In dieser Anleitung zeige ich euch ausführlich, wie ihr relativ einfach wunderschöne Paspel-Knopflöcher in euer neues Kleidungsstück nähen könnt.
Tutorial – Paspel-Knopflöcher nähen
Das Schwierige an den Paspel-Knopflöchern ist eigentlich immer nur, dass alle Paspel-Knopflöcher gleichmäßig werden. Damit das der Fall ist, habe ich mir einfach eine Stick-Datei mit meiner BERNINA Sticksoftware 8 digitalisiert. Das heisst, ich lasse mir meine Paspel-Knopflöcher von meiner Stickmaschine nähen. Damit das bei euch auch so schön wird, stelle ich euch diese Datei gerne als Freebie zur Verfügung.
Falls ihr keine Stickmaschine habt, zeige ich euch ganz unten, wie das Paspelknopfloch auch ohne Stickdatei schön wird.
Ich arbeite die Paspelknopflöcher in mein Dirndl ein, an dem ich euch schon gezeigt habe, wie man eine Paspel einnäht und wie ihr die klassische Schnurstepperei und die feine Schnurstepperei nähen könnt.
Material zum Nähen der Paspel-Knopflöcher
- ein noch nicht fertiges Dirndl-Oberteil (oder jedes andere Wunsch-Oberteil)
- Stoffstreifen – farblich abgesetzt
- Baumwoll-Gewebeeinlage z.B. G700 oder G 740
- Stickvlies ausreissbar
- Stickrahmen: Oval Hoop oder Maxi Hoop oder Mega Hoop
- verwendetes Nähgarn: POLY SHEEN von Mettler
- Nahttrenner
- Spitze kleine Schere
- Bügeleisen
Kostenloses Stickmuster für die Paspel-Knopflöcher
Klickt auf den folgenden Link, um die Stick-Datei “Mei-Dirndl-Paspel-Knopfloch” herunter zu laden.
Vorbereitende Arbeiten
Streifen zuschneiden
- Auf die rechte Seite von meinem Dirndl-Oberteil passen neun Paspel-Knopflöcher.
- Die Knopflöcher sind 2 cm breit.
- Der Abstand zwischen den einzelnen Knopflöchern ist 3 cm.
- Für jedes Paspel-Knopfloch braucht ihr zwei Streifen á 4/3 cm.
- Das bedeutet, ihr schneidet für 9 Knopflöcher 18 Streifen á 4/3 cm aus einem farblich abgesetzten Stoff zu.
- Die Rückseite ist bereits mit der Gewebeeinlage bebügelt.
Bei einem Paspel-Knopfloch werden auf der Stoff-Oberseite zwei Stoffstreifen einmal oberhalb und einmal unterhalb des künftigen Einschnittes aufgenäht und umgebügelt. Das heisst, das Knopfloch ist von einem Alternativ-Stoff umrandet. Gleichzeitig muss das Kleidungsstück gefüttert werden, weil man sonst auf der Rückseite die Reste des Stoffstreifens sieht. In der Endkonsequenz muss dann auch auf der Rückseite ein “normales Knopfloch” eingearbeitet werden, damit der Knopf natürlich komplett durch das ganze Kleidungsstück geführt werden kann.
Vorderteil markieren
Ich lege mir mein Dirndl-Oberteil bereit. Hier habe ich auf die Rückseite bereits eine Baumwoll-Gewebeeinlage aufgebügelt. Wichtig ist, dass die Vorderteile einen angeschnittenen Beleg (mindestens 4, besser 5 cm) haben. Diesen Beleg habe ich zur besseren Übersicht bereits umgebügelt.
Die Stickdatei stickt zuerst die “normalen Knopflöcher” auf dem Beleg meines Dirndl-Oberteiles. Da der Beleg später umgeklappt wird und praktisch einen Teil des Futters darstellt, kann ich sicherstellen, dass die normalen Knopflöcher auf gleicher Höhe wie die paspolierten Knopflöcher sein werden. Aber langsam, alles der Reihe nach.
- Nachdem die normalen Knopflöcher einen Zentimeter vom “Bügelknick” entfernt beginnen und zwei Zentimeter breit sind, zeichne ich mir mit Kreide eine senkrechte Linie drei Zentimeter vom Bügelknick entfernt auf den Beleg.
- Dann markiere ich mit einem Querstrich das oberste Knopfloch. Der Kreuzungspunkt daraus ist mein rechtes oberes Musterende.
Vorderteil korrekt im Stickrahmen positionieren
Die Stickdatei braucht einen Rahmen, der mindestens 24 cm hoch ist. Ich verwende den Mega-Hoop. Diesen bespannt Ihr mit ausreißbarem Vlies.
Ich zeichne mir auf dem Stickvlies die Mittellinie mit einem Kugelschreiber an. Nun könnt ihr das Oberteil korrekt auflegen, das bedeutet, dass ihr den “Bügelknick”, auf die Mittellinie auflegt und alles mit Stecknadeln feststeckt.
