In meinem Badezimmer gibt es allerlei disparate Dinge, die keinen wirklich eigenen Platz finden oder nur eine Zeit lang aufgehoben werden sollen – so wie übrigens auch in der Küche, auf dem Schreibtisch, im Kleiderschrank … Typischerweise landen diese Dinge in einer Krimskrams-Dose. Die in meinem Badezimmer ist stabil und transparent. Nur ist es halt nicht schön, wenn man den ganzen Krimskrams durchsieht, seien es die abgebrochene Fliesenecke oder Gesichtsölprobefläschchen. Darum habe ich beschlossen, dass meine Badezimmer-Krimskramsdose ein passendes Gewand bekommen soll.
Als Farben kamen nur Weiß und Meergrün in Frage, das sind nämlich meine Badezimmerfarben. Das Meergrün musste ich mir allerdings selber färben – was kein Problem war, da ich vom weiß-grün-gestreiften Store noch etwas Farbe übrig hatte. Und als Motiv habe ich kurzerhand die Streifen übernommen, allerdings zu schwankenden Keilen mutiert.
Die Form der transparenten Dose ist windschnittig abgerundet, zudem am oberen Rand weiter als unten. Daher kam kein hautenger Maßanzug in Frage, sondern das Gewand sollte aus sich heraus stabil stehen und die Dose locker umhüllen. Also habe ich oben längs und quer die weiteste Stelle gemessen und basierend auf diesen Maßen einen ganz normalen Quader gebaut.
Aber zuerst musste ich natürlich die Seitenteile und den Deckel patchen, jeweils mit genügend Zugabe drumrum, man weiß ja nie, was einem während des Arbeitens noch so einfällt – und Verschnitt ist auch dabei. Ich war übrigens lange gar nicht sicher, ob ich einen Deckel wollte …
Als Nächstes habe ich Versteifungsflächen aus Thermolam zugeschnitten, jeweils einen Satz für innen und einen für außen, und zwar jede Fläche einzeln (also nicht die Seitenteile als zusammenhängendes Band). Dabei ist wichtig, dass alle Innenteile in beiden Richtungen ein paar Millimeter kürzer zugeschnitten werden als die entsprechenden Außenteile! Nur so gleiten später die beiden Quader problemlos ineinander, denn Stoff und Thermolam haben ja eine gewisse Dicke, und die muss eingeplant werden.
Die Thermolam-Seitenteile habe ich auf dem gepatchten Streifen nacheinander aufgereiht, wie man sieht, jeweils mit einem schmalen Spalt zwischen zwei benachbarten Teilen. Der Spalt dient dazu, dass der Stoff sich später leicht um die Ecke legen lässt und die Ecke scharf bleibt, so ähnlich, als würde man einen Karton vorfalzen.
Nebenbei habe ich darauf geachtet, dass die Ecken alle auf weißem “Terrain” landen. Ich gebe zu, da musste ich das eine oder andere Mal mit dem Nahttrenner nachhelfen ;-). Ich hätte natürlich auch gleich weniger impulsiv nähen können …
Nach dem Quilten (natürlich mit dem BERNINA Obertransportfuss #50) wurde der Streifen an der Schmalseite geschlossen. Da die Naht knapp neben der Vlieseinlage verlaufen sollte (der nötige “Spalt”-Abstand ergibt sich von selbst), war der BERNINA Reißverschlussfuß #4 ideal dafür. Das Gleiche gilt für das Zusammensetzen der Seitenwände mit dem Boden. Am besten ist es, vorher alle Ecken passgenau aufeinander zu stecken, und dafür zu sorgen, dass die Thermolam-Kanten exakt übereinander liegen. Dann näht sich die Naht fast von selbst.
Im Gegensatz zum Außenteil sind die Wandungen des Innenteils nicht aus einem durchgehenden Oberstoff-Streifen, sondern aus einzelnen Teilen gefertigt. Ansonsten ist die Arbeitsweise aber die gleiche.
Die beiden Behälter werden rechts auf rechts ineinander gesteckt und verstürzt. Auch hier ist es wieder wichtig, die Einlagekanten aufeinander zu passen und die Naht gut vorzustecken, damit man nach dem Wenden eine saubere Oberkante erhält. Zum Wenden habe ich ein Stück an einer Schmalkante offen gelassen und nachher mit ein paar Handstichen vernäht. Noch eleganter wäre es allerdings gewesen, die Öffnung von vornherein an einer Wandungsnaht des Innenteils vorzusehen – das nächste Mal wieder 😉 …
Nachdem die Dose nun ihr Gewand hatte (okay, noch ohne Deckel, aber immerhin), gefiel mir der nackte Plexiglas-Behälter daneben gar nicht mehr. Eigentlich ein edles Teil für Kleenex-Tücher … wer weiß, auf welche Weise der mal in meinen Haushalt gekommen ist. Ich benutze nämlich nichts, das ordnungsgemäß drin untergebracht werden könnte. Aber um im Winter “halb” getragene Strümpfe aufzubewahren, dafür eignet er sich – aber wer will schon zusammengeknüllte Strümpfe sehen?
