Kreative Artikel zum Thema Sticken

Stickmuster editieren an der BERNINA 700: vergrößern, verkleinern, Stickdichte verändern

Es geht heute mit einer ganz besonderen Funktion der BERNINA Stickmaschine B 700 weiter.  Wir werden Stickmuster vergrößern und verkleinern und dabei die Stickdichte anpassen. Dies können die großen BERNINA Stickmenus direkt an der Maschine (also auch die B 780, 790 und 880).

Hier hebt sich BERNINA meines Wissens von den anderen Stickmaschinen-Herstellern ab. So weit ich es beurteilen kann, ist das Ändern der Stickdichte direkt an der Maschine eine absolute Besonderheit der BERNINA Stickmaschinen.

Größe und Stickdichte verringert

Größe und Stickdichte verringert

Um zu erklären, warum diese Funktion so interessant ist, muß ich ein wenig ausholen:

Stickmuster werden in der professionellen Digitalisierung (Logodigitalisierung, Textil-Industrie, etc.) für bestimmte Materialien erstellt, also sowohl für bestimmte Stoffe, als auch für bestimmte Garne. Es macht nämlich einen riesigen Unterschied, ob man ein Motiv auf eine Baseball-Cap, einen feinen Webware-Stoff, einen Sweatstoff oder z.B. auf Tüll oder Chambray sticken möchte. Einmal, weil ein Motiv auf feinen Bekleidungsstoffen/Kleidungsstücken nie fest und steif sein darf, zum anderen, weil viele Materialien zu viele Nadeleinstiche nicht vertragen, sprich Stickmuster nicht zu dicht sein dürfen. Im Kleingewerbe- und Hobbybereich angebotene Stickmuster können nicht wirklich berücksichtigen, für welches Material die Datei verwendet wird. Sie decken einen “Mittelwert” ab. Daraus folgt aber, dass nicht alle Motive für alle Materialien gleichermaßen geeignet sein können.

Im aktuell großen Trend “Jerseykleidung” nähen und besticken kommt daher immer wieder das Problem auf, dass z.B. dicht digitalisierte Füllmuster auf Jersey gestickt werden sollen. Hier sind Probleme voraussehbar, manchmal kann man mit dem geeigneten Vlies, gutem Einspannen, verringerter Fadenspannung etc. brauchbare Ergebnisse erzielen, es gibt allerdings oft unsaubere Ergebnisse und viel Verzug und Knoten.

Besonders schwierig macht das Sticken auf Jersey die “Jerseynadel” mit ihrer abgerundeten Spitze. Diese ist natürlich sinnvoll und unverzichtbar, damit es auf dem Material keine Löcher und Laufmaschen gibt, sie führt aber auch dazu, dass bei zu dichten Motiven schon vorhandene Stickfäden, auf die noch eine Lage gestickt wird (mehrere Schichten oder Linien), nicht sauber durchstochen werden und auch mal nach unten in den Spulenraum hineingezogen werden können. Es entstehen Knubbel und manchmal auch Fadensalat. Die Gratwanderung zwischen geeigneter Nadel und geeignetem Motiv ist also manchmal recht schmal beim Sticken auf dehnbaren Stoffen. Hier hilft nur, Motive mit geringerer Stickdichte zu wählen oder die Dichte zu verringern.

Ebenso absolut notwendig ist eine Verringerung der Stickdichte, wenn man Motive an der Maschine verkleinert, auch für andere Stoffe und Materialien. Die Stick-Maschine rechnet hier nämlich nicht automatisch um, sondern macht viel kleinere und engere Stiche, sie stickt also die ursprüngliche Stichanzahl einfach auf kleinerer Fläche. Dass dies nicht unproblematisch ist, ist einleuchtend. Das Stickbild leidet, und oft kommt es zu massiven Problemen beim Aussticken. Die Stickerei wird steifer. Beim Vergrößern trifft natürlich das Umgekehrte zu: Hier werden Flächen in Motiven löchrig und Stiche zu lang. Dies ist übirgens der Grund, warum sehr viele Stickmusterhersteller ausdrücklich “untersagen”, Motive in der Größe zu verändern. Im Internet  gezeigte schlechte Stickbilder fallen immer zuerst auf den Stickmuster-Hersteller zurück. Das möchte natürlich kein Digitalisierer, das schädigt ja den “Ruf”.

Die Anpassung der Stickdichte kann nur die BERNINA Stickmaschine ohne Nutzung von zusätzlicher Software und ohne Bearbeitung der Motive am Rechner. Das machen wir ganz einfach und zügig beim Editieren der Motive an der Maschine. Zunächst rufen wir das Stickmotiv auf und gehen in den Bearbeitungsmodus (i). Dort können wir die Größe verändern.

