Sportkappe nähen – Lieblingsteil kopieren

Ich war wieder als Wunscherfüllerin im Einsatz und zwar sollte ich eine Sportkappe nähen. Allerdings nicht irgendeine, sondern das Lieblingsstück quasi kopieren. Ein Auftrag, den ich gerne erfüllte, wenn auch die Umsetzung mehr Zeit in Anspruch nahm, als ich dachte.

Der Aufwand hat sich aber definitiv gelohnt. Die Sportkappe passt perfekt und das Tollste ist, sie gefällt dem Beschenkten auch richtig gut – somit neues Lieblingsteil!

Zum Nähen verwendete ich meine BERNINA 570 QE und zum Versäubern meine Overlock BERNINA L 860. Zusätzlich zum Standardfuß standen mir beim Nähen der Schmalkantfuß #10  sowie der Rücktransportfuß mit transparenter Sohle # 34 hilfreich zur Seite. 

So, ich hoffe, ihr habt etwas Zeit mitgebracht, dann lehnt euch zurück und lest in aller Ruhe meine einzelnen Arbeitsschritte.

Material und Zubehör

• Schnittmusterpapier
• Kopierrädchen mit langen, spitzen Zacken
• Filzstift
• Schneidematte und Rollschneider
• altes Handtuch
• Papier- und Stoffschere
• Stecknadeln und Stoffklammern
• Bügeleisen und ein weiches Baumwolltuch zum Dämpfen
• kleine Ösen (Durchmesser 5 mm) samt Ösenzange
• Decovil (4 Platten á ca. 20 x 20 cm)
• ca. 50 cm Vliesline H200
• ca. 40 cm schwarzer, dünner Jeansstoff für den Schirm 
• ca. 20 cm grauer kompakter Jeansstoff für den Kopfteil 
• Klettband in Schwarz (2 cm Breite)
• überziehbarer Knopf 15 mm (z.B. von Prym)
• Handnähnadel
• Fingerhut
• Markierstift
• Handmaß
• passendes Nähgarn
• Backpapier
• Washi Tape

Schnittteile kopieren

Hier seht ihr die Vorlage – deutlich in die Jahre gekommen, aber heiß geliebt! Also einfach alle Teile aufschneiden und abzeichnen, war also keine Option. Allerdings sollte die neue Kappe keine Aufschrift oder Ähnliches bekommen. Ganz schlicht in Grau mit Schwarz sollte sie werden. 

Zum Kopieren der Schnittteile legte ich auf meine Schneidematte ein altes Handtuch. Darüber platzierte ich das Schnittmusterpapier. 

Nun kam das Kopierrädchen mit den langen, spitzen Zacken zum Einsatz.

Zuerst kam der Schirm an die Reihe. Dazu legte ich ihn mit der Unterseite auf das Schnittmusterpapier, hielt alles gut fest und radelte mit dem Kopierrädchen knapp am Rand entlang. Anfang und Ende markierte ich mir zusätzlich noch mit geraden Linien. 

Um den Innenbogen gut ausradeln zu können, wendete ich die Oberseite des Schirms nach unten. Anschließend legte ich den Schirm passgenau an die zuvor ausgeradelte Linie. Mit ordentlich Druck radelte ich den Bogen des Schirms durch die vielen Stoffschichten aus.  

So sah nun das fertig ausgeradelte Schirmschnittteil aus.

Mit dem Filzstift zeichnete ich nun die kleinen Minilöcher des Kopierrädchens nach. 

Danach schnitt ich das Schirmschnitteil aus. 

Ich faltete es mittig und schnitt noch kleinere Überstände ab. So konnte ich mir sicher sein, dass das Schnittteil auch synchron ist. 

Das fertig ausgeschnittene Schirmteil glich ich zur Überprüfung nochmals mit dem Schirm der Kappe ab. 

Auf die gleiche Weise radelte ich noch die anderen Teile der Kappe aus. 

Abschließend ermittelte ich noch die Maße des Kopfbandes und der Verschlussteile.

Nach dem Ausschneiden und Anpassen der Schnittteile aus dem dünnen Schnittmusterpapier übertrug ich alles auf normales, weißes Papier. Ich beschriftete alles und zeichnete noch eine Nahtzugabe dazu. Die Schnittmusterteile des Schirms und des Vorderteils schnitt ich nochmals ohne Nahtzugabe aus. Die Seiten- und hinteren Kopfteile faltete ich horizontal und vertikal. Am Kreuzungspunkt markierte ich mir nun die Stellen für die kleinen Ösen. 

