Heute möchte ich gerne mit euch textile Postkarten nähen – sogenannte AMCs. Das steht für Artist Mailing Cards. Habt ihr schon einmal solche textile Postkarte genäht und sie mit einer Nähfreundin getauscht oder einfach als Grußkarte versendet?
Natürlich sollten solche textilen Postkarten in einem Briefumschlag versendet werden. Wäre doch schade, wenn eure künstlerische Arbeit auf dem Postweg zu Schaden käme.
Textile Postkarten werden in Patchwork-Kreisen gerne getauscht und manchmal sogar zum Verkauf angeboten. Für Wettbewerbseinreichungen gelten strenge Regeln und das genormte Format muss einhalten werden.
Postkarte nähen – Anleitung für AMCs
Das Format von AMCs
Die textilen Postkarten werden im Format von 10 cm x 15 cm hergestellt. Am Beispiel dieser folgenden textilen Karte zeige ich euch, wie ich vorgegangen bin.
Techniken & Materialien
Es gibt soviel verschiedene Techniken und Materialien, wie ihr diese textile Postkarten herstellen könnt … Es müssen nicht immer Webware/Patchworkstoffe sein. Bestimmt habt ihr gesammelte Upcyclingsstoffe in eurem Stash und vielleicht auch ein bisschen Seidenstoffe, Netzstoffe, Organza, Wolle oder anderes.
Auch Jeansreste oder geliebte Kleidungserinnerungsstücke können eingearbeitet werden.
Verzierungen
Meist verziere ich meine textilen Karten nur mit schönen Garnen im Freestyle-Quilting. Ihr könnt die Vorderseite auch mit Perlen, Pailletten, Federn, Knöpfen, Nieten, Glitzergarne, Muscheln und Bänder verzieren. Ich denke, bei der Gestaltung der Karte es kommt auch auf das Thema an.
Bei dieser textilen Postkarte habe ich hauptsächlich mit Wollvlies und dem Nadel-Punch-Zubehör-Set für RL-Greifer gearbeitet, das macht echt Spaß! Schaut euch gerne die Anleitung zum Punchen hier an: Anleitung zum Nadel-Punch-Zubehör
Themen und Motive für die textile Postkarte
Soll es abstrakt oder figürlich und naturalistisch sein, ist meist meine erste Frage bei der Themenfindung und der Motive für solche textilen Karten. Gerne skizziere ich meine Ideen auf Papier, bevor ich zu nähen anfange.
Für heute habe ich eine einfache Landschaft mit dem Bleistift skizziert, am Tablet die Linien optimiert und anschließend am PC diese Skizze als Vektorgrafik erstellt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr diese Grafik downloaden und als Vorlage verwenden.
Download PDF-Vorlage
Diese Vorlage ist lediglich eine Orientierung für die Linien der Landschaft. Sie muss nicht exakt übernommen werden. In den weiteren Fotos werdet ihr sehen, dass ich mir sogar ein paar Abschnitte der Schablone ausgeschnitten und versetzt genäht habe. Aber dazu nachher mehr 😉. Ihr könnt auch frei eure eigene künstlerische Postkarte kreieren, doch vielleicht habt ihr ja Lust, mit mir dieses textile Landschaft zu nähen.
Unter folgendem Link könnt Ihr die Vorlage herunterladen:
AMC-Landschaft – Download PDF-Vorlage
Diese Vorlage habe ich mit der Software Electric Quilt 8 hergestellt. Ihr seht, dass sich Bild und genähte Postkarte schon unterscheiden. Doch sie war mir als Orientierung eine große Hilfe.
Material
Im idealen Fall habt ihr die Materialien, die ich hier aufliste, zur Hand. Wichtig bei den Vliesen ist auf jeden Fall das Vlies S80, es dient zur Stabilisierung der textilen Postkarte. Statt S80 könntet ihr die fertige Karte auch mit einem Kartonstück verfestigen. Statt mit den unterschiedlichsten Nähfüssen zu nähen, könnt ihr auch nur mit einem Geradstichfuss nähen und einem Freihandstickfuss verzieren. Ihr seht also, dass solche Karten selbst mit einer ganz normalen Haushaltsnähmaschine genäht werden können.
- Stoffreste für das Vorderteil
- Stoff für das Rückenteil ca. 11 x 16 cm
- Rasterquick-Viereck, Firma Freudenberg
- Vlieseline S80, Firma Freudenberg
- Vliesofix, Firma Freudenberg
- Universalnadel, Firma Schmetz
- Quiltnadel
- Verschiedene Garne zum Verzieren, Polysheen von Firma Mettler
- Garn zum Nähen und als Unterfaden der Stoffteile, reißfester Alleskönner von Mettler
- Cutter und Schneidelineal und Schneidematte
- Stoffschere
- Papierschere
- Stecknadeln
- Textilklebe-Stift, z.B. von Sewline
- Bügeleisen
- Bügelunterlage
- Nähmaschine
- Verschiedene Nähfüsse sind unten aufgeführt
Im Prinzip verwende ich nur das Material, das ich auch zuhause habe. Da findet sich immer sehr viel an Nähzutaten, da ich schon viele Jahre nähe.