Korrektes Aufsticken/Aufnähen Paspelknopfloch
- Das Stickmuster in die Stickmaschine hochladen
- Die genaue Positionierung vornehmen. Hierzu die rechte obere Ecke auf dem Raster im Bearbeiten-Feld der Maschine anwählen und die Nadel entsprechend positionieren.
- Jetzt stickt die Maschine die erste Sequenz. Das sind die “normalen Knopflöcher” auf dem Beleg.
- Als nächstes stickt die Maschine alle späteren “Schnittlinien” der Knopflöcher.
- Jetzt wird es spannend. Bisher hat die Maschine alles selbständig gemacht. Jetzt müsst ihr davor sitzen bleiben und immer wieder einen Stoffstreifen auf das Stickgut platzieren. Das funktioniert wunderbar, weil die Stick-Datei nach jeder Sequenz stoppt. Ihr habt genügend Zeit, den passenden Streifen aufzulegen und wieder auf “Start” zu drücken.
- Nehmt einen von den 18 Stoffstreifen und legt ihn oberhalb und mittig rechts auf rechts an die gestickte Schnittlinie.
- Die Stickmaschine starten. Jetzt fixiert die Maschine den Streifen für die obere Paspolierung.
- Jetzt legt ihr ein weiteres Stoffstück unterhalb der gestickten Schnittlinie und startet die Maschine. Sie fixiert dieses Stoffstück für die untere Paspolierung des Paspel-Knopfloches.
- Weiter geht es wieder mit dem Streifen oberhalb der nächsten Schnittlinie.
Achtung: Bitte aufpassen, dass die bereits angenähten Streifen weg gehalten werden, wenn der nächste Streifen positioniert und aufgenäht wird.
- Nach und nach alle 9 Schnittlinie der Paspel-Knopflöcher mit jeweils einem Streifen oberhalb und unterhalb fixieren.
- Alle Streifen sind fixiert. Die Näharbeit (Stickarbeit) ist fertig. Den Stoff aus dem Rahmen nehmen und die Einlage weg reissen oder schneiden.
Paspel-Knopflöcher einschneiden
Bevor ihr die einzelnen Streifen umbügeln könnt, müssen wir zuerst das Paspel-Knopfloch einschneiden.
- Mit einem guten Nahttrenner von der Rückseite aus die gestickte “Schnittlinie” vorsichtig aufschlitzen.
- Am Anfang und am Ende jeweils mit der Schere einen “Y-Schnitt” machen. Das heisst, jeweils einen Schnitt zum rechten und linken Endpunkt der Naht setzen.
Achtung: Bitte die Stoffstreifen auf der Vorderseite mit den Fingern weghalten und NICHT mit einschneiden. - Weiter alle Paspel-Knopflöcher mit dem Nahttrenner einschlitzen und mit der Schere die Y-Schnitte bis zum Nahtende setzen.
Gut gebügelt ist schon halb gewonnen
Jetzt kommt ein wichtiger Arbeitsschritt. Damit die paspolierten Knopflöcher auch gleichmäßig und schön werden, müssen die Streifen gut und sauber ausgebügelt werden. Am besten nehmt ihr hierzu das Ärmelbügelbrett, falls vorhanden. Ich zeige euch das Bügeln in drei Schritten:
Bügelschritt Nr. 1
- Zuerst von der Oberseite aus die zwei Streifen über die jeweilige Ansatznaht nach oben bzw. unten bügeln. Beginnt am besten mit dem untersten Paspel-Knopfloch, damit ihr dann beim obersten Knopfloch schon der Bügelprofi seid 🙂
- Jetzt bitte die beiden Streifen durch den Einschnitt nach hinten ziehen. Falls der Streifen sperrt, habt ihr den Y-Schnitt nicht weit genug gemacht. (Bitte nachkorrigierten).
Bügelschritt Nr. 2
- Im zweiten Bügelschritt müsst ihr von der Rückseite aus die Nahtzugaben der einzelnen Streifen auseinander bügeln.
- Nachdem die Naht auseinander gebügelt ist, den Streifen wieder genau um den Betrag der oberen Nahtzugabe nach unten klappen und bügeln.
- Die Nahtzugabe des oberen Streifen ebenfalls auseinander bügeln und um den Betrag der Nahtzugabe nach oben klappen und bügeln.
- Von der Vorderseite kontrollieren, ob die Streifen gleichmäßig umgebügelt sind. Bei Ungleichheit noch ein wenig von hinten korrigieren.
Bügelschritt Nr. 3
- Von der Vorderseite sind jetzt noch die “Y”-Ecken zu sehen. Diese Dreiecke werden nach hinten gelegt und ebenfalls gebügelt.
Finale Naht bei den Paspel-Knopflöchern
Die Dreiecke müssen fest genäht werden. Dazu klappt ihr euch die Belegseite nach links um. Jetzt kann man das rechte Dreieck ganz knapp am Umbruch festnähen. Ebenso mit dem linken Dreieck verfahren.
