Schon länger wollte ich mir auch solch einen hübschen kleinen Rucksack als Handtasche nähen. Heute zeige ich euch, wie ihr den “der andere Rucksack” von Lee / Mein anderes Ich im Miniformat von 70% nähen könnt. Von Lee gibt es hier auf dem Blog ganz wunderbare Anleitungen für den “der andere Rucksack” in verschiedenen Varianten:

• Original-Variante Schnitt
• Original-Variante Anleitung
• Der andere Rucksack – Variante 1
• Der andere Rucksack – Variante 2
• Der andere Rucksack – Variante 3

Katharina von Radiokopf hat diesen Rucksack in der Originalversion auf 70% verkleinert, so dass man ihn als süße Handtasche in Rucksackoptik verwenden kann. Ich war direkt begeistert davon und habe entdeckt, dass man auch das Original im Miniformat erstehen kann. Aber wieso kaufen, wenn man selber nähen kann?

Katharina hat das ganz toll erklärt, die Maße und viele Tipps dazu gibt es bei ihr in den Highlights in ihrem Instagramprofil.

Persönlich tu ich mir immer etwas schwer, Stories parallel zum Nähen laufen zu lassen und nehme euch daher auf die altmodische Weise mittels Text und Fotos mit bei der Entstehung meines Rucksackes in 70%. Hinweis: Falls ihr den anderen Rucksack noch nie genäht habt, dann lest euch unbedingt erst einmal die Original-Anleitung durch.  

Materialliste für den anderen Rucksack in 70%:

• Original-Schnittmuster ausgedruckt in 70%
• Oberstoff wie Oilskin, Canvas o.ä.
• einen oder mehrere Futterstoff aus Baumwolle
• optional: Vlieseline H630 zur Verstärkung des Futters oder andere Verstärkung nach Belieben
• Stylevil zum Verstärken des Rückteils
• 113 cm Gurtband in 2,5 cm Breite
• 60 cm Endlosreißverschluss und 2 Schieber
• 16 cm langer Reißverschluss für die Vordertasche
• ggf. Netzstoff
• ggf. Schrägband
• ggf. einen oder zwei schmale Reißverschlüsse für Innenfächer
• Label und Verzierungen nach Belieben

Die Qual der Wahl, der Zuschnitt und die Verstärkung der Schnitteile

Meine Stoffkombination steht. Zugegebenermaßen dauert das bei mir häufig genau so lange wie das Nähen selbst. Ich habe mich für Oilskin als Außenstoff entschieden, er bringt eine gewisse Stabilität mit, ist wasserabweisend und hat eine schöne linke Seite, so dass ich Seitentaschen und Vordertasche nicht füttern werde. Dazu habe ich Gurtband in Kontrastfarbe und einige Label gewählt.

Wichtig: schneidet den Reißverschlussstreifen zwar in der Länge vom auf 70% skalierten Rucksack zu, aber dafür mit 6,5 cm bis 7 cm Breite, so dass er nachher auch den Reißverschluss verdeckt.

Den Futterstoff habe ich überall zunächst mit H200 und anschließend mit Vlieseline H630 verstärkt, da er sehr dünn ist.

Gurtbänder vorbereiten

Nun geht es endlich ans Nähen! Für die seitliche Aufhängung des Tragegurts benötigt ihr zweimal ein Gurtbandstück mit der Länge von 10 cm. Fädelt einen passenden D-Ring für die Breite eures Gurtbandes und faltet je ein Ende nach hinten um wie hier auf der Abbildung gezeigt.

Für das Rückteil nehmt ihr euch nun ein Gurtband mit der Länge von 53 cm. Lasst 10 cm frei, näht dann 22 cm links auf links zusammen und lasst die restlichen 21 cm wieder frei.  

Für den Henkel am Vorderteil benötigt ihr 40 cm Gurtband, was ihr mittig 22 cm lang links auf links knappkantig zusammensteppt.

Seitenteile vorbereiten

Nehmt euch die Schnittteile für die Seitentaschen zur Hand. Da ich den Rucksack außen aus einem Oilskin nähe und dieser eine schöne Rückseite hat, verzichte an der Stelle auf einen Futterstoff und habe die Teile nur zweimal zugeschnitten. Ich versäubere die obere Kante der Seitentaschen mit einem Schrägband.

Auf den Seitentaschen könnt ihr euch auch nach Belieben mit Verzierungen wie Labels, Aufnähern, Plots oder ähnlichem austoben.

Nun könnt ihr die Gurtaufhängung 15 cm von der oberen Kante auf dem Seitenteil anbringen. Näht diese mittig mit einem Kreuz auf.