Zuschnitt und Vorbereitung

Zuerst klebte ich mir für den Schirm drei Decovil-Platten zusammen. Dazu legte ich mir auf ein Stück Backpapier zwei Platten übereinander, wobei die Klebeseiten zueinander zeigten. 

Mit einem feuchten Tuch presste ich diese zwei Platten mit dem Bügeleisen zusammen. 

Anschließend legte ich die dritte Platte mit der Klebeseite nach unten auf die bereits zwei zusammengeklebten Platten und wiederholte den Arbeitsschritt mit dem feuchten Tuch und dem Bügeleisen. 

Nach dem Auskühlen und Trocknen zeichnete ich mir auf die drei zusammengeklebten Platten das Schnittmusterteil für den Schirm ohne Nahtzugabe auf. Auf die vierte Platte zeichnete ich mir das Schnittteil für die Verstärkung des Vorderteils ebenfalls ohne Nahtzugabe auf. 

Danach schnitt ich diese beiden Teile aus Decovil sorgfältig aus. 

Nun schnitt ich noch alle anderen Schnittteile aus den Hauptstoffen sowie der Vlieseline H200 mit Nahtzugabe zu. Zusätzlich zu den Kopf- und Schirmteilen benötigte ich noch einen langen Streifen aus dem Schirmstoff (schwarz) für das Kopfband mit einer Breite von 4,5 cm x 60 cm sowie zwei kleine Rechtecke für die Klettbänder mit den Maßen 6,5 cm x 15 cm.

Anschließend bügelte ich alle Schnitteile aus Vlieseline H200 auf die linke Stoffseite der Kopfteile auf.  

Mithilfe des Backpapiers bügelte ich auf die linke Stoffseite des vorderen Kopfteils die Verstärkung aus Decovil auf. 

Dabei achtete ich darauf, die Verstärkung gut in der Mitte zu platzieren.

Mit einem schmalen 3-Faden-Overlockstich versäuberte ich rundherum alle Kopfschnittteile. An engen Stellen deaktivierte ich einfach das Messer. 

Danach übertrug ich die Markierungen für die kleinen Ösenlöcher auf die linke Stoffseite der Kopfteile.

Mit einer Lochzange knipste ich genau bei diesen Markierungen kleine Löcher für die Ösen aus. 

Als letzten Vorbereitungsschritt befestigte ich noch die kleinen Ösen. 

So sahen nun die fertig vorbereiten hinteren und seitlichen Kopfteile aus.

Sportkappe nähen – Kopfteil

Als erstes schloss ich am vorderen Kopfteil die mittlere Naht.

Danach nähte ich die beiden hinteren Kopfteile zusammen.

Anschließend steppte ich die Nahtzugaben jeweils rechts und links von der Naht mit 5 mm am Kopfteil fest. 

So sahen nun die zusammengenähten hinteren Kopfteile aus. 

Auf die gleiche Weise nähte ich ein Seitenteil an das hintere Kopfteil und eines an das Vorderteil an. Die Seitenteile platzierte ich auf der jeweils gegenüberliegenden Seite. 

Jetzt musste ich nur punktgenau noch diese beiden Hälften zusammennähen und absteppen. In der oberen Mitte ließ ich für den Steg des Knopfes allerdings eine kleine Öffnung mit ca. 3-4 mm. 

So sah das Kopfteil von innen und …

… so von außen aus. 

Zum Versäubern der Öffnung am Hinterkopf nähte ich einen 2,5 cm schmalen Streifen aus dem Schirmstoff an, der ein paar Zentimeter länger war als die Öffnung. 

Danach steppte ich knappkantig den Streifen auf die Nahtzugabe fest. 

Anschließend klappte ich den Streifen zweimal um die Nahtzugabe nach innen und steppte ihn wieder knappkantig ab.  

So sah nun die versäuberte Öffnung von der rechten Seite aus. 

Zum Schluss schnitt ich noch die Überstände weg. 

Sportkappe nähen – Schirm

Auf einem Schirmteil markierte ich mir von den Spitzen ausgehend den Abstand von 1,5 cm. Anschließend steckte ich dieses Teil mittig rechts auf rechts an das Kopfband und nähte es genau zwischen diesen Markierungen fest. 

Das sah dann so aus.

Nun nähte ich das zweite Schirmteil an die vordere Mitte des Kopfteils rechts auf rechts an, wobei ich auch hier 1,5 cm Abstand zu den Spitzen ließ. 

Danach steckte ich das Schirmteil mit dem Kopfband rechts auf rechts auf das Schirmteil des Kopfteils fest. 

