Bänderrock nähen

Ich muss gestehen, dass ich Bänderröcke nur von Bildern kannte. Also stellte ich mir die Frage, wie ich mir einen Bänderrock nähen könnte. Ich recherchierte etwas im Netz. Mir wurde schnell klar, dass ich für dieses Projekt nicht nur jede Menge Material, also Bänder benötigen werde, sondern auch etwas Zeit investieren musste. Alle Bänder farblich zu sortieren und zu vermessen, dauerte bei mir schon einen Abend lang. Die Dauer des Nähens hing natürlich auch davon ab, wie weit und wie lang der Bänderrock werden soll.

Insgesamt vernähte ich für meinen Bänderrock 36 Bänder und Borten. Um die Kosten in Grenzen zu halten, schnitt ich mir zu den Bändern und Borten auch farbig passende Stoffstreifen zu. Außerdem stöberte ich meinen kompletten Vorrat an Web-, Schräg- und Ripsbändern sowie Borten durch. Ach ja, und die hübsche Bommelborte am Saum des Rocks war ein Geschenk meiner besten Freundin. Lediglich ein paar wenige Bänder als Ergänzung kaufte ich noch dazu. 

Vorweg möchte ich noch erwähnen, dass es zum Nähen des Bänderrocks sicherlich verschiedene Wege gibt. Ich entschied mich fürs Erste für eine Variante, die mir am logischsten erschien. 

Zum Nähen verwendete ich meine BERNINA 570 QE und zum Versäubern meine Overlock BERNINA L 860. Zusätzlich zum Standardfüßchen ist der Schmalkantfuss # 10 zum Annähen und Absteppen der Bänder eine riesengroße Hilfe. Ebenfalls stand mir zum Einnähen des nahtverdeckten Reißverschlusses der  Reissverschlussfuss # 35 hilfreich zur Seite. 

Reissverschlussfuss # 35

Reissverschlussfuss für nahtverdeckte Reissverschlüsse #35 bietet dank schräger Rillen die Möglichkeit, Reissverschlüsse an Kleidungsstücken und Accessoires verdeckt einzunähen.

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Schmalkantfuss # 10

Der Schmalkantfuss #10 ist optimal zum Absteppen, Säumen und Verzieren. Durch sein spezielles Führungsblech gelingen mit ihm exakt gerade Nähte.

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BERNINA L 860

One-Step BERNINA Lufteinfädler ✓ Einfache Stichwahl per Touchscreen ✓ Praktischer Freiarm ✓ Totale Stichkontrolle für perfekte Nähte ✓ Grosszügiger Nähbereich ✓ 

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BERNINA 570 QE (NEW)

Einfaches Erstellen großer Quilts ✓ Drehen, Wenden und Applizieren ✓ Hervorragende Stoffführung ✓ Automatische Funktionen sparen Zeit ✓ Mit Patchworkfuss 97 ✓

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Material zum Nähen

• ca. 1,5 m Stoff für Rock aus fester, dünner Webware, z.B. leichte Baumwolle, Popeline, dünnes Leinen
• nahtverdeckter Reißverschluss (Länge je nach Schnittmuster) 
• Vlieseline H 180 o.Ä. zum Verstärken des Bundes
• Webbänder, Schrägbänder, Ripsbänder, Borten, Bommelbänder usw. mit einer max. Breite von 4,5 cm (Länge je Band ab 3 m)
• optional Ösen und Haken
• passendes Nähgarn 
• Maßband
• Trickmarker
• Stoffschere
• Stecknadeln
• Bügeleisen
• Handnähnadel

Schnittmuster für Bänderrock 

Am besten eignet sich ein Schnittmuster eines einfachen A-Linien-Rocks mit entsprechender Weite, das ihr schon einmal genäht haben solltet. Mir diente ein A-Linien-Rock mit Sitz in der Taille und nahtverdecktem Reißverschluss in der hinteren Mitte. Dieses Schnittmuster passte ich allerdings noch auf meine Bedürfnisse an. Der Rock kann ganz nach Wunsch und Geschmack erstellt werden. Allerdings ist eines klar: weniger Weite und Länge des Rocks bedeuten auch weniger Bänder und somit weniger Zeit- und Kostenaufwand. 

Bänderrock nähen – Vorbereitung

Zuerst versäuberte ich alle Schnittmusterteile rundherum mit der Overlock. 

