. ich hoffe, die reihe noch länger weiterführen zu können. dazu atme ich jetzt wirklich erstmal durch, aber bis zu den feiertagen ist noch viel zu tun.
liebe wiebke, mach du es gut, hab’ eine feine zeit und frohe feiertage im famlienkreis.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,gerne schliesse ich mich den Worten von Frau Mett an. Auch ich sehe die Arbeit , die hinter deinen Beiträgen steckt und was wäre dieser Blog inzwischen ohne deine ausführlichen Beiträge.In dem Sinne wünsche ich dir eine besinnliche Weihnachtszeit und Gesundheit fürs Neue Jahr.Herzliche GrüßeErika
halli hallo erika,
wieder einmal ein lieber kommentar von dir, dafür herzlichen dank zurück! wer würde sich nicht über ein solches lob freuen – also ich bin happy 🙂
verbringe auch du eine gemütliche zeit mit glühwein-momenten und alles liebe und gute!
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken für die umfassenden und immer sehr interessanten Ausstellungsberichte. Ich weiß, wieviel Arbeit in dieser Zusammenstellung steckt. Um so mehr ein herzliches Dankeschön.Ich freue mich, auch im neuen Jahr wieder interessante Berichte von Dir zu lesen. Hab eine gute und ruhige Weihnachtszeit, genieße die Festtage und komme gut ins neue Jahr.herzliche Grüße sendet Gabi
halli hallo gabi,
wie sehr freue ich mich über deine zeilen – auch dir ganz herzlichen dank dafür. wie hat mir pascale goldenberg erst neulich geschrieben: ‘Du und ich, wir haben keine Langeweile!’ – stimmt! ein teil meiner zeit schlüpft hier in den blog, aber es macht mir auch so viel spass!
liebe gabi, auch dir und deinen lieben eine stimmungsvolle zeit, schöne feiertage und weiterhin alles gute.
beste grüsse
gudrun