BERNINA Corporate Blog –
Habt Ihr Lust, einen Flying-Geese-Quilt zu nähen? Die “Fliegenden Gänse”, wie sie auch genannt werden, sind ein klassisches Patchworkmuster. Aus ihnen lassen sich – je nach Stoffwahl und Anordnung der “Flying Geese” – traditionelle aber auch moderne Quilts nähen. Besonders markant kommen sie, wie ich finde, mit Unistoffen heraus. Den Quilt, bei dessen Entstehung ich Euch hier mitnehme, habe ich als Geschenk zu einer Hochzeit genäht. Das Paar wünschte sich gedeckte Farben wie senfgelb, salbei, taubenblau, sandstein, erdfarben,… und da erschienen mir entsprechende Unis als die perfekte Wahl.
Im heutigen Beitrag zeige ich Euch, wie Ihr die Flying-Geese-Blöcke näht. In einem zweiten Beitrag, der am Donnerstagnachmittag veröffentlicht wird, nähen wir dann aus den Blöcken einen Quilt.
Allgemeine Hinweise zum Patchworken
- Bestückt Euren Rollschneider mit einer neuen Schneideklinge – es ist immer kaum zu glauben, welchen Unterschied das macht!
- Bügelt Eure Stoffe immer vor dem Zuschnitt: gerne mit Dampf und wer mag kann sie mit Sprühstärke stärken oder mit einer Krauseminzlösung faltenfrei bügeln.
- Verwendet eine Stichlänge von 2: das erspart Euch das Verriegeln und selbst bei getrimmten, d.h. zurechtgeschnittenen Blöcken löst sich die Naht nur wenig
- Verwendet eine Geradstichplatte: der Nahtanfang gelingt besser
- Wir nähen mit einer Nahtzugabe von 1/4″:
Setzt an Eurer Nähmaschine einen Patchworkfuss wie den Patchworkfuss #97, Patchworkfuss #57 mit Führung oder Patchworkfuss #37 für das leichtere Einhalten der korrektem Nahtzugabe ein. - Verwendet Stecknadeln beim Zusammennähen gepatchter Teile: das Ergebnis belohnt!
Der Flying-Geese-Block
Hier seht Ihr einen einzelnen Flying-Geese-Block. Das große Dreieck in beige steht für die Gans, die kleinen Dreiecke in rot für die Flügel. Wir nähen den Block für diesen Quilt in der fertigen Größe 8″ x 4 “, d.h. auf dem Bild ist er, da noch die Nahtzugaben dazu kommen 8,5″ x 4,5 ” groß. Und damit der Block beim Einnähen seine Spitze behält, ist es wichtig, dass oberhalb der Spitze noch 1/4″ Stoff der Flügel ist.
Mit der Methode, die ich Euch hier zeige, werden immer vier identische Blöcke genäht.
Material
Für einen Quilt in der Größe 56″ x 64″ (das entspricht einer Größe von ca. 140 cm x 160 cm) benötigt Ihr:
- 6 verschiedene Unipatchworkstoffe
je 0,65 m bei einer Breite von 110 cm – das ist ohne Verschnitt kalkuliert.
Mir war eine harmonische Farbzusammenstellung wichtig, ebenso ist ein Kontrast der Farben untereinander wichtig – sonst ist nachher das Patchworkmuster nicht gut zu sehen.
Ich habe die Farben “Sage Green” (salbei), “Curry” (currygelb), “Straw” (strohbeige), “Slate Grey” (schiefergrau), “Spice” (orangebraun) und “Otter brown” (otterbraun) aus der Serie der Kona Cotton ausgewählt - Vlies in der Größe 150 cm x 170 cm
Ich habe das Bamboo Mix 50/50 von Freudenberg verwendet - Rückseitenstoff 150 cm x 170 cm
Ich habe einen überbreitem Kona Cotton Rückseitenstoff in der Farbe “Parchment” (pergament) ausgewählt. - Unistoff für das Binding:
Ich habe dafür von einem der Unistoffe (“Sage” ) nochmals 35 cm genommen. D.h. von dem Stoff, den Ihr für das Binding verwendet, ist 1 m ausreichend. - Farblich passender Faden zum Nähen und Quilten, bspw. Silk Finish Cotton von Mettler.
