Kreative Artikel zum Thema Nähen

Aenne Burda und die Erfindung des Burda-Modemagazins

Hornung, Ida: Zuschneidebuch. Wie schneidere ich selbst? Beste Anleitung zum Anfertigen von Leib- und Bettwäsche, Anzügen für Knaben, Kleider für Mädchen und für Erwachsene.
Stuttgart: Verlag praktischer Werke Oskar Vogel, 1918.
Foto: Badische Landesbibliothek

Als Teenager habe ich mit ihr nähen gelernt und die Schnittmuster waren die Basis für die Kleidung, die ich mir zu Schul- und Studienzeiten selbst nähte: nein, nicht nach Grossmutters Anleitungen von 1918, es war die Zeitschrift ‘Burda Moden’.

tv-Tipp am heutigen Mittwoch

Spätestens seit voriger Woche, als die ARD den ersten Teil des Films ‘Aenne Burda – die Wirtschaftswunderfrau’ ausstrahlte und damit die Gründung dieser Zeitschrift in der Nachkriegszeit wieder aufleben liess, ist der Name Aenne Burda (1909-2005) gerade in aller Munde.

Wie die Ehefrau des Verlegers Franz Burda, der ihren Traum von schönen Kleidern, die die Hobbyscheiderin in der passenden Grösse mit einer einfachen Nähmaschine nach den Anleitungen in einem Magazin selbst nähen kann, nicht ernst nimmt, die Widerstände und Hindernisse doch überwindet und zu einem riesigen Erfolg führt, zeigt dieser sehr gut gemachte Fernsehfilm, dessen zweiter Teil am heutigen Abend im Ersten um 20.15 Uhr zu sehen ist. Beide Teile des Films sind zusammen mit einigen Making-ofs und einer Dokumentation, die ebenfalls heute im Anschluss an den Film gezeigt wird, auch in der Mediathek der ARD abrufbar und sehr zu empfehlen.

Niedner, Marie, und Helene Weber: Das Buch zum Selbstanfertigen der Kinder-Kleidung. Praktische Anleitung zum Gebrauche für Jedermann.
3. Auflage. Leipzig: Beyer, 1918. (Handarbeitsbücher der „Deutschen Moden-Zeitung“. 3).
Foto: Badische Landesbibliothek

Aenne Burda und ihr Modemagazin

Mit ‘Burda Moden’ baute die Offenburger Verlegerin Aenne Burda nach dem Zweiten Weltkrieg einen der grössten deutschen Zeitschriftenverlage auf und ermöglicht es ihren Leser*innen, modisch mit der Zeit zu gehen. Lange Zeit war sie eine der erfolgreichsten Modezeitschriften der Welt. Nach wie vor wird sie am Stammsitz des Verlags in Offenburg gedruckt. Und dies nicht nur in Deutsch, sondern in insgesamt 19 verschiedenen Sprachen.

Ein Blick in den Zeitschriftenbestand der Badischen Landesbibliothek

Die Grundlagen ihres unternehmerischen Erfolgs lassen sich bis heute auch in der Badischen Landesbibliothek (BLB) in Karlsruhe nachvollziehen, denn hier werden alle diese Ausgaben gesammelt. Im Bibliotheksmagazin sind die Mode- und Handarbeitszeitschriften des Burda-Verlages demnach auch in englischer, französischer, litauischer, ungarischer oder hebräischer Sprache verfügbar. Interessant: Die verschiedenen Ausgaben haben meistens unterschiedlich gestaltete Cover, die auf die Vorlieben ihrer Kundinnen abgestimmt sind.

Schneider, Julie: Leitfaden zum Unterricht im Zeichnen und Zuschneiden von Weißzeug für Schul- und Hausgebrauch. Mit Erklärungen des Maßnehmens und über 200 Musterzeichnungen.
Basel: Birkhäuser, 1918.
Foto: Badische Landesbibliothek

Und warum findet man all dies in der Badischen Landesbibliothek? Die Bibliothek bezieht laufend ca. 7.000 gedruckte Zeitschriftentitel. Etwa 80 Prozent davon sind Zeitschriften, die sie als Pflichtexemplare für Baden-Württemberg erhält. Pflichtexemplare müssen die Verlage auf Grund gesetzlicher Vorschriften unentgeltlich an die Landesbibliotheken abliefern. Sinn dieser Regelung ist es, die gesamte Medienproduktion des Landes vollständig an einer Stelle zu sammeln und für künftige Generationen aufzubewahren. Die Sammlung der ‘Burda Moden’ zeigt, wie sich der Modegeschmack über rund 70 Jahre gewandelt hat.

Gesucht: Historische Schnittmuster für eine künftige Ausstellung

Zusätzlich zum Pflichtbestand der Burda-Zeitschriften baut die Badische Landesbibliothek seit einiger Zeit eine Sammlung historischer Schnittmuster für eine Ausstellung im Jahr 2021 auf. Die Bibliotheksdirektorin und Kuratorin der Ausstellung, Dr. Julia von Hiller, hat für diese Moden-Ausstellung der besonderen Art aber noch einen ganz besonderen Wunsch: ‘Wir freuen uns sehr über alte Schnittmustersammlungen aus der Zeit vor Aenne Burda, die zeigen, dass es den Schnittmusterbogen bereits im 19. Jahrhundert gab. Einige besonders schöne Exemplare konnten wir bereits über den Antiquariatsmarkt für die Ausstellung erwerben.’

Die modernen grellen Farbentönungen erhöhen den Reiz des Sportanzuges.
Aus: Wiener Mode 32 (1918/19) H. 2 vom 15.10.1918.
Foto: Badische Landesbibliothek

Wer also historische Schnittmusterbögen besitzt und diese der Badischen Landesbibliothek zur Verfügung stellen möchte, der kann sich direkt mit der Pressestelle der Badischen Landesbibliothek unter presse(at)blb-karlsruhe.de oder aber unter der Telefonnummer +49 721 175-2250 in Verbindung setzen.

***

Info:

ARD-Mediathek: www.daserste.de/unterhaltung/film/aenne-burda-die-wirtschaftswunderfrau/index.html
Badische Landesbibliothek: www.blb-karlsruhe.de

 

Fotos und Informationen freundlicherweise von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe zur Verfügung gestellt – vielen Dank!

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