Hier habe ich das Motiv auch nach oben verschoben, um die Rahmengröße zu nutzen und mehrere Motive sticken zu können in einem Rahmen. Daher erscheint das “Verschieben-Fenster” mit einem gelben Rahmen. Er zeigt immer an, dass die Grundeinstellung hier verändert wurde.

Motiv in Originalgröße. Exklusiv-Motiv der B700

Nun wähle ich das Größenfenster (unter dem “Verschieben-Fenster”) und regle über die Drehknöpfe die Verkleinerung bzw. Vergrößerung. Hier sind Breite und Höhe proportional eingestellt (Kettensymbol zwischen beiden Kasten).

Verkleinerung auf 70% über die Drehregler

Verkleinerung auf 70% über die Drehregler

Als nächsten Schritt wählen wir die Funktion “Stickdichte verändern”.

Funktion “Stickdichte”

Über die obere Funktion können Spannstiche (Satinstich) in Füllstich verändert werden, dies braucht man eigentlich aber nur beim Vergrößern, wenn die Spannstiche dann zu lang würden. Für das normale Verkleinern und Vergrößern benutzen wir das untere Funktionsfeld, wiederum mit dem Drehregler einstellbar.

Reduzierung auf 70%

Reduzierung auf 70%

Wenn man nun auf den grünen Haken klickt, wird die Stickdichte für das Motiv berechnet und gewandelt, es erscheint kurz der grüne Balken.

Die Maschine berechnet die Stickdichte neu und wandelt sie um.

Die Maschine berechnet die Stickdichte neu und wandelt sie um.

Nun kann das Motiv ausgestickt werden. Hier seht ihr das Ergebnis mit verringerter Stickdichte im Vergleich zu demselben Motiv in nicht reduzierter Stickdichte. Das rechte Motiv hat deutlichen Verzug und es entstehen dadurch Wellen und Falten im Stoff. Ich habe rechts sogar Streifen im Körper weggelassen, da dies schon bei den ersten Streifen unsauber wurde.

links verkleinert mit reduzierter Stickdichte , rechts verkleinert ohne Verringerung der Stickdichte

links verkleinert mit reduzierter Stickdichte , rechts verkleinert ohne Verringerung der Stickdichte

Noch deutlicher sieht man dies hier im unteren Vergleichsbild der Rückseite, rechts hatte die Maschine schon etwas Probleme, die “Knubbel” waren zu dicht.

Rückseite: links verkleinert mit reduzierter Stickdichte , rechts verkleinert ohne Verringerung der Stickdichte

Rückseite: links verkleinert mit reduzierter Stickdichte , rechts verkleinert ohne Verringerung der Stickdichte

Auch hier unten beim Käfermotiv kann man sehr gut die Unterschiede erkennen, einmal ohne reduzierte Stickdichte und einmal mit reduzierter Stickdichte. Es wure auf feines Leinen gestickt. Man erkennt im Gegenlicht deutlich, wie die zu dichte Fläche den Stoff zusammenzieht und so große Löcher produziert.

links verkleinert auf 75% ohne Veränderung der Stickdichte, rechts Stickdichte reduziert auf 80%

links verkleinert auf 75% ohne Veränderung der Stickdichte, rechts Stickdichte reduziert auf 80%

Auch bei der Verkleinerung der Schriften der B 700 hilft uns die Funktion der Stickdichten-Veränderung. Sie erlaubt es, die vorhandenen Schriften nach Bedarf zu verkleinern und dann in der Stickdichte anzupassen. Je nach Schrift und Stickart der Schrift sind hier Verkleinerungen bis zu 50% möglich. Ich rate allerdings, vor dem Besticken fertiger Teile immer Stickproben zu machen. Einen pauschalen Richtwert für die Größenänderung und auch die Änderung der Stickdichte gibt es hier nicht, da die verschiedenen Schriften unterschiedliche Sticharten haben.

Hier habe ich etwas experimentiert und die Größe und Stickdichte gleichmäßig (also gleiche Prozentwerte) angepaßt. Die Reduzierung lag hier bei 90 – 65 %.

Größenveränderung 90% bis 70%.

Größenveränderung 90% bis 65%.

Wird noch stärker verkleinert, kann man gemäss meinen Proben die Dichte auch höher lassen als die Größenreduzierung. Sonst wird es zum Teil löchrig und schmal. Das sieht man bei der lila-farbenen Schrift ganz gut. Dort ist die Stickdichte zu sehr reduziert.

