Ostern steht vor der Tür! Wie wäre es da mit der passenden Tischdeko? Ich zeige euch, wie ihr bunte Untersetzer nähen könnt, die mit einer Negativ-Applikation die Blicke auf sich ziehen. Die Nähtechnik sieht zwar etwas kompliziert aus, ist aber recht einfach umzusetzen. Vielleicht kennt ihr diese Technik auch unter der Bezeichnung  “Guckloch nähen”. 

Im Gegensatz zur einfachen Applikation wird bei der Negativ-Applikation der zu applizierende Stoff nicht auf, sondern unter den Trägerstoff angebracht. Diese Technik könnt ihr für verschiedene Nähprojekte, Taschen & Täschchen verwenden und habt einen garantierten Hingucker!

Bei meinen Untersetzern durfte wieder eine Jeans in Kombination mit einem meiner bunten Lieblingsstoffe von Bine Brändle zum Upcyclingsprojekt zugeschnitten werden.

Was ist eine Negativ-Applikation?

Bei der Negativ Applikation wird der Applikationsstoff  unter den Vorderstoff gelegt,  aber von vorne festgenäht. Mit dieser Art von Applikation könnt ihr nicht nur einen einfachen Untersetzer aufpeppen, sondern auch andere Nähprojekte das “gewisse Etwas” geben. Das geschieht, indem man das gewünschte Motiv – das Guckloch – aus dem Trägerstoff schneidet, den Applikationsstoff darunter legt und auf der Vorderseite festnäht. Wie es genau funktioniert, erkläre ich euch in der nachfolgenden Anleitung.

Sicher gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, denn jeder näht ein wenig anders und viele Wege führen zum Ziel. Ich zeige euch meine Herangehensweise.

Untersetzer nähen – Schritt für Schritt

Wie immer habe ich eine Schritt-für-Schritt-Nähanleitung mit vielen Fotos für euch. Ich hoffe, ihr werdet viel Freude an dieser Negativ-Applikationstechnik haben!

Im Laufe dieses Nähprojektes mit der Negativ-Applikation hat sich herausgestellt, dass sich der Untersetzer mit weniger Vlies besser mit dem Cordonnetgarn und der 100er Nähnadel nähen lässt. Es hat mir Spaß gemacht, mit meinen beiden Nähmaschinen im Wechsel zu nähen, deshalb sind auch meine beiden Nähmaschinen aufgelistet. Ausserdem wollte ich ausprobieren, ob ich mit meiner kleinen BERNINA 335 genauso gut mit dem Cordonnetfuss #11 zurechtkomme, wie auf meiner großen BERNINA 790. 

Den Test haben beide Nähmaschinen beim Nähen der Osteruntersetzer bestanden.

Material für die Untersetzer 

Um diese Osteruntersetzer mit Negativ-Applikation nähen zu können benötigt ihr folgende Materialien.

• Stoffe für die Vorderseite und der Rückseite je 17 x 17 cm, hier Jeans
• 2 x Stoffreste für die Applikation je 13 cm x 11 cm, HxB
•  Thermolam
• Vlies H250 optional
• Vliesofix optional 
• Nähnadel Topstich 100
• Nähnadel 80er
• Markierstift
• Papierschere
• Stoffschere 
• Stecknadeln
• Cordonnetfuss #11
• Garn als Oberfaden: Seralon 30 von Mettler
• Garn als Unterfaden: Seracycle von Mettler

Cordonnetfuss # 11

Der Cordonnetfuss # 11 gestattet aufgrund seiner besonderen Konstruktion präzises Dekornähen und Absteppen mit Cordonnetgarn als Oberfaden.

Mehr erfahren

Den Cordonnetfuss gibt es bei BERNINA bis Ende März im Rahmen der Aktion “Zubehör des Monats” in einem Sonderangebot, also nur noch wenige Tage! Mehr Infos dazu findet Ihr hier (Deutschland/Österreich) und hier (Schweiz).

Schablone herunterladen

Die Schablone für den Osteruntersetzer braucht ihr im Prinzip nur für das Positionieren des Ei-Motivs. Ihr könnt  euch auch ein 17 cm x 17 cm großes Quadrat zuschneiden und das Motiv anders positionieren. Mir gefällt es gut in der Mitte. 

Auch in grösseren Formaten lassen sich solche Untersetzer nähen, z.B. für Tee- oder Kaffeekanne und Tassen.

Ihr könnt euch gerne meine Schablone für die Osteruntersetzer als PDF hier downloaden:

Download Ei-Schablone

Eine füsschenbreite Nahtzugabe ist in der Schablone bereits enthalten.

Mit oder ohne Vlies?

Für das Nähen einer Negativ-Applikation wird ja der Applikationstoff unter den Hauptstoff gelegt. Damit die Kanten und somit die Applikation schön aussehen, ist ein weiterer Beleg nötig, der nach dem Aufnähen nach innen umgestülpt wird.