Nähanleitung – lasst uns beginnen!
Am besten fertigt ihr aus einem Karton eine Schablone mit dem Maß der Postkarte, also 10 x 15 cm. Diese hilft euch am Schluß, die textile Postkarte „maßzuschneidern“. Auch hilft die Schablone dabei, ein Gefühl für die Dimension der Karte und die Aufteilung der Stoffe zu bekommen.
Zum ersten Mal habe ich das Rasterquick-Viereck von der Firma Freudenberg für dieses Nähprojekt benutzt und bin begeistert. Ein Wermutstropfen war lediglich, dass die Linien des Vlieses durch den hellen, oberen Stoff durchschienen. Statt Vlies verwende ich auch gerne helle Stoffreste eines Bettlakens oder eines anderen dünnen Stoffes. Der Vorteil des durchscheinenden Vlieses ist die Möglichkeit des Durchpausens des Motivs. Wenn ihr frei euer Motiv gestaltet, könnt ihr getrost Stoff als Unterlage nehmen.
Positiv am Rastervlies fand ich, dass ich das Motiv der Landschaft durchpausen konnte, was mir beim Auflegen der Stoffteile enorm half.
Vliesofix
Habt ihr eure Stoffauswahl zusammen? Jetzt könnt ihr Vliesofix auf die Rückseite der Stoffe bügeln. Das hat den Vorteil, dass ihr die Stoffstücke prima positionieren und gleich auf die Unterlage bügeln könnt, anstatt sie mit Stecknadeln zu befestigen.
Schritt für Schritt habe ich die unteren Teile der Landschaft zugeschnitten und auf dem Vlies arrangiert.
Hier könnt ihr sehen, dass ich mit der Papierschere die PDF-Vorlage teilweise ausgeschnitten habe. Diese Teile habe ich spiegelverkehrt auf die Rückseite der Stoffe gelegt und ausgeschnitten.
Weiterhin könnt ihr sehen, dass ich die Felder nicht spitz zulaufen lasse. Der Grund liegt darin, dass diese Stellen beim Nähen zu dick werden und ich sie deshalb verteilt habe. Diese künstlerische Freiheit nehme ich mir, und das solltet ihr auch tun 😉.
Falls ihr kein Vliesofix zur Hand habt, helfen Stoffkleber und Stecknadeln auch sehr gut.
Nachdem alle Stoffteile auf der Unterlage/Vlies oder Stoff positioniert sind, hinterlege ich das Vorderteil mit einem Stück Thermolam. Dieses solltet ihr auf jeden Fall etwas großzügiger als das Vorderteil zuschneiden, denn beim Verzieren mit der Nähmaschine wird sich das Top zusammenziehen. Zurückgeschnitten wird erst am Ende.
Bei dieser textilen Postkarte kam zur Verzierung mein BERNINA Stichregulator (BSR) zum Einsatz. Zur besseren Übersicht der Stofflage habe ich meinen Transparenten Quiltanschiebetisch rausgeholt.
Da bei dem oberen, hellen Stoffstreifen das Raster des Vlieses durchschien, habe ich einfach etwas mehr mit dem Stickgarn darüber gequiltet.
Stabilisierung
Aufgepasst, es gibt mehrere Möglichkeiten, die Postkarte zu stabilisieren.
- Das Vlies S80 wird zum Schluß auf die Rückseite gelegt und mit einem eng eingestellten Zickzackstich festgenäht oder
- Das Vlies S80 wird als „Sandwich“ eingelegt und mit einem zusätzlichen Rückenstoff versehen
Bei dieser textilen Postkarte habe ich mich für die zweite Variante entschieden. Zwar hat die erste Variante den Vorteil, dass das Vlies S80 mit einem Kugelschreiber beschreibbar ist, aber mit der Stoffrückseite gefällt mir die Karte einfach besser.
Zudem lässt sich der Stoff wunderbar mit Stoffmalstifte auch beschreiben.
Bevor es also an den Rückenstoff geht, habe ich das Top grob begradigt und das Vlies S80 mit etwas Stoffkleber auf die Rückseite geklebt. Alternativ könnt ihr auch die Rückseite mit Vliesofix versehen und das S80 aufbügeln. Das hat den Vorteil, dass nichts verrutschen kann.
Rückenstoff
Bevor der Rückenstoff angebracht wird, habe ich das genähte Vorderteil zum gewünschten Maß von 10 x 15 cm zugeschnitten.
Den Rückenstoff habe ich extra ein wenig größer zugeschnitten, da erfahrungsgemäß die beiden Stoffteile trotz aller Kleber immer etwas verrutschen.
Anschließend nähte ich beide Teile knappkantig mit dem Schmalkantfuss # 10 zusammen.
Danach schnitt ich mit dem Cutter den Rückenstoff zurück und nähte rundherum alles mit einem eng eingestellten Zickzackstich zusammen. Hierfür wechselte ich zu einem anderen Nähfuss, zu meinem „Lieblingsallrounder“, dem Rücktransportfuss mit transparenter Sohle # 34.
Die Signatur
Was wäre ein künstlerisches Werk ohne seine Signatur?!
