Jetzt, am Ende des Sommers, kommen unsere Faltboote ins Winterquartier. Mein Mann besitzt von diesen klassischen Booten gleich vier Stück, da herrscht beim Aufräumen manchmal etwas Verwirrung.
Jedes dieser vier Klepper-Boote kann auseinandergebaut und in je drei Packsäcke verstaut werden: Ein Rucksack ist für die Bootshaut, eine Stabtasche für das Gerüst aus Holz und eine Spantentasche für die Spanten und andere Kleinteile. Und da es vier unterschiedliche Faltboote sind, können die Teile nicht beliebig untereinander ausgetauscht werden.
Wie mein Mann also sortierte, kam ihm die Idee, ob ich nicht jeweils ein solches Dreier-Bootssack-Set mit dem Namen des jeweiligen Faltbootes besticken könne. So können die jeweiligen Teile in “ihre” Packsäcke” verpackt werden und will mein Mann oder einer der Söhne ein bestimmtes Boot mitnehmen, müssen die Einzelteile nicht mühselig zusammengesucht werden, sondern es ist eindeutig, was zusammengehört.
Die Bootssäcke sind groß – teilweise sehr groß – und bestehen aus einem sehr festen Baumwoll-Canvas. Zudem ist die Gerüsttasche sehr lang. Verschlossen werden die Beutel mit Zugbändern oder einem groben Reißverschluss. Das Besticken mit dem Stickmodul stellte mich daher vor etwas größere Herausforderungen, doch zum Glück lassen sich solche vorhandenen Beutel, Taschen oder Rucksäcke mit dem neuen Grossen Freiarm-Stickrahmen besticken.
Vorbereitungen zum Besticken eines Bootssackes mit dem Freihand-Stickrahmen
Zuerst erstellte ich in der Software BERNINA Toolbox mit der Textfunktion eine Stickdatei mit dem Namen “Aerius Expedition” – dies ist das rote Boot.
Die Buchstaben sind 25mm hoch und daher bot sich je Wort eine Zeile an. Als Schriftart wählte ich “Blackboard”, da ich die etwas “tanzenden” Buchstaben für diesen Zweck passend fand. Per Stick übertrug ich die Datei in die Nähmaschine.
Da der Canvas sehr dick ist, entschied ich mich dafür, kein extra Stickvlies zu verwenden, sondern den Stoff blank in den Stickrahmen einzuspannen. Wäre der Stoff dünner, sollte die zu bestickende Stelle von hinten mit einem Stickvlies versehen werden, bspw. könnte man das Vlies mit auswaschbarem Sprühkleber auf die Rückseite aufkleben.
Damit die Beschriftung auch bei gefüllten Säcken gut lesbar ist, wollte ich den Namen des Bootes am unteren Ende des jeweiligen Bootssackes sticken – oben werden die Beutel ja zugezogen. Ich markierte eine Linie, die als Begrenzungslinie für die Buchstaben der unteren Reihe dienen sowie die Mitte des Bootssackes mit einem Kreidestift.
Das Einspannen des Bootssackes in den Freiarm-Stickrahmen
Der Freiarm-Stickrahmen funktioniert etwas anders als die anderen BERNINA Stickrahmen. Normalerweise wird der Stickrahmen mit dem Außenrahmen (weiß) in das Stickmodul eingespannt. Beim Freiarm-Stickrahmen befindet sich die Halterung zum Befestigen am Stickmodul am Innenrahmen (schwarz). Ihr seht gleich, dass auf diese Weise einseitig geschlossene Taschen, Rucksäcke, Beutel, … eingespannt und bestickt werden können. Wichtig ist, dass die Tasche einen Mindestumfang von 80 cm hat.
Den zu bestickende Bootshautrucksack legte ich mit der Öffnung nach rechts vor mich hin.
In den Rucksack wird der helle Außenrahmen geschoben,
Der Außenrahmen wird an die Stelle geschoben, an die die Stickerei ihren Platz finden soll. Auf dem folgenden Bild ist formen meine Finger den Verschlußmechanismus ab, der ja jetzt im Rucksack “versteckt” ist.
Im nächsten Schritt wird der schwarze Innenrahmen über den Stoff gelegt, der Anschluß für das Stickmodul zeigt nach links. Er wird in den innenliegenden nicht zu sehenden Außenrahmen gelegt. Die Sticklinie mit dem Mittelpunkt liegt bei mir an der linken Längsseite. Ich achte darauf, dass der Stoff straff im Innenrahmen liegt. Mit der Hand greife ich ins Innere des Rucksackes und drehe den Verschluss fest – evtl. ist eine Korrektur nötig: der zu bestickende Stoff sollte trommelfest eingespannt sein.
