Das richtige Stickvlies wählen
Wir starten ins Jahr des Stickens! Mit meinem heutigen Blogbeitrag möchte ich mich dem Thema Sticken widmen. Wie Ihr wisst, entwickelt BERNINA seit Jahrzehnten hochwertige Stick- und Nähmaschinen und Zubehörteile, die uns helfen, wunderbare Stickdesigns im Handumdrehen zu realisieren. Doch mal Hand aufs Herz: Wer hat sich nicht schon mal darüber geärgert, dass ein Stickdesign den Stoff zusammengezogen hat, dass die Umrandungslinie verschoben war oder, schlimmer noch, sogar ein Loch im Material entstanden ist? Mir ist das alles jedenfalls schon passiert. Oft haben solche Probleme mit dem Stickvlies zu tun. Im heutigen Artikel befasse ich mich deshalb mit der Frage: Welches Stickvlies für welches Material? Neben einer kleinen Materialkunde findet Ihr in diesem Artikel die vier wichtigsten Tipps für ein gutes Stickergebnis.
BERNINA hat 2023 unter das Motto “Jahr des Stickens” gestellt. Dieser Artikel ist der erste in einer ganze Reihe von Artikeln rund ums Sticken. Ich starte mit der Auswahl des richtigen Stickvlieses, denn dieses ist entscheidend für ein gutes Stickergebnis. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage, die dem Stoff Stabilität während und nach dem Aussticken verleiht, damit er sich weder zusammenzieht noch ausdehnt.
Hier also die 4 ultimativen Tipps für ein gutes Stickergebnis:
1. Achtet auf die Qualität
Vlies ist nicht gleich Vlies. Es gibt riesige Unterschiede in der Qualität, die sich natürlich auch im Preis manifestieren. Spart hier nicht an der falschen Stelle! Wenn ich etwas besticke, ist das in der Regel ein fertiges Kleidungsstück oder Dekoprojekt, welches ich vielleicht sogar selbst mit viel Liebe und einem gewissen Zeitaufwand angefertigt habe. Dann investiere ich gerne in ein qualitativ hochwertiges Stickvlies, um ein gutes Ergebnis zu erhalten.
Ein qualitativ hochwertiges Stickvlies erkennt man an einer gleichmässigen Struktur. Haltet Euer Stickvlies mal gegen das Licht. Erkennt Ihr Unregelmässigkeiten? Das wird auch zu Unregelmässigkeiten im Stickbild führen.
Ausserdem sollte Euer Vlies in alle Richtungen gleich stark sein. Das heisst beispielsweise bei einem abreissbaren Vlies, dass es in alle Richtungen gerissen werden kann. Dann spielt es auch keine Rolle, in welche Richtung das Vlies eingespannt ist – es wird sich in keine Richtung ausdehnen.
2. Welches Vlies wofür? Trefft die richtige Wahl
Wegreissbar, wegschneidbar, aufbügelbar… die Auswahl ist gross. Doch welches Stickvlies ist wofür geeignet? Gibt es sowas wie Grundregeln? Ja, die gibt es!
- Der Stoff bestimmt die Art des Stickvlieses
- Das Stickmuster bestimmt die Anzahl der Lagen
Wir unterscheiden folgende drei Grundarten von Vlies: wegschneidbar, wegreissbar und wegwaschbar. Darüber hinaus gibt es noch spezielle Stickvliese, die den Stickprozess unterstützen.
Wegschneidbare Stickvliese
Oft hört oder liest man die Frage: Welches Stickvlies für Jersey? Die Antwortet lautet: Ein wegschneidbares Stickvlies!
Diese Stickvliese können für jeden Stoff, müssen aber bei Strick und dehnbaren Stoffen verwendet werden. Da der Stoff dehnbar ist, würde sich auch das Stickdesign während des Stickens ausdehnen. Ein wegschneidbares Stickvlies hält die Stiche am Platz und vermeidet ein Verziehen der Stickerei. Es ist sehr stabil und garantiert daher beste Stichqualität, auch bei hoher Stichdichte. Je dehnbarer der Stoff, desto stabiler muss das Stickvlies sein.
Ein wegschneidbares Vlies gehört auf jeden Fall in die Grundausstattung. Manche Vlieshersteller bieten sogar verschiedene Stärken oder Farben an.
