Hallo liebe BERNINA Community,
ich bin ganz neu dabei auf dem BERNINA Blog und freue mich sehr, euch hier viele Tipps und Tricks zeigen zu dürfen.
Ich heiße Jenny, nähe seit der Grundschule und bin ausgebildete Maßschneiderin. Auch wenn ich beruflich mittlerweile etwas vollkommen anderes mache, sitze ich am liebsten jede freie Minute an der Nähmaschine. Meine Werke zeige ich seit über zehn Jahren auf meinem Blog exclamation-point.de. Links zu Social Media-Kanälen, auf denen ich neue Posts ankündige, Inspirationen und Einblicke hinter die Kulissen mit euch teile, findet ihr in meinem Profil.
Am liebsten nähe ich anspruchsvolle Kleidung für mich selbst. Dabei benutze ich am liebsten das, was ich bereits besitze, arbeite also mit wenig Spezialzubehör. Ihr könnt euch hier auf viele Anleitungen für eine anspruchsvolle, handwerkliche Verarbeitung freuen, wie ich sie in meiner Ausbildung gelernt habe – abgucken von den Profis also.
Gerne nehme ich auch Vorschläge entgegen, wenn ihr konkrete Wünsche für Tutorials habt – ab damit in die Kommentare!
Den Anfang mache ich mit einer Anleitung für (fast) unsichtbare Säume mit Blindstich.
Saum mit Blindstich nähen – so geht’s
Bevor es ans eigentliche Nähen geht, muss der Saum vorbereitet werden: Bügelt die Saumzugabe auf die linke Seite und versäubert die Kante, wenn sie noch offen ist. Ob ihr dabei einen Zickzack- oder Overlockstich nehmt, ist egal. Hauptsache, die Kante ist gegen das Ausfransen geschützt.
Bei diesem Beispiel nähe ich den Saum einer Hose. Um bei Säumen mit geringer Weite besser arbeiten zu können, nehme ich den Nähtisch mit der Zubehörbox ab. Für Säume von engen Hosen und Ärmeln ist der Freiarm besser zum Arbeiten geeignet.
Setzt den Blindstichfuß ein und wählt den Blindstich aus. Bei meiner bernette 38 ist das Nummer 9. Das Symbol sieht aus wie ein Zickzackstich mit geraden Stücken zwischen den Zacken, siehe Bild.
Der Saum wird auf der linken Seite des Stoffs genäht, eventuell müsst ihr also das Kleidungsstück auf links wenden. Legt den Saum so auf die Stichplatte, dass die linke Seite oben ist…
… und klappt die Saumzugabe dann um, sodass sie auf der Stichplatte liegt. 0,5 – 0,7 cm der Saumzugabe sollten noch hervor schauen.
Achtet auch darauf, dass die Schichten wirklich ganz glatt liegen, sich keine Mehrweite einschiebt und nicht verrutscht. Das sieht sonst später unschön aus und wirft Falten.
Wenn ihr euch unsicher seid, steckt die Saumzugabe auf halber Höhe von rechts fest, bevor ihr die Schichten umklappt.
Das Nähen des Blindstichs sollte so aussehen wie auf dem Bild oben. Der Abstandhalter (hier in Weiß) läuft an der Bruchkante entlang.
Ihr erinnert euch: der Blindstich besteht aus geraden Stücken mit Zickzack-Stichen in regelmäßigem Abstand. Der linke Teil des “Lagensandwichs” wird immer nur bei den Zickzack-Stichen mit erfasst. Die geraden Stiche verlaufen auf der Saumzugabe (rechts mit Overlock-Kante).
Wenn ihr fertig seid, könnt ihr den Saum wieder glatt streichen.
Der weiße Abstandhalter meines bernette-Blindstichfüßchens lässt sich verstellen. Somit fasst der Blindstich mehr oder weniger Stoff mit. Im Bild oben war der Abstand bei den Stichen nicht richtig eingestellt, die “Spitze” des Zickzackstichs saß zu weit von der Bruchkante entfernt. Dadurch sind die Stiche nicht nur punktuell sichtbar, sondern bilden solche Striche. Wenn ihr auf das Bild klickt und es in der vergrößerten Ansicht aufruft, seht ihr noch besser, was ich meine.
Links habe ich den Abstand der Führungskante durch Drehen der Schraube verändert. Jetzt wird wirklich nur ein winziger Teil des Stoffs vom Zickzack-Stich erfasst.
Die richtigen Einstellungen für den Blindstich finden
Ich rate euch, die Einstellung erst an einem Stoffrest auszuprobieren. Der Abstand sollte so eingestellt sein, dass die Zacken die Stoffschicht gerade noch so erfassen. Nur so wird der Blindstich auf der rechten Seite fast unsichtbar, bei guter Einstellung sind bei genauem Hinsehen nur kleine Punkte zu sehen.
Die Fadenspannung sollte etwas lockerer sein als beim normalen Nähen. Ist sie zu fest, werden die Lagen später sehr straff zusammen gehalten. Es sieht dann aus, als würden sich punktuell winzige Krater bilden. Eine gute Einstellung ist von Stoff zu Stoff verschieden. Auch hier solltet ihr erst an einem Reststück probieren, was gut aussieht. Dickere Stoffe verlangen nach einer lockereren Fadenspannung als dünne.
Im Bild unten sieht man gut, wie die Saumzugabe festgehalten wird. Die Spitzen des Zickzacks fassen den Stoff nur ganz knapp, die lockere Fadenspannung verhindert, dass die Stiche zu fest sind.
Mit farblich abgestimmtem Garn ist der Saum dann wirklich kaum wahrnehmbar. Selbstverständlich könnt ihr auch eine Kontrastfarbe wählen, denn die kleinen punktuellen Stiche in regelmäßigem Abstand können auch etwas Dekoratives haben. Wenn die Stiche sichtbar sein können, könnt ihr auch mit dem Abstand herum probieren, so dass diese eventuell größer ausfallen. Erlaubt ist schließlich, was gefällt.
Die Hose habe ich übrigens auf meinem Blog vorgestellt: Marlene-Hose nach Burda Style 01/17. Die Saumstiche fallen nur auf, wenn man wirklich genau hinsieht.
Gibt es irgendwas, von dem ihr schon immer wissen wolltet, wie die Verarbeitung funktioniert? Hinterlasst mir einen Kommentar, oder schreibt mir z.B. auf Instagram!
Danke für diese tolle Erklärung. Mir fehlte bisher die Vorstellung davon, was bei einem Blindstich passiert und wie der Saum gefaltet werden soll. Nun ist es für mich nachvollziehbar und ich werde mich mit diesem Blindstich ausprobieren. Vielen Dank 🙂
Super erklärt danke
Danke für die Beschreibung! Meine Frage bezieht sich auf den Naht-Anfang und das -Ende: Wie ist das mit dem Verriegeln???
Freue mich auf Ihre Hilfe in diesem Punkt.
Danke und Gruß
Hallo Ilona,
welche Naht meinst du genau? Verriegeln bezieht sich auf das Sichern der Naht, also einfach zwei-/dreimal hin und her nähen. 🙂
Gut – danke – wusste nicht, dass das auch mit dem/ trotz des anderen Blindstichfußes funktioniert…Liebe Grüße
Du kannst dafür auch den Geradstich einstellen.
Ich hab’s nie so richtig verstanden … Super erklärt, vielen Dank!
Hallo Ilka,
na, jetzt aber hoffentlich schon! 🙂 Vielen Dank, das freut mich!
Herzlich willkomen und danke für den tollen Beitrag.
LG
Vielen lieben Dank für die nette Begrüßung! 🙂