Hier habe ich noch das Bild, wie es aussieht, wenn der Freiarm-Stickrahmen an der langen Gerüsttasche befestigt ist. Der Stickrahmen ist am unteren verschlossenen Ende des Beutels befestigt.
Das Befestigen des Freiarm-Stickrahmens am Stickmodul
Wenn der Stickrahmen am Bootssack befestigt ist, wird der Beutel so über den Freiarm der Näh-/Stickmaschine geschoben, dass der Freiarm im Inneren des Beutels ist.
Auf dem folgenden Bild habe ich dieses Einschieben bei der Gerüsttasche fotografiert: es wird jede Menge Stoff über den Freiarm geschoben, bis der Stickrahmen oben und unter der Nadel ist.
Wenn der Beutel an der richtigen Position ist, kann das Stickmodul an der Näh-/Stickmaschine befestigt werden. Gerade bei den großen und festeren Stoffmassen fand ich es viel einfacher, zuerst den Beutel zu positionieren und anschließen erst das Stickmodul anzubringen. Dazu hebe ich den Stoff des Beutels an, dass die Anschlüsse für das Stickmodul frei zu sehen sind und schiebe so das Stickmodul in seine Position.
Als nächster Schritt wird der Schriftzug richtig positioniert – ich liebe die Funktion der “punktgenauen Platzierung”, den meine BERNINA 770 QE dank des Upgrades nun hat!
Dazu werden Punkte aus dem Neun-Punkte-Rater ausgewählt und mittels Verschieben des Stickmotivs mit den Multifunktionsknöpfen in die richtige Position gebracht – die Kreidelinie samt Mittelpunkt benötige ich dafür unbedingt.
Das Besticken des Bootssackes mit dem Freiarm-Stickrahmen
Wenn nun der Schriftzug an die richtige Stelle geschoben ist, starte ich den Stickvorgang – und wähle dann zuerst den zusätzlichen Heftrahmen aus. Schrift kommt meist besser zur Geltung, wenn eine Stickfolie über den Stoff gelegt wird und die Stickerei nicht in den Stoff einsinkt. Ich verwende eine wasserlösliche Stickfolie (Avalon Plus von Madeira), die ich mit dem Heftrahmen befestige.
Als Stickgarn habe ich von Mettler das Silk Finish Cotton 50 verwendet. Ich wollte kein glänzendes Stickgarn, da dieses zu dem robusten Baumwoll-Canvas nicht so gut passte. Als Unterfaden in der gelben Spulenkapsel habe ich farblich passendes Unterfadengarn verwendet.
Bevor es dann tatsächlich losgeht, kontrolliere ich:
- dass der Stoff des Beutels ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit hat, der Stoff den Bewegungen des Stickmoduls also folgen kann.
- wirklich nur eine Lage Stoff unter dem Stickrahmen ist. Gerade, wenn so viel Stoff im Spiel ist, rutscht gerne ein Stück Stoff drunter, das dort nichts zu suchen hat.
Und dann geht es los mit dem Sticken!
Und ein Buchstabe nach dem anderen wird gestickt.
Ich verwende gerne die goldfarbene Spulenkapsel beim Sticken, da mit dieser Spulenkapsel die Unterfadenspannung noch besser angepasst ist – und das Bild entstand, da ich nicht darauf geachtet hatte, ausreichend Unterfaden aufzuspulen.
Die ganze Angelegenheit benötigt Platz, da sich der Stoff samt Stickrahmen gut bewegen können sollte.
Nach dem Sticken wird der Beutel samt Stickrahmen vorsichtig aus dem Freiarm “ausgefädelt”
So sieht der Schriftzug am unteren Ende des Beutels aus. Die wasserlösliche Stickfolie reisse ich vorsichtig ab, überstehende Rest können mit einem nassen Schwamm entfernt werden.
Und fertig ist der neue Schriftzug auf dem Bootshausrucksack!
Die mit dem Freiarm-Stickrahmen bestickten Säcke sind fertig
Auf diese Weise habe ich alle drei Beutel bestickt.
Und nun kann das rote Faltboot – ein Aerius Expedition – gut verpackt werden.
So sehen die bestickten Beutel befüllt mit den Teilen des Bootes aus.
Und nächstes Jahr dürfen meine Männer wieder damit aufs Wasser!
Ich bin gespannt, welche Ideen Ihr habt, was sich mit dem Freiarm-Stickrahmen alles beschriften lässt. Auf mich warten noch drei weitere Bootssäcke-Sets, die ich mit den jeweiligen Namen besticken werde.
Liebe Grüße
Ines
Eine wunderschön Arbeit! – Kompliment!Toll, dass die Bernina so festen Stoff besticken kann. Die Boots-Männer können stolz sein! Darf ich fragen, welche Sticknadel Du dabei verwendet hast?