Größenveränderung 50%, Dichte oben bei 75%, unten (lila) bei 50%

Ich hoffe, ihr habt gesehen, was alles möglich ist. Wie erwähnt: Unbedingt immer probesticken auf dem Material, dass ihr wirlich später besticken möchtet. Es lohnt sich, um ein perfektes Stickbild zu bekommen. Ich mag die Funktion auch so gerne, weil ich auch Motive in Originalgröße, die für Jersey z.B. nicht geeignet wären, weil sie zu dicht digitalisiert sind, in der Stickdichte so einstellen kann, dass es eben doch gut funktioniert.

Viel Spaß beim Testen

NETTE

 

Schwierigkeitsgrad: Anfänger
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: Ausreissbares Stickvlies, Maschinenstickgarn, Stickmuster
Verwendete Produkte:
BERNINA 700
BERNINA 700

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Kommentare zu diesem Artikel

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  • Mandy Mathes BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Ich hätte mal eine Frage!

    Ich habe eine Datei kostenlos bekommen, in den Nutzungsbedingungen stand das man die Datei nicht verändern darf! Nun sind beim Sticken eben auch solche knubbel entstanden und ich habe die Stickdichte reduziert. Ist das schon eine Änderung der Datei?

  • Claudia Bokr BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Nette, vielen Dank für die tollen Erklärungen für die Bernina 700. Ich hab meine Maschine seit gestern und jetzt schon hab ich Probleme damit, leider.. begonnen hat es schon bei der Einschulung im Geschäft. Die Maschine hat immer wieder angezeigt dass der Unterfaden aufgebraucht ist, was allerdings nicht gestimmt hat. Nach mehrmaligen nachsehen und mikrobisch kleinen Fussel suchen war dann Ruhe.. im Geschäft hat die Maschine letztendlich wunderschön gestickt und ich bin glücklich damit nach Hause gefahren. Am nächsten Tag hab ich mich, nachdem ich mir schnell noch Madeira Garn besorgt habe, denn bei meiner war nichts dabei, an mein erstes Motiv gewagt. Ich wollt s gleich mal kompliziert und hab Jersey versucht was natürlich nicht geklappt hat, aber das macht ja nichts.. ich hab das Stickmuster lassen weil s ja nur ein paar Stiche am Jersey waren und hab baumwollstoff und abreißbares Vlies am mittleren Rahmen, wie angegeben montiert. Alles wieder eingespannt und weiter auf Start. Nach einmal Garnfarbe wechseln hat sie dann gestreikt. Ich hab den Faden angeschnitten und wieder neu eingefädelt, leider hab ich vergessen unter das Teil zu sehen denn da war schon fadensalat.. natürlich hat das nicht funktioniert und dann hab ich die Nadel auch nicht mehr aus dem Stoff bekommen. Die Bernina hat mir angezeigt ich soll mit dem handrad die Nadel aus dem Stoff drehen aber das ging nicht also hab ich einfach den Stoff und die vielen Fäden darunter zerschnitten. Dann alle Fäden aus der Maschine geholt. Dann bin ich natürlich angestanden denn ich finde im Netz nirgends eine Erklärung wie man wieder von vorne beginnt bzw abbricht und ein neues stickbild beginnt..das dicke mitgelieferte Buch erklärt einiges, aber vieles auch nicht.  kannst du da vielleicht ein paar Erklärungen abgeben? Wenn die Maschine einfach nicht mehr tut was sie soll, da gibt es sicher viele unterschiedliche Herangehensweisen.. immer wieder wollte Bernina dass ich den Stickrahmen entferne, dann nehme ich ihn runter und dann kommt am Display der Rahmen der die Ecken abfährt.. ich kapier s nicht! Heul!!! Bitte hilf mir, glG Claudia

  • Melanie Schaaf BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    ENDLICH! Endlich hat das mal jemand vernüftig, anschaulich und verständlich erklärt!! Ich habe bisher die Stickschriften auf meiner geliebten Bernina B790 gar nicht genutzt, weil ich mich nicht getraut hatte, die Größen zu verändern. Ich hatte nämlich auch immer nur gelesen: Größenänderung bei Stickmustern? Finger weg! Maximal 5 bis 10 Prozent, sonst funktioniert das Aussticken nicht mehr. Und im Handbuch meiner Maschine ist die Funktion mit der Stichdichte zwar genannt, aber kein bisschen erklärt. Eigentlich gehören solche Erläuterungen, wie hier von Dir, liebe Nette, in die Maschinenhandbücher herein! Vielen, vielen Dank dafür!!

    Ja, ich sehe, der Artikel ist schon älter; heute hab ich ihn erst gefunden, und wollte meine Begeisterung trotzdem noch kundtun! Danke!

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