Nach dem Sticken wird das Vlies um das Stickmuster herum weggeschnitten. Dabei achtet man darauf, weder in den Stoff noch in das Stickdesign zu schneiden. Eine Applikationsschere mag dafür hilfreich sein.
Wegreissbare Stickvliese
Welches Stickvlies ist ideal für Webstoffe, die sich nicht oder kaum ausdehnen und nicht so viel Halt benötigen, also für Stoffe wie Jeans, Baumwolle, Leinen, Filz? Hier lautet die Antwort: wegreissbares Stickvlies.
Diesen Stickvlies-Typ kann man auch gut verwenden, wenn die Rückseite des Stoffes zu sehen ist, z.B. bei Handtüchern, Geschirrtüchern, Schal. (Je nach Stickmuster kann auch ein wegwaschbares Stickvlies verwendet werden.) Auch für Applikationen mit nicht so vielen Stichen würde ich ein wegreissbares Stickvlies verwenden.
Vielleicht werdet Ihr jetzt einwenden: Aber was, wenn mein Stoff dehnbar ist? Dann gilt es zu entscheiden, ob ein wegreissbares Stickvlies ausreichend stabil für mein Stickmuster ist. Wenn das Stickmuster nicht so viele Stiche hat, mag es genügen. Ansonsten sollte die Wahl auf stabileres, wegschneidbares Vlies fallen.
Nach dem Stickprozess wird das Stickvlies entfernt. Haltet mit einer Hand den Stoff und reisst das Vlies mit der anderen vorsichtig weg. Falls mehrere Lagen verwendet wurden, eine Lage nach der anderen entfernen.
Wegwaschbare Stickvliese
Wegwaschbare Vliese lösen sich in Wasser vollständig auf. Das bedingt natürlich, dass der Stoff zumindest von Hand gewaschen werden kann. Der Vorteil ist, dass keine Vliesrückstände mehr zu sehen sind. Für Stoffe wie Organza oder Tüll eignet sich ein wegwaschbares Vlies sehr gut.
Auch sogenannte freistehende Motive werden mit dieser Art Vlies gestickt und benötigen gar keinen Stoff, wie hier die Teelicht-Halter:
Oder gestickte Schneeflocken auf Organza:
Welches Stickvlies wählen für Frottee oder Fleece? Auch in diesem Fall ist wegwaschbares Stickvlies die richtige Wahl.
Wegwaschbare Stickvliese werden bei allen flauschigen, florigen Stoffen sowie bei Stoffen mit viel Struktur (Frottee, Fleece, grober Strick…) eingesetzt, und zwar werden sie auf dem Stoff platziert, als sogenanntes Topping. Dadurch wird verhindert, dass die Stiche in den Stoff einsinken. Stattdessen bleiben sie glatt und gleichmässig auf dem Stoff.
Welches Stickvlies ihr als Unterlage verwendet, hängt ein bisschen davon ab, ob beim Projekt auch die untere Seite zu sehen ist, also wie bei einem Handtuch: dann würde ich auch als Unterlage ein wegwaschbares Stickvlies verwenden, ansonsten kann auch Eines zum Wegreissen oder Wegschneiden genommen werden.
Wegwaschbares Stickvlies wird unter handwarmem Wasser ausgespült. Ein kleiner Tipp von mir: schneidet zuerst das überstehende Vlies weg, und legt dann das Projekt in ein Gefäss mit lauwarmem Wasser. Dann muss man es nicht so lange ausspülen. Danach trocknen lassen. Merkt Ihr nach dem Trocknen, dass es noch zu steif ist, wiederholt den Waschgang. Bei meinen Teelicht-Haltern wollte ich bewusst etwas die Festigkeit bewahren, daher habe ich sie nur einmal ausgewaschen.
Resultat mit Topping:
Resultat ohne Topping:
Klebevliese
Wer kennt sie nicht? Einfach Klebevlies einspannen, Folie abziehen, Stoff auflegen und sticken.
Ich bin kein Fan davon, und zwar aus folgenden Gründen: Durch das ständige Auf und Ab der Nadel bleiben Kleberrückstände an der Nadel haften. Und, was noch schlimmer ist, die Rückstände findet man auch im Greiferbereich, den ich unter Umständen nicht so einfach reinigen kann. Das wiederum hat Einfluss auf das Stickergebnis.
Ausserdem ist es immer von Vorteil, den Stoff zusammen mit dem Stickvlies einzuspannen, das gibt mehr Stabilität und man erzielt eine präzisere Stickerei.
