Sommerkleid “Emily” aus der inspiration 01/2020 nähen
Beim Durchblättern der inspiration 01/2020 fielen mir sofort mehrere Kleidungsstücke ins Auge – und dieses luftige Hingucker-Kleid war auch dabei.
Damit dieses tolle Teil von jedem ganz schnell und einfach nachgenäht werden kann, gibt’s heute eine ausführliche Anleitung. Ich zeige euch mit vielen Bildern, wie ihr das Kleid nähen könnt.
Folgendes Material wird für das Kleid benötigt:
- 2,0 – 2,2 m Viskosestoff
- Bügeleinlage H 180
- 0,5 – 0,7 m Gummiband
- 7 Knöpfe (empfohlener Durchmesser 18mm)
- Rest Stickvlies
- Knopflochschlittenfuss
- ggf. Knopfannähfuss
Vorbereitungen/Stoffzuschnitt
Das Schnittmuster ist in Ausgabe 1/2020 der inspiration enthalten. Außerdem könnt ihr den Schnitt im Online-Shop der inspiration kaufen, herunterladen und bequem von zu Hause aus drucken:
Schnittmuster Kleid “Emily” im Online-Shop
Wer das Heft noch nicht abonniert hat, kann das hier nachholen oder sich wahlweise das Einzelheft bestellen: BERNINA inspiration 1.
- Schnittteile abpausen: Teile 36-42 auf dem Schnittmusterbogen D
- ausgeschnittene Teile (inklusive Markierungen!) auf den Stoff übertragen und ausschneiden (Naht- und Saumzugaben nicht vergessen!)
Folgende Teile werden zugeschnitten:
- 2 x oberes Vorderteil (Teil 36); Nahtzugabe nicht vergessen!
- 2 x vorderes Rockteil (Teil 37); Naht- und Saumzugaben nicht vergessen!
- 1 x Halsausschnittbesatz (Teil 38) im Stoffbruch; Nahtzugabe nicht vergessen!
- 1 x oberes Rückenteil (Teil 39) im Stoffbruch; Nahtzugabe nicht vergessen!
- 1 x rückwärtiges Rockteil (Teil 40) im Stoffbruch; Nahtzugabe nicht vergessen!
- 2 x vorderer Ärmel (Teil 41), Naht- und Saumzugaben nicht vergessen!
- 2 x rückwärtiger Ärmel (Teil 42), Naht- und Saumzugaben nicht vergessen!
Nach dem Ausschneiden habe ich direkt alle Teile rundum mit der Overlock versäubert. Dieser Schritt ist kein Muss – ich bestehe aber auf ein schönes Innenleben meiner Teile 🙂
Kleid nähen – los geht’s!
Zuerst werden der Besatz und die Knopfleiste mit der Einlage bebügelt. Bitte anschließend gut auskühlen lassen, damit sich die Klebeschicht und der Stoff optimal miteinander verbinden können und ihr euch ausserdem nicht die Finger verbrennt.
Anschließend werden die beiden Brust-Abnäher im Vorderteil geschlossen. Übertragt hierzu die Linien der Abnäher auf euren Stoff und faltet den Abnäher in der Mitte, rechts auf rechts.
Nun auf der vorgezeichneten Linie von aussen zur Vorderteil-Mitte hin eine gerade Naht nähen.
Tipp: Der Abnäher gelingt perfekt, wenn ihr zur Vorderteil-Mitte hin am Ende der Naht nicht mit der Maschine verriegelt, sondern die beiden Fäden lange herauszieht und sie zum Schluss händisch verknotet!
Jetzt an beiden oberen Vorderteilen sowie dem Rockteil den angeschnittenen Besatz umbügeln.
Die Schulter- und Seitennähte des Oberteils können nun rechts auf rechts fixiert und geschlossen werden.
Auch die Rockteile können rechts auf rechts an den Seiten geschlossen werden.
Nun sind die Hauptteile des Kleides schon geschlossen, und ihr könnt schon erahnen, wie hübsch euer Kleid aussehen wird!