Also habe ich nach dem selben Prinzip wie oben auch für dieses Schätzchen ein Wämschen genäht. Nur dass diesmal die Hülle knackig passen durfte und im Innenteil auch keine Versteifung mit Thermolam nötig war. Stattdessen habe ich einfach normale Vlieseline aufgebügelt und mit Linien übersteppt.
Und tatsächlich, das Wämschen sitzt knapp – fast zu knapp. Ein paar Millimeter Höhe mehr wären auch noch okay gewesen …
Schließlich wollte ich dann doch einen Deckel für die flache Dose. War irgendwie zu erwarten, oder?
Den Oberstoff dafür hatte ich ja bereits vorbereitet. Allerdings habe ich ihn nicht rechteckig zugeschnitten, denn trotz fester Einlage wölben sich die Wandungen des gequilteten Behälters zwangsläufig nach außen. Das könnte allenfalls etwas wirklich Festes wie Pappe verhindern. Ich habe also abgeschätzt – locker nachgemessen trifft es auch – wieviel die Wölbung ausmacht und pro Lage ein an 3 Seiten tonnenförmig abgerundetes Rechteck zugeschnitten. Die Kante, an der der Deckel befestigt wird, blieb gerade.
Den gepatchten Stoff habe ich so auf dem Thermolamzuschnitt ausgerichtet, wie ich die Streifen liegen haben wollte, und beide Schichten ordentlich aufeinander geheftet. Aber noch nicht gequiltet, sondern vorher den – diesmal unverstärkten – Innenseitenstoff dagegen verstürzt. Ich wollte nämlich, dass meine grünen Keile nicht “eingekaschtelt” werden, sondern ganz bis zum Rand reichen! Hinten dagegen, wo ohnehin die Befestigungsnaht verläuft, hatte ich nichts gegen eine Einfassung (wieder mal ein Job für den BERNINA Bandeinfasser #88).
Wie man auf dem Bild sehr schön sieht, reicht die Vlieseinlage nicht bis zur Einfassung. Vielmehr hört sie dort auf, wo sich der Deckel, wenn er mal angenäht ist, knicken soll. Und das tut er dann auch, er schmiegt sich ganz brav um die Kante:
Um den Deckel sauber auf die hintere Wandung zu steppen, habe ich den BERNINA Strickwarenfuss #12 eingesetzt. Durch die gestufte Sohle des Füßchens wird auch ein unebenes Werkstück sicher geführt. Die Naht habe ich im Schatten der Einfassung “versteckt”.
Flache Dose fertig, hohe Dose fertig … und – tadah! – der lästige Krimskrams verschwindet hinter frischen Streifen. Mein Bad sieht plötzlich so aufgeräumt aus … 😉
Haben Sie nicht auch Lust, Ihr Bad etwas aufzupeppen? Es müssen ja nicht unbedingt Streifen sein. Vielleicht haben Sie ein ländlich-romantisches Bad – dann könnte ich mir Blümchenstoffe gut vorstellen. Oder grellbunte Zacken für die Kids … ?
Und zeigen Sie uns bitte, was es geworden ist!
Liebe Ursula,
wirklich sehr hübsch, Deine Dosen! Obwohl Du “nur” Streifen zusammennähst, tragen Deine Streifen immer Deine ganz persönliche Handschrift. Die Art und Weise wie Du sie anordnest und quiltest, daran erkennt man sofort, dass Sie von Dir sind. Und oft natürlich auch an den Farben. So ein Döschen hätte ich auch gerne für meine Näh-Füßchen. Aber lieber in Rot-Orange-Tönen
Hallo Ursula !
Mal wieder eine von Deinen tollen Ideen !
Sieht ja richtig edel aus in den schönen frischen Farben fürs Bad.
Gruß von Wiebke
WOW, bei dir sieht es aber ordentlich aus! Du bist bestimmt mit meiner Mutter verwandt. 🙂
Ich könnte mir so ein attraktives Dosenkleid auch gut in weiß, schwarz und grau vorstellen, damit es auch den Herren der Schöpfung gefällt, die ja auch viel Krimskrams rumliegen lassen. Wir hatten jahrelang eine leere Blechdose mit Kölner Dom auf dem Deckel. Wenn mir irgendwelcher Kleinkram meiner zwei Söhne auf die Nerven ging, dann wanderte das in die ehemalige Lebkuchendose.
Lorchen
Tolle Idee! Und hilft womöglich bei der Resteverwendung!
Gruß Maria