Aber natürlich ist das auch immer ein bisschen Geschmackssache. Es gibt tatsächlich auch Einsatzbereiche, wo ein Klebevlies von Vorteil ist, z.B. bei Taschen auf Kleidungsstücken etc.
Klebevliese haben eine Papierseite und werden ohne Stoff in den Rahmen eingespannt. Dann wird die Papierseite vorsichtig eingeritzt und das Papier abgezogen. Auf die klebende Fläche wird nun der Stoff aufgelegt und angedrückt. Daher ist das Vlies für alles geeignet, was nicht eingespannt werden kann. Hinterher wird, je nach Art das überschüssige Vlies abgerissen, weggeschnitten oder sogar ausgewaschen.
Tipp: ein Heftstich um das Stickmuster gibt noch etwas mehr Stabilität.
Aufbügelbare Stickvliese
Wie der Name schon sagt, werden diese Vliese direkt auf den Stoff aufgebügelt. Das bedeutet, dass der Stoff bügelbar sein muss.
Durch das Aufbügeln wird der Stoff fixiert und kann rutschsicher bestickt werden.
Da dieses Vlies nur eine leichte Klebeschicht enthält, kann es nach dem Sticken ganz einfach entfernt werden.
Welches Vlies für welchen Zweck – Übersichtstabelle
Welches Stickvlies für welches Material und welchen Anwendungsfall? Um Euch die Übersicht zu erleichtern, habe ich die Infos von oben in einer Tabelle zusammengefasst:
Stickvlies | Einsatzbereich | Stoff / Anwendung |
---|---|---|
Wegschneidbares Stickvlies | Muss: Dehnbare Stoffe Kann: Nicht dehnbare Stoffe |
Jersey, Sweat, Strick, dehnbarer Fleece Applikationen mit hoher Stichdichte |
Wegreissbares Stickvlies | Nicht dehnbare Stoffe | Jeans, Baumwolle, Leinen, Filz, Wolle, Seide Applikationen mit geringer Stichzahl |
Wegwaschbares Stickvlies | Stoffe, die waschbar sind Projekte, bei denen kein Stickvlies- Rückstand zu sehen sein sollte |
Organza, Tüll, Chiffon, Freistehende Stickmuster |
Topping | Stoffe mit Struktur oder grober Oberfläche |
Frottee, Fleece, Plüsch, grober Strick, Cord, Walk |
Klebbares Stickvlies | Stoffe oder Projekte, die nicht eingespannt werden können |
Leder, Kunstleder, Kork, Samt, Velours, Neopren, Fell, Cord Kragenecken, Taschen, Manschetten |
Hydro-Stickvlies | Stoffe, die angefeuchtet werden können | Wie klebbares Stickvlies |
Aufbügelbares Stickvlies | Stoffe, die bügelbar sind | Applikationen |
3. Stickvlies einspannen – aber richtig
Einfach Vlies unter den Stoff legen und einspannen? Lieber nicht! Verwendet wenn möglich einen temporären Sprühkleber, um beide Lagen sozusagen zu einer einzigen zu verbinden. So kommt es viel weniger zu Verschiebungen. Übrigens gibt es Sprühkleber, die ohne FCKW auskommen! Stickvlies immer etwas grösser als Rahmengrösse zuschneiden.
Besprüht nur das Stickvlies, nie den Stoff, und seid sparsam mit Sprühkleber – das kann sonst Flecken verursachen. Klebt dann das Stickvlies faltenfrei unter Euren Stoff. Habt Ihr mehrere Lagen Vlies, sprüht auch diese zusammen. Auch hier ein kleiner Tipp: Legt beim Besprühen des Vlieses ein Stück Packpapier, Pappe oder ähnliches unter, denn auch hier gibt es leichte Rückstände.
Nach dem Sticken hat sich der Sprühkleber in der Regel verflüchtigt, und man kann das Stickvlies einfach entfernen.
Arbeitet auch auf einer glatten Fläche, vorzugsweise auf einem Tisch.
Achtet beim Einspannen, dass alles faltenfrei und «trommelfest» ist, nur so werden gute Ergebnisse erzielt.
Ausserdem sollte man den inneren Stickrahmen 2-3 mm tiefer als den Aussenrahmen herunterdrücken, damit er durch die Bewegung beim Sticken keinesfalls herausrutschen kann und damit der Aussenrahmen auf dem Freiarm Eurer Maschine keine unschönen «Schleifspuren» hinterlässt.
