Kreative Artikel zum Thema Quilten

Knuffiges Brillenetui aus Leder und Filz

Leser “Max” hat mich auf die Idee gebracht: warum nicht Lederstreifen auf Filz steppen?

Witzigerweise habe ich sowas Ähnliches erst kürzlich von Hand gemacht. Ich habe schmale Lederbänder in mehreren Farbschattierungen nebeneinander auf feste Filzquadrate gestickt und mehrere dieser Blöcke zu einem Schmuckstück verbunden. Sehr schick!

Mit der Nähmaschine steppt es sich natürlich anders …

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Wie genau, das wollte ich an diesem kleinen Projekt ausprobieren. Ein Brillenetui braucht man eigentlich  immer.

Von den Filzen, die ich da hatte (Polyester, 2 mm dick),  gefiel mir der schwarze am besten. Es sieht gleichermaßen gut aus zu braunem wie zu buntem Leder. Diesmal habe ich mich für braunes Leder entschieden. Es ist zeitlos schön und hat einen rustikalen Touch, der gut zur gequilteten Knuffigkeit passt.

Das Etui besteht aus einem rechteckigen Stück Filz mit den Maßen 18,5 cm (doppelte Breite) mal 17,5 cm (Höhe). Um einen Anhaltspunkt für die Flächenaufteilung zu haben, habe ich genau in der Hälfte einen Heftfaden durchgezogen.

Daraufhin habe ich aus 6 verschieden braunen Lederstücken Streifen geschnitten, ohne genauen Plan, in zufällig verteilten, unterschiedlichen Breiten und deutlich länger als der Filz, um Raum für Experimente zu haben. Diese Streifen habe ich spielerisch nebeneinander gelegt, und bald drifteten sie in eine grünliche und eine rötliche Gruppe auseinander. So entsteht der nötige Kontrast, um beim Patchen Spannung zu erzeugen. Die Verwandtschaft der Farben sorgt gleichzeitig für ein harmonisches Gesamtbild.

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Grundsätzlich sollten Sie bei der Anordnung der Streifen Ihrer Intuition folgen, eins ist allerdings wichtig: damit die Stücke wie gezeigt ineinander verschnitten werden können, müssen beide Felder gleich breit sein.

Um überhaupt patchbare Stücke zu bekommen, musste ich die Lederstreifen erst mal miteinander verbinden. Das funktioniert hervorragend mit doppelseitigem Klebevlies (Vliesofix). Was Viele nicht wissen: normales Leder nimmt Bügeln nicht übel – also trauen Sie sich!

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Schließlich habe ich die Lederflächen rechtwinklig zerschnitten. Schräge Teilungen hätte ich durch beide Lagen hindurch führen müssen, und zwar mit einem glatten Schnitt, aber das wollte ich meinem Rollschneider erst mal nicht zumuten. Und, hey, was spricht gegen rechte Winkel?

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Vor das Aufsteppen hat der Herrgott das Befestigen gesetzt – oder so ähnlich. Die Lederpatches korrekt zu platzieren ist nämlich ein bisschen eine Puzzelei, da darf nichts unter dem Bügeleisen wegrutschen. Aufgeklebt ist aufgeklebt. Ich habe daher, von der Mitte beginnend, Stück für Stück aufgebügelt. Dazu habe ich alle Teile einer Seite untereinander ausgerichtet und, mit der einen Hand fest auf dem mittleren Teil, die restlichen Stücke daneben weggezogen. Wenn das erste Teil mal fest sitzt, können die weiteren recht entspannt angebaut werden.

Kommen wir zum Steppen. Vorhang auf für den Bernina Obertransportfuß #50! Sie meinen, das Leder ist doch aufgeklebt, wozu braucht es weitere Tricks? Das dachte ich auch. Aber ich wurde ganz schnell eines Besseren belehrt. Selbst bei relativ dünnem Leder kann sich die Oberseite noch gegen die Unterseite verschieben – was hier besonders das dickste (dunkelbraune) Leder plastisch vorexerziert hat. Mit dem Obertransportfuß dagegen lassen sich die entstehenden unschönen Verziehungen problemlos vermeiden. So macht Steppen Spaß!

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Eine Kleinigkeit gilt es zu beachten: der Obertransportfuß lässt es nicht zu, dass man mit gesenkter Nadelposition wendet (oder habe ich den Trick noch nicht gefunden?). Das bedeutet, dass das Material in diesem Moment frei Hand geführt werden muss. Wenn man das nicht mehr gewohnt ist – wie ich – zieht man die Näharbeit schon mal zu weit aus der Nadelposition, mit der Folge, dass der Unterfaden eine Schlinge bildet. Und das will man ja am allerwenigsten …

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Nachdem das Leder aufgesteppt war, musste das Etui noch mit einer Naht am Rand entlang geschlossen werden. Ein Job wie geschaffen für den Schmalkantfuß #10: der Steg schiebt sich zuverlässig an 4 mm Filz entlang, wodurch die Nadel schön senkrecht knapp an der Kante näht. Perfekt.

verbindungsnaht.jpg

Und schon ist das kleine Werk vollbracht!

Möchten Sie das Etui nachnähen? Ich bin gespannt auf Ihre Lösungen – wenn Sie mögen, stellen Sie sie doch bitte in die Galerie ein!

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