Hier seht ihr das Vorderteil, die beiden Rückteile sowie den Bund. Den Bund passte ich in der Breite an das Webband an, welches ich zum Aufnähen verwendete, z.B. Webband 3,8 cm x 2 = 7,60 cm zuzüglich 2 x Nahtzugabe von 1 cm = 9,6 cm Breite.

Zum Verstärken bügelte ich Vlieseline auf die linke Stoffseite des Bundes, wobei ich die Nahtzugabe aussparte. 

Danach bügelte ich die langen Kanten den Bundes mittig links auf links zusammen.

Anschließend nähte ich die Seitennähte zusammen und bügelte die Nahtzugabe auseinander. 

Damit die Nahtzugaben beim Aufnähen der Bänder nicht umklappen, steppte ich diese noch beidseitig fest,

Bei manchen Stoffstreifen bügelte ich die Kanten mit Hilfe eines Schrägbandformers gleichmäßig nach innen. 

Vor allem die etwas breiteren Bänder bügelte ich so in Form, dass …

… sie eine leichte Bogenform bekamen. Dadurch ließen sie sich oftmals auch ohne Einhalten auf den Rock nähen. 

Bänder aufnähen – Allgemeines

Ich entschied mich vom Saum ausgehend die Bänder, also von unten nach oben aufzunähen. Beginnend von der hinteren Mitte einmal rundherum nähte ich dann Band für Band auf den Rock, wobei ich dafür unterschiedliche Techniken für die unterschiedlichen Bänder und Streifen anwendete. Je nach Technik achtete ich aber stets darauf, dass sich Anfang und Ende des jeweiligen Bandes genau trafen. Da die hintere Mitte zum Schluss geschlossen wird, ist hier exaktes Arbeiten das Um und Auf. Außerdem machte es durchaus Sinn, die breiteren Bänder eher am unteren Ende des Rocks aufzunähen. Ebenso machte es für mich Sinn, die Farbe des Nähgarns an die Farbe des jeweiligen Bandes bzw. Streifens anzupassen. 

Anfang

Zuerst begann ich mit dem Aufnähen der Bommelborte direkt auf die Saumkante. Als Führung diente mir die Overlocknaht, die ich dabei überdeckte.

Technik 1 – Stoffstreifen aufnähen

Als nächstes nähte ich einen zugeschnittenen Stoffstreifen genau an die Kante der Bommelborte. Dazu legte ich den Streifen rechts auf rechts auf den Stoff und zwar so, dass die Breite des Streifens zum Saumende zeigt. 

Anschließend klappte ich den Streifen nach oben und steppte diese Naht von rechts knappkantig ab. 

Um die Mehrweite des Streifens an der oberen Kante einhalten zu können, steppte ich die offene Kante ohne zu verriegeln mit einem Geradstich in großer Stichlänge (z.B. 5 bis 5,5) knappkantig ab. Im unteren Bereich des Rocks hat das schon genügt, um im weiteren Schritt den Stoffstreifen auf den Rock nähen zu können. Bei manchen Bändern oder Stoffstreifen hingegen war es erforderlich, diese Kante per Hand leicht einzukräuseln. Hier war echt Fingerspitzengefühl gefragt, denn dabei dürfen möglichst keine Falten entstehen. 

Im nächsten Schritt nähte ich anschließend den eingehaltenen Streifen mit einem kleineren Zick-Zack-Stich auf den Rock fest. Beim Annähen nahm ich ab und zu noch kleinere Korrekturen vor, in dem ich den Stoff mit den Fingern noch glatt strich. 

Technik 2 – Überlappung

Das nächste Band war ein Satinband. Das legte ich knapp über den zuvor angenähten Streifen, um so die Naht des ersten Bandes zu verdecken. Dabei achtete ich darauf, dass der Abstand gleichmäßig blieb. 

Die noch offene Webkante hielt ich wieder mit einem großen Geradstich ein und nähte das Satinband anschließend auf den Rock. 

Da ich den Abschluss des Satinbandes nicht so prickelnd fand, steppte ich auch das nächste Band überlappend auf und achtete auch hier wieder auf einen gleichmäßigen Abstand. Da dieses Webband schön kompakt war, musste ich es nur etwas einhalten und konnte es dann mit einem normalen Geradstich aufnähen.

Technik 3 – Verzierung

Als Verzierung nähte ich auf die breiteren Bänder noch sehr schmale Bänder, wie z.B. Zackenlitze oder Paillettenbänder auf. 

So sah nun mein Rock mit den ersten aufgenähten Bändern aus. 