Diese könnt ihr wunderbar, wie schon erwähnt, mit einem textilen Stift auf die Rückseite schreiben. Dabei sollte das Datum nicht vergessen werden.
Fertig ist die genähte textile Postkarte und bereit, einen schönen Platz zu bekommen. Ich bin gespannt, ob ich sie tauschen, verschenken oder selbst behalten werde. Was meint ihr?
Postkarte nähen als AMC – Zusammenfassung
Ich fasse kurz die Nähschritte der textilen Postkarte (AMC) zusammen:
- Motiv überlegen
- Stoffreste zurechtlegen
- Unterlage für die Stoffreste: entweder Stoff oder Vlies, z.B. Rasterquick
- Garne auswählen
- Thermolam hinter das Top
- Vorderseite gestalten
- Vlies S80 unterlegen, entweder mit ein paar Stichen miteinander verbinden oder auf die Rückseite des Tops kleben
- Rückenstoff zuschneiden und knappkantig festnähen
- Zurückschneiden auf das Format 10 x 15 cm
- Mit einem Zickzackstick alle Teile zusammennähen = Kanteneinfassung
- Rückseite signieren
- Fertig
Habe ich euch inspiriert?
Wie immer hoffe ich, dass euch meine Anleitung gefallen hat und ich euch inspirieren konnte, selber so eine Postkarte zu nähen und euer ganz eigenes textile Kunstwerk zu schaffen!
Herzlichst eure
Katharina / RaabArt
Tipp: Die Rückseite vom Rasterquick nach oben legen – dann sind die Linien schwächer und scheinen weniger durch den Stoff!
Hallo Jutta,
herzlichen Dank für Dein Tipp! Beim nächsten Mal, wenn ich Rasterquick benutze, werde ich es so machen.
Man könnte die Umrisse natürlich auch auf die papierne Seite des Vliesofixes übertragen und dann die Stoffteile auf Klebeseite die Seite bügeln.
Ist doch schön, dass es immer mehrere Wege gibt!
Liebe Grüße, Katharina
Toll liebe Katharina, du weißt ja, dass ich ein großer Fan von deiner Kunst bin. 💞Vielen vielen Dank für diese zauberhafte kreative Inspiration, die ich unbedingt ausprobieren muss! Liebe Grüße Kirsten aka kriwalda
Liebe Kirsten,
ich weiß Dich als mein „ganz besonderer Fan“ zu schätzen und freue mich sehr, dass bei Dir ein kleines Kunstwerk von mir, hängen darf!
Herzlichst, Katharina
Liebe Katharina,vielen Dank für die ausführliche Anleitung und die Angabe der verwendeten Materialien. Das wird mir in Zukunft sicher helfen noch schönere Karten zu machen.Ich habe auch Probenäh- und -Stickproben als Karten weiterverwendet. Meist auf Karton oder in Passepartout- Karten. Das signieren habe ich immer vergessen. Die Idee mit dem Schmalkantfuss werde ich ausprobieren. Durch eure Inspirationen und Hinweise auf die verwendeten Nähfüße wird man wieder daran erinnert diese auch zum Einsatz zu bringen. Vielen Dank. Nun werde ich mit meinen Osterkarten weitermachen. Freue mich auf weitere Anregungen. Danke Angelika
Liebe Angelika,
es freut mich sehr, dass ich Dir mit meinen Materialangaben für Deine Osterkarten, die bestimmt wunderschön aussehen werden, weiterhelfen kann. Vielleicht zeigst Du sie uns irgendwann in der Community? Gegenseitige Inspiration ist wunderbar! Eine Signatur ist unbedingt wichtig, auch gerade dann, wenn man Jahre später eine solche Karte wieder in den Händen hält und gar nicht mehr weiß, wann sie entstanden ist, und bei einem Tausch, von wem sie genäht wurde. Datum, ein Name und eventuell ein Titel auf der Rückseite, ist da sehr hilfreich.
Hab auch ganz herzlichen Dank für Dein schönes Feedback:-)
Liebe Grüße, Katharina
Schöne Idee, danke. Ich habe schon viele AMC genäht. Mache die Umrandung dichter. So bekommt die Karte einen richtig schönen Rahmen. Nur so als Tipp.
Hallo Gabriele,
danke Dir für Dein nettes Feedback! Mit einem dichteren Zickzack-Stich habe ich die AMCs auch schon genäht, mir gefällt beides sehr gut. Vielleicht kommt es auch auf das „genähte Thema“ an, welche Umrandung einem dazu am besten zusagt. Bei meinem Landschaftsbild fand ich die eher lockere Umrandung schöner aber wie alles, ist es eine Geschmacksache.
Hast Du Deine AMCs getauscht oder kannst Du Dich auch so schlecht davon trennen, wie ich?
Liebe Grüße, Katharina
Hallo Katharina, ja manchmal fällt es mir schwer, sie herzugeben. Aber ich bin in einer Tauschgruppe bei FB drin. Da tauschen wir monatlich nach Themen. Es ist hochinteressant, wie unterschiedlich ein Thema umgesetzt werden kann.
Liebe Grüße
Gabi