Diesen Beleg nenne ich Futterstoff, und diesen könnt ihr in  den gleichen Maßen, 17 x 17 cm zuschneiden wie den Vorderstoff – oder ihr schneidet ihn kleiner zu. Der Beleg muss aber mindestens 2 cm größer sein als das ausgeschnittene Motiv. Das erkläre ich in der Anleitung noch genauer.

Im Laufe dieses Nähprojekts habe ich verschiedene Varianten mit Vliesen ausgetestet. Bei der ersten Negativ-Applikation habe ich den Beleg und die Applikation mit H250 verstärkt. So erhielt der Untersetzer insgesamt mehr Stabilität. Beim zweiten, dritten und vierten Untersetzer variierte ich die Verstärkung der Vliese.

Plus und Minus

Der Vorteil der Vliese ist die Stabilität, allerdings wird das spätere Wenden dadurch etwas schwieriger. Auch habe ich festgestellt, dass die Ziernaht mit dem Cordonnetfuss und dem entsprechenden dicken Garn nicht so schön wird.  

Durch Ausprobieren habe ich festgestellt, dass es mir am besten gefiel, auf die Verstärkung des Belegs zu verzichten und nur die Applikation mit H250 zu verstärken. Das Thermolam setzte ich erst nach der Verzierung mit dem Cordonnetfuss unter den Vorderstoff.

Als Resultat habe ich schönere Ziernähte und ein leichteres Wenden des Untersetzers erhalten.

Material für den stabileren Untersetzer

1. 1 x Vorderstoff á 17 x 17 cm
2. 1 x Futterstoff/Beleg á 17 x 17 cm
3. 1 x den Rückenstoff á 17 x 17 cm
4. Stoff für die Applikation 13 x 11 cm
5. 1 x Vlies/Thermolam á 17 x 17 cm
6. Vlies H250  für die Applikation

Material für den schnellen Untersetzer

Bei diesem Untersetzter habe ich nur mit Thermolam gefüttert und auf alle anderen Stabilisierungen verzichtet. Diese Variante finde ich praktisch. Sie ist besonders schnell genäht, wenn kurzfristig ihr kurzfristig ein Geschenk für Ostern braucht.

1. 1 x Vorderstoff á 17 x 17 cm
2. 1 x Futterstoff/Beleg 13 x 11 cm
3. Stoff für die Applikation 13 x 11 cm
4. 1 x den Rückenstoff á 17 x 17 cm
5. 1 x Vlies/Thermolam á 17 x 17cm

Untersetzer nähen – die Anleitung

Lest bitte diese Nähenleitung erst einmal komplett durch, damit ihr mit allen Informationen zur Technik des Negativ-Nähens loslegen könnt.

1. Schritt – Vorderseite und Beleg

Hier habe ich für die Vorderseite ein Quadrat im Format 17 x 17 cm aus meiner Jeans zugeschnitten. Damit die Applikation unter den Vorderstoff genäht werden kann, wird das Jeansquadrat mit einem Beleg versehen.

Für den Beleg habe ich einen leichten rosafarbenen Baumwollstoff zugeschnitten und ihn mit Vlies H250 verstärkt.

Schritt 2 – Übertragen der Schablone 

Nachdem ihr die Schablone ausgedruckt habt, schneidet ihr mit einer Papierschere das Motiv, hier das Ei, heraus. 

Im nächsten Schritt legt ihr den Beleg rechts auf rechts auf das Jeansquadrat und fixiert beides mit Stecknadeln.

Anschließend legt ihr die Schablone auf den rückseitig verstärkten Beleg und zeichnet den Umriss des Motivs mit einem Markierstift nach. Dann näht ihr direkt auf dieser Markierung beide Stofflagen mit einem Geradstich fest.

3. Schritt – das Guckloch

Jetzt wird dieses Motiv mit der Stoffschere herausgeschnitten, dabei aber bitte beachten, dass ihr mindestens 1 cm Stoff von der Naht stehen lasst. Das wird nun das Guckloch, unter dem die Applikation gelegt wird.

Da dieser angenähte Beleg nach innen gewendet wird, müsst ihr nun in die Rundungen kleine Knipse, bis kurz vor die Naht eingeschnitten werden.

4. Schritt – das Wenden

Einmal bitte wenden und alles schön glatt formen.

Am besten ihr bügelt hier über die beiden Lagen und formt damit die Kanten aus.

So sieht nun die Vorderseite aus. Dass der Belegstoff etwas herausguckt, ist gewollt und kann sogar noch verstärkt werden, wenn ihr den Beleg entsprechend bügelt.

5. Schritt – die Negativ-Applikation

Sucht euch einen schönen Motivstoff für eure Negativ-Applikation aus und legt ihn unter den vorbereiteten Oberstoff. In diesem Fall hatte ich den gemusterten Stoff länger zugeschnitten, damit ich mit dem Motiv ein bisschen spielen kann.

Wenn das Motiv stimmig ist, wird es mit ein paar Stecknadeln fixiert – und ab an die Nähmaschine.