Was aber, wenn man nicht einspannen kann? Welches Stickvlies wählt man für Leder, Kunstleder, Samt oder Kork? Wie geht man bei Kleinteilen wie Manschetten oder Hemdkragen vor, die aufgrund ihrer Grösse nicht eingespannt werden können? Hier kommt dann vielleicht doch ein Klebevlies zum Einsatz. Gewisse Hersteller bieten sogenannte Hydro-Stickvliese an, deren Oberfläche leicht befeuchtet wird und dann klebt. Oder (und das macht meine Kollegin Doris ganz gerne) man spannt nur das Stickvlies ein, pinnt es mit Stecknadeln temporär fest, wählt in der tollen BERNINA die Heftfunktion um das Stickmuster oder entlang des Rahmens (beim Heften darauf achten, dass die Stecknadeln nicht im Weg sind), entfernt dann die Stecknadeln und stickt das Design. Allerdings würde ich hier auf allzu dichte Stickmuster verzichten.
Falls Ihr eine Kappe besticken möchtet, bietet BERNINA den praktischen Stickrahmeneinsatz Hoop ‘N Buddyz an.
Weitere Tipps rund ums Einspannen findet Ihr auch in dem Video Tutorial:
4. Macht einen Probestick
Um ganz sicher zu gehen, dass das Stickmuster gut gelingt, empfehle ich, es einmal probezusticken. Ganz besonders, wenn es ein Stickmuster ist, das Ihr vorher noch nie gestickt habt.
Mit diesen einfachen Tipps werdet Ihr garantiert wunderschöne Stickereien erzielen, für die Ihr überall bewundert werdet.
Im Laufe des Jahres werdet Ihr noch weitere Blogartikel von mir bekommen, in denen sich alles ums Sticken dreht.
Ich wünsche Euch gutes Gelingen beim Start ins BERNINA Stickjahr 2023 und freue mich, wenn Ihr Fotos von Euren Stickprojekten schickt.
Liebe Grüsse
Mirjam
Vielen Dank für die tolle Erklärung. Ich benötige für für meine Jersey Stoffe das wegschneidbare Vlies. Doch jetzt meine Frage.Es gibt viele Marken. Welche Marke wäre denn das Beste in der Qualität? Und irgendwie finde ich kein “wegschneidbares Vlies im Internet” nicht wenn ich das einfach so eingebe. Gibt es evtl. noch andere Bezeichnungen?Vielen Dank
Guten Morgen Christiane, entschuldige bitte die späte Antwort, wir hatten bei BERNINA unsere wohlverdienten Weihnachtsferien :-)!
Es freut mich, dass dir mein Artikel gefallen hat.
Ich persönlich bin ein Fan von OESD Stickvliesen, die kommen aus USA und sind sehr hochwertig. Die wegschneidbaren Stickvliese heissen “cut away”. (https://embroideryonline.com/supplies/stabilizers/).
Zugegebenermassen sind diese Vliese in Europa leider nicht so verbreitet.
Eine weitere gute Marke ist Madeira, auch hier nennen sie sich “cut away”.
Mit den Tipps oben findest du sicher ein qualitativ hochwertiges Vlies. Ich würde dir raten, es eher im Fachhandel zu kaufen, da kannst du es anfassen und anschauen und wirst auch beraten.
Herzliche Grüsse und viel Erfolg beim Sticken,
Mirjam
Liebe Miriamvielen Dank für diesen grossartigen Beitrag! Nun hab ich endlich den Unterschied zwischen abreiss-und wegschneidbaren Vlies verstanden! Habe nämlich für Jersey das „falsche Material benutzt und weiss nun den Grund für das magere Stickergebnis.Mit lieben Grüssen aus Gebenstorf, Elfi EggertMit
Liebe Elfi,
vielen Dank für dein Lob! Das freut mich total, wenn ich helfen kann, etwas Licht ins Dunkel der Stickvlies-Materialkunde zu bringen :-).
Und vor allem freue ich mich, wenn deine nächste Stickerei auf Jersey gelingt!