Technik 4 – Kante an Kante 

Die meisten Web-, Glitzer- oder Ripsbänder nähte ich ansonsten Kante an Kante auf den Rock. Hier musste ich stets darauf achten, dass sich keine Lücken bildeten. Oftmals schob ich die Bänder während des Nähens fest aneinander. 

Technik 5 – leichtes Ziehen beim Annähen

Bei Schrägbändern oder Stoffstreifen aus Baumwollwebware funktionierte die Technik des leichten Ziehens des Streifen während des Annähens besonders gut, da diese meistens leicht nachgeben. Während des Nähens zog ich das Band in die Bogenform und zwar immer nur auf der Seite, die ich gerade feststeppte. Für Webbänder mit festen Kanten ist diese Technik logischerweise nicht anwendbar. 

Die letzten Bänder

Das vorletzte Band bis zur Rockoberkante ließ ich auf der nach oben zeigenden Kante offen. Da ich keinen passenden Stoffstreifen hatte, bügelte ich mir ein farblich passendes Schrägband auseinander und platzierte es an der Rockoberkante. Anschließend steckte ich dieses letzte Band unter das vorletzte Band.

Damit nichts verrutschte, steckte ich mir die Oberkanten dieser beiden Bänder mit Stecknadeln fest und steppte sie anschließend auf den Rock. 

Danach nähte ich den Bund an die Rockoberkante an. 

Jetzt konnte ich das letzte Band auf die vordere Seite des Bundes annähen. 

Bänderrock nähen – Fertigstellung

Um die Bandenden zu sichern, versäuberte ich die beiden Nahtkanten der hinteren Mitte mit der Overlock. 

Nun legte ich die Nahtkanten der hinteren Mitte rechts auf rechts sorgfältig übereinander, sodass sich Bandende für Bandende genau trafen. Mit Stecknadeln steckte ich alles exakt zusammen. 

Vor dem Nähen drehte ich den Rock auf die rechte Seite um zu überprüfen, ob sich auch alle Bandenden genau trafen. 

Danach nähte ich die hintere Mitte mit einem großen Heftstich (Geradstich mit ca. 5,5 Stichlänge) komplett zusammen. 

Um die Öffnung für den Reißverschluss zu ermitteln, legte ich mir diesen neben die zuvor geschlossene Naht ausgehend von Bundmitte und markierte mir die Stelle, an der die Reißverschlussöffnung enden soll. Von dieser Markierung aus steppte ich die Naht nochmals mit einem Geradstich in normaler Stichlänge ab. 

Anschließend bügelte ich die Nahtzugabe auseinander. 

Auf die rechte Seite des Reißverschlusses klebte ich nun ein doppelseitiges Klebeband auf.

Beim Aufkleben des Reißverschlusses achtet ich darauf, dass die Mitte der Zähnchen genau auf der Nahtlinie verlief.

Danach öffnete ich vorsichtig mit einem Nahttrenner die Reißverschlussöffnung. Durch den großen Heftstich ging das ganz einfach. 

Jetzt nähte ich den Reißverschluss ein. Wie das mit dem Reißverschlussfüßchen für nahtverdeckte Reißverschlüsse genau funktioniert, seht ihr hier in diesem Video: 

Nach dem Einnähen des Reißverschlusses klappte ich den Bund nach innen und steckte ihn von der rechten Stoffseite exakt entlang der unteren Nahtlinie des aufgenähten Bandes fest. 

So sah das von der linken Seite aus. 

Nun nähte ich den Bund genau im Nahtschatten fest. Dabei achtete ich darauf, dass ich nicht versehentlich über die Reißverschlusszähnchen nähte. 

Mit ein paar Handstichen schloss ich die noch offenen Enden des Bundes. 

Damit sich der Reißverschluss nicht von alleine öffnet, nähte ich zu guter Letzt noch Haken und Öse an. Und fertig ist mein erster Bänderrock!

Ja, einen Bänderrock nähen kann ich nun von meiner langen Liste an Wunschprojekten streichen. Ich bin mir sicher, das dieser nicht der letzte gewesen sein wird. 

Ich bin schon gespannt von euch zu lesen, ob ihr auch schon einmal einen Bänderrock genäht habt. Und falls nicht, dann habt ihr ja jetzt einen Leitfaden dafür.

Auf einen regen Austausch mit euch und über Bilder eurer Bänderröcke im Community-Bereich des Blogs freue ich mich schon. Bis bald, Janine.