Jetzt haben wir ein fertiges Paspel-Knopfloch
Ich empfehle euch, immer nur ein Paspel-Knopfloch zu bügeln und gleich die Ecken festzunähen. Die nur gebügelten Knopflöcher sind sehr fragil und sollen durch das sofortige Festnähen der Ecken ihre Form halten.
Wenn alle Paspel-Knopflöcher gebügelt und die Ecken abgenäht sind, müsst ihr nur noch auf der Rückseite rechts und links den überflüssigen Stoff ein wenig zurück schneiden und die normalen Knopflöcher mit dem Nahttrenner aufstechen.
Wenn der Beleg wieder zurück nach hinten geklappt ist, liegen die Paspel-Knopflöcher und die entsprechenden normalen Knopflöcher der Rückseite genau aufeinander. Diese beiden Lagen werden NICHT miteinander verbunden.
Und fertig sind die wunderschönen und gleichmäßig genähten Paspel-Knopflöcher. Das rechte Vorderteil ist nun bereit für die weitere Verarbeitung.
Und jetzt noch im Schnelldurchlauf für euch das
Paspel-Knopfloch ohne Stickmaschine
- An eurem rechten Vorderteil die Markierungslinien erst mit Kreide jeweils einen Zentimeter rechts und links der vorderen Mitte (Bügelknick) anzeichnen.
- Das Knopfloch mit zwei Zentimeter Durchmesser parallel zur ersten Linie ebenfalls anzeichnen.
- Im Anschluss diese Linien mit einem großen Stich nähen. Diese Naht wird am Ende wieder weg getrennt. Sie hilft euch aber für das korrekte Annähen der einzelnen Streifen.
- Nun alle drei Zentimeter mit Kreide einen Querstrich für den späteren Einschnitt markieren und mit normaler Stichlänge nähen.
- Die vorbereiteten Streifen jeweils oberhalb und unterhalb der Querlinie (Einschnittlinie) Füßchenbreit annähen. Bitte nicht darüber hinaus nähen.
- Ich nehme hierzu das BERNINA-Füßchen Nr. 20. Dieses hat am rechten und linken Rand drei Markierungskerben. Diese helfen euch, die Streifen ganz genau im Raster anzunähen.
- Hier kommt noch ein kleiner Überblick von der Rückseite meines Vorderteiles
- Die folgenden Schritte findet ihr weiter oben ab dem Punkt “Paspel-Knopflöcher einschneiden”.
- Zum Schluss müsst ihr natürlich auch noch gegengleich das normale Knopfloch auf den Beleg nähen, bevor ihr das Vorderteil weiter verarbeitet.
Ich wünsche euch viel Erfolg beim nacharbeiten. Wenn ihr Fragen habt, meldet euch gerne.
Herzliche Grüße
Andrea von Mei-Dirndl
Dirndl-Nähkurse
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Eine feine Anleitung – die aber ein wenig umständlich ist. Bei Herren Sachen werden die Knopflöcher gleichfalls im Paspel gearbeitet – mache die aber aus einem Stück Besatzstoff, wird knapp in Augenknopflochform abgenäht – dann mittig aufgeschnitten, verstürzt und der Besatzstoff (Kragenbelag) wird knapp kantig von Hand angenäht.
Braucht ein bissl Zeit – aber die Knopflöcher sind wunderschön und passend zur Joppe/Janker.
Danke für die ausführliche Anleitung! Das Ergebnis sieht wunderbar aus!
Ach das freut mich sehr liebe Eva. Jetzt haben wir ja alle mehr Zeit zum Nähen, wenn man sonst nichts anderes machen darf. Da kann viele neue Sachen ausprobieren. Liebe Grüße aus München
Liebe Andrea, das ist ja ein toller Beitrag. DANKESCHÖN dafür!!!
LG, Anita
Liebe Anita, vielen Dank, das freut mich, wenn ihr es auch umsetzen könnt. Nähst Du auch Dirndl und/oder auch alles andere?
Liebe Grüße, Andrea
Liebe Andrea,
ich schliesse mich der Meinung von Irmgard Heisenberg an und bedanke mich für die ausführliche Anleitung zu Knopflöchern, die häufig kleine Angstgegner sind.
Ganz herzliche Grüße und alles Gute für 2021
Erika
Ja liebe Erika, das Paspel-Knopfloch ist so schön aber eigentlich gar nicht so schwer. Ich freue mich, wenn ihr es jetzt auch umsetzten könnt.
Liebe Grüße
Hallo Andrea, ich wünsche Dir ein gesundes, glückliches und kreatives 2021.
Wie immer bin ich begeistert von Deinem Beitrag. Er ist leicht verständlich und gut nach zu arbeiten.
Herzlichen Dank
Irmgard H.
Liebe Irmgard, herzlichen Dank für Deine Nachricht. Das freut mich sehr und spornt mich an, gleich den nächsten Beitrag rund ums Dirndl-Nähen zu schreiben.
Ich wünsche Dir auch ein gutes und gesundes neues Jahr mit vielen schönen Nähstunden
Liebe Grüße
Andrea