Die Unterkanten des Vorderteils müssen nun zwischen den Markierungen auf Rock-Oberkanten-Weite eingekräuselt werden. Jedes Teil des Oberteils enthält eine Markierung, ihr habt also ingesamt drei Abschnitte zu kräuseln: Einen im linken und einen im rechten Vorderteil sowie den dritten Abschnitt im hinteren Vorderteil.
Tipp: So gelingt das Kräuseln
Das Kräuseln funktioniert unter Einhaltung folgender Tipps ganz einfach:
- Stichlänge: Maximum
- Nahtanfang und -ende werden nicht verriegelt
- Zieht euch ausserdem, bevor ihr losnäht, Ober- und Unterfaden ein Stück aus der Maschine heraus, denn wenn die Fäden länger sind, könnt ihr gleich viel einfacher daran ziehen
- Nun zuerst im markierten Bereich ganz nahe am Rand eine gerade Linie nähen
- Knapp daneben anschließend eine weitere, gerade Naht nähen
- Nun kann vorsichtig jeweils an einem Ende des Fadens gezogen werden, damit sich der Stoff auf die gewünschte Breite einkräuselt
- Verteilt die Kräuselung nun gleichmäßig im markierten Bereich und verknotet die Fäden am Ende, damit das Ganze nicht mehr aufgehen kann.
Oberteil und Rockteil werden nun rechts auf rechts zusammengenäht. Die umgebügelten Knopfleisten müssen dabei unbedingt aufgefaltet werden.
Tipp: Achtet beim Zusammennähen darauf, dass die Seitennähte des Oberteils mit den Seitennähten des Rockteils aufeinandertreffen!
Der Besatz wird ringsum an den Halsausschnitt angenäht. Ich nähe erst beide Spitzen fest und dann den Rest.
Die Spitzen sind etwas fummelig, aber hier ganz exakt zu arbeiten, wird sich später auszahlen. Je genauer gesteckt und genäht wird, desto schöner ist die Kante nach dem Wenden.
Festgesteppt sieht die Spitze also so aus (mein Daumen liegt auf der aufgefalteten Knopfleiste):
Wenn alles geklappt hat, sollte es aufgeklappt auf der rechten Stoffseite aussehen:
Wenn beide Spitzen angenäht sind, wird der restliche Beleg gleichmässig rechts auf rechts an der Halsausschnittkante verteilt, festgesteckt und angenäht.
Anschließend wenden und die obere Bruchkante schön flach bügeln – und Durchhalten! Es sind nur noch wenige Schritte, bis euer Kleid fertig ist 🙂
Ringsum feststeppen
Damit gleich die Knopflöcher genäht werden können, müssen Saum, Knopfleiste und Besatz ringsum festgesteppt werden.
Zuerst schlage ich dafür die Ecken des Kleides rechts auf rechts um und nähe sie innerhalb der Nahtzugabe in Belegbreite ab.
Wenn ich die Ecke dann gewendet und ausgeformt habe, sieht sie sauber und akkurat aus.
Anschließend steppe ich also Beleg, Knopfleiste und den Saum des Kleides einmal rundherum fest. Als nächstes sind jetzt auch schon die Ärmel dran.
Ich habe im ersten Schritt bei allen vier Ärmelteilen an der Längskante die Nahtzugabe umgebügelt.
Danach wird jeweils ein vorderer Ärmel mit einem rückwärtigen Ärmel rechts auf rechts aufeinandergelegt.
Die Nahtzugabe wird aufgeklappt, sodass von Anfang des Ärmels (bzw. Ende des Ärmels) bis zur Markierung gesteppt werden kann. So entsteht der Schlitz in den Ärmelpaaren.
Aufgeklappt sieht das ganze von innen (linke Stoffseite) so aus. Damit die bisher nur umgebügelte Nahtzugabe später nicht aufgeklappt, steppe ich den Schlitz beider Ärmelpaare im nächsten Schritt von rechts knappkantig ab.
Als nächste die Ärmel an der Achselnaht rechts auf rechts schließen.
Die Armkugeln bei Bedarf (bei mir war das nicht der Fall) einreihen und die beiden Ärmel rechts auf rechts in das Kleid einnähen.