Anschließend näht ihr die Seitentaschen an die Seitenteile, aber Achtung: entgegen dem Original lasst ihr hier unten ca. 2 cm Platz zum Rand und dann geht es weiter wie gehabt: rechts auf rechts anlegen, nähen, hochklappen und die Naht ggf. absteppen.

Ich habe die D-Ring Halterungen und Seitentaschen so angenäht, dass das Gurtband noch etwas herausschaut, damit hier die Farbe nochmal ein wenig hervorblitzt.

Die Seitenteile von Oberstoff und Futter je an einer kurzen Seite rechts auf rechts zusammennähen, Naht auseinanderklappen und absteppen. Hat euer Futter eine Musterrichtung, bedenkt, dass ihr gerade die obere Verbindungsnaht näht!

Innenleben

Auf der Futterseite der Klappe auf der Vorderseite des Rucksackes wollte ich zunächst ein Netzfach integrieren, hab es aber dann doch weggelassen. Bei der Größe der Rucksacktasche benötigt man nicht allzu viele zusätzliche Fächer wie ich finde. Aber natürlich könnt ihr die Innenseite so gestalten, wie ihr möchtet.

Auf der Rückseite habe ich zwei Druckknöpfe angebracht und eine kleine Tasche mit französischen Nähten nach der Anleitung von Heidi von Spatz und Lux genäht. Diese findet ihr im Feed unter ihrem Account auf Instagram.

Die kleine Tasche hat den Vorteil, dass ich sie auch entnehmen kann. Das hab ich so zum ersten Mal gemacht und ich finde es richtig gut. Hierfür habe ich das Futterrrückteil zuerst mit H200, anschließend mit S320 verstärkt und schließlich im Bereich der Druckknöpfe noch Wonderdots aufgebügelt. 

Vorderteil des Rucksacks vorbereiten

Legt einen 16 cm langen Reißverschluss für die aufgesetzte Vordertasche bereit. An diesen rechts und links Endstücke annähen. Diese müssen so breit wie der Reißverschluss sein und eine Länge von ca. 5 cm jeweils haben. Macht die Endstücke lieber etwas länger und kürzt sie dann auf das benötigte Maß der Vordertasche.

Auch hier könnt ihr in der Original-Anleitung schauen, wie es im Detail funktioniert.

Katharina von Radiokopf hat an jeder Kante der Vordertasche auf Basis des Schnittmusters in 70% jeweils 1,5 cm zugegeben. Ich habe das hier auch mit den Maßen umgesetzt und finde das von der Größe her gut. Sonst könnte man die Tasche wahrscheinlich nicht nutzen, weil sie zu klein wäre. An den Ecken die Fronttasche mit 3 oder 3,5 cm abnähen.

Steppt die aufgesetzte Tasche knappkantig auf das Rucksackvorderteil. Ich habe die Vordertasche etwas höher angesetzt als im Schnittmuster vorgesehen, da sie ja nun etwas größer ist.  

Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch ringsherum nun eine Hilfsnaht mit einer großen Stichlänge und 1 cm Abstand zur Kante setzen, so dass ihr die Nahtzugabe zum Annähen der Tasche später einfacher umklappen könnt. Finde, das Erleichtert das Positionieren und Nähen ungemein. 

Näht den Henkel auf und bringt Label oder ähnliche Verzierungen an. Dann näht auch an den 60 cm langen Reißverschluss Endstücke an. Den Reißverschluss ans Vorderteil annähen und wie in der Original-Anleitung von Lee fertigstellen.

Rückteil nähen

Wenn ihr das Stylevil zur Polsterung des Rückteils absteppen möchtet, dann empfehle ich, das Rückteil samt Stylevil etwas größer zuzuschneiden und erst nach dem Absteppen auf das richtige Maß zuzuschneiden, ansonsten lauft ihr Gefahr, dass das Rückteil nach dem Absteppen etwas zu klein ist.

Beim Annähen des Henkels versteckt ihr den Übergang unter der rechten oder linken Seite des Henkels, lasst dafür das Gurtband ein klein wenig überlappen. Ich hab es hier einmal umgedreht, damit ihr es besser sehen könnt.

Angenäht sieht das im Detail dann so aus:

Auch hier kann man wunderbar wieder ein oder mehrere Label unterbringen, je nach Lust und Laune.

Rucksack fertigstellen

Ab jetzt den Rucksack wie in der Original-Anleitung zusammensetzen und über das Ergebnis freuen!!!

Alles Wichtige findet seinen Platz und ich bin mehr als begeistert von diesem kleinen Zwerg und vielleicht konnte ich auch jemanden von euch motivieren, diese Variante einmal auszuprobieren.