Windlichthülle im Boho-Look mit Wellensaum und Lochstickerei nähen
In diesem Tutorial zeige ich euch, wie ihr eine Windlichthülle aus Leinen mit einem hübschen Wellenrand, Rollsaumbiesen und Lochstickerei genäht werden kann.
Schon vor einer ganzen Weile habe ich eine für mich unbekannte Nadel geschenkt bekommen: Die Wing- bzw. Hohlsaumnadel. Seitdem liegt sie in meiner Nadelschachtel und wartet auf ihren Einsatz. Klassischerweise wird sie für die Weißstickerei verwendet. Ich wollte etwas anderes probieren: auch dezent und Ton in Ton, aber nicht in weiß. Und weil ich den Boho-Look im Wohnraum, im Garten und auf dem Balkon total gerne mag, hab ich mich für Windlichthüllen aus Leinen in dezenten Farben entschieden. Der hübsche Wellensaum am oberen Rand und die Biesen werden mit der Overlock genäht, die Stickerei mit der normalen Nähmaschine.
Ihr braucht
- Leinenreste
- farblich passendes Silk Finish Cotton 50, Seralon, Seracor und Seraflock von Mettler
- Windlichtglas
- Hohlsaumnadel/Wingnadel 130/705 H von Schmetz
- Nähnadel
- Schneiderkreide
- Lineal
Tipp zur Stoffwahl
Für die Lochstickerei eignet sich nur Webware. Ich habe mit Leinen sehr schöne Ergebnisse erzielt.
Zuschnitt
Messt Umfang und Höhe eures Glases aus. In der Breite und in der Höhe habe ich 3 cm zugegeben. Hier lieber großzügig sein, da sich der Stoff durch die Stickerei und die Säume unterschiedlich zusammenzieht und vielleicht auch etwas verzieht. Zum Schluss könnt ihr immer noch abschneiden, was zu viel ist.
Mein Glas ist 9,5 cm hoch und hat einen Umfang von 27,5 cm. Den Stoff hab ich also 12,5 cm hoch und 30,5 cm breit zugeschnitten.
Overlock vorbereiten
Die ersten Schritte näht ihr mit der Overlock. Bei mir kommt die BERNINA L 850 zum Einsatz. Ihr startet am oberen Rand und näht einen hübschen Wellenrand.
Dazu die linke Nadel entfernen und die Maschine für die 3 Faden-Rollnaht einstellen:
- Spannung: rechte Nadel, Ober- und Untergreifer 4
- Schnittbreite 7,5, Hebel Rollsaum bzw. Overlock, Stichbreite 2
Als Nadelfaden habe ich Seracor verwendet, in die Greifer habe ich Seraflock gefädelt.
Wellenrand nähen
Jetzt näht ihr den Wellenrand. Dazu den Rollsaum-Wahlhebel während des Nähens in gleichmäßigen Abständen von O auf R stellen. So wird die Naht breit und schmal. Probiert das unbedingt zuerst auf einem Reststück aus und übt ein bisschen, bis ihr mit dem Effekt zufrieden seid.
So sieht der Wellenrand nun aus:
Stoff für das Nähen der Biesen vorbereiten
Im nächsten Schritt habe ich „Rollsaum-Biesen“ genäht. Dazu mit Schneiderkreide 4 cm vom oberen Rand entfernt eine Linie auf die Vorderseite des Stoffes zeichnen. Eine zweite Linie in 4 cm Abstand zur ersten Linie einzeichnen.
Entlang dieser Linien den Stoff links auf links aufeinanderlegen und zwei akkurate Falten bügeln. Entlang dieser wird gleich genäht.
Maschine auf Rollsaum einstellen
Stellt nun eure Maschine für den Rollsaum ein:
- Spannung rechte Nadel 4, Obergreifer 4, Untergreifer 5,5
- Schnittbreite 5,5, Hebel Rollsaum, Stichbreite Rollsaum
Nun könnt ihr auf der rechten Seite entlang der Falten beide Stofflagen mit dem Rollsaum zusammennähen und bekommt so eine Art Biese. Auch das zur Sicherheit an einem Probestück testen.
Mit dieser Technik habe ich übrigens auch Leinenkissen genäht, die super zu den Windlichtern passen. Schaut mal hier.
Anschließend beide Biesen in eine Richtung bügeln.