6. Schritt – Verzierungen

Bei diesem Nähprojekt kam der Cordonnetfuss #11 zum Einsatz. Als Oberfaden habe ich SERALON 3o verwendet, in Kombination mit einer Topstichnadel der Stärke 100. 

Das Garn ist durch seine Eigenschaften ein sehr guter Nähfaden für dekorative Näharbeiten und eignet sich besonders für Knopflöcher und ansprechende Abstepp- und Ziernähte. 

Nun folgen die Verzierungen der Vorderseite und am besten gefielen mit die Quiltstich-Geradstiche und der Hohlsaumstich für dieses Projekt.

Das sieht doch schon mal gut aus, oder?!

Nach der ersten Nahtverzierung habe ich die Applikation etwas zurückgeschnitten.

Anschließend könnt ihr das zugeschnittene Stück Thermolam auf die linke Rückseite der Applikation legen und von vorne mit ein paar Stecknadeln feststecken und das Ganze wenden.

7. Schritt – Weitere Verzierungen für den Osteruntersetzer

Mit dem Cordonnetfuss könnt ihr Dank des Schlitzes und der unteren Aussparung wunderbar schmale Kordeln und Handstickgarne aufnähen. Aber nicht nur Nähprojekte lassen sich mit dem 11er Fuß verzieren, man kann damit auch dünnen Draht übernähen. Mehr Informationen über diesen tollen Fuß gibt es hier zu sehen:

Aus meinem nicht sonderlich aufgeräumten, aber vollen Kästchen verschiedener Handstickgarne suchte ich mir für die nächste Verzierung mit dem Cordonnettfuss ein passendes Garn heraus.

Auf den beiden folgenden Fotos könnt ihr gut sehen, wie das Ziergarn zwischen dem Schlitz des Nähfusses geführt und mit dem Hohlsaumstich Nummer 702 übernäht wird.

Bei diesem Osteruntersetzer habe ich den Beleg nicht und nur die Applikation mit Vlies H250 verstärkt. Vielleicht könnt ihr sehen, dass der Hohlsaumstich schöner ausfällt.

8. Schritt – Rückenteil an den Untersetzer nähen

Bevor ihr Das Rückenteil auf das Vorderteil legt und zusammennäht, könnt ihr das Vorderteil mit dem Guckloch und dem Thermolam knappkantig mit einem Geradstich oder mit einem Zickzackstich zusammennähen. 

Bei meinem Stoff hatte das nicht so gut funktioniert, weil er sich verzog. Deshalb seht ihr auf dem Foto, dass die Zickzacknaht nur unvollständig ist, was dem Gesamtbild allerdings nicht störte. Mittlerweile nähe ich Stoffteile, die mit Vlies verstärkt sind, immer so zusammen, dass das Vlies obenauf liegt. Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass so das Nähgut nicht verrutscht?

Auf der unteren Seite lasst eine Wendeöffnung von circa 7 cm frei und wendet nach dem Zusammennähen den Untersetzer.

9. Schritt – fertig sind die Osteruntersetzer!

Nachdem ihr den Osteruntersetzer gewendet habt, könnt ihr die Nahtzugabe der Wendeöffnung nach innen bügeln und mit einer Naht rundherum absteppen. Auch für diese Naht könnt ihr wunderbar den Cordonnetfuß nutzen. Er ist wie gemacht für solche Abstepparbeiten. Insbesondere auf Jeans macht er sich gut.

Auf dem Bild unten seht ihr den Unterschied. Einige Untersetzer habe ich mit Cordonnetfuss und dickem Garn, andere mit normaler Garnstärke abgesteppt. Mit dickem Garn sieht es doch viel besser aus, nicht wahr?

Die ersten vier Untersetzer mit den Negativ Applikationen sind fertig. Dabei ist eins sogar etwas größer geworden und alle gefallen mir sehr gut.

Das Häschchen sitzt in der Aussparung des Gucklochs und lugt hervor.

Frohe Ostern, ihr Lieben!  

Resteverwertung

Bei jedem Nähprojekt fallen Reste an, die es wiederum zu verwerten gilt. In diesem Fall waren es die ausgeschnittenen Motive, die Ostereier, die ich kurzerhand auf Bastelfilz applizierte. 

Auch hier habe ich die Applikation mit dem dicken Garn Seralon 30 und dem Cordonnetfuss 11 sowie der 100er Topstichnadel auf das Filzquadrat genäht. Nur noch ein weiteres Filzquadrat für die Rückseite aufnähen, und schon ist ein weiterer Osteruntersetzer fertig.

Vielleicht entdeck ihr, dass ich das Eimotiv hier nicht in die  Mitte, sondern links unten positioniert habe. Wie findet ihr das?

Ich hoffe, ihr konntet meiner Anleitung gut folgen und habt nun auch Lust aufs bunte Untersetzer-Nähen zu Ostern bekommen! 

Herzlichst,
Katharina/RaabArt