Zuletzt den Ärmel säumen, dabei eine kleine Öffnung für das Einziehen des Gummis offen lassen.
Das Gummi durch die Öffnung einziehen und dabei unbedingt darauf achten, dass es sich nicht verdreht.
Am Ende nicht vergessen, die Öffnung zu schließen 😉
Endspurt: die Knopflöcher
Nun noch einmal tief durchatmen. Es fehlen nur noch die Knopflöcher und die Knöpfe, dann ist es geschafft!
Die Knopflöcher werden in die rechte Knopfleiste des Kleides eingearbeitet.
Die erste Knopfloch-Position ist im Schnitt markiert, zwei weitere werden im Oberteil positioniert. Die anderen vier Löcher werden im Rockteil verteilt.
Um die Knopfloch-Abstände gleichmäßig einzuteilen, könnt ihr die Abstände natürlich ganz einfach abmessen. Ich nutze hierfür aber ein tolles Helferlein, das mir die Sache sehr erleichtert und mit der das Ganze super schnell geht.
Wer öfter Knopflöcher einarbeitet und auch gerne dieses flexible Helferlein nutzen möchte, kann es zum Beispiel hier kaufen (ich habe meinen Einteiler hierher).
Ich lege dann die verteilten Knöpfe auf und markiere mir mit Stecknadeln den Anfangs- und Endpunkt des Knopfloches.
Eine meiner Lieblingsfunktionen an der Maschine ist die Auswahl der Knopfloch-Größe anhand von Auflegen des Knopfes auf das Display. Wählt dazu Stich Nr. 51 aus und legt in der Info-Box des Stiches einfach den Knopf in den Kreis und vergrößert (oder verkleinert) den Kreis solange, bis er euren Knopf genau umschließt.
Tipp: Ich nähe bei Knopflöchern immer ein (oder zwei, oder drei…) Knopflöcher zum Test auf einem ähnlichen Stoff. Es ist nämlich super schade, wenn so viel Arbeit durch ein unsauberes oder nicht passendes Knopfloch zerstört wird.
Bevor ihr loslegt, überprüft nochmal, ob die Abstände der Knopflöcher gleichmässig sind und ob alles korrekt ist. Achtet ausserdem darauf, dass die “Mittellinien” eures Kleides aufeinandertreffen.
Tipp: Ich lege doppellagig aussreissbares Stickvlies unter, dadurch werden die Knopflöcher super sauber und gleichmäßig gearbeitet.
Die Knöpfe annähen …
Nun ist der (für mich) aufregendste Teil des Kleides auch geschafft. Es steht nur noch ein letzter Schritt aus.
Die Knöpfe können händisch angenäht werden. Ich habe mir jedoch den Knopfannähfuss (und das zugehörige Programm Nummer 60) zu Hilfe genommen.
Näht also die sieben Knöpfe auf der linken Knopfleiste (jeweils mittig unter dem zugehörigen Knopfloch auf der rechten Knopfleiste) fest – und freut euch, denn nun habt ihr es geschafft!
Fertig ist euer neues Kleid !
Ich hoffe, dass euch meine Anleitung zu diesem Kleid weiter hilft und wünsche euch ganz viel Freude beim Nachmachen!
Hallo,
ist es möglich, das Rockteil ohne Knöpfe, also im Bruch, zu nähen?
Welcher Viscosestoff ist gemeint, Webstoff oder Jersey ?
Hallo Iris,
danke für deinen Kommentar.
Ich denke da könnte man beim Reinschlüpfen Probleme bekommen – ich würde dann zur Sicherheit mit einem Reissverschluss arbeiten.
Viskose-Webware ist gemeint.
Viel Spaß beim Nachnähen.
Liebe Grüße
Lisa
Danke Lisa für deine super Erklärungen. Da ich die Inspiration im Abo habe, lese ich deine Beiträge natürlich sehr gern. Ich bin froh, dass ich hier spicken kann?
Liebe Petra, herzlichen Dank für das wundervolle Feedback! Du hast mir ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert – und ich freue mich rießig, dass Dir meine Anleitungen Helfen! Viele Grüße, Lisa