Nähmaschine vorbereiten
Jetzt geht es an der Nähmaschine weiter. Zuerst wird die Wing- bzw. Hohlsaumnadel eingesetzt. Sie sieht aus wie ein Schwert aus und wird klassischerweise für die Weißstickerei verwendet. Sie schiebt beim Nähen die Fäden zur Seite, wodurch Löcher entstehen.
Zum Nähen habe ich Silk Finish Cotton in dezenten Tönen verwendet. Achtung, die Stickerei verbraucht recht viel Garn! Achtet darauf, dass genug auf der Spule und auch auf der Unterfadenspule ist.
Hilfslinien einzeichnen und Stich wählen
1,5. cm vom oberen Rand entfernt zeichnet ihr eine Hilfslinie ein. Nun kann der passende Stich aus den Heirloomstichen ausgesucht werden. Das sind die Stiche, die mit einer 7 beginnen.
Aber Vorsicht, die Hohlsaumnadel ist breit! Probiert durch Drehen des Handrades aus, ob sie Platz genug hat.
Folgende Stiche habe ich genutzt: 701, 702, 711, 713
Stickerei arbeiten
Nun kann die erste Naht genäht werden. Ich habe mich für den Stich 711 entschieden. Danach glatt bügeln.
Die nächste Hilfslinie 1 cm von der Biese entfernt einzeichnen und die zweite Naht nähen. Hier die 713. Wieder gut bügeln.
Dann zwischen den beiden Biesen wieder zwei Hilfslinien einzeichnen mit 1 cm Abstand zur oberen Biese und 1 cm Abstand zueinander. Mit Stich 701 und 702 nähen und danach bügeln.
Die nächste Hilfslinie 1 cm von der unteren Biese einzeichnen und die Naht mit Stich 711 nähen. Wieder ausbügeln.
Ihr könnt die Stiche natürlich nach eurem Geschmack auswählen.
Ränder versäubern
Nun wird der untere Rand begradigt und ggf. etwas zurückgeschnitten. Oben soll der Wellenrand ca. 0,5 cm über den Rand des Glases überstehen. Die schmalen Seiten bei Bedarf auch kürzen, dabei an eine NZ von 1 cm pro Seite denken. Die kurzen Seiten und den unteren Rand mit einem Rollsaum versehen.
Hülle fertigstellen
Jetzt müsst ihr nur noch die Fadenraupen abschneiden oder in die Rollsäume ziehen und dann den Streifen rechts auf rechts mit 1 cm NZ an den kurzen Seiten mit einer normalen Nadel und dem Geradstich zusammennähen. Dann die NZ auseinanderbügeln, die Hülle wenden und über das Glas ziehen. Sie sollte straff sitzen, damit sie nicht nach unten rutscht. Fertig ist das Boho-Windlicht!
Beim kleinen Glas habe ich übrigens oben keinen Wellensaum genäht, sondern die Webkante als dekorativen Abschluss stehen lassen. Das sieht auch toll aus und passt gut zum Boho-Look.
Achtung!
Am besten verwendet ihr LED-Teelichter, damit ihr auf der sicheren Seite seid.
Und so hübsch ist der Effekt im Dunkeln:
Wow, sind die schön! So ganz in Weiß wirkt es auch richtig toll!
Vielen Dank für die Vorstellung der Nadel, werd Sie mir auch zulegen .Schöne Erklärung, danke
Sehr gerne und viel Spaß beim Ausprobieren!
Sehr gerne und viel Spaß beim Experimentieren!
Ich bin ja sowas von begeistert. Muß mir gleich so ne Nadel bestellen. Gibts auch irgendwo Säcke voll Zeit. So ne schöne Idee. Danke für´s zeigen. Viele Grüße Silvi
Das freut mich sehr! Mit Zeit kann ich leider nicht dienen 😉
Das ist ja wunderschön! Besonderer Dank für das Vorstellen dieser Nadel! Ich kannte sie noch nicht. Und danke für´s Teilen der guten Idee, “Biesen” mit der Overlock herzustellen. Werde mal sehen, in welchem Projekt ich diese guten Ideen sonst noch umsetzen kann.
Freut mich, dass dir meine Idee gefällt. Die Nadel ist wirklich spannend und es lohnt sich, mit ihr zu experimentieren. Viel Spaß dabei!
Wirklich sehr hübsch 🙂
Dankeschön! Das freut mich!