- Rechteckiges / quadratisches Zuschneidelineal in Inch; ein Speziallineal zum Trimmen der Flying Geese ist hilfreich, aber nicht notwendig.
- Markierstift oder Kreidestift – ich verwende gerne einen wasserlöslichen “blauen” Markierstift
Wenn Ihr Euren Quilt in einer anderen Größe nähen wollt, braucht Ihr entsprechend mehr Farben oder entsprechend mehr Stoff. Da nur Flying-Geese-Blöcke in diesem Quilt verwendet werden, kann der Quilt gut in der Breite und in der Höhe verändert werden.
Zuschnitt
Der Quilt kommt mit nur sechs Farben aus; jede Farbe wird für die Flying Geese mit jeder der fünf anderen Farben kombiniert . Schneidet von jedem der sechs Stoffe zu:
- 5 Quadrate à 9,5″ x 9,5″
- 20 Quadrate à 5″ x 5″
Auf meinem Bild sind die Quadrate aufeinander gestapelt.
Jedem großen Quadrat werden je vier kleine Quadrate von den verbleibenden Farben zugeordnet: Auf dem Bild seht Ihr, dass ich zu jedem der fünf großen Quadrate vier kleine Quadrate der anderen fünf Farben gelegt habe.
Nähen der Flying Geese
Nun geht es ans Nähen! Am besten näht Ihr einen Probeblock – das ist sinnvoll, um zu testen, ob Euch diese Nähart liegt und ob Ihr mit dem Trimmen (=genaues Zuschneiden des Patchworkblocks) zurecht kommt.
Meine Bilder habe ich mit einem großen roten Quadrat in und vier kleinen in beige fotografiert, d.h. die Gans ist rot und die Flügel sind nachher beige. Mit dieser Methode entstehen immer vier identische Flying-Geese-Blöcke!
1. Schritt: Markieren
Auf jedem der kleinen Quadrate zeichnet Ihr mit Eurem Markierstift die Diagonale ein.
2. Schritt: Auflegen der ersten beiden kleinen Quadrate
Legt das erst kleine Quadrat unten in die rechte Ecke des großen Quadrates; das zweite Quadrat legt Ihr in die linke obere Ecke. Die beiden kleinen Quadrate überlappen sich in der Mitte so, dass die eingezeichneten Diagonalen eine Linie bilden.
Steckt die beiden kleinen Quadrate fest, am besten auch an der Überlappungsstelle.
3. Schritt: Abnähen der Diagonale
Nun näht Ihr rechts und links der eingezeichneten Diagonalen eine Naht mit einem Abstand von 1/4″ – der Patchworkfuss gibt diesen Abstand genau vor. Beginnt mit der Naht links der Diagonalen.
Dreht Euren Stoff nach der ersten Naht um 180 Grad und näht wieder auf der linken Seite der eingezeichneten Diagonalen. An der Überlappungsstelle achtet gut darauf, dass sich der Stoff nicht faltet.
Ihr erhaltet das folgende Ergebnis:
4. Schritt: Auseinanderschneiden
Nun wird der Stoff an der eingezeichneten Diagonalen auseinandergeschnitten. Nehmt dazu ein ausreichend langes Lineal.
Wenn Ihr nun die Dreiecke an den Seiten anhebt, ist schon ein “halber Vogel” zu erkennen
Bügelt diese kleinen Dreiecke auf die Seite – die Nahtzugabe zeigt in Richtung der kleinen Dreiecke.
Tipp: immer wenn die Nahtzugabe zusammen auf eine Seite gebügelt wird, bügelt Ihr von der rechten Seite!