Herzliche Grüsse
Mirjam
Liebe Miriamschön gemacht und wirklich nützbar, es ist immer etwas interessantes zu lernen.Ist es möglich die gelbe Stickerei die auf das Hemd bestickt ist zu haben?vielen Danke liebe GrüsseLaura Battistiol
Hallo Laura,
ja, die Stickerei kann auf ein Hemd gestickt werden. Das Design findest du auf unseres Homepage unter Gratisdownload oder per Link:
https://www.bernina.com/de-CH/Learn-Create-CH/Projekte-Downloads/Gratis-Downloads/Gratis-Downloads-Inspiration/Inspiration-73
Viel Freude beim Sticken,
herzliche Grüsse
Mirjam
Hallo Mirjam, ich danke ganz herzlich für deinen Beitrag, er kommt für mich gerade richtig. Ich möchte mich in diesem Jahr mehr dem Sticken widmen. Mein Anfang war eine Stickerei auf Jersey, diese geriet genau aus deinen Gründen nicht. Es verzog sich alles. Ich hatte abreissbares Vlies und auf der Oberseite Solufix. Eine nächste Stickerei probiere ich mit dem wegschneidbaren Vlies und mit einer weniger dichten Stickerei. Nochmals danke für deinen Beitrag. Lieb Grüsse Esther
Liebe Esther, vielen Dank, das freut mich sehr! Und ich bin überzeugt, dass dein nächstes Stickprojekt dann gelingt!
Herzliche Grüsse
Mirjam
Hallo Mirjam,bisher habe ich genau aus den genannten Gründen Klebevlies nicht verwendet.Das Augenknopfloch bei der Bernina 790 ist auf 30mm limitiert. Für grössere Knöpfe wird das Sticken desselben und die Verwendung von Klebevlies empfohlen. Gibt es hier eine Alternative? Ich möchte eine Samtjacke nähen. Vielen Dank für den Beitrag, den ich als sehr wertvoll empfinde.Beste Grüße Heike
Liebe Heike,
zunächst einmal vielen Dank für das Lob! Das hat mich gefreut, dass der Beitrag für dich hilfreich war!
Ja, Samt ist genau so ein Stoff, wo man überlegen muss, welches Vlies zum Sticken bzw. in deinem Fall zum Nähen der Knopflöcher verwendet werden kann.
Ich würde wahrscheinlich ein wegreissbares Stickvlies verwenden, das nicht so doll fusselt und nicht so viele Rückstände hinterlässt. Es gibt zum Beispiel von OESD das Ultra Clean, welches nach dem Abreissen kaum Rückstände hinterlässt. Zugegebenermassen ist dieses Stickvlies nicht überall erhältlich. Einfach mal googeln.
Also, das Stickvlies würde ich einspannen, den Knopflochbereich mit Stecknadeln auf das Vlies stecken und dann mit der Heftfunktion um das Stickmuster fixieren.
Da deine Samtjacke bestimmt ein sehr edles Stück ist, würde ich die Knopflöcher auch nicht alle auf einmal sticken, also als “Bordüre”, sondern jedes einzeln, dann hast du bei jedem Knopfloch die Möglichkeit, es nochmal richtig zu justieren. Das ist zwar mehr Arbeit, weil du dann jedes Mal den Stoff neu auflegen und heften musst, aber sicher ist sicher ;-).
Falls du den kleinen Stickrahmen hast (https://www.bernina.com/de-CH/Zubehor-CH/Zubehor-fur-Stickmaschinen/Stickrahmen-und-Adapter/Stickrahmen-klein), verwende diesen!
Vergiss auch nicht das Stickvlies oben drauf, das verhindert ein Einsinken der Knopflöcher. Auch hier würde ich das OESD Aquamesh Stickvlies als Topping verwenden, denn es ist eine Folie und hinterlässt auch keine Rückstände. Oder sonst auch Avalon von Madeira.
Wenn es geht (vorher Probe machen!) nach dem Sticken die Reste mit einem feuchten Tuch entfernen.
Falls du bei der Probe merkst, dass der Samt Wasser verträgt, könntest du auch als Unterlage ein wasserlösliches Vlies nehmen. Aber wie gesagt, das würde ich vorher ausprobieren.
So, nun wünsche ich dir viel Freude und gutes Gelingen beim Sticken der Knopflöcher; ich bin sicher, sie sind das i-Tüpfelchen auf deiner tollen Samtjacke. Ich würde mich sehr über ein Bild freuen, wenn die Jacke fertig ist.
Herzliche Grüsse
Mirjam