Ich nähte die Schirmteile auf zwei Etappen von der Mitte ausgehend zusammen. 

Dabei nähte ich exakt bis jeweils zum Nahtbeginn bzw. Nahtende des Kopfbandes.

Vor dem Wenden schnitt ich noch kleine Ecken in die Nahtzugabe des Schirms. 

Danach schlug ich die Enden des Kopfbandes ein und achtete darauf, dass sie genau mit der hinteren Öffnung abschlossen. Anschließend schloss ich die jeweiligen Strecken vom Schirm bis zum Ende des Kopfteils.

Jetzt wendete ich den Schirm und …

… formte die Kanten schön aus. Dann schob ich den Schirmteil aus dem 3-fachen Decovil durch die Öffnung.

Beim Ausformen des Schirms achtete ich darauf, dass die Nahtzugabe unter der Einlage lag.

Danach zog ich die Nahtzugaben heraus und …

… drehte die Kappe um. Von außen steckte ich dann alles genau an der Ansatznaht des Kopfteils zusammen.

Ich achtete dabei darauf, dass die Stecknadeln auch auf der Unterseite des Schirms genau im Nahtschatten verlaufen. 

Damit mir beim Absteppen dieser Naht das Kopfband nicht verrutschte, klebte ich es mit Washi Tape an der Innenseite fest.

Langsam und sorgfältig steppte ich anschließend diese Naht. 

Von der Außenkante des Schirms ausgehend steppte ich diesen noch drei Mal jeweils mit einem Abstand von ca. 1,2 cm ab.

So sah nun der fertige Schirm aus. 

Kopfband und Klettverschluss 

Für den Klettbandverschluss nähte ich beide Streifen der Länge nach zusammen und achtete darauf das die Breite mit dem Klebeband übereinstimmte. Danach wendete ich die Streifen und schob die Naht zur Mitte.

Anschließend steckte ich jeweils ein Ende der Streifen nach innen. 

Auf einen Streifen steckte ich passgenau das raue Teil des Klettbandes und auf das andere das weiche Teil. Dann steppte ich alles knappkantig ab.  

Beide Teile richtete ich im Endeffekt so aus, dass die raue Seite unten und die weiche Seite darüber lag.

Mit Hilfe der Klammern befestigte ich die Klettteile am unteren Rand zwischen Kopfteil und Kopfband am hinteren Kopfteil.

Den Abstand der Klettteile regulierte ich so, dass beide Teile genau übereinander lagen – unten das raue und oben das weiche Teil. 

Genau auf der Versäuberungsnaht steppte ich die Teile fest. 

Eine zweite Naht setzte ich knappkantig am Rand. 

Danach kürzte ich den Überstand der Klettverschlüsse.

Anschließend fixierte ich das Kopfband, in dem ich von außen mit ca. 5 mm Abstand vom Rand entfernt die Kappe rundherum absteppte. Ich begann bei der hinteren Mitte. Beim Schirm drückte ich das vordere Kopfteil vorsichtig nach innen. 

Fertigstellung

Für den beziehbaren Knopf schnitt ich aus einem Reststück des schwarzen Schirmstoffs gemäß Vorlage einen Kreis aus. 

Mit Nadel und doppeltem Faden versah ich diesen Kreis mit einem Heftstich ca. 2-3 mm entfernt vom Rand, wobei ich den Anfang und das Ende nicht verriegelte und die Fäden ca. 10 cm überstehen ließ. 

In diesen Kreis legte ich nun den zu beziehenden Knopf und zog die Fäden zusammen, sodass sich der Stoff gleichmäßig um den Knopf spannte. Anschließend verknotete ich die Fäden. 

Danach legte ich den Knopf in die Vorrichtung zum Befestigen des Gegenstücks. 

Nun legte ich das Gegenstück genau darüber. 

Mit Hilfe des beigelegten Werkstücks presste ich die beiden Teile fest zusammen. 

Den Steg des Knopfes steckte ich dann genau durch die kleine Öffnung in der Mitte der Sportkappe. Zu guter Letzt nähte ich mit Hilfe des Fingerhuts und doppeltem Faden den Knopf an die Sportkappe an. 

Vielleicht habt ihr ja auch so eine Lieblingskappe, die sich partout durch nichts Neues ersetzen lässt. Dann habt ihr hier eine Anleitung dafür und mögt euch nun auch eine Sportkappe nähen. 

Ich würde mich jedenfalls riesig über eure Kommentare und Bilder eurer Kappen im Community-Bereich des Blogs freuen. 

Bis demnächst, eure Janine.