5. Schritt: Auflegen der beiden letzten Quadrate
Nun werden die beiden verbleibenden kleinen Quadrate aufgelegt: auf je eines der eben entstandenen Teile wird ein Quadrat bündig in die rechtwinklige Ecke des großen Dreiecke aufgelegt und festgesteckt. Die eingezeichnete Diagonale verläuft von der rechtwinkligen Ecke des großen Dreiecks zum Überlappungspunkt der beiden kleinen Dreiecke.
6. Schritt: Abnähen der Diagonale
Nun näht Ihr wieder rechts und links der Diagonalen mit einem Abstand von 1/4″.
7. Schritt: Auseinanderschneiden der Diagonalen
Nun werden die beiden Stoffstücke jeweils an der Diagonalen auseinandergeschnitten.
Ihr erhaltet vier Teile.
An jedem Teil bügelt Ihr nun die verbleibenden kleinen Dreiecke nach außen…
und Ihr erhaltet vier identische Flying-Geese-Blöcke!
Trimmen der Flying-Geese-Blöcke
Damit alle Gänse dieselbe Größe haben, müsst Ihr die Blöcke noch trimmen: d.h. die Blöcke müssen auf die Größe 8,5″ x 4,5″ zugeschnitten werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wichtig ist, dass vorab alle Blöcke gut und flach gebügelt sind:
Trimmen mit einem normalen Inch-Lineal
- Eurer Lineal sollte mindestens die Größe des fertigen Blockes haben, also mind. 8,5″ x 4,5″. Ich verwende mein 9,5″ großes Lineal. Achtet bitte auf meinem Bild auf die schwarz hinterlegten Inch-Markierungen. Es handelt sich auf meinen Bildern um eine andere Farbkombination wie auf den oberen Bildern.
- Ich lege das Lineal so an, dass an der Spitze der Gans nach oben genau 0,25″ bleibt: ich habe diesen Abstand von 0,25″ mit einem grünen Strick markiert. Auf dem Lineal sollte dort die Markierung 4,25″ – von rechts her gesehen – sein. Diese 4,25″ sind die Hälfte von 8,5″: so ist gewährleistet, dass die Breite von 8,5″ zugeschnitten wird.
- Den Abstand von der Mitte – je 4,25″ nach links und rechts habe ich mit den grünen Pfeilen oben markiert. Die Höhe des Blockes – 4,5″ – habe ich rechts seitlich auch mit einem grünen Pfeil markiert. Diese Linie sollte innerhalb des Flying-Geese-Blockes liegen.
- Nun wird rechts und oben mit dem Rollschneider der überschüssige Stoff abgeschnitten.
- Dreht Euren Block um 90 Grad nach rechts
Tipp: ideal ist hier eine drehbare Schneidematte - Die eben zugeschnittene rechte Kante des Blockes liegt nun unten und Ihr legt das Lineal so an, dass von oben bis zur unteren Kante 8,5″ gemessen werden
- Schneidet nun die linke Kante des Blockes (die nun im Bild oben liegt) zu.
- Dreht nun den Block um 180 Grad
- Verschiebt das Lineal so, dass Ihr die untere Kante bei 4,5″ abschneiden könnt.
Der fertige Block misst nun genau 8,5″ x 4,5″, hat lauter rechte Winkel und oben an der Spitze der Gans bleibt die nötige Nahtzugabe von 0,25″, so dass beim Vernähen des Blockes die Spitze ganz bleibt.
Trimmen mit einem Spezial-Lineal – hier das BlocLoc-Lineal
Es gibt verschiedene Speziallineale, die das Trimmen von Flying-Geese-Blöcken erleichtern. Mit manchen kann man nur eine bestimmte Größe zuschneiden. Bei anderen ist es möglich, verschiedene Größen von Flying-Geese-Blöcken zuzuschneiden. Erkundigt Euch im Stoffladen Eures Vertrauens, ob und welche Lineale sie führen – meist erhaltet Ihr dort auch eine gute Erklärung, wie das Lineal zu handhaben ist. Ich habe mich schon vor Jahren für ein Lineal von “BlocLoc” entschieden. Dieses hat auf der Rückseite eingefräste Rillen, an denen die Nähte einrasten und ich schnell die Kanten dann abschneiden kann. Nachteil ist aber, dass ich damit nur Flying Geese in der Größe 8,5″ x 4,5″ zuschneiden kann.
- Das Lineal wird so aufgelegt, dass die eingefrästen Rillen an den schrägen Nähten “hängenbleiben”.
- Nun wird rechts und oben abgeschnitten.
- Der Block wird um 180 Grad gedreht
- Nun wird wieder rechts und oben abgeschnitten.
Ich kann so relativ schnell, da ich nicht auf die Markierungen des Lineals achten muss, die Flying Geeses trimmen.
Überlegungen und Vorbereitungen für das Zusammennähen
Bügeln und Trimmen
Aus jedem Set (5 große Quadrate, 20 kleine Quadrate) erhaltet Ihr 20 Flying-Geese-Blöcke, je vier in identischen Farbkombinationen.
Diese sollten alle gut gebügelt und auf die Maße 8,5″ x 4,5″ getrimmt sein. Ich habe hier das komplette Set aus den großen roten Quadraten an meine Designwand gehängt.
Größenüberlegungen
Für einen Quilt in der Größe von ca. 140 cm x 160 cm (56″ x 64″), wie ich ihn genäht habe, benötigt Ihr 112 Flying Geese-Blöcke. Es bleiben also bei einer Kombination von sechs verschiedenfarbigen Stoffen acht Blöcke übrig. Ich habe die Blöcke, die gelb und beige kombinieren, aussortiert, da mir der Kontrast zu gering war.
Wenn Ihr Euren Quilt größer nähen wollt, könnt Ihr eine weitere Farbe dazunehmen: Aus sechs Farben erhaltet Ihr 120 Blöcke, aus sieben Farben 168 Blöcke. Eine andere Möglichkeit ist, manche Kombinationen doppelt zu nähen.
Zeitspartipps zum Nähen der Flying-Geese-Blöcke
- Zeichnet gleich zu Beginn auf allen kleinen Quadraten die Diagonale ein
- Näht “in Kette”, schneidet die Fäden nach einer Naht nicht ab, sondern schiebt das nächste Stoffstück mit einem minimalen Abstand gleich darunter.
Die so entstandenen “Luftnähte” zwischen den Stoffstücken lassen sich im Nachhinein gut durchschneiden.
Im zweiten Teil, der in zwei Tagen hier veröffentlich wird, zeige ich Euch, wie aus den vielen Flying-Geese-Blöcken ein großer Quilt wird.
Liebe Grüße
Ines
Hallo Ines,danke für die tolle Anleitung, die sehr gut erklärt ist. Endlich muss ich nicht mehr befürchten, ob es klappt.Liebe GrüßeKarin
Danke für die tolle verständliche Anleitung! Das schaut ja recht machbar aus. Ich finde es immer schwierig die Spitzen zu treffen. Eine Frage hätte ich noch zur Größe der Quadrate: Müssen die kleinen Quadrate immer einen Inch größer sein als die kurze Seite des Flying Goose und die großen Quadrate ein Inch größer als die lange Seite?Bin schon gespannt auf den nächsten Beitrag 🙂 Liebe Grüße P
Liebe Phoebe,
es gibt Zuschnittstabellen (online zu finden), die listen die verschiedenen Größen der Quadrate auf. Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, immer einen Probeblock zu nähen. Denn manchmal stimmen die Angaben nicht und es gibt oben an der Spitze eine “Überschneidung”.
Im nächsten Teil zeige ich dann, wie man zusammennäht – und hoffentlich die Spitzen zu sehen sind